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“Hin zu Gott!” – 2. Teil

Es gab eine Zeit, und sie ist noch nicht lange her, da war der Kampf, der gegen meine Werke geführt wurde, so häßlich, so unwahr, so würdelos, daß es mir ganz unmöglich war, darauf nur ein Wort zur Klärung zu erwidern … Mathilde Ludendorff

Dieser Kampf galt letztlich dem Deutschen Volk, dem mit den Verleumdungen der großen Weisen unseres Volkes diese dem Volke vorenthalten werden sollte und auch jahrzehntelang konnte.

Dem will ich hier versuchen entgegenzuwirken, um unserem von außen wie innerseelisch so gefährdeten Volk den Seelenschatz und -balsam, der uns ge-schenkt wurde, zu erhalten.

 

Erste Auflage vor 100 Jahren, 1922

Was hat es denn nun mit der Unsterblichkeit auf sich?

Ein Leben für uns Einzelmenschen nach dem Tod müssen wir der Vernunft gemäß ausschließen, siehe 1. Folge.

Wir sind keine potentiell unsterblichen Einzeller.

Wir Menschen müssen alle ausnahmslos eines Tages sterben.

Dagegen wehren wir uns mit Händen und Füßen, wenn uns Gefahren drohen, so wie den Soldaten des Alten Fritz, die er in seinem siebenjährigen Krieg einmal angefeuert haben soll: „Hunde, wollt ihr ewig leben!“

Ja, natürlich! Sie wollten ewig leben. Wir wollen auch auf steilem Bergpfad nicht abstürzen; schreien, ehe wir ertrinken; wollen essen, um uns bloß am Leben zu erhalten. Wir wenden jede Mühe auf, um an allen Todesgefahren vorbei zu kommen, ertragen jede Unbill in der Hoffnung, gerettet zu werden und dann weiterleben zu können.

Das ist der „Unsterblichkeitswille“ – zunächst spüren wir ihn als Selbsterhaltungswillen, der uns körperlich solange wie möglich erhalten will. Aber er kann es nicht für alle Zeiten! Und doch wollen wir das.

So lesen wir denn im „Triumph des Unsterb-lichkeitwillens“ bei Mathilde Ludendorff:

So ist ihm (dem Menschen) heilig das Sein,
und heilig ist ihm der Leib,
der ihm im täglichen Mühen und Wirken
die Kraft schafft zu solcher Bewußtheit.

Eben, ohne Leib kein Leben der Seele! Also kein Leben nach dem Tode!

Der Gott, der in aller Erscheinung
schlummert,
erschaffte Bewußtheit sich, waches Erleben.
So mehrte der Wille zum Sein die lebenden Wesen.
Es mehrt sich die Zahl der lebenden Zellen,
so mehrt sich die Todesnot aller.
Es flüchtet sich Zelle zu Zelle.

 

Volvox aureus entläßt ihre Tochterkugeln und bleibt als Leiche zurück (Bild: BeWie’s Mikrowelt)

Wenn einst die dienenden Zellen ermatten
im letzten Mühen, zum letzten Male
der Seele den Flug in die Heimat geschenkt,
wenn dann sie ruhen in Todeserstarren,
für immer vergehen zu Staub,
dann schlummert wieder die Seele,
die Gottheit in ihnen,
dann schlummert sie tiefer
als in der ersten lebendigen Zelle,
dann schlummert auf ewig sie
tief wie im starren Gestein.

Wird der Unsterblichkeitswille, der heiße Wunsch des Menschen nach immerwährendem Leben, also nie und nimmer gestillt? Doch die Ahne spricht:

Das Wünschen des Gottes ward wach und bewußt
in vierfacher Weise im Menschen:
Er erlebt das Schöne, das Auge und Ohr im künden;
im Handeln will er das Gute;
im Denken will er das Wahre
und fühlt ein göttliches Lieben und Hassen.

Jenseits des Zweckes, des Raumes, der Zeit
ist all dieses Wünschen der Gottheit.
Vernunft kann es niemals erfassen.
Und wenn dieses Wünschen im Menschen
stets kraftvoll erlebt und erfüllt wird,
so ist er Bewußtheit der Gottheit!

Der Weg der Schöpfung dahin war lang. Milliarden von Jahren des Kampfes der Arten um ihr Dasein brachte die Aufwärtsentwicklung des Könnens: der Geschicklichkeit und Klugheit.

„Es flüchtet sich Zelle zu Zelle“ – das ist bei der Kugel der Volvox (s. o.) verwirklicht, deren Leib, der alle Tochterzellen erst birgt, dann entläßt und stirbt.

Die Vermehrung der mehrzelligen Lebewesen ließ ihren Lebensraum immer enger werden und trieb sie an, immer neue überlebenstaugliche Organe und Gestaltungen zu erfinden.

Nun kommt Mutter Natur in einen Schaffensrausch. Arten um Arten von lebenstüchtigen – dennoch schönen – Formen mehrzelliger Lebewesen bringt sie zustande bis hin zum Menschen, der nun – wenn seine Seele sich auftut – die ganze Mannigfaltigkeit von bewundernswerter Schönheit und Lebenstaug-lichkeit der Lebewesen bestaunen kann.

Nun ist auch der Sinn des Todesmuß erkannt, und Mathilde Ludendorff betont im Prosateil des Triumph, daß diese Weisheit um den Sinn des Todesmuß der Naturwissenschaft entsprungen ist. Und so lautet die Einsicht:

  1. Ich weiß, daß nur dem Einzeller und den Keimzellen endloses Sein im Reiche der Erscheinungen möglich ist, ich selbst aber wie alle Körperzellen dem Todes-muß verfallen bin.

  2. Ich weiß, daß der Unsterblichkeitwille aller Körperzellen durch das Todesmuß den Antrieb erhielt, Formen höherer Bewußtheit bis aufwärts zum Men-schen zu erzwingen …“

Ja, unter solchen Lebewesen, den Menschen, gibt es die Hochbegabten, die ihr Gotterleben in der Kunst Erscheinung werden und erahnen lassen wie z. B. Beethoven, der uns auf das Wesen wahrer Kunst hinweist und dabei das Leid eines wahren gottnahen Kunstschaffenden zeigt:

 

Beethoven

Der wahre Künstler hat keinen Stolz (er meint Eitelkeit); leider sieht er, daß die Kunst keine Gränzen hat, er fühlt dunkel, wie weit er vom Ziele entfernt ist, und – indes er vielleicht von Andern bewundert wird – trauert er, noch nicht dahin gekommen zu sein, wohin ihm der bessere Genius nur wie eine ferne Sonne vorleuchtet.

Wahre Kunst ist Erscheinung Gottes wie alle Natur, jedoch aus dem überbewußten Erleben einer Men-schenseele hervorgebracht.

Und wie alle Natur, alle Erscheinung, muß sie in den Grenzen der Erscheinung verbleiben, kann aber ebenso wie in der Natur das Göttliche ahnen lassen. Im Kunstwerk kann es sogar miterlebt werden.

Unsere Seele ist es, die das Göttliche in allem wahrnimmt. Und darin haben wir nun auch Teil an der zeitlichen Grenzenlosigkeit des Göttlichen, das den Tod nicht erleiden muß.

So bestätigt Mathilde Ludendorff aus ihrer Gottschau –  gepaart mit den naturwissenschaftlichen Erkennt-nissen ihrer Zeit – das Wort Schleiermachers:

 

Friedrich Schleiermacher (Bild: ekd.de)

Mitten in der Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen und ewig sein in jedem Augenblick, das ist die Unsterblichkeit der Religion.

Wenn wir das leicht irreführende Wort „Religion“ im Sinne Mathilde Ludendorffs ersetzen mit Gotter-leben, dann ist das Ergebnis ihres Werkes „Triumph des Unsterblichkeitwillens“ mit den Worten gesagt: 

Mitten in der Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen und ewig sein in jedem Augenblick, das ist die Unsterblichkeit in der Gottgeeintheit der Menschenseele.

 

Die Philosophin Mathilde Ludendorff 1937

Und der Unsterblichkeitswille hat triumphiert. Er hat sein Schöpfungsziel erreicht:

bewußtes Erleben und damit Teilnahme am grenzenlosen, nie endenden Leben Gottes.

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Gerhard Bracke
Gerhard Bracke
1 Jahr zuvor

Kaum kann der philosophische Gehalt des Werkes besser vermittelt werden als mit solchen Worten in verständlicher Sprache. Beethoven und Schleiermacher teilen diese Erkenntnis, ebenso Friedrich Schiller:

“Suchst du das Höchste, das Größte?
Die Pflanze kann es dich lehren:
Was sie wilenlos ist,
Sei du es wollend: das ist’s!”

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