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„Hin zu Gott!“

Max Planck 1930 (Bild: Wikipedia)

Heute vor 75 Jahren, am 04.10.1947, starb der Physiker Max Planck im Alter von 89 Jahren. Sein Wort gilt bis heute:

Es ist der stetig fortgesetzte, nie erlahmende Kampf gegen Skeptizismus und Dogmatis-mus, gegen Unglaube und gegen Aberglaube, den Religion und Naturwissenschaft gemein-sam führen, und das richtungsweisende Lo-sungswort in diesem Kampf lautet von jeher und in alle Zukunft:

Hin zu Gott!

Mathilde Ludendorff um 1930

Die Philosophin Mathilde Ludendorff wurde heute vor 145 Jahren in Wiesbaden geboren.

Max Planck wird wohl leider die Philosophie seiner großen Zeitgenossin Mathilde Ludendorff nicht ken-nengelernt haben. Die Philosophin war durch Ver-treter der NSDAP wie z. B. Goebbels in übelster Weise verunglimpft und schließlich totgeschwiegen worden. Bis heute ist sie weitgehend unbekannt oder wird mit der trüben NS-Lampe gesucht.

Doch ihre Philosophie, die sie zu Recht „Gotter-kenntnis“ nannte, entspricht dem „Losungswort“ von Planck: Hin zu Gott!

Sie hat ihren Ursprung in der Naturwissenschaft, umfaßt klar den gesamten Kosmos in seiner Gesetzmäßigkeit und – was das Neue und zutiefst Befriedigende ist – erschaut den Wesensgehalt des Alls, somit Gott.

Hier zur Einführung mein kürzlich gehaltener Vortrag:

Mathilde Ludendorff führt ihre Leser Schritt für Schritt zur Erkenntnis.

Nun schmähst du mich wieder, törichter Träumer?
Schon lange lauscht deine Sippe dem Greise nicht mehr, der als Weib ward geboren …

So lesen wir im 1. Werk des Philosophin „Triumph des Unsterblichkeitwillens“.  

In einem gedachten Zwiegespräch zwischen der „Ahne“ und dem sinnsuchenden „Träumer“ führt sie uns Leser Schritt für Schritt, Stufe für Stufe hinauf bis zu letzten Erkenntnissen über den Sinn der Schöpfung, des Menschenlebens, des Todes.

Anschaulicher, spannender kann Philosophie dem Leser wohl nicht übermittelt werden. Aber: Was verstehen Planck und Ludendorff unter „Gott“?

Im Religionsunterricht wird den Kindern ein „Gott“ vor das innere Auge gestellt, der für uns „kleine Erdenwesen“ als „allmächtiger großer Gott“ unerreichbar weit weg irgendwo im Weltall sitzt und über uns wacht, gnädig oder ungnädig. Sie haben gelernt, sich in Demut klein zu fühlen.

Diese Sicht befriedigt die Vernunft auf Dauer nicht. Die klugen Atheisten gar wissen ihre Sinne und ihre Vernunft zu gebrauchen und sind sich längst sicher, daß es einen Gott nicht geben kann! Man sieht ihn ja nicht und kann ihn experimentell nicht nachweisen.

Sie „hinterfragen“ und spekulieren und reden ach so klug und bleiben im Außen:

Mit Grausen hört es der Lauscher
und sieht mit Entsetzen,
wie dieses Geplapper
manch ernsten Lebend’gen
im Taumel verwirret und mählich ihn tötet.

Als er im Hochgebirge, der seelischen Heimat Mathilde Ludendorffs, die „Ahne“ antrifft, einsam unter nächtlicher Sternenpracht an einen Felsen gelehnt, dem Tode nahe, doch leuchtenden Auges, von Weisheit erfüllt, wagt er, sie anzusprechen:

Wer bist du, der du, dem Tode so nahe,
kraftvoller, wacher, hellichter blickst
als blühende Jugend?

 Sie antwortet ihm:

Ein Wanderer war ich,
ich hatte verloren mein köstlichstes Gut,
ich stieg, es zu suchen, die bergsteilen Pfade;
nun ruh ich erlöst
und schaue hinab auf die Täler des Todes.
Das köstliche Gut, das lange entbehrte,
ich fand es auf einsamen Höhen.

Was war denn das „köstlichste Gut“, das sie verloren hatte? Und wieso blickt sie „auf die Täler des Todes“?

Wie wir noch sehen werden, war es die Unsterb-lichkeit unserer Ahnen, der Einzeller, die uns Mehrzellern verlorengegangen ist, so daß wir alle im Reich des Todes leben, der am Ende unseres Lebens auf uns wartet.

Doch die Ahne hatte nun die Unsterblichkeit wie-dergefunden? Auch der Träumer fragt:

So gleicht dein Los dem Geheimnis des Werdens,
wie ich es im Sinnen erschaute,
so fandest du gar das heilige Rätsel des Lebens …?

Die Ahne schildert dann den Niedergang in unserem Volk, als die Mütter verstummten, ihre Weisheit in Schweigen hüllten:

Wenn dann in Zeiten harmvoller Not
Doch eine der Mütter die Stimme erhob,
erscholl ihr als Antwort im Chore der Männer:
„Was hab ich mit dir zu schaffen, Weib?“

So schuft ihr allein denn das traurige Leben.
Ihr schuft euch allein unseliges Hasten,
ruhloses Jagen,
und bautet euch stolz die Städte
der plappernden Toten,
ersticktet bei Götzen des Nutzens die Seele!

„Die Städte der plappernden Toten“? – Was sind denn „plappernde Tote“? Der Ausdruck ist verwandt mit Nietzsches: „Was ist Seele“, fragte der letzte Mensch und blinzelte.

Dieser letzte Mensch weiß das nicht, weil in ihm und um ihn herum in allen Menschen das Seelenleben erloschen ist.

So zweifelt er wie die Atheisten am Vorhandensein Gottes und sogleich auch am Vorhandensein von etwas wie Seele. Denn auch die kann man ja nicht anfassen, nicht messen. Was ich nicht messen kann, das ist nicht – so seine Ansicht.

Es sind jedenfalls die Leute, die sich im Hamsterrad abstrampeln, die – freiwillig ganz und gar dem Alltagstrott und dem flachen „Spaß-Haben“ zuge-wandt und dem tagtäglichen allgegenwärtigen „Beat“ ausgesetzt – kein Bedürfnis mehr verspüren, sich Höherem, wie z.B. der wahren Musik und der Schönheit der Natur zuzuwenden.

Hellauf lacht da die Schar der plappernden Toten –

Wozu, das bringt doch alles keinen Nutzen! Was hab ich davon? Und die Ahne spricht, denn der Träumer bittet, ja

 fleht mit brechender Stimme:
Sieh hier mich Kraftvollen nahe dem Tode.
Der Wenigen einen von unserm Geschlechte,
die nicht zu plappernden Toten geworden!
So schweige nicht länger, laß uns nicht alle vergehen …

Und nun spricht die Ahne zum vergeblich sinnenden, grübelnden Träumer und enthüllt ihm Schritt für Schritt ihre Weisheit.

Mathilde Ludendorff hat nach Fertigstellung ihres Werkes gesagt, sie sei natürlich beides in einer Person: die Ahne und der Träumer.

Denn sie war ja als Studentin der Naturwissenschaft dem fragenden Träumer gleich.

 

Bild: Wikipedia

Wie tief traf sie – die Hellwache, dem Wesentlichen so Zugewandte – die Aussage Professor Weismanns, die Einzeller seien „potentiell unsterblich“ – weil sie sich ja durch Teilung fortpflanzen und dabei keine Leiche hinterlassen – und „potentiell“ deswegen, weil sie ja gefressen werden oder sonstwie ums Leben kommen können.

Sie ahnte, hier dem großen Rätsel nahe zu sein, dem sie später auf die Spur kam, auf die sie uns dann im Triumph als fragender Träumer mitnimmt zu Er-kenntnissen, die der Menschheit bis dahin ver-schlossen gewesen waren.

Der Tod! Die Einzeller können, aber müssen nicht sterben. Und wir Menschen, die wir uns danach sehnen, wie sie unsterblich zu sein? Weshalb Menschen ja die Unsterblichkeitsmythen ersinnen wie z.B. die vom Leben nach dem Tode.

Aber damit gibt sich die Vernunft nicht zufrieden. Wie soll das gehen, wenn der Leib mitsamt dem Gehirn verwest ist? Ohne Gehirn kann doch ein besonderes Einzelleben gar nicht sein!

Doch, sagen sie, die Seele hat den Körper verlassen und … Ja, was nun? Schwebt sie im Weltall, wie manche meinen, oder werde ich in einem neuen Menschen wiedergeboren?

War ich in meinem vorigen Leben der oder die, die ich jetzt alle in mir trage? Und geht nun alles wieder von vorne los? Es tröstet sie zu glauben, nicht für ewig tot zu sein, sondern wiederzukommen.

Doch was sollen diese Phantasien, deren Wahr-heitsgehalt niemand beweisen kann? Hier ist mittels der Vernunft, die ja nur räumlich-zeitlich denken kann, in einem Feld herumgestromert worden, wo sie zu keiner Wahrheit vordringen kann.

Der Wille zur Unsterblichkeit ist es, der die Vernunft antreibt, sich solche Vorstellungen auszudenken.

Da achtet Mathilde Ludendorff stets die Grenzen der Vernunft. Die hat Immanuel Kant schon 1781 in seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ ganz klar erkannt und dargestellt:

 

Immanuel Kant (Bild: br.de)

Die Vernunft kann ihre Begrenztheit in Raum, Zeit und Ursächlichkeit nicht verlassen, ist damit dem ebenso in Raum, Zeit und Ursächlichkeit begrenzten Weltall angepaßt.

Somit ist der Mensch mit seiner Vernunft bestens geeignet, das Weltall zu erforschen und in seinen Gesetzen zu erkennen. Mit seinem Erkenntnisorgan Vernunft, so sagt Kant, ist der Mensch das Bewußtsein des Weltalls.

Wenn du aber anfängst, die Vernunft zu zwingen, ihre eigenen Grenzen zu überschreiten, um – wie Kant sagt – das „Ding an sich“ oder „das Wesen der Dinge“  anzuschauen, kommst du zu keinen gültigen Erkenntnissen, weil die Vernunft hier nichts er-kennen, sondern nur Hirngespinste hervorbringen kann.

Mathilde Ludendorff als Hochbegabte des Seelen-erkennens, als Psychiaterin, hatte die Fähigkeit, auf einsamen Wegen z.B. im Hochgebirge – wie sie sagt – „es wieder über sich kommen“ zu lassen.

„Es“, das ist die Schau des „Wesens der Dinge“ – die kam ihr von selbst, ohne zu wollen, also ohne Willensantrieb als Ursache für eine Wirkung – in diesem Falle gewollter Erkenntnis.

Ja, das Wollen, also eine Ursache, hätte ihr die Schau verhindert. Die stellt sich – gewollt – nicht ein bzw. entschwindet augenblicklich, wenn du ihr gegenüber die Vernunft einschaltest.

Mathilde Ludendorff wurde klar: Das Wesen ist jenseits aller Ursächlichkeit, erscheint dem erken-nenden Überbewußtsein spontan, so wie es selbst spontan ist, frei von räumlicher und zeitlicher Begrenzung, somit ganz anders geartet als das von ihm hervorgebrachte Weltall.

Das Überbewußtsein im Ich der Menschenseele – so erkannte Mathilde Ludendorff – ist das zweite Er-kenntnisorgan im Menschen, in dem die inner-seelische unvermittelt aufkommende Wesensschau sich ereignen kann.

Dieses Wesen nennt Mathilde Ludendorff bewußt „Gott“. Mit diesem Begriff unserer Ahnen setzt sie der modernen, Gott leugnenden, verspottenden „Gottlosenbewegung“ den Begriff „Gott“ mit neuer Bedeutung entgegen und rettet ihn für uns späte Nachfahren.

„Gott“ ist das alles durchwaltende Wesen der Schöpfung. Daher kann Gott, das Göttliche selbst keine Gestalt haben, wie man früher glaubte. Diese Art von Gottesvorstellung ist mit dem Begriff Gott im Sinne der Philosophin überwunden.

Das Göttliche ist aber für den seelisch wachen Menschen in der ganzen gottdurchseelten Natur zu bewundern in ihrer unfaßlichen Schönheit und der Vollkommenheit ihrer Organe.

Und wir Menschen? Passen wir denn dazu? Wir, von denen so viele all die Schönheit und Vollkommenheit nicht beachten, sie eher rücksichtslos nutzen, überfahren, um sich materiell zu bereichern, sich von all diesem göttlichen Leben um eigensüchtiger Ziele willen innerseelisch abschotten?

Diese Menschen haben sich in der uns gegebenen Freiheit der Wahl des göttlichen Lebens oder des Seelentodes für das Letztere entschieden. Sie stehen außerhalb all der Göttlichkeit unserer Schöpfung.

Die andern Menschen, die sich dem Göttlichen zu-wenden, ja mit ihm ganz eins werden, die gehören dazu, nehmen unter all den Geschöpfen aber eine Sonderstellung ein: Sie sind nicht nur das Bewußt-sein des Weltalls, sondern auch das Bewußtsein Gottes.

Die Gottheit erlebt sich endlich bewußt,

heißt es im Triumph.

Heimat ist dieses Land nun der Seele, und siehe,
vollkommenes Gottesbewußtsein ist, solange er lebt,
der Mensch, der nie diese Heimat mehr läßt.

Das ist schlicht und ergreifend die „Gotterkenntnis“ Mathilde Ludendorffs, die allen zugänglich ist, die der innerseelischen Schau fähig sind und der Philosophin somit auf ihrem Weg der Erkenntnis folgen können.

Ja, aber wieso nun

„Triumph des Unsterblichkeitwillens?“

Das lesen Sie, wenn Sie mögen, in der Fortsetzung, die morgen folgt.

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Gerhard Bracke
Gerhard Bracke
2 Jahre zuvor

Liebe Adelinde,
es ist Dein Verdienst, am 145. Geburtstag der großen Philosophin Mathilde Ludendorff mit einfühlenden Worten an das bedeutende, grundlegende Werk „Triumph des Unsterblichkeitwillens“, das mich schon in meiner Jugendzeit tief berührte, zu erinnern. Welche Abgründe bestehen da zur Erbärmlichkeit einer Zeit, die eine ehemalige Rockband-Managerin als „Kulturstaatsministerin“ hervorbringt und …erträgt!

barbara Berger
barbara Berger
2 Jahre zuvor

Danke für Ihre Trostzeilen zum 4.10., dem Todestag meines jüngsten Sohnes.

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