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“Echtes” und “falsches” Christentum

Erich Ludendorff

zeigt das sektiererische Gezänk um das „echte“ bzw. „falsche“ Christentum, das im Laufe der letzten 2000 Jahre Millionen Menschen in den diesbezüglichen Glaubenskriegen Leben und Freiheit gekostet hat.

Aber die früheren Theologen sind nun nach dem Urteil des Mecklenburgischen Kirchen-rates verderbliche Abwege gegangen. Das lassen sich nun diese nicht sagen, und so sehen wir den erbaulichen Streit der Theolo-gen untereinander heute (1937) wieder in voller Blüte, wie wir das Theologengezänk ja schon seit Entstehen des Christentums ken-nen.

Petrus und Paulus waren bereits nach christ-licher Überlieferung keine Freunde und so geht es weiter. Wie schmähte Luther den Papst, und wie „freundlich“ bedachte dieser Luther.

Heute stehen die Theologen verschiedener Bekenntnisse sich recht erbittert gegenüber, z. B. in Serbien die Priester der orthodoxen und der römischen Kirche und in unserem lieben Deutschland z. B. die Theologen der „Deutschen Christen“ und der Bekenntnis-front, während die Theologen der evangeli-schen Bekenntnisfront und der Romkirche sich feierlich verständigen gegen die ver-ruchten „Neuheiden“, die dem Rasseerbgut sein Lebensrecht in vollem Umfang sichern wollen.

Ganz entsprechend dem Mahnen des Meck-lenburgischen Oberkirchenrats, nun doch durch eine „wirklichkeitgebundene“ Theologie die echte Lehre zu geben, stößt die „Kom-mende Kirche“ des Bremer Landesbischofs den Ruf aus:

„Falsches Christentum muß zugrundege-hen. Echtes Christentum ist unüberwind-lich.“

Genau so alt wie Theologengezänk ist der Streit um die Festsetzung des „falschen“ und „echten“ Christentums selbst. Auch sie sind nicht voneinander zu trennen.

Mag auch noch so viel Unklarheit über das Entstehen der frühesten christlichen Ge-meinden herrschen, so kommt doch der Name „Christen“ überhaupt erst im 3. Jahr-hundert u. Z. auf. Sicher ist, daß die ersten christlichen Gemeinden aus waschechten Juden bestanden, die hatten jüdische Riten wie Beschneidung, Speisegebote usw. bei-behalten.

Das war also zuerst „echtes“ Christentum aus jener rein kommunistischen Lehre, bis Paulus mit der „Beschneidung des Herzens“ und der Taufe kam; die grundlegenden Unterschiede der Lehren vom „Opfer“, von „Glaube und Gnade“ gewannen erst später Bedeutung.

Im Verlauf des ersten Streites trennte sich die orthodoxe jüdisch-christliche Sekte, die Ebjoniten, von den übrigen freieren, sich den Gewohnheiten der übrigen Völker anpassen-den Gemeinden. Paulus hatte behauptet, Jahweh habe die Juden verstockt, damit auch die „Heiden“ das „Reich Gottes“ gewinnen könnten. Damit konnte der Weg zur Weltreli-gion beschritten werden.

Kommunistische Lehren, Weltuntergangspro-phezeiungen mit schrecklichen Gerichten Jahwehs machten die neue Lehre eindrucks-voller und zugkräftiger. Die Beobachtung der rituellen Vorschriften war auch für die im Ausland lebenden Juden schwierig,  und es ist daher wohl anzunehmen, daß viele von ihnen der neuen, freieren Sekte beitraten, zumal, nachdem die Zentrale in Jerusalem zerstört worden war.

Zur jüdischen Messiaslehre gesellt sich bald die völlig okkulte Logoslehre, die schon der berüchtigte Jude Philo von Alexandrien ver-trat, über die Auffassung derselben ent-brannte dann ein Streit zwischen den sog. Subordinatianern und Monarchianern, wäh-rend die okkulten Geheimlehren der Gnosti-ker, deren bekanntester Vertreter Marcion war, weitere Spaltungen veranlaßten.

Neue Übernahmen von allen möglichen okkulten Vorstellungen, philosophischen Begriffen, Lehren usw. ergaben ständig wachsende Streitigkeiten über „falsche“ und „echte“ Lehren innerhalb des sich ausbrei-tenden Christentums.

Da entstanden die Sekten der Valentianer, der – neue Offenbarungen verkündenden – Mon-tanisten, der Manichäer, die Bestandteile der persischen Mithraslehren hinzubrachten, die Lehren der Doketisten, Sabellianer, Modali-sten, Patripassianer, Novatioaner, Meletianer, Massalianer, Donatisten usw. usw.

Sie alle waren christliche Sekten, die beson-dere Auffassungen vom Christentum hatten und Entsprechendes lehrten. Jede gab vor, das „echte“ Chri-stentum zu vertreten.

Endlich brach der berühmte Streit zwischen dem Presbyter Arius und dem Bischof Alex-ander, bzw. dessen Diakon, dem „Ägypter“ Athanasius, aus über die Frage, ob Christus mit Jahweh „wesensähnlich“ oder „wesens-gleich“ sei.

Diese Frage wurde zugunsten des Athanasius und seines Dogmas durch den Machtspruch des z. Zt. noch gar nicht christgläubigen Kaisers Constantin, i. J. 325 auf dem Konzil zu Nicäa entschieden.

Kaum war diese Frage erledigt, als neue Auffassungen über andere christliche Glaubenslehren entstanden. Pelagius und Augustinus standen sich mit verschiedenen Meinungen über das Wesen der Sünde und dergl. gegenüber.

Kaum hatte jedoch die Synode zu Ephesus die Pelagianer und ihre Lehre verdammt, begann der Nestorianische Streit über die göttliche und menschliche Natur Christie. Durch die Auswirkungen der beiden Auffassungen bil-deten sich wiederum zwei christliche Partei-en, die Monophysiten und die Monotheleten.

Aus diesen Auffassungen bildete sich dann im Gegensatz zur römischen seit dem 6. Jahrhundert in Ägypten die neue noch in Abessinien herrschende koptische Kirche, in Asien entstand die armenische Kirche und in Syrien die christliche Religionsgemeinschaft der Jakobiten.

Mit Photius (858) beginnt dann das i. J. 1054 als abgeschlossen geltende Eigenleben der byzantinischen Kirche, die das sog. grie-chisch-orthodoxe Christentum vertrat, wel-ches später in den slawischen Ländern, be-sonders in Rußland, herrschte, während die römische Kirche ihre Wege ging und die Lehre überdies durch „mündliche Überlieferungen“ zur „echten“ machte.

Jede Richtung beanspruchte für sich, die „echte“ Lehre zu haben.

Im Mittelalter treten dann im Bereich der römischen Kirche die Katharer, die Albigenser und die Waldenser auf, ja, sogar die An-schauungen der alten Ebjoniten wurden zu jener Zeit durch die sog. Pasagier in der Lombardei wieder vertreten, welche – wie ursprünglich – die Geltung der mosaischen Ritualgesetze für das Christentum lehrten und die Beschneidung wieder einführten.

So ging es fort bis zum sog. Reformation-zeitalter, das eben den Lehren und Bewe-gungen der Hussiten und Hugenotten die lutherischen, die calvinistischen und an-glikanischen Auffassungen vom Christentum hervorbrachte, die zu neuen Auslegungen des „echten“ und „falschen“ Christentums führten, während auch in der römischen Kirche sich die verschiedensten Richtungen, so Papst und Jesuitengeneral, Jansenisten und Jesuiten, Jesuiten und viele Orden und Weltgeistliche erbittert gegenüberstanden.

Und so ging es – und geht es – fort bis in die heutige Zeit. Eine Unzahl christlicher Sekten hat sich gebildet, jede mit einer anderen „echten“ Lehre.

Jetzt versuchen die „Deutschen Christen“ immer mehr vom „alten“ Testament preis-zugeben, das jüdische, rasseverneinende Christentum „arisch“, heldisch und rassisch zu gestalten und unter bewußter und unbe-wußter Anlehnung an okkulte buddhistische Ideen, die ja auch von den xbeliebigen Juden verwendet wurden, als sie die Evangelien fabrizierten, die „echte“ Christenlehre genau so zu fabrizieren.

Sie schaffen damit ein Gebilde, das die fal-scheste Christenlehre gibt, die es geben kann, ohne andere Antworten auf die letzten Fragen, z. B. nach dem Sinn des Menschenle-bens, der Unvollkommenheit des Menschen und des Todesmuß zugeben, als die Chri-stenlehre sie gibt.

Ich wollte im Vorstehenden keine Geschichte der Lehrunterschiede des Christentums ge-ben. Vorsorglich halte ich das fest. Es kommt hier auch nicht darauf an, festzustellen, wel-che spitzfindigen oder grundlegenden Unter-schiede die großen und kleinen Sekten von-einander trennen, sondern es kommet darauf an, auf die Tatsache hinzuweisen, daß das vergebliche Streben nach einer „echten“ Lehre gegenüber einer „falschen“ die Geschichte des Christentums seit seinem Entstehen ausfüllt.

Dieses Streben, ein „echtes“ Christentum zu finden und zu verbreiten, hat die Völker und Staaten in schwerste Erschütterungen ge-bracht, und Abermillionen Menschen sind deswegen hingeschlachtet, ohne daß die Frage nach dem „echten“ Christentum auch nur eine Haaresbreite gefördert wäre. Blutiger römischer Terror, der in der römischen Kirche eine gewisse Einigung erzielt hat, ändert daran nichts.

So kann diese Frage weiter das Leben der Menschen, Völker und Staaten bedrohen und sie vernichten, und zwar zum Nutzen der „echten“ Christenlehre, eine Priesterherr-schaft über Menschen und Völker unter Zer-störung ihrer Eigenart, durch Abtötung art-eigenen Gotterlebens, durch die Zwangs- und Wahnvorstellungen des Christentums zu errichten.

Gibt es einen besseren Beweis als vorste-hende kurze Betrachtung über das Unhaltbare einer Lehre, die solche verschiedenen Deu-tungen zuläßt, daß sich Menschen und Völker über sie die Schädel einschlagen, und heute – nach etwa 1900 Jahren – die Frage nach der „echten“ Christenlehre NOCH nicht gelöst ist?!

Wie brüchig müssen da diese Lehren sein, wie wenig müssen sie mit der Tatsächlichkeit und der Wissenschaft übereinstimmen, ganz ab-gesehen von der Unvollständigkeit und Fehl-barkeit der Antworten auf die letzten Fragen, von denen ich schon sprach, von der Nicht-beachtung von Seelengesetzen, denen der Einzelne und die Völker unterworfen sind.

Würde das Christentum hierauf eindeutige und einwandfreie, der ehernen Tatsächlich-keit entsprechende Antworten geben, ja, geben können, so wäre die Frage nach dem „echten“ Christentum schon lange entschie-den. Gegenüber unantastbarer Tatsächlich-keit in Wissenschaft und Erkenntnis hätte „falsches“ Christentum trotz aller Priester-tyrannis sich nicht erhalten können.

„Echtes“ Christentum zu sondern ist die gleiche Unmöglichkeit, wie „wirklichkeit-gebundene Theologie“ Unmöglichkeit ist, weil, abgesehen von allem anderen, eben die Antworten des Christentums auf die letzten Fragen Fehlantworten sind und das Leben, das sich auf ihnen aufbaut, einen unwahren brüchigen Grund hat, zudem aber, weil das Neue Testament der Bibel sich unzählige Male widerspricht. (Siehe das Buch „Erlösung von Jesu Christo“ von Dr. Matilde Ludendorff).

 

Erich und Mathilde Ludendorff

Trostlos wäre der Ausblick in die Zukunft, wenn die Gefahr bestünde, daß dieser Kampf um die „echte“ Christenlehre tatsächlich bis in die weiteste Zukunft fortgesetzt werden könnte.

Nicht im Christentum, außerhalb desselben sind dem „mo-dernen Menschen“ die unan-tastbaren Antworten auf die letzten Fragen unter voller Bewertung des Gotterlebens, des Rasseerbgutes und des Einzelnen durch Frau Dr. Mathilde Ludendorff gegeben. Der „mo-derne Mensch“ braucht nur zuzugreifen, um die große Gabe zu erkennen.

Wie ein furchtbarer Spuk erscheint ihm dann die 1900 (heute 2000-)jährige Weltgeschich-te mit ihrem blutigen Ringen für das vertei-digte „echte“ Christentum…

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Quelle: „Am Heiligen Quell Deutscher Kraft – Ludendorffs Halbmonatsschrift“ Folge 16 vom 20.11.1937

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