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Wofür der heutige Zeitgeist Doktortitel vergibt (3. Folge des 3. Teils)

Annika Spilker erweckt mit ihrem Vorwurf “antichristlich” in ihrer Doktorarbeit über, oder besser gesagt: gegen Mathilde Ludendorff den Eindruck, als habe die Philosophin das Christentum oder gar die Christen bekämpft. Das Gegenteil ist richtig. Es hat ihr keine Freude gemacht, sich mit dieser Weltreligion zu befassen. Um der Wahrheit willen und um die Völker vor weiterem Schaden zu schützen machte sie sich die Arbeit, obwohl sie sich lieber ganz ihrem philosophischen Schaffen hingegeben hätte. In ihrem 1931 herausgegebenen und 1957 im 60.-61. Tausend im Verlag Hohe Warte Pähl neu aufgelegten Werk

Erlösung von Jesu Christo

hält sie gleich anfangs fest:

Es ist für unsere Kindeskinder ebenso lehrreich zu wissen, daß das Christentum im Volke erlosch, ohne daß es bekämpft wurde, wie es wichtig ist für sie zu wissen, daß die Einführung des Christentums mit Morden an Hunderttausenden ermöglicht und die Dauer seiner Herrschaft durch Mord an Hunderttausenden, durch wirtschaftliche Schädigungen aller Art und endlich durch Androhung von Höllenstrafen bewerkstelligt wurde.

Christen sind ja zumeist durchaus bereit, diese Tatsachen zu sehen und zuzugeben, schreiben sie aber der “Kirche”, nicht dem Bibelglauben an sich zu. Doch wenn der so vollkommen wäre, wie die gläubigen Christen meinen, müßte doch die “Kirche” nicht fürchten, von anderen Denkweisen überrundet zu werden. Die Geschichte lehrt, schreibt Mathilde Ludendorff, daß

…das Christentum es noch niemals abgewartet hat, daß ein anderer Gottglaube oder gar eine Gotterkenntnis durch Wort und Vorbild zu den Menschen sprechen könnte. Auf Scheiterhaufen der Inquisition verbrannten Werke und Menschen, die eine gottnähere Lehre kündeten! Die Kerkermauern bargen die Edelsten der Andersgläubigen gar bald, und so sehr hatte das Christentum allerdings zu fürchten, übertroffen zu werden, daß Christen mit den niedersten, den grausamsten, den gewaltsamsten und den unwahrhaftigsten Mitteln diesen Kampf durch den Büttel, den „weltlichen Arm“, in vergangenen Jahrhunderten hatten führen lassen.

So war sie sich dessen bewußt, was sie erwartete, wenn sie das Christentum in Bibel und Institutionen in seinem wahren Wesen und seiner wahren Herkunft zeigte, nur kam es schlimmer als erwartet: Haß, Verleumdung, Ehrabschneiden, ja Lebensgefahr schlugen ihr entgegen und überboten noch das bisher schon Gewohnte.

Kofferweise wurden den Ludendorffs Schriften ins Haus getragen

Erich und Mathilde Ludendorff

von Christen- wie auch von Freimaurer-Seite, Bücher, die teils haarsträubende Enthüllungen über diese Gruppierungen, teils sie gefährdende umwälzende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Inhalt hatten, die öffentlich zu diskutieren die Überbringer selbst nicht den Mut aufbrachten. Die beiden Ludendorffs sollten ihnen die Volksaufklärung ab- und damit die zu erwartenden Folgen auf sich nehmen. Eines Tages erhielten sie auch das Buch von T. J. Plange, Christus ein Inder? Dessen Inhalt

hatte in mir die Erinnerung an Gespräche mit meinem des Sanskrits kundigen Vater wieder geweckt und bezog sich auf den gleichen Jacolliot, von dem mein Vater mir auch öfter erzählt hatte.

Ihr Vater Prof. Bernhard Spieß (1845-1906) hatte Theologie, Philosophie und orientalische Sprachen studiert. Er beherrschte neben dem oben erwähnten Sanskrit auch die hebräische Sprache. Sollte Jacolliot – nach 8 Jahren Leben in Indien – tatsächlich gelungen sein, überzeugend aufzuzeigen, daß Christus ein Inder war,

so galt es mir, nicht mehr nur nachzuweisen, wieviel Jüdisches, sondern auch wieviel an verzerrtem indischem Geistesgut in die Evangelien gewandert ist. Endlich ging es darum, diese indische und dann die christliche Vorstellungswelt der Gotterkenntnis meiner Werke gegenüberzustellen und hiervon bewerten zu lassen.

So ging sie 1930 daran, ihr Werk „Erlösung von Jesu Christo“ zu verfassen.

Dafür verglich sie die vier Evangelien des Neuen Testamentes Wort für Wort.

Vor allem aber besorgte ich mir außer den Schriften, die die Entlehnungen aus den indischen Religionslehren nachwiesen, größere Werke, die die Juden über Jesus von Nazareth und seine Lehren geschrieben hatten.

Ihrer Schwester Friedel teilte sie in einem Brief mit:

Es bleibt kaum ein Wort übrig, was nicht ein Rabbiner schon zuvor gesagt hat oder nicht aus indischer Quelle stammt. Vor allem Prof. Klausner sagt z. B. in seinem Buche Jesus von Nazareth, daß die Juden selbst seine Lehre deshalb nicht angenommen haben, weil jedes Volk, das diese Lehre annimmt, an ihr zu Grunde gehen muß, weil der nationale Selbsterhaltungswille nicht oberstes Gesetz ist!

… es macht viel Arbeit, all diesen Widersinn zu widerlegen! Selbstschaffen ist schöner, aber es muß dennoch einmal sein. Ich habe schon so oft angesetzt und bisher nie die Geduld aufgebracht.

In einem weiteren Brief an ihre Schwester bekennt sie:

Mein neues Werk Erlösung von Jesu Christo ist eine höllische Arbeit … Da die ernste Pflicht in mir wacht, mit keinem einzigen Worte der Bibel Unrecht zu tun, so muß vor allem die Moral, die wild durcheinander gewürfelt und in Wunderberichte eingestreut ist, erst sorglich geordnet werden.

Du glaubst nicht, wie glücklich ich wäre, etwas Wertvolles auf diesen Bibelseiten zu entdecken, zumal soviele unserer Vorfahren Geistliche waren …

Doch ehe ich jetzt über das Buch referiere, stocke ich. Denn

Mathilde Ludendorff warnt bereits in der „Einführung“:

Es kann gar nicht eindringlich genug betont werden, daß sich dieses Buch nicht an die frommgläubigen Christen wendet. Sollte … diese Schrift gegen meinen Wunsch in die Hand eines Frommgläubigen gekommen sein, so bitte ich ihn, sie entweder ungelesen wieder abzugeben oder sie bei entsprechend vorhandenem jüdisch-christlichen Glaubensfanatismus zu vernichten. … Er regt sich nur auf, ohne geheilt zu werden. So ist das Lesen eine gänzliche Sinnlosigkeit.

Als Psychiaterin veranschaulicht sie in dieser „Einführung“ ihres Werkes Erzeugungsart und Wirkung von Suggestionen und Hypnosen, wie sie auf religiösem wie politischem Gebiet massenhaft vorkommen.

Von Kindheit an wurden wir in unserer Denk- und Urteilskraft auf dem gesamten Gebiete des Glaubens gelähmt. Es wurde uns verboten, in bezug auf Gottvorstellunen und Weltanschauung der Kirche, vor allem auch zur Beurteilung des Lebens und der Lehre des Jesus von Nazareth unsere kritische Denkkraft anzuwenden: unantastbare Wahrheit, die von Gott selbst kommt, war das alles.

Auf politischem Gebiet sehen wir an der gesamten rot-grünen und „antifaschistischen“ Szene, wie die Suggestion – ohne differenziertes Hinterfragen – alle Menschen zur globalistischen, völkervernichtenden Sichtweise zwingen und die Auflösung der gewachsenen Gemeinschaften herbeiführen will. Auch hier genügen wenige Wörter, um die Suggerierten gegen Andersdenkende hochzubringen. Reflexartig wird zu den Schlagkeulen „Nazi“, „Rassist“ gegriffen. Die Angegriffenen werden um ihren guten Ruf, wenn nicht gar um ihre Existenzgrundlagen gebracht.

In der Doktorandin Annika Spilker haben wir ein Beispiel vor uns. Mit suggestiv getrübtem Blick und mit geistigen Minimal-Meßlättchen versucht sie, das Geisteswerk und die seelische Größe einer überragenden Denkerin zu messen, und enthüllt sich in ihren dreisten plakativen Einschätzungen selbst.

Wie gehen nun die

ins Gehirn gehämmerten Dauersuggestionen

vor sich? Mathilde Ludendorff erinnert an öffentliche Veranstaltungen, bei denen

Hypnose und Wachsuggestion

an Menschen einem Publikum vorgeführt wurden:

Als die Geheimorden vor wenigen Jahrzehnten zum erstenmal in der Weltgeschichte „die Torheit begingen“, dem Volke die unheimliche Seelenlähmung durch Hypnose und Wachsuggestion durch Vorführung in öffentlichen Versammlungen zu enthüllen, als die Menschen sahen, daß Freunde und Bekannte, die sich sonst vernünftig benahmen, auf hypnotischen Befehl hin die törichtsten Dinge vollbrachten und alle ihre Seelenfähigkeiten völlig täuschen ließen, mit sattem Behagen rohe Kartoffeln als saftige Äpfel aßen usw., da gingen sie entsetzt nach Hause. Sie erschraken über die Einflußmöglichkeiten und Urteilslähmungen, Empfingungstäuschungen usw., die der Hypnotiseur erreichen kann.

Niemand hörte in dieser Stunde die Totenglocken des Christentums läuten …

Wieso das? Weil bei den christlichen Kindheitssuggestionen ähnliche Ergebnisse erreicht werden und nun im Vergleich mit diesen öffentlichen Vorführungen von Wachsuggestion zum Aufwachen der Christen und Abfallen vom Glauben führen können. Fromme Christen lernen

den ganzen Lebensbericht des Jesus von Nazareth … mit allen suggestiv befohlenen Gefühlen, Empfindungen und Urteilen

zu lesen.

In ehrfurchtsvoller Bewunderung und tiefster Erschütterung lesen sie ihn, und wenn sie die Bibel schließen, steht in ihnen die Suggestion neu gefestigt: „Das erhabenste Leben des größten Menschen und die gewaltigste Tat, die je geleistet ist.“

Sodann erklärt Mathilde Ludendorff, wie sie

die Lehrweise eines guten Lehrers

sieht:

Ein Lehrer, der lehren und überzeugen will, hält das Denken der Hörer mit großer Kunst wach. Er wandert auf seinen Gedankenwegen, zum fortwährenden Mitdenken anregend, von einem Inhalt zum nächsten und vermeidet tunlichst Wiederholungen bis zu dem für das Gedächtnis unumgänglich notwendigen Mindestmaß. Seine nächste Belehrung hat einen neuen Inhalt. Er wechselt aber auch bei der Wiederholung, die unerläßlich ist, in seinen Begleitschilderungen, welchselt, meist ohne sich dessen bewußt zu sein, auch in Wortlaut und Tonfall.

Immer wieder fordert er zum Nachdenken auf, freut sich der Einwände, freut sich auch der Widerstände, sofern sie nicht auf Suggestion und Vorurteilen beruhen, und erkennt in ihnen die ernste, selbständige Mitarbeit seiner Hörer. So gewinnt seine Lehre schrittweise langsam unter dem zähen Widerstand selbständig Denkender Boden in der Seele der Hörer, die sich alles durch Mitdenken selbst erwarben, um es zu besitzen.

Ganz anders der Suggereur,

er bringt

eine möglichst inhaltsarme, das Denken nicht anregende Suggestion. Er schaltet bei den Hörern das Denken aus, indem er das Gebotene als unantastbare Wahrheit gibt, ja verbietet womöglich das Denken. Er wiederholt immer wieder das gleiche, auch in kommenden „Belehrungen“, wählt möglichst immer den gleich Wortlaut, ja sogar den gleichen Tonfall und ähnliche Stimmlage.

Das übliche protestantische Pastorenpathos und der katholische Priestertonfall wirken derart suggestiv in ihrer beabsichtigten eintönigen Wiederkehr auf die Dressierten, daß sie nach wenigen Minuten in eine Art Halbhypnose verfallen. Es ist völlig irrig, wenn man annimmt, daß dieser seltsam halb eingeschläferte Gesichtsausdruck, die schlaffe Gesichtsmuskulatur der frommen Christen schon nach den ersten Sätzen der Predigt ein halbes Einschlafen aus Langeweile sei. Der Suggerierte, der in seinen hypnotischen Halbschlaf verfällt, hat im Gegenteil meist das Gefühl, daß der Gottesdienst nicht lange gewährt habe. Auch setzt der Zustand schon nach den ersten Minuten ein, während sich das Einschlafen aus Langeweile bei einem nichtsuggestiblen Menschen erst gegen Ende der Predigt einstellt.

Zum Denken läßt es der Suggereur nicht kommen, erlaubt aber ein wenig „sophistisches Scheindenken“:

Er hämmert sein ganzes, dem Hörer als unantastbar vorgestelltes Dogmengebäude auf suggestivem Wege in das Gehirn und lähmt Denk- und Urteilskraft diesem Gebäude gegenüber, meist sogar unter Zuhilfenahme der Höllenverängstigung. Dann aber erlaubt er sophistisches Scheindenken, das das Dogma beweisen soll. Er täuscht also noch obendrein sein Opfer.

Er tut, als ob die Denkfähigkeit keineswegs ausgeschaltet sei. Diese hat sich nur noch dafür einzusetzen, das Vernunftwidrige des Dogmas vor der Vernunft zu verhüllen.

So erzeugt man religiöse Fanatiker. Selbstdenkende Menschen sind nicht fanatisch, weder auf religiösem noch auf politischem Gebiet. Das vorstehend von Mathilde Ludendorff Erörterte läßt sich leicht auf die heute allgemein verbreitete inhaltsarme Suggestion übertragen, die Annika Spilker uns auf Seite 33 ihrer Doktorarbeit so nett vor Augen führt:

In der Geschichtswissenschaft erfolgte spätestens seit den 1980er Jahren eine Abwendung von einem essenzialistischen Verständnis von Nation, die seitdem als „imagines community“ beziehungsweise als „gedachte Ordnung“ und als ein „politisches Projekt“ betrachtet wird.

Begründung und selbstdenkende Kritik: Fehlanzeige! Abwendung ist angesagt … fertig!

So hat es nun allgemein angesehen zu werden, und wer es nicht so sieht, ist zu ächten und zu verfolgen.

Welch simple, aber um so diktatorischere Weltsicht erschließt sich hier, die bis in die „Geisteswissenschaft“ vorgedrungen ist und sogar Doktortitel für linientreues Befolgen dieser Vorgaben vergibt!

Doch der Blick der „Historikerin“ Spilker geht nun wirklich extrem kurzsichtig in die Vergangenheit. Sie sieht weder das Wesen der zweitausendjährigen jüdisch-christlichen Ideologie noch den Bolschewismus, zwei Färbungen eines und desselben völkerzerstörenden, gleichmacherischen Strebens.

Sie sieht es nicht, kann es nicht sehen, ihr fehlen Abstand, Überblick von höherer Warte aus, seelischer Tiefblick, sie steht mit beiden Beinen tief drin im Mainstream.

Die außerordentliche Fleißarbeit Mathilde Ludendorffs, ihr Buch

Erlösung von Jesu Christo,

hier zur Gänze vorzustellen, fehlt der Raum. Das Buch ist religionsgeschichtlich Interessierten zur Lektüre wärmstens zu empfehlen, nicht aber – wie oben von Mathilde Ludendorff gewünscht – fromm gläubigen Christen. Sie müssen ja auch hier nicht mehr weiterlesen.

Das Buch zeigt an unzähligen Beispielen:

  1. die biblische Entnahme des Krischna-Mythos und seine Abwandlungen hin zum jüdischen Christos
  2. den moralischen Absturz der Evangelien im Vergleich zu den indischen Quellen
  3. die vielen Abweichungen der Evangelien-Berichte untereinander
  4. schließlich werden die Moralwertungen der indischen und biblischen Darstellungen mit denen verglichen, die sich aus der Philosophie Mathilde Ludendorffs ergeben

Zu allen vier Kategorien sollen hier nun aus der Fülle einige wenige Beispiele vorgeführt werden.

Zu 1 und 2: Buddha und Jesus

1. Beispiel: Das Fasten in der Wüste und die Versuchung durch den Teufel

Jahrhunderte vor Entstehung der Bibel erzählten die indischen Legenden schon von Buddhas Fasten und Versuchung durch den Teufel in der Wüste als Vorbereitung auf sein Lehramt. Dabei wird berichtet, daß er das Fasten nicht als Mittel zum Seelenheile ansieht, sondern es als Teil eines Zeremonialgesetzes betrachtet, das lediglich eine äußere, auf den Leib gerichtete Anwendung darstellt. Er nimmt wieder Speise zu sich und beginnt damit die Reformation bei sich selbst.

a) Laut Lalita Vistara und Abhinischkramana-Sutra wird berichtet:

Dann setzte sich Buddha unter den Feigenbaum, den Baum der Erkenntnis, um über das Heil der Welt nachzudenken. Der Fürst der Hölle aber rückt mit all seinen Hilfstruppen heran … zum Haine der Ruhe, um fernzuhalten von der Welt den Frieden.

Doch alle Versuchungen des Satans fruchten nicht. Er sagt zu Buddha:

Ich bin der Herr der Lust, ich bin der Gebieter der ganzen Welt; Götter, Tiere, Menschen sind mir untertan … so wie sie komm auch du in mein Reich, erhebe dich von deinem Sitze, komm und sprich wie jene.

Buddha erwidert:

Wenn du auch der Herr der Lust bist, doch bist du nicht der Herr des Lichts; sieh mich an; ich bin der Herr des Gesetzes; Machtloser, der du bist, vor deinen Augen werde ich die vollendete Erkenntnis erlangen.

Der indische Bericht fährt fort:

Da alle Versuche gescheitert sind, gibt der Versucher seinen Plan auf und kehrt mit dem Ausrufe: Meine Herrschaft ist dahin! in seine Hölle zurück.

Der Buddha aber bleibt still und friedvoll sitzen. Das Morgenrot erglüht, die Sterne verbleichen. Aus der Höhe fallen himmliche Blumen, um des süßen Duftes Tribut dem Bodhisava (einer, der ein Buddha werden wird) darzubringen!

b) Bei Matthäus 4 heißt es:

1. Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde. 2. Und da er 40 Tage und 40 Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden. 4. Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht. 5. Und da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6. und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf den Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. 7. Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben: du sollst anbeten deinen Herrn und ihm allein dienen. 11. Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm. (Hervorhebung durch Schrägdruck von mir, Adelinde)

Mathilde Ludendorffs Kommentar:

Wir sehen, der einzige Unterschied zwischen diesen Versuchungsgeschichten ist die allerdings bezeichnende Tatsache, daß der orthodoxe Jude Matthäus Jesum dem Teufel mit Stellen des alten Testamentes antworten läßt, während der Gottessohn Buddha nicht das anführt, was andere lehrten, sondern sich selbst die Geisteskraft und Erkenntnisklarheit zutraut, den Teufel durch die richtige Antwort zu besiegen!

Ich füge hinzu: Die Poesie der indischen Quelle ist in der biblischen verflogen.

2. Beispiel: Aussendung der Jünger

a) Buddha (lt. Mahavagga):

Ziehet aus ihr Jünger und wandert hin zum Heile für viel Volk aus Erbarmen für die Welt, zum Segen, zum Heile, zur Freude für Gott und Mensch. Gehet hin zu zweien denselben Weg, predigt ihr Jünger die Lehre.

Zusätzlich ermahnte er sie:

Tag und Nacht in Liebe tätig, sollt ihr nichts dafür verlangen.

b) Jesus 600 Jahre später (lt. Matthäus 10):

… 7. Gehet aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. 8. Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch. 9. Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben, 10. auch keine Taschen zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. …

Bei aller Übereinstimmung fällt jedoch auf (schräg gedruckt): Die Jünger sollen umsonst geben, weil sie umsonst empfangen haben, nicht zweckerhaben wie bei Buddha aus reiner Menschenliebe.

Doch nun kommen ganz entscheidende Abänderungen der indischen Vorgaben in der Bibel, das heißt in diesem Falle Hinzufügungen:

Matthäus 10: 5. Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, 6. sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. … 13. und so es das Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. 14. Und wo euch jemand nicht annehmen wird, noch eure Rede hören, so geht heraus von demselben Hause oder der Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. 15. Wahrlich, ich sage euch: dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher gehen am Jüngsten Gericht denn solcher Stadt. 16. Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben… 21. Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tod überantworten und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider ihre Eltern und ihnen zum Tode helfen. 22. Und ihr müßt gehasset werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende verharret, der wird selig. …32. Wer nun mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem Himmlischen Vater. 33. Wer mich aber verleugnet, vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlichen Vater. 34. Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht kommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. 35. Denn ich bin kommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater und die Tochter wider ihre Mutter und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter. 36. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. 37. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert. … 40. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41. Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, der wird eines Propheten Lohn empfangen. Wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, der wird eines Gerechten Lohn empfangen. 42. Und wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, es wird nicht unbelohnt bleiben. (schräg gedruckte Hervorhebung von mir, Adelinde)

Der Kommentar Mathilde Ludendorffs dazu:

Was aber besagt dieses jüdische Eigengut des Evangelisten?

  1. Nur Judenblütigen soll die allein vor ewiger Verdammnis behütende Lehre Jesu gepredigt werden.
  2. Wer die umherwandelnden, bettelnden Missionare nicht beherbergt und freudig beköstigt, dem wird der Friedenswunsch ausdrücklich genommen. Jesus verspricht, daß er beim jüngsten Gericht verdammt werden wird.
  3. Die Jünger sollen nicht allein den Tauben ohne Falsch gleichen, sondern auch „klug sein wie die Schlangen“.
  4. Der Erlöser schürt zum Mordkampfe im Familienkreise um des Glaubens willen. Kinder werden den Eltern „zum Tode helfen“, heißt der neue Ausdruck, den Matthäus für Vater- und Muttermord wählt!
  5. Er verheißt Lohn den Missionaren, die um seinetwillen leiden und sterben, und denen, die die Missionare beherbergen und verpflegen.

Wir können also hier schon sehen, welche ungeheuerliche Unwahrheit die Behauptung ist, die Evangelien hätten eine Religion der Liebe gegeben.

Dabei ist sie noch nicht einmal auf das Scheingutsein eingegangen, für das Lohn in Aussicht gestellt wird. Wahres Gutsein schielt nicht nach Lohn und Strafe. Es wird um seiner selbst willen verwirklicht, ist zweckfrei wie alles Göttliche.

Zu 3: Die Evangelisten sind sich nicht einig

Ein krasses Beispiel für die Widersprüchlichkeiten der Evangelisten untereinander

Lukas (3) und Matthäus (1) sagen den angeblichen Stammbaum Jesu auf. Mathilde Ludendorff stellt sie nebeneinander und unterstreicht die seltenen Übereinstimmungen:

Lukas Matthäus
David David
Nathan Salomo
Mattathan Rehabeam
Menam Abia
Melea Asa
Eliakim Josaphat
Jonam Joram
Joseph Usia
Juda Jotham
Simeon Ahas
Levi Hiskia
Matthat Manasse
Jorem Amon
Elieser Josia
Jesus Jechonja
Her Sealthiel
Elmadam Serubabel
Kosam Abiud
Addi Eliakim
Melchi Asor
Neri Zadok
Sealthiel Achim
Serubabel Eliud
Resia Eleasar
Johanan Nathan
Juda Jakob
Joseph Joseph
Simel
Mattathia
Maath
Nanges
Esli
Nahum
Amos
Mattathias
Joseph
Janna
Melchi
Levi
Matthat
Eli
Joseph

Wir stellen fest:

  • Die beiden Evangelisten stimmen in ganzen 5 (fünf) Vorfahren Jesu überein. Lukas führt 42 Namen an, Matthäus 27.
  • Die Reihenfolge der 5 übereinstimmenden Namen ist teils umgekehrt.
  • Nicht mehr der „Heilige Geist“ soll nun der Vater Jesu ein, sondern der jüdisch zu denkende Joseph. Der wiederum hat seinerseits zwei verschiedene Väter: nach Lukas Eli, nach Matthäus Jakob.
  • Die 15 Generationen, die Lukas mehr angibt, ergäben immerhin einen Zeitraum von mindestens 300 Jahren.

Mathilde Ludendorff kommentiert:

Das nennen wir doch Stammbäume! … Das ist das Ungeheuerlichste an „Quelle“, das sich nur denken läßt. Niemand verlangt den Stammbaum. Niemand hat das Bedürfnis, vor den wiedergegebenen indischen Legenden über die Prophetien und die Geburt des Gottessohnes diesen nüchternen langen Stammbaum zu erfahren …

Nur zu klar ersichtlich, wie Mathilde Ludendorff schreibt, ist der „brennende Wunsch“ der jüdischen Evangelisten,

den zum großen Teil aus indischen Quellen hervorgegangenen nachfolgenden Erzählungen das Gepräge historischer Tatsächlichkeit zu geben und den Welterlöser als ganz sicher und unantastbar aus jüdischem Blute und aus dem Königshaus David stammend darzustellen.

Die zweierlei Vaterschaft Jesu – einmal ist es der „Heilige Geist“, dann der jüdische Zimmermann Joseph – scheint die halbe Milliarde Christen auf Erden nicht weiter gestört zu haben. Mathilde Ludendorff weist auch auf die Bibelstelle hin, in der

Matthäus wagt …, in dem gleichen Kapitel ausführlich zu berichten, daß sich Joseph von Gott durch einen Engel im Traum trösten und beruhigen läßt, damit er sich die Mutterschaftshoffnung seiner Braut nicht als Untreue gegen ihn auslege.

Und sie meint, hier werde das Gesetz bestätigt,

wonach eine Glaubenslehre um so dauerhafter ist – vorausgesetzt, daß sie von Kindheit auf durch Suggestivbelehrung und Lähmung der Vernunft auf dem Gebiete des Glaubens aufgenötigt wird – je vernunftwidriger sie ist …

Immerhin 1900 Jahre, ehe seit Mitte des vorigen Jahrhunderts allmählich immer mehr Christen ihrem alten Glauben den Rücken kehrten, die Kirchen leer blieben und heute die Mitgliederzahl des Vereins „Kirche“ in den Keller purzelt!

Zu 4: Biblische Moral

Beispiel: Jesu Rassismus und die Liebe Mathilde Ludendorffs zur Schöpfung mit ihrer Völkervielfalt

Bei Matthäus 15 lesen wir, wie Jesus eine Nichtjüdin, weil sie Nichtjüdin ist, von sich stößt:

22. Und siehe, ein Kananäisch Weib ging aus derselbigen Grenze und schrie ihm nach und sprach: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplaget. 23. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir, denn sie schreit uns nach. 24. Er antwortete aber und sprach: Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel. 25 Sie kam aber, und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 26. Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, daß man den Kindern [Israels] ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde …

Jesus bezeichnet also die Nichtjuden als Hunde, an anderer Stelle als Säue:

Matthäus 7, 6. Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselbigen nicht zertreten mit ihren Füßen, und sich wenden und euch zerreißen.

Dazu Mathilde Ludendorff:

Wenn Jesus also einmal der Kanaaniterin gegenüber die Nichtjuden ausdrücklich als „Hunde“ bezeichnet, denen man seine Lehre nicht geben darf, zum andern bei der Aussendung der Jünger verbietet [s. o.], daß die Heiden bekehrt werden …, und endlich hier sagt, die Lehre solle nicht den „Hunden“ und „Säuen“ vorgeworfen werden, so müssen wir die Theologen in ihrer Deutungskunst wieder einmal bewundern, die die bei Juden übliche Beschimpfung aller anderen Völker als „Hunde“ aus ihrem Gotteswort Jesu wegzudeuteln wagen!

Sie führt dazu auch den jüdischen Gelehrten Dr. William Hirsch an, der in seinem Werk Religion und Civilisation, München 1910, Seite 141/2 dazu schreibt:

Leute also, die weiter nichts verschuldet hatten, als daß sie keine Juden waren, nannte er (Jesus) „Hunde“ und weigerte sich, ihnen zu helfen. Das ist sicherlich der Moral, die in der Erzählung des barmherzigen Samariters enthalten ist, gerade zuwidergehandelt. Wenn er auch noch so stolz auf sein Judentum war, auf seine Abstammung von König David und Abraham, so hätte er doch dieser armen Frau gegenüber etwas „christlicher“ handeln sollen.

Doch wer setzt „christlich“ nach allem, was wir gelesen und gehört haben, nun immer noch mit „gut“ gleich!

Eine entgegengesetzte Moral vertritt Mathilde Ludendorff aus ihrer Philosophie heraus, die sie Gotterkenntnis nennt, weil sie das Kant’sche „Ding an sich“, das Göttliche, das das All durchwebt und erhält, in seinem Wesen erkannt hat, das nur dem spontanen Schauen, nicht der Vernunft, zugänglich ist. Aus ihm heraus sieht sie das Werden und Sein der Völker in ihrer Vielfalt. Daher weist sie jeden Rassismus zurück, auch den des Judentums – wenn ihr das auch als „Antisemitismus“ ausgelegt wird.

Mathilde Ludendorff stellt in der Einleitung zu ihrem Buch Erlösung von Jesu Christo fest:

Daß diese gründliche Klarheit [die sie in ihrem Buch gibt] vernichtend für das Christentum ausfällt, daran bin ich nicht schuld, wenn auch … Christen mir immer wieder „Haß gegen das Christentum“ andichten.

Hat die katholische Kirche deshalb so lange gezögert, die lateinische Bibel in die Sprache des Volkes zu übersetzen, damit ihm das wahre Wesen seines Glaubens verborgen bliebe?

Jedenfalls wird der sich bis heute fortzeugende christliche Haß gegen Mathilde Ludendorff nun voll verständlich. Er kennzeichnet die Hassenden, nicht die Aufklärerin!

wird fortgesetzt

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Jochen
Jochen
1 Jahr zuvor

Unglaublich, was in der Welt geheim geschieht. Man kann es nicht glauben. Sind wir nur Marionetten ?

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