zum 8. Mai 1945: der Feind rückt näher und mit ihm das Grauen über die deutsche Heimat – 3. Teil
Samstag, 15. März 2025 von Adelinde |
Thomas Engelhardt
bringt im folgenden eine Zeitleiste des Geschehens am Kriegsende 1945 in Deutschland:
Die nachfolgende Darstellung und Zeitleiste kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Es ist ein Ausschnitt aus einem dramatischen Gesamtgeschehen.
1. Januar
Mit dem „Unternehmen Nordwind“ startet im Elsaß die letzte deutsche Offensive an der Westfront. Sie wird am 25. Januar eingestellt. Bereits zuvor hatte sich die Ardennenoffen-sive in Belgien festgefahren.
12. Januar
Auf 1.200 Kilometern zwischen Ostsee und Karpaten tritt die Rote Armee zur Weichsel-Oder-Offensive an. Die 1. Ukrainische Front durchbricht aus ihren Brückenköpfen Bara-now und Sandomierz die Front der 4. Panzer-Armee. Der Hauptangriff wird über Litzmann-stadt (Lodz) nach Posen sowie nach Ober-schlesien geführt.
Bis zum 3. Februar wird der noch deutsch besetzte Teil des Generalgouvernements besetzt, darüber hinaus geht der Reichsgau Wartheland verloren (die Hauptstadt des Warthegaues fällt jedoch erst nach mehr als vierwöchiger Belagerung am 23. Februar).
13. Januar
Mit dem Angriff der Roten Armee auf den Raum Tilsit und Insterburg beginnt die Schlacht um Ostpreußen. Sie entwickelt sich zur längsten und blutigsten Schlacht des letzten Kriegsjahres und endet erst am 25. April 1945.
14. und 15. Januar
Bei schweren Bombenangriffen von US Air Force und Royal Air Force werden die Leuna-werke nahezu vollständig zerstört. Fast 2.500 Tonnen Bomben werden abgeworfen. Auch Merseburg wird getroffen.
15. Januar
Die katastrophale militärische Lage im Gebiet des Generalgouvernement zwingt das Ober-kommando der Wehrmacht zur Freigabe des in Ostpreußen dringend benötigten Panzer-korps „Großdeutschland“. Ab 15. Januar wur-den dabei die Fallschirmjägerdivision Her-mann Göring und die Panzergrenadierdivision Brandenburg in das südpolnische Kalisz (Generalgouvernement) verlegt.
16. Januar
Beim schwersten Bombenangriff auf Mag-deburg werfen 5.000 britische und US-amerikanische Bomber 12.500 Tonnen Spreng- und Brandbomben ab. 60 Prozent der gesamten Bausubstanz und fast die ganze Innenstadt werden zerstört.
Der Luftangriff auf Magdeburg vom 16. Januar 1945 war einer der verheerendsten Luftangriffe auf eine deutsche Stadt im Zweiten Weltkrieg. Das von Verbänden des RAF Bomber Command ausgeführte Flä-chenbombardement verursachte einen Feuersturm.
Der Angriff war nach einem großen Stadt-brand im Jahr 1207 und der Verwüstung Magdeburgs durch Tilly und Pappenheim im Dreißigjährigen Krieg („Magdeburger Hoch-zeit“) die dritte große Zerstörung der Stadt.
Bei dem Angriff am 16. Januar warfen insge-samt 5.000 schwere Bomber der britischen Royal Air Force (RAF) und der amerikanischen United States Army Air Forces (USAAF) 12.500 Tonnen Bomben auf die Stadt. Industriean-lagen, Wohnviertel und Kulturbauten wurden massiv getroffen.
Der Zerstörungsgrad von Magdeburg lag insgesamt bei 60 %, der des Wohnraums bei 68 %, die Innenstadt wurde fast vollständig vernichtet. 5.000 bis 6.000 Menschen star-ben, 16.000 wurden verletzt, Tausende vermißt und weit über 200.000 obdachlos.
17. Januar
Die sowjetische 47. Armee und die polnische 1. Armee umfassen Warschau, das sie bis zum Abend des 17. Januar erobern.
19. Januar
Truppen der sowjetischen 59. Armee besetzen Krakau, Regierungssitz und Hauptstadt des Generalgouvernements (Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete).
19. Januar
Litzmannstadt (früher Lodz) im Reichsgau Wartheland wird von sowjetischen Truppen erobert (im Zusammenwirken des sowjeti-schen 29. Garde-Schützenkorps der 8. Gardearmee mit dem von Süden herange-kommenen 9. mechanischen Korps).
19. Januar
Truppen der Roten Armee überschreiten in Oberschlesien die deutsche Reichsgrenze.
19.-27. Januar
Infolge des schnellen Zusammenbruches der Heeresgruppe A gingen der Deutschen Wehr-macht sämtliche noch bis zu diesem Zeit-punkt gehaltenen Gebiete im ehemaligen Polen verloren.
Die deutsch-sowjetische Front näherte sich unaufhaltsam der alten deutschen Reichs-grenze.
Innerhalb weniger Tage geht das Oberschle-sische Industriegebiet vollständig verloren, werden alle Städte in Oberschlesien von der Roten Armee erobert.
Hindenburg: 24.01.
Gleiwitz: 24.01.
Beuthen: 27.01.
Kattowitz: 27.01.
Mit dem Einmarsch der Roten Armee kam es zu Morden, Vergewaltigungen, Raubüberfäl-len, Verhaftungen, Vertreibungen, Inhaftie-rungen in Arbeitslagern und Deportationen der dort lebenden Bevölkerung in die UdSSR.
Im Jahr 2025 begehen wir den 80. Jahrestag dieser grausamen Ereignisse, die in Ober-schlesien bis heute unter dem Begriff Ober-schlesische Tragödie bekannt sind. Diese Tragödie geht jedoch über diesen Begriff weit hinaus. Die Soldaten der Roten Armee ließen sich von den Worten eines Ilja Erenburg leiten:
„Wenn du im Laufe des Tages nicht wenigstens einen Deutschen getötet hast, ist dein Tag verloren“.
Die Ereignisse brachten für unzählige Men-schen Leid, bittere Not, Verderben. Mehr als 100.000 Zivilisten, vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen, wurden zwischen 1944 und 1950 in Lagern in Eintrachthütte-Zgoda, Myslowitz, Jaworzno und Lamsdorf einge-sperrt, und Zehntausende starben.
Etwa 45.000 Oberschlesier, 95 % von ihnen Männer, wurden aus Oberschlesien zur Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert. Nur etwa 6.000 von ihnen kehrten im Jahr 1949 zurück. Das Lager Auschwitz wurde von den Sowjets weiter betrieben. Jetzt waren deut-sche und deutschstämmige Oberschlesier Insassen.
20. Januar
Truppen der 2. Weißrussischen Front unter dem Befehl von Sowjetmarschall Rokossow-skis führen am 20. Januar den geplanten Schwenk nach Norden aus und stoßen in Ostpreußen über Allenstein bis zum Frischen Haff vor.
Am 21. Januar fallen Osterode (Ostpr.) und Hohenstein in die Hände der Sowjets. Das Tannenberg-Denkmal wird durch Pioniere der deutschen 299. Infanteriedivision gesprengt und die sterblichen Überreste Hindenburgs und seiner Gattin über die Ostsee nach Stettin überführt.
23. Januar
Eine Vorhut der sowjetischen 5. Gardepan-zerarmee dringen in Elbing (Westpreußen) ein. In der Folge wird die Stadt eingeschlos-sen.
23. Januar
Deutsche Pioniere sprengen sämtliche Ge-bäude des Führerhauptquartiers Wolfs-schanze, kurz bevor die Rote Armee eintrifft. Von 1941 bis November 1944 war das Hauptquartier in Ostpreußen Hitlers wichtig-ste Machtzentrale.
24. Januar
Formierung der neuen Heeresgruppe Weichsel (eingegliedert wurden die Heeres-gruppe Mitte (2. Armee) und die Heeresgrup-pe A (9. Armee) sowie die neu aufgestellte 11. Armee/11. SS-Panzerarmee).
Die Heeresgruppe soll die sowjetische Offensive nordwestlich von Posen auf der Linie Glogau–Elbing aufhalten, was jedoch mißlang. Ihre Einheiten wurden noch im Rahmen der Weichsel-Oder-Operation auf die Festungsfront Oder-Warthe-Bogen und die Oderstellung zurückgedrängt und teilweise durchbrochen.
Den ihr zugewiesenen Frontabschnitt von Glogau (Niederschlesien) bis Elbing (West-preußen) konnte die Heeresgruppe wegen der sowjetischen Überlegenheit nicht halten. Sie ging auf die Festungsfront Oder-Warthe-Bogen und die Oderstellung zurück, den die sowjetischen Truppen aber in den ersten Februartagen im südlichen Teil durchbra-chen.
Im Februar schlug der Versuch der 11. SS-Panzerarmee fehl, mit dem Unternehmen Sonnenwende die eingeschlossene Festung Küstrin zu entsetzen. Die 2. Armee wurde anschließend während der Schlacht um Ost-pommern im Raum Danzig von der Heeres-gruppe abgeschnitten und direkt dem OKH unterstellt.
24. Januar
Am 24. Januar erreichen Vorausabteilungen der 5. sowjetischen Stoßarmee unter dem Kommando von Generaloberst Bersarin die Netze und überschreiten diese bei Scharnikau (bis 1919/20 Kreis Czarnikau/Prov. Posen, ab 1939 Landkreis Scharnikau/Reichgau Warthe-land) und Filehne (bis 1920 zum Regierungs-bezirk Bromberg/Prov. Posen).
24. Januar
Am 24. Januar 1945 wurde Hindenburg (Oberschlesien) durch die Rote Armee er-obert, am 19. März 1945 unter polnische Verwaltung gestellt und danach der neuen polnischen Woiwodschaft Schlesien ange-schlossen. Der Großteil der deutschen Be-völkerung wurde, soweit nicht geflohen, vertrieben bzw. in der Folgezeit ausgewiesen. 1946 erhielt die Stadt den polnischen Namen Zabrze.
Ebenfalls am 24. Janurar wurde Gleiwitz besetzt. In der Stadt hielten sich im Januar 1945 noch 55.000 Einwohner auf (von 115.000 Einwohnern). Zwischen Januar und März 1945 ermordeten die Sowjets zwischen 1500 und 3000 Gleiwitzer Zivilisten, unter ihnen war der Bildhauer Hanns Breitenbach.
Zwischen Februar und März 1945 wurden tausende Personen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert.
25. Januar
Beginn der Schlacht um Posen (25.01. bis 23.02). Posen, die Hauptstadt des 1939 neu gegründeten Reichsgaues Wartheland, wird von den Feindtruppen eingeschlossen.
Die etwa 60.000 Verteidiger der zur Festung erklärten Stadt Posen fechten in den nächsten vier Wochen einen aussichtslosen Kampf (die dann folgenden Kämpfe um die Stadt Posen bis zur Kapitulation der letzten Verteidiger dauert bis zum 23. Februar 1945).
26. Januar
Küstrin wird zur Festung erklärt.
26. Januar
Die sowjetischen Armeen der 2. Weißrussi-schen Front unter dem Befehl von Marschall Konstantin Rokossowski brechen während der sog. Mlawa-Elbinger Operation bei Tol-kemit zur Ostsee durch.
Ostpreußen wird vom noch unbesetzten Reichsgebiet abgeschnitten, gleichzeitig wird die westpreußische Stadt Elbing eingeschlos-sen. Der Rückzug der deutschen 4. Armee nach Westen wird abgeschnitten. Von den größeren Städten Ost- und Westpreußens waren Ende Januar nur noch Königsberg, Elbing, Marienburg, Graudenz und Thorn in deutscher Hand.
Der Einsatz von Verstärkungen aus dem Kurlandkessel hat den Aufbau einer neuen deutschen Abwehrfront am westlichen Ufer der Nogat (Mündungsfluß der Weichsel) ermöglicht, die sich weiter von Graudenz über Zempelburg und Märkisch Friedland bis nach Stargard erstreckte.
Am östlichen Teil der Pommernstellung hat-ten sowjetische Kräfte große Einbrüche an der Front der deutschen 2. Armee erzielt, die bis zum 11. Februar kritisch wurden. Die dünne Front der 2. Armee wird verstärkt durch die aus dem Kurlandkessel herangeführte 31. Volksgrenadier-, 32. und die 227. Infante-riedivision.
27. Januar
Die Rote Armee besetzt Auschwitz und die drei KL (Auschwitz I, Auschwitz II Auschwitz III).
Für den Angriff, dessen Ziel die Eroberung des Industriegebietes Auschwitz (IG-Farben-Werk) war, werden vier sowjetische Divisio-nen abgestellt: die 100. Schützen-Division setzte dabei von Norden her über die Weichsel und deckte die Flanke der von Süden anrückenden 107., 148. und 322. Schützen-Divisionen.
26. Januar bis 3. Februar
Zwischen dem 26. Januar und 3. Februar 1945 durchbrechen die Truppen Marschall Schukows (1. Weißrussische Front) die deut-schen Abwehrstellungen in der brandenbur-gischen Neumark und bilden nördlich und südlich von Küstrin und nördlich von Für-stenberg die ersten sowjetischen Brücken-köpfe am westlichen Oderufer.
Der sowjetische Hauptstoß auf die Reichs-hauptstadt Berlin wurde vorbereitet.
26. bis 29. Januar
Nach den tobenden Schneestürmen Ende Januar schieben sich sowjetische Kampfver-bände unter dem Befehl des General Wassili Iwanowitsch Tschuikow bis zur Oder vor. Dabei profitieren sie von den herrschenden Wetterbedingungen, weil die Abwehrgräben und Panzergräben durch Schneeverwehungen passierbar wurden und der Frost Sumpfge-biete und Gewässer befahrbar machte.
Der vorentscheidende Erfolg der sowjetischen Offensive gelang im Zentrum der Operation beiderseits von Küstrin. Am 1. Februar er-reichten Vorausabteilungen der 8. Gardear-mee unter dem Befehl von Tschuikow den noch zugefrorenen Strom.
Am 2. Februar bildet das 4. Garde-Schützen-korps (Generalmajor Glasunow) am westli-chen Ufer bei Neu-Manschnow einen kleinen Brückenkopf.
28. Januar
Es erfolgt der erste Befehl zur Räumung von östlichen Gebieten in der Mark Brandenburg: Emil Stürtz, Leiter des gleichnamigen NSDAP-Gaus, wurde beauftragt, einen rund 15 Kilo-meter tiefen Bereich westlich der Festungs-anlage Tirschtiegel-Riegel zu evakuieren.
Frauen und Kinder sowie männliche polnische Zwangsarbeiter sollten nach Westen geschafft werden. Am gleichen Tag wurde jedoch Ein-wohnern des frontnahen Landkreises Land-kreis Züllichau-Schwiebus eine Flucht unter-sagt.[1] Stadt und Kreis Bomst, etwa 100 km von der Oder entfernt, werden am 29. Januar besetzt.
29. Januar
Eine entfesselte Soldateska brannte die Stadt Woldenberg (Krs. Friedeberg/Ostbranden-burg) nieder. Die Stadt hatte keinerlei Wider-stand geleistet, wurde dennoch abgebrannt und ging in einem glühenden Inferno zu-grunde.
30. Januar
Das deutsche Flüchtlingsschiff „Wilhelm Gustloff“ wird von einem sowjetischen U-Boot versenkt. Es ist auf dem Weg von Gotenhafen nach Kiel, als es von drei Torpedos getroffen wird. Mehr als 9.000 Menschen sterben.
1. Februar
Die Rote Armee überschreitet vollständig und auf der ganzen Länge die ehemalige deutsch-polnische Grenze (der Zwischenkriegszeit) zur brandenburgischen Neumark (Ostbran-denburg).
Innerhalb weniger Tage wird Ostbrandenburg vollständig überrollt. Die 640.000 Einwohner Ostbrandenburg sind der Kriegsfurie gnaden-los ausgeliefert.[2] Innerhalb kürzester Zeit kommen zwei Drittel der Ostbrandenburger gewaltsam zu Tode.
Die Überlebenden werden in eiligst neu geschaffene Haftlager eingewiesen, Männer zumeist an Ort und Stelle niedergemacht, Frauen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. Zu diesem Zweck richtet der sowjetische NKWD in Schwiebus (Ostbran-denburg) eigens ein Deportationslager ein.[3]
2. Februar
Vorausabteilungen der 8. Gardearmee unter dem Befehl von Wassili Iwanowitsch Tschui-kow erreichen die noch zugefrorene Oder. Der sowjetische Vormarsch in Ostpreußen und westlich der Weichsel erfolgte in der Hälfte der vom sowjetischen Oberkommando veranschlagten Zeit.
Die Spitzen sowjetischer Kampfverbände erreichten am 2. Februar (Beginn der Kon-ferenz in Jalta) die Oder.
2. Februar
Sowjetische Truppen gehen nördlich und südlich von Küstrin über die Oder und setzen sich am westlichen Flußufer fest. Der Brückenkopf hat für die Mitte April 1945 beginnende Offensive auf Berlin zentrale Bedeutung.
Am 2. Februar bildete das 4. Garde-Schüt-zenkorps unter dem Befehl von Generalmajor Glasunow am westlichen Ufer bei Neu-Manschnow einen kleinen Brückenkopf.
Nordwestlich von Küstrin erreichte die 5. sowjetische Stoßarmee unter dem Befehl von Nicolai Bersarin die Oder. Das sowjetische 1. mechanische Korps unter Generalleutnant Kriwoschein errichtete einen weiteren kleinen Brückenkopf nahe Genschmar an der Kalen-ziger Bunst (Oder).
Am selben Tag erreichten auch das 8. me-chanische Gardekorps (Generalmajor Dremow) und das 11. Garde-Panzerkorps (Oberst Babadschanjan) die Oder. Die übergesetzten Einheiten bildeten südlich und nördlich von Küstrin bei Güstebiese und Kienitz erste starke Brückenköpfe.[4]
Erich Kuby stellte hierzu fest:
„Abgesehen davon, daß ein vereister Strom kein natürliches Hindernis bildete, schien er dort, wo er bei Frankfurt und Küstrin Berlin am nächsten ist, überhaupt nicht mehr verteidigt zu werden.“[5]
Der Höhenrand des Oderbruchs blieb aber zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen noch unter deutscher Kontrolle.
3. Februar
In den ersten Februartagen wird westlich der Oder eine wirkungsvolle deutsche Verteidi-gung aufgebaut. Ein weitgehend ungestörter Oderübergang gelingt der Roten Armee letztmals am 3. Februar mit drei Divisionen. Am
4. Februar befiehlt Stalin, an der Oder stehen zu bleiben, lediglich noch das umfaßte Kü-strin zu nehmen und im Übrigen eine Vertei-digung in Richtung Norden gegen die deut-sche Heeresgruppe Weichsel aufzubauen.
4. Februar
In Jalta auf der Krim treffen sich die alliierten Staatschefs Stalin, Roosevelt und Churchill zu ihrem zweiten Gipfeltreffen. Bis zum 11. Fe-bruar geht es um die Aufteilung Deutsch-lands und die künftige Machtverteilung in Europa.
4. Februar
Die Kämpfe im nördlichen Bereich von Königsberg (Ostpreußen) bis zu den Karpaten sind weitgehend zur Ruhe gekommen. Es bilden sich neue Fronten: zwei deutsche Kessel in Ostpreußen unweit der Ostseeküste sowie im nördlichen Teil Kurlands konnte sich halten.
In Niederschlesien verläuft die Abwehrlinie um oder entlang der Oder bis Küstrin, von Küstrin durch den Süden der Provinz Pom-mern (Hinterpommern) bis nach Danzig.
7. Februar
Mit der Schlacht im Reichswald bei Kleve beginnt der Rheinfeldzug der Westalliierten. In zwei Wochen fallen hier mehr als 10.000 Soldaten beider Seiten. Bis zum 10. März besetzen die Alliierten das westliche Rhein-ufer.
8. Februar
Beginn des sowjetischen Angriffs auf Nie-derschlesien (Niederschlesische Operation)
1. Phase (8. bis 15. Februar): Die sowje-tischen Armeen greifen an und erreichen innerhalb einer Woche die Linie am Bober und Queis.
2. Phase (16. bis 24. Februar): Die deut-schen Einheiten kommen zum Gegenan-griff entlang des Flusses Bober. Das sowjetische Oberkommando ändert die Operationsziele. Die Rote Armee dringt bis zur Lausitzer Neiße vor.
10. Februar
Truppen der 1. Ukrainischen Front der Roten Armee erreichen im Zuge der „Niederschlesi-schen Operation“ das nördliche Niederschle-sien bis zur Görlitzer Neiße. Am 15. Februar wird Breslau vollständig eingeschlossen.
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Anmerkungen
[1]Die sowjetischen Planungsstäbe legten Wert auf hohe Marsch- und Angriffsgeschwindigkeiten. Diese sollten, zusammen mit den eingeplanten Flüchtlingsströmen deutscher Zivilisten, den deutschen Truppen die Möglichkeit zum Halten neuer Verteidigungslinien nehmen. Aus diesem Grund mußte deutscherseits das Verlassen der Heimatorte untersagt werden, um Straßen und Aufmarschräume freizuhalten.
[2]Die Befehle zur Räumung der Heimatgebiete ergingen in der Regel erst dann, wenn sich die sowjetischen Truppen bereits so weit genähert hatten, daß kaum noch eine Chance bestand, der Kriegsfurie zu entkommen.
[3]Die Gewaltorgien der Sowjets werden eindrucksvoll beschrieben in: Werner H. Krause: Totentanz im Oderland. Der Einmarsch der Roten Armee in Ostbrandenburg 1945. Gilching: Druffel & Vohwinckel, 2008.
[4]Tony Le Tissier: Durchbruch an der Oder, Augsburg 1997, S. 61 f.
[5]Erich Kuby: Die Russen in Berlin 1945. München: Scherz Verlag, 1965, S. 24.