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Es ist antisemitisch, darauf zu bestehen, daß Israel in Deutschland nicht kritisiert werden darf,

sagte 2005 der israelische Friedensaktivist Uri Avneri in Bezug auf Grass’ israel-kritisches Gedicht. Wie das zu verstehen ist, begreift man spätestens heute angesichts des brutalen Vorgehens Israels gegen die Palästinenser im Gazastreifen:

Elend im Gazastreifen (Foto: Südkurier)

In aller Welt wächst die Empörung über das deutlich zu Tage tretende und daher nicht mehr wegzudiskutierende Selbstverständnis der jüdischen Seite, das der Kolumnist im Südkurier Ernst Köhler kürzlich in seinen “Gedanken zu Gaza” kennzeichnete:

In den jüngsten bei uns veröffentlichten Kommentaren von israelischen Schriftstellern wie David Grossman und Nir Baram erscheint das jüdische Israel als

eine Gesellschaft, die das von ihr selbst über die Palästinenser verhängte Schicksal perfekt, geradezu hermetisch von sich selber abgespalten hat. Und die eigene Verantwortung, die eigene politische Täterschaft für das fundamentale Unrecht an dem anderen Volk des kleinen Landes in einer mythischen Beschwörung der Shoah vergräbt und nachhaltig versiegelt.

Wie aber soll die Gegenseite auf einen Realitätsverlust, auf eine Realitätsverweigerung dieser systematischen, durchdringenden, das kollektive Selbstverständnis bestimmenden Form antworten?

… Hamas kann Kapital schlagen aus der Hoffnungslosigkeit ihres Volkes, und diese endgültige Desillusionierung wiederum hat

die israelische Politik mit ihrer epochalen Bewegungslosigkeit und steinernen Kompromißunfähigkeit

erzeugt und zu verantworten.

Weltweit wird gegen die israelische Politik demonstriert, auch in Deutschland, hier allerdings weniger von Deutschen als von zugewanderten Moslems. Und schon jammert der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Dieter Graumann in seinem Shoa- und Ewigen-Opfer-Bewußtsein:

Wir laufen mit verwundeten Seelen herum.

Benjamin Nethanjahu (Foto: Südkurier)

Nun müssen die Seelen des Zentralrats der Juden in Deutschland in ihrem Bestreben nicht in allen Einzelheiten mit dem Nethanjahus in dessen gnadenlosem Vorgehen gegen die von den jüdischen Einwanderern verdrängten Palästinenser sein, aber auch sie beschwören unablässig die Shoah, mit der sie “mythisch vergraben und versiegelt” leben und politisch arbeiten.

Nethanjahu – abgelichtet vor dem religiösen Symbol des Judentums, dem siebenarmigen Leuchter – entspricht in seiner Handlungsweise ganz klar den Geboten des “Gottes” Israels, die man jederzeit im AltenTestament nachlesen kann:

5. Mos. 7:

1. Wenn dich der Herr, dein Gott, in das Land bringt, darein du kommen wirst, es einzunehmen, und ausrottet viele Völker vor dir her, …

2. Und wenn sie der Herr, dein Gott, vor dir dahingibt, daß du sie schlägst, so sollst du sie verbannen, daß du keinen Bund mit ihnen machest noch ihnen Gunst erzeigest.

5. Sondern also sollt ihr mit ihnen tun: Ihre Altäre sollt ihr zerreißen, ihre Säulen zerbrechen, ihre Haine abhauen und ihre Götzen mit Feuer verbrennen.

6. Denn du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind.

Ganz klar, als Goi, als nicht in diesen Bund des jüdischen “Gottes” mit seinem Volk Israel Gehörender hat man sich – wie solcher Glaube lehrt –  jeder Kritik an diesem auserwählten Volk zu enthalten. Die Totschlagkeule “Antisemitismus” liegt heute überall und jederzeit zum Zuschlagen bereit. Die Shoa erscheint heute als zusätzliches Mittel der Rechtfertigung.

Denn so wenig wie das britische Motto “right or wrong – my country” etwas mit Moral zu tun hat, so wenig ist ein Glaube hinnehmbar, der ein Volk in den Bann schlägt und von allen übrigen Völkern und jeder völkerrechtlichen Moral absondert. Israel soll unvergleichbar sein – eine Suggestion, die die Menschen des gesamten Erdballs bannen soll.

Wer dir flucht, der sei verflucht,

verkündet Jahweh.

Sprüche – wie die oben angeführten – finden sich viele in der “Heiligen Schrift”, z.B. auch die, die sich unmittelbar auf die heutige Israel-Politik der Landnahme und Vertreibung der bisherigen Bewohner des Landes und des jüdischen Unwillens, mit ihnen “einen Bund” zu machen, beziehen:

5. Mos. 11:

24. Alle Örter, darauf eure Fußsohle tritt, sollen euer sein; von der Wüste an und von dem Berge Libanon und von dem Wasser Euphrat bis ans Meer gegen Abend soll eure Grenze sein.

25. Niemand wird euch widerstehen können. Furcht und Schrecken vor euch wird der Herr über alles Land kommen lassen, darauf ihr tretet, wie er euch verheißen hat.

So wird auch ungehört verhallen, was der “Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel – für ein Ende der Besatzung und für einen gerechten Frieden (KoPI)” dem Botschafter des Staates Israel in Deutschland Yakov Hadas Handelsman vorhält:

Das legitime Recht auf Selbstverteidigung kann nicht für eine Aktion in Anspruch genommen werden, die in erster Linie ungeschützte und unbewaffnete Menschen tödlicher Gewalt aussetzt. Wir verurteilen jede Form von Gewalt, auch die Raketen auf Israel. Allerdings hat der israelische Staat als weitaus stärkste Militärmacht der Region wirksame Mittel, sich zur Wehr zu setzen. Die gegen die Menschen in Gaza eingesetzte Gewalt hat mit legitimer Selbstverteidigung nichts mehr zu tun.

Diese Kriegsmaschinerie mit ihren rücksichtslosen Zerstörungen kann ebenso wenig zu einem dauerhaften Frieden führen, wie die fortdauernde Enteignung der palästinensischen Bevölkerung, in Gaza ebenso wie in der Westbank.

Was Sie als „Antisemitismus“ und „Israelhaß“ bezeichnen, ist nichts anderes als die Reaktion großer Teile der Weltöffentlichkeit auf das aggressive, brutale Vorgehen der israelischen Besatzungsmacht gegen Ihre palästinensischen Nachbarn.

Sicherheit gewinnt man nicht durch immer tödlichere High-Tech-Waffen, sondern durch eine Politik der guten Nachbarschaft, der Respektierung internationalen Rechts und des Prinzips der Gleichheit der Menschenrechte für alle ethnischen und nationalen Gruppen.

Für einen Angehörigen des “auserwählten Volkes”, gebannt im Glauben an seine Sonder-“Rechte”, sind solche Vorhaltungen nichtig, wie sie auch für den derzeitigen Führer Israels Nethanjahu nichtig sind und verächtlich vom Tisch gewischt werden.

Ein Frieden mit Israel und die Anerkennung des international gültigen Völkerrechts durch die Juden bedingt deren Überwindung der Gehirnwäsche, die ihnen ihr abrahamitischer Glaube von Generation zu Generation immer wieder aufs Neue antut.

Doch bis es dahin einmal kommen wird, kann es dauern. Es ist “eine Arbeit für mehr als ein Jahrhundert” (Schiller).

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