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Vom Leben, Denken und Schaffen eines Großen unseres Volkes

Aus der Treue, die ich geschworen hatte, wurde ein tief inneres Gefühl der Hingabe.

Diese Hingabe war es – zusammen mit seiner Genialität, seiner Selbstlosigkeit und Pflichtauffassung seinem Volk gegenüber -, die Ludendorff zur Meisterung von Aufgaben befähigte, deren außergewöhnliche Ausmaße einen außergewöhnlichen Charakter, außergewöhnliche Begabungen und außergewöhnliche Kraft erforderte.

Nicht nur war ihm aufgegeben, mit zahlenmäßig weit unterlegenen Kräften Deutschland vor dem Würgegriff seiner gut gerüsteten Feinde zu bewahren, die es umringten. Er hatte auch noch mit der Berliner Regierung um Zuarbeit zu ringen sowie ungerechtfertigte, ja absurde Schuldzuweisungen und Diffamierungen ohne Zahl zu ertragen.

Wäre nicht jeder andere Mensch unter dieser Last zerbrochen?

Angesichts seiner Berufung 1916 in die Oberste Heeresleitung als Erster Generalquartiermeister gemeinsam mit Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg als seinem – geistig und charakterlich unterlegenen – Vorgesetzten, hält er in seinen Kriegserinnerungen (S. 187) rückblickend fest:

Meine Stellung war eine undankbare, dessen war ich mir voll bewußt; ich trat sie an mit dem heiligen Streben, nichts anderes zu tun und zu denken, als den Krieg zu einem siegreichen Ende zu führen. Hierzu allein waren der Generalfeldmarschall und ich berufen worden.

Die Aufgabe war von ungeheurer Größe. Das schwere Gefühl der Verantwortung hat mich nicht einen Augenblick verlassen.

Das Arbeitsgebiet war mir zum Teil vollständig neu und ungemein vielseitig, die Arbeitslast ganz ungewöhnlich. Schwereres war noch nie plötzlich einem Menschen durch das Schicksal auferlegt worden. Gesenkten Hauptes bat ich Gott den Allwissenden, mir Kraft für mein Amt zu verleihen.

Der Feldherr

Doch zurück nach Ostpreußen im Jahr 1914!

Im Osten: im Hauptquartier in Lötzen 1915

Ludendorff hatte sich bereits bei seinem „Handstreich auf Lüttich“ und als „Sieger von Tannenberg“ glänzend bewährt und Weltruhm erlangt. Wie hatte er diese Sieges-Wunder mit einem zahlenmäßig weit unterlegenen deutschen Heer gegen eine Übermacht von Feinden vollbringen können? Er schreibt a.a.O. auf Seite 36-37:

Major Valdivia, der treffliche spanische Militärattaché während des Krieges, fragte mich im Oktober 1914 bei seinem ersten Besuch im Hauptquartier in Posen, ob die Schlacht bei Tannenberg nach einem lange feststehenden Plan geschlagen worden sei. Ich mußte dies verneinen. Er war verwundert; viele, auch er, hatten es angenommen.

Ein Aufmarsch kann und muß eine lange Zeit vorbereitet sein. Die Schlachten im Stellungskriege erfordern etwas Ähnliches. Im Bewegungskriege und bei der Schlacht aus dem Bewegungskriege heraus wechseln die Bilder, die sich der Führer zu machen hat, in bunter Reihenfolge. Da muß er sich nach seinem Gefühl entschließen:

Das Soldatenhandwerk wird zur Kunst und der Soldat zum Feldherrn.

An anderer Stelle (a.a.O., S. 41) teilt er mit:

Der Feldherr des 1. Weltkrieges: Erich Ludendorff

Auf den Führer stürmt viel ein. Er muß gute Nerven haben. Der Laie glaubt zu leicht, im Kriege wäre alles nur ein Rechenexempel mit bestimmten Größen. Es ist alles andere, nur das nicht. Es ist ein gegenseitiges Abringen gewaltiger unbekannter physischer und seelischer Kräfte, und zwar um so schwieriger, je größer die eigene Unterlegenheit ist. Es ist ein Arbeiten mit Menschen von verschiedener Charakterstärke und mit eigenen Gedanken. Der Wille des Führers allein ist der ruhende Pol.

Alle Männer, die Führungsmaßnahmen kritisieren, sollten erst Kriegsgeschichte lernen, sofern sie nicht den Krieg in Führerstellen mitgemacht haben. Ich möchte ihnen wünschen, einmal selbst eine Schlacht leiten zu müssen. Sie würden bei der Unklarheit der Lage und den gewaltigen Anforderungen vor der Größe der Aufgabe erschrecken und – bescheidener werden.

Nur das Staatsoberhaupt, der Staatsmann, der sich zum Krieg entscheidet, trägt, wenn er dies klaren Herzens tut, gleiches und mehr als der Feldherr. Bei ihm handelt es sich um einen einzigen gewaltigen Entschluß, an den Führer [den Feldherrn] treten sie täglich und stündlich heran. Von diesem hängt dauernd das Wohl und Wehe vieler Hunderttausende, ja ganzer Nationen ab.

Es gibt für einen Soldaten nichts Größeres, aber auch nichts Schwereres, als an der Spitze einer Armee oder des ganzen Feldheeres zu stehen.

Nach einem solchen Sieg, wie dem von Tannenberg, geht es dem Feldherrn ganz anders als von Laien gedacht:

Eine der glänzendsten Schlachten der Weltgeschichte war geschlagen. Truppen hatten die Tat vollbracht, die seit Wochen, zum Teil unglücklich, gefochten hatten. Das war nur unseren Heereseinrichtungen im Frieden zu danken. Die Schlacht ist für Führer und Truppen, für Offizier und Mann, für das ganze Vaterland ein Ruhmesblatt.

Deutschland und Österreich-Ungarn jubelten – die Welt schwieg …

Ich konnte mich des gewaltigen Sieges nicht aus vollem Herzen freuen; die Nervenbelastung … war zu schwer gewesen. Wir waren aber stolz auf die Schlacht. Durchbruch und Umfassung, kühner Siegeswille und einsichtige Beschränkung hatten diesen Sieg zuwege gebracht.

… Ich dachte an General Graf v. Schlieffen und dankte diesem Lehrmeister.

In der protestantischen Kirche zu Allenstein sagten der General v. Hindenburg und ich Gott dem Allmächtigen tiefbewegt Dank.

Mir blieb kein Augenblick Zeit, mich zu entspannen. Ich mußte die Gruppierung der Armee für den weiteren Feldzug vorbereiten. Es war eine ungemein schwere Aufgabe, die eine Schlacht zu Ende zu schlagen und die nächste vorzubereiten.

Kriegsende 1918

Ludendorffs Entlassung

An Wilson war am 20. Oktober 1918 eine 3. Note der Reichsregierung abgegangen:

In der dritten Antwortnote der deutschen Regierung auf den Friedensappell von US-Präsident Thomas Woodrow Wilson wird betont, das Deutsche Reich sei bereits eine Demokratie. Damit sei Wilsons grundlegende Bedingung für den Abschluß eines Waffenstillstandes erfüllt. (chroniknet)

Entgegen dieser Note unterschrieb Hindenburg ohne Wissen Ludendorffs ein Telegramm an die Armee, das der 3. Note der Regierung an Wilson widersprach:

Zur Bekanntgabe an alle Truppen.

Ihr Inhalt entsprach zwar der allgemeinen Auffassung des Großen Hauptquartiers, daß die Forderungen Wilsons nach militärischer Kapitulation des Reiches nicht annehmbar und daher weiterzukämpfen sei, machte aber Ludendorff, als er von ihr Kenntnis erhielt, wegen der anderslautenden Note an Wilson stutzig. Er fragte den Überbringer des Telegramms,

ob die Tendenz des Befehls wirklich mit den Anschauungen der Regierung übereinstimme. Er antwortete mir bejahend. Der Befehl entspräche den Ausführungen, die den Vertretern der Presse im Auswärtigen Amt durch Oberst v. Haeften und Geheimrat v. Stumm gemacht waren. Ich war wieder einmal hoffnungsfreudig und gab nun auch mein Signum.

Ludendorff war getäuscht worden.

Bei den Reichstagsverhandlungen am 25. mittags ergoß sich eine Sturmflut der Entrüstung über die Oberste Heeresleitung. Die Regierung rührte nicht einen Finger zu ihrer Verteidigung, obschon sie zur Stunde noch Autorität für ein gewaltiges Heer war.

Ich bekam erst am 25. spät abends Nachricht von diesem Vorgang.

… Inzwischen hatte aber die Entstellung der Tatsachen ihren Zweck erfüllt; ich war entlassen.

Die Unterredung am 25. im Reichsamt des Innern endigte nach 1 1/2 bis 2 Stunden. Im Flur erwarteten mich General v. Winterfeldt und Oberst v. Haeften. Ich konnte ihnen nur in tief innerer Erregung sagen:

„Es ist nichts mehr zu erhoffen. Deutschland ist verloren!“

Auch diese Herren waren erschüttert.

… Später erfuhr ich, daß Prinz Max bei Seiner Majestät für den Fall meines Verbleibens die Kabinettsfrage gestellt haben soll.

Der Kaiser war im Vergleich zum Vortage wie umgewandelt, er äußerte, nur zu mir sprechend, sich namentlich gegen den Armeebefehl vom 24. abends.

Es folgten einige der bittersten Minuten meines Lebens.

Ich sagte Seiner Majestät in ehrerbietiger Weise, ich hätte den schmerzlichen Eindruck bekommen, daß ich nicht mehr Sein Vertrauen besäße und daher alleruntertänigst bäte, mich zu entlassen. Seine Majestät nahm das Gesuch an.

Ich fuhr allein zurück … Ich sagte nach der Rückkehr in das Generalstabsgebäude meinen Herren, … in 14 Tagen hätten wir keinen Kaiser mehr. … Am 9. November waren Deutschland und Preußen Republik.

Seine Vorhersage stimmte auf den Tag genau.

Der Zusammenbruch Deutschlands

Ludendorff schildert das Unfaßliche a.a.O. auf S. 618 ff.:

Anfang November brach die von der Unabhängigen Sozialdemokratie vorbereitete Revolution zunächst in der Marine aus. Die Regierung des Prinzen Max fand nicht die Kraft, die anfangs nur örtlichen Umsturzbewegungen russischen Musters im Keime zu ersticken. Ihr entglitt jede Führung; sie ließ den Dingen ihren Lauf.

Am 9. November mittags 12 Uhr verkündete Reichskanzler Prinz Max eigenmächtig die Abdankung des Kaisers. Die alte Regierung erließ an die Truppen Befehle, die einem Verbot des Waffengebrauchs gleichkamen. Unmittelbar darauf verschwand sie.

aus der Zeitschrift Truth Christmas Number, December 25, 1890

Der Kaiser sah sich vor die vollendete Tatsache gestellt. Auf den Rat hin, der ihm im Großen Hauptquartier in Spaa [von Generalfeldmarschall v. Hindenburg entsprechend dem in der britischen Truth veröffentlichten Plan von 1890] erteilt wurde, ging er nach Holland. Der Kronprinz folgte ihm, nachdem sein vorbehaltloses Angebot weiteren Dienstes in Berlin abgelehnt war. Die Bundesfürsten traten ab.

Am 9. November sank Deutschland, bar jeder festen Hand und bar jeden Willens, seiner Fürsten beraubt, wie ein Kartenhaus zusammen.

Wofür wir gelebt und jetzt wiederum vier schwere Jahre lang geblutet hatten, verschwand. Wir hatten kein Vaterland mehr, auf das wir stolz sein konnten. Die staatliche und gesellschaftliche Ordnung wurde vernichtet. Jede Autorität hörte auf.

Chaos, Bolschewismus und Terror, undeutsch ihrem Wort und Wesen nach, hielten ihren Einzug in das deutsche Vaterland. Arbeiter- und Soldatenräte waren in der Heimat in langer planmäßiger unterirdischer Arbeit vorbereitet und geschaffen …

Die Mehrzahl der Ersatztruppenteile, in denen der Umsturzgedanke schon lange Boden gewonnen hatte, trat auf Seite der Revolutionäre.

Die Etappenformationen, dabei die Truppen der besetzten Gebiete im Osten und Westen, unter denen die Umwälzung ebenfalls wohl vorbereitet war, vergaßen Zucht und Ordnung; sie drängten plündernd in wilder Kopflosigkeit nach Haus. …

Die neuen Gewalthaber und ihre bürgerlichen Mitläufer verzichteten auf jeden Widerstand und unterschrieben ohne Rechtstitel unsere Kapitulation auf Gnade und Ungnade einem unerbittlichen Feinde

Männer, die sich vor dem Feinde tadelfrei gehalten hatten, gaben im Nervenzusammenbruch dieser Tage Heer und Vaterland preis und dachten nur an sich. Auch Offiziere waren dabei, die ihre Standespflichten und ihre geschichtliche Mission beiseite schoben.

Wir erlebten Szenen, wie sie seit 1806 kein Preuße mehr für möglich hielt. Um so höher ist die Treue des Offiziers, Unteroffiziers und Mannes zu bewerten, der sich auch unter den neuen Verhältnissen in alter Gesinnung zur Verfügung des Vaterlandes hielt.

Überall wurde Heeresgut verschleudert und die Verteidigungskraft des Vaterlandes vollends zerstört. Unermeßliche Werte gingen verloren.

Das stolze deutsche Heer, das vier Jahre dem überlegenen Feinde siegreich widerstanden, in der Geschichte noch nie Gesehenes vollbracht und die Grenzen der Heimat geschützt hatte, verschwand …

Die von Deutschen vollzogene Zertrümmerung der deutschen Wehrmacht war ein Verbrechen und von einer Tragik, wie sie die Welt noch nie gesehen hatte …

Deutschland ist durch eigenes Verschulden tief gebeugt …

  • beraubt an Gebieten und Volksteilen, die ihm seit vielen Menschenaltern angehören.
  • Es verliert seine Kolonien.
  • Seine Wehrkraft ist ihm genommen …
  • Deutschlands Handelsflotte verschwindet vom Weltmeer.
  • Seine wirtschaftliche Kraft ist gebrochen, was übrig geblieben, unter des Siegers Aufsicht gestellt …
  • Die Kontributionen, die wir zu zahlen haben, sind unerschwinglich.
  • … die Revolution … leistet der Arbeitsunlust Vorschub und vernichtet das Gefühl, daß Arbeit noch mehr bietet als Geldverdienst. Sie behindert die Betätigung schaffender Kräfte und streicht alles Persönliche. Sie setzt dafür Massenherrschaft und Mittelmäßigkeit …
  • Die gesunkene Moral des Volkes treibt haltlos in der „Freiheit“ der Revolution; die niedrigen Instinkte des Menschen suchen sich unbeschränkt und ohne jede Rücksicht auszuleben.
  • Überall herrschen Unordnung, Arbeitsscheu, Trug und Übervorteilung, dabei an vielen Stellen der widerlichste Genußtaumel …
  • Deutschland bietet ein grauenvolles und würdeloses Schauspiel, das unsagbare Trauer in jedem deutschfühlenden Herzen auslöst, beim Feinde und Neutralen aber Verachtung erweckt.
  • Deutsche Männer treten auf und klagen Deutschland vor dem Feinde angeblicher Schandtaten an, um ihm zu gefallen und Milde von ihm zu erbetteln.
  • Deutsche Männer, die treu dem Vaterlande gedient, werden von seiner Regierung dem Feinde ausgeliefert, um dessen Triumph zu dienen.

Das war der Tiefstand unserer Selbsterniedrigung, die mit Scham und Ekel vor dem deutschen Volk erfüllt. Durch die Revolution haben sich die Deutschen zu den Parias unter den Völkern gemacht.

Bei diesem Tiefstand war die sich steigernde Hetze und die immer eifriger betriebene Aufhäufung von Schuldzuweisungen gegen Ludendorff nur noch das Tüpfelchen auf dem I der Selbsterniedrigung des deutschen Volkes. Treibende Kräfte waren allerdings jüdische Menschen gewesen wie Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Kurt Eisner sowie Walter Rathenau, der bekannte:

Es ist uns noch im letzten Augenblick gelungen, alle Schuld auf Ludendorff zu werfen.

Da war es schon nicht mehr erstaunlich,

daß der Mann, der mir seinen Ruhm verdankt, der General v. Hindenburg, dazu schwieg, obschon er darum angegangen war, dieser Hetze entgegenzutreten.

Das Blatt der SPD, der Vorwärts, hatte sich bereits am 20.10.18 zum Ziel der linken Kräfte – damals schon die „Guten“ – bekannt:

Deutschland soll, das ist unser Wille als Sozialdemokraten, seine Flagge für immer streichen, ohne sie das letztemal siegreich heimgeholt zu haben.

Ludendorff auf Hesleholmgard/Schweden

Ludendorff war in Berlin in der Keithstraße in einer Pension untergekommen, als ein höherer Offizier der Nachrichtenabteilung des stellvertretenden Generalstabes bei Ludendorff erschien und ihm riet,

aus Sicherheitsgründen die Pension zu verlassen, da Anschläge gegen mich geplant seien. Auch die Inhaberin der Pension bat mich im Namen der anderen Gäste darum. (Lebenserinnerungen, 1. Band, S. 28-29)

Ludendorff folgte der Anregung, ins Ausland zu gehen,

da ein Eingreifen meinerseits in die Lage völlig zwecklos gewesen wäre und ein Schreiben der Kriegserinnerungen in Deutschland unter den geschilderten Verhältnissen mir nicht möglich erschien, es hätte dazu die äußere Ruhe gefehlt. (a.a.O., S. 33)

Es drängte ihn, seine Kriegserinnerungen zu schreiben.

Ich hatte den heißen Wunsch, recht bald dem zusammengebrochenen Volke und dem zusammenbrechenden Heere die Leistung zu schildern, die es im Weltkriege vollbracht hatte, um ihnen damit über die Tagesereignisse hinaus den Zusammenhang mit ihrer großen Vergangenheit zu erhalten, aus der allein in der Zukunft ein starkes Volksleben gestaltet werden könnte. (Lebenserinnerungen, 1. Band, S. 30)

Und nun vollbrachte Ludendorff das zweite Wunder seines Lebens: Er schrieb trotz all der Enttäuschungen, die er erleben mußte, in der Stille von Hesleholmgard, dem Gut des Herrn Oolsen in Schweden, im November 1918 beginnend, innerhalb von drei Monaten sein 622 Seiten umfassendes Werk, größtenteils aus dem Gedächtnis.

Ludendorff im Lichte eines Kampfgefährten, des Kronprinzen Wilhelm

Kronprinz Wilhelm (Ausschnitt aus einer Postkarte bei akpool.de)

In seinen Kriegserinnerungen a.a.O. auf Seite 16 lesen wir bei Ludendorff:

Besonders gern denke ich an meine Beziehungen zum Hauptquartier des Deutschen Kronprinzen. Der Kronprinz zeigte viel Verständnis für den militärischen Beruf und stellte kluge, sachgemäße Fragen. Er liebte den Soldaten und bekümmerte sich um die Truppe …

In seinen Lebenserinnerungen Band 3 auf Seite 137 schreibt Ludendorff bezüglich seines 70. Geburtstages am 9. April 1935:

Am Nachmittage konnte ich noch den Deutschen Kronprinzen in meinem Hause begrüßen, der der einzige Hohenzollernprinz war, der mir stets mit der gleichen Achtung und Ehrerbietung entgegengetreten ist. Er weilte viele Stunden bei mir. Wir tauschten Rückerinnerungen aus dem Kriege aus. Ich begrüßte es, daß seine Ansichten über den Generalfeldmarschall von Hindenburg sich mit meinen völlig deckten …

Die Ansichten Ludendorffs über Hindenburg hatten sich geändert, als dieser bei Kriegsende und danach bis hin zu seiner Rolle im Nationalsozialismus seinen wahren Charakter und seine Käuflichkeit offenbarte.

Die Netzseite Studiengruppe Naturalismus bringt in diesem Zusammenhang höchst wertvolle Einzelheiten. Wir erfahren dort z. B., wie der Kronprinz seinerseits diesen Besuch erlebte, was aus Aufzeichnungen von Sigurd von Ilsemann hervorgehe, der bis 1941 in der Nähe des Kaisers in Holland lebte. Er schreibt am 27. April 1935 in sein Tagebuch (zitiert nach Biese, Franz: General Ludendorff in Sigurd v. Ilsemanns Aufzeichnungen Der Kaiser in Holland. In: Mensch und Maß, 12. Jg., Folge 23, 9.12.1972, S. 1057 – 1078):

Der Kronprinz hat seinem Vater jetzt nach seinem Besuch bei Ludendorff begeistert von diesem Ehepaar und ihrer vernünftigen Religion geschrieben …

Beileidsbrief des Kronprinzen Wilhelm an Mathilde Ludendorff v. 20.12.1937 (aus: Studiengruppe Naturalismus)

Zum Tode Ludendorffs am 20.12.1937 schreibt der Kronprinz an Mathilde Ludendorff:

20.12.1937, Unter den Linden

Euer Exzellenz

Tief bewegt durch die traurige Nachricht, daß Ihr Gemahl nun doch seinem schweren Leiden erlegen ist, bitte ich Sie, meine wärmste Anteilnahme entgegenzunehmen.

In Dankbarkeit der Leistungen und unvergänglichen Verdienste des Generals Ludendorff in Krieg und Frieden gedenkend, werde ich dem großen Soldaten und aufrechten Deutschen Manne, mit dem mich viele unvergeßliche Erlebnisse verbinden, stets ein treues Erinnern über das Grab hinaus bewahren.

Ich bitte, meinen Kranz an der Bahre niederzulegen.

Wilhelm.

An die hochverehrte
Frau Dr. M. Ludendorff
Tutzing bei München

Weiter lesen wir in der oben angegebenen Netzseite Studiengruppe Naturalismus, daß Mathilde Ludendorff anläßlich des Todes des deutschen Kronprinzen im Jahr 1951 in ihrem Aufsatz Totengedenken. Auf der Burg Hohenzollern starb im Alter von 69 Jahren Wilhelm, Kronprinz von Preußen (Der Quell, Folge 15, 9. 8. 1951, S. 682) berichtet:

Am 9.4.1935, dem Tage des 70. Geburtstages meines Mannes, lernte ich Kronprinz Wilhelm von Preußen persönlich kennen … Die Unterhaltung war herzlich und sehr angeregt. Dabei kam es zu meines Mannes Freude sehr bald durch die Worte des Kronprinzen zu Tage,

daß er die aufklärenden Schriften seines Kriegsvorgesetzten „Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse“ und „Kriegshetze und Völkermorden“ mit großem Interesse gelesen hatte und von deren Wahrheit überzeugt war.

Er betonte, wie viele Ereignisse ihm nun erst voll in ihren Ursachen geklärt seien und wie er nun die Rolle, die Hindenburg dem Kaiser gegenüber 1918/19 offenbar zur Genugtuung der Freimaurerei gespielt hatte, nur zu klar sei.

Er sagte auch, wie begründet doch die Warnung seines Großvaters seinem Vater gegenüber vor der Freimaurerei gewesen sei,

und lange verweilte die Unterhaltung bei den historischen Ereignissen jener Jahre. –

Als ich im Winter 1941/42 in Berlin zwei Vorträge gehalten hatte und mit meiner Tochter … in der Bahn zurück nach München fuhr, sah ich den Kronprinzen noch einmal wieder … Er bot mir und meiner Tochter Plätze in seinem für ihn allein reservierten Wagenabteil an, und so fuhren wir bis München zusammen.

Wenn er auch oft an der Türe des Abteils, wie er scherzhaft sagte, Hof halten mußte, da immer wieder führende Männer der Politik und Wehrmacht ihn zu sehen und wenn möglich kurz zu sprechen wünschten und seine klugen und mit feinem Humor gewürzten und ungeheuer kühnen Kritiken am dritten Reich und seiner Art Kriegführung uns gar sehr erfreute und die Fahrt kürzten, so blieben doch auch manche Stunden anregendster und inhaltreicher Unterhaltung.

Wieder offenbarte er eine echte, ehrliche Begeisterung für seinen Kriegsvorgesetzten … Immer wieder kam er in der Unterhaltung auf den Feldherrn zurück.

Unfaßlich nannte er dessen Leistung und Unermüdlichkeit im Kriege, in dem er in gleichmäßiger Frische mit einer einzigen Unterbrechung von drei Tagen Urlaub durchgehalten und in den furchtbarsten Lagen die Ruhe bewahrt und die Lage trotz allen Ernstes immer erneut gemeistert habe.

Über alle die lästernden Märchen von dem „Nervenzusammenbruch“ sprach er sich als „jämmerliche Versuche von Lügnern“ drastisch aus.

Das Rätselhafteste aber an den unfaßlichen Leistungen sei die souveräne Ruhe gewesen, in der dieser Mann wenige Monate nach dem Zusammenbruch in wenigen Monaten sein umfassendes wundervolles Werk „Meine Kriegserinnerungen“ geschrieben habe!

So etwas habe die Weltgeschichte noch nicht gesehen,

meinte er, und dies Werk selbst sei der beste Gegenbeweis gegen alles Geschwätze von einer seelischen Veränderung oder einem Abstieg der Geisteskräfte im letzten Kriegsjahre und bei Ausbruch der Revolution.

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[…] Die Auswirkungen von „Versailles“ will ich hier nicht nochmals alle aufzählen. Wir können sie im Adelinde-Eintrag über Ludendorff nachlesen. […]

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