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Umbruch in der islamischen Welt

Unter der Überschrift “Mohammeds Töchter geben Gas” meldet Irene Jung im Hamburger Abendblatt vom 23./24.2.08 herausragende Kennzeichen eines Umbruchs in der islamischen Welt, die zu größten Hoffnungen Anlaß geben, daß auch in diesen patriarchalisch geführten Ländern die Menschenrechte an Boden gewinnen.

Die treibenden Kräfte – wie könnte es anders sein – sind dabei die Frauen. Die Freiheits-Bewegungen in den islamischen Ländern “erleben eine unglaubliche gesellschaftliche Dynamik”:

Marokko

  • 2004 wurde ein neues Familiengesetz verabschiedet, das die Rechte von Frauen enorm verbessert:
  • Sie sind gleichberechtigt; die Pflicht, dem Mann zu gehorchen, ist abgeschafft; Frauen können die Scheidung einreichen, Unterhalt und Sorgerecht für die Kinder bekommen.
  • Die Zahl der scheidungswilligen Frauen nimmt explosionsartig zu. Frauen können sich nun aus ihren unwürdigen Lagen selbst befreien.

Vereinigte Arabische Emirate

  • Der 2004 verstorbene Emir Scheich Zayed al-Nahyan hat die Schulbildung der Mädchen gefördert und Universitäten für Frauen gegründet.
  • 85 % der Mädchen besuchen eine Schule, mehr als die Hälfte von 22 000 Studierenden sind weiblich.
  • Frauen stellen in den Emiraten 27 % der Arbeitskräfte, in den Behörden 66 %.
  • Bereits rund 10 500 Unternehmerinnen investieren 4 Milliarden US-Dollar.

Oman, Katar, Kuwait

  • Frauen haben das Wahlrecht erkämpft.
  • Doch jeder kleine Schritt ist mühsam: Die Ingenieurin der Kuwait Oil Company und Aktivistin der Frauenbewegung Fatima al-Abdali vertritt ihr Land auf internationalen Konferenzen, “aber um einen Reisepaß zu beantragen, muß ich meinen Mann um seine Unterschrift bitten.”

Saudi-Arabien

ist noch extrem frauenfeindlich. Dennoch

  • liegt mehr als ein Drittel des privaten Reichtums in S-A. in Frauenhänden.
  • Seit den 70er-Jahren dürfen Frauen in S-A. Universitätsdiplome erwerben.
  • 1986 stellten Frauen bereits 32 % der Dozenten.
  • Seit 2007 haben Frauen erstmals Anspruch auf einen eigenen Paß, dürfen sich allein in einem Hotel einmieten.
  • Erstmals wurde eine Frau in den Vorstand einer Industrie- und Handelskammer gewählt.
  • Die Politologin und Kolumnistin großer saudischer Zeitungen weist immer wieder darauf hin, daß die Benachteiligung der Frauen mit dem Koran nicht zu begründen sei.

Südostasien

  • Hier ist der Druck der ultrakonservativen Islamisten besonders groß, und dementsprechend tapfer kämpfen hier Frauen für ihre Rechte. In 16 von 32 Provinzen Indonesiens gilt die Scharia.
  • Die muslimische Frauenorganisation Rahima ist dabei, ein Netzwerk parallel zu den Koranschulen der Männer aufzubauen. “Nur so können wir unsere Vorstellungen von einem moderaten, demokratischen und gleichberechtigten Islam voranbringen”, sagt die Rahima-Direktorin Aditiana Dewi Erdani.

Malaysia

  • Hier wurde seit den 90er-Jahren das Familienrecht zuungunsten der Frauen immer weiter verschärft. Männer können sich mit einer einfachen SMS von ihrer Frau scheiden lassen, die Polygamie ist wieder erlaubt. “Die Politologin Farish Noor spricht von einer Talibanisierung.”
  • Daher kämpfen die Frauen der Organisation “Sisters in Islam” (SiS) “mit dem Koran in der Hand.” Ohne Koran ist wahrscheinlich zunächst überhaupt nicht möglich, sich in einer solchen indoktrinierten Gesellschaft Gehör zu verschaffen. Man kann nur viel Erfolg wünschen, mehr als den theologischen Feministinnen im christlichen Lager beschieden war. Die Freiheit läßt sich besser abseits von Koran und Bibel formulieren und begründen, die beide Machwerke selbstüberheblicher Männerhirne vergangener Jahrtausende sind.

Fundamentalisten und Feministinnen

Fundamentalistische und feministische Bewegungen stehen sich heute diametral gegenüber,

schreibt Marokkos bekannteste Frauenrechtlerin Fatima Mernissi.

Beide Bewegungen haben sich in der arabischen Welt schon seit den 1930er-Jahren parallel verbreitet. Die eine erfaßte vor allem Männer vom Lande mit geringer Bildung, die andere Frauen aus der Ober- und Mittelschicht.

Die Fundamentalisten beanspruchen das Monopol, im Namen Gottes zu sprechen.

Es ist noch viel zu tun, und ein langer Weg liegt noch vor den Freiheitskämpferinnen der islamischen Länder. Doch Hochachtung! Mit Todesmut stehen sie für etwas ein, was tief in uns Menschen liegt: für die Menschenwürde.

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