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Gott als Mann überwunden

Männer nehmen sich des HErrn an

Bisher hatten sich nur Frauen mit dem Thema befaßt: Gerda Weiler, Heide Göttner-Abendroth und andere. Sie sind mit ihren Werken in der Schublade „Feminismus“ zu finden, also bereits abgewertet.

Nun aber – Frauen sind das gewohnt – sagen Männer das gleiche, was die o. g. Forscherinnen vor Jahrzehnten schon veröffentlicht hatten, und jetzt erhalten ihre Forschungsergebnisse Gewicht, nun sind sie es wert, in der auflagenstarken Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlicht zu werden (19. März 2008, „Gott Mutter“).

Die Namen der Forscherinnen werden – auch wie gewohnt – mit keinem Wort erwähnt. Einen minimalen Hinweis enthält ein einziger Satz ziemlich am Ende des Artikels:

Lange interessierte sich nur der Feminismus dafür …

Aber immerhin: erfreulich ist die Tatsache, daß die wichtigen Forschungen auf dem Gebiet der Religionen nun auf immer breiteres Interesse stoßen.

Die Zeit referiert:

  • 6828 Mal sei im alten Testament von Gott die Rede als dem HErrn.
  • Der katholische Theologe Othmar Keel findet das penetrant männlich, und es zeuge „von einem sehr beschränkten Gottesbild.“
  • Die Bibel galt früher als „Wort Gottes“. Inzwischen hat die Bibelwissenschaft erwiesen:
  • „Gott“ hat dem Moses die fünf Bücher nicht offenbart, König David hat die Psalmen nicht gedichtet und Salomo nicht das Hohelied.
  • Die Bibel wurde vor gut 2600 Jahren in vier Generationen von Schriftgelehrten zusammengeschrieben.
  • Aus Israels militärischen Niederlagen machten sie Strafen des „allmächtigen Gottes“ JHWH – der als Beschützer Israels sonst als Versager dagestanden hätte -, Strafen für Ungehorsam und Vielgötterei.
  • Der Zürcher Theologieprofessor Konrad Schmid stuft die biblischen Texte als „Tendenzliteratur“ ein mit starkem „politisch-theologischem Interesse“.
  • Da die Völker rund um das Mittelmeer kriegerischer geworden waren, wurde die „Große Muttergöttin“ von JHWH-Priestern zur Seite geschoben.
  • Die Archäologie hat unzählige weibliche Figuren aus dem Erdboden hervorgeholt, vermutlich Darstellungen der Göttin. Sie hat viele Namen.
  • JHWH ist ein Eigenname. Eigennamen braucht man nur, um unter Mehreren unterscheiden zu können. JHWH sollte aber der Einzige sein. Drum hieß er fortan „Gott“, „HErr“ u. ä.
  • Die griechischen Übersetzer vollendeten die „chauvinistische Namenspolitik“. Sie schrieben nur noch „kyrios“, HErr.
  • Keel: „Gott erlebte eine Art Persönlichkeitsveränderung“, eine Verengung auf den Mann.
  • Das „Weibliche ist eine so elementare Dimension des Göttlichen, es läßt sich nicht einfach wegschieben.“ „… mal ehrlich“, fragte Frau Keel einmal ihren Gatten, „gehst du zu einem Mann, wenn du Verständnis brauchst?“ Und so nehmen Christen Zuflucht zur „Mutter Gottes“, der Jungfrau Maria.
  • Sie gilt zwar in der Bibel nicht als Göttin, aber in der christlichen Praxis schon.
  • In der Ausstellung „Gott weiblich“ will Keel mit seinen MitarbeiterInnen zeigen, „daß die Erfahrungen Israels mit dem Göttlichen nicht ausschließlich männlichen Charakters waren.“ „Und daß es patriarchale und klerikale Mächte waren, die das Weibliche über die Jahrtausende hinweg in den Hintergrund drängten.“
  • Es sei kein Wunder, „daß sich die Männer anmaßen, die Gottheit auf Erden allein zu vertreten“, wenn ihr Gott ein Mann sei.

Die ursprüngliche Idee von der Göttin war die der mütterlichen Schöpfungsmacht, die aus sich heraus, jungfräulich, das Weltall und das Leben gebiert. Die Schöpfung ist ihr Göttinsohn, den sie liebt – ein wunderschönes Sinnbild des vom Göttlichen durchdrungenen Weltalls.

Schön, wenn diese Forschungsergebnisse dazu beitragen werden, in nicht mehr ferner Zeit die Herrschergötter und „göttlichen“ Volksgeneräle zu entmachten und die Völker von ihnen und ihren Lehren zu erlösen. Freiheit und Friede auf Erden, Schalom!

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Wiesemann, Michael
Wiesemann, Michael
16 Jahre zuvor

Liebe Adelinde,
hast Du noch nicht bemerkt, dass Du hier von einem/r personifizierten Gott/Göttin sprichst, die es für aufgeklärte Menschen gar nicht geben kann? Das personale Vorstellungsbild – ohnehin absurd vor dem Gebot, sich kein Blid von Gott oder Göttin zu machen – ist selbst unter Gläubigen überholt. Man spricht in diesem Zusammenhang heute davon, „a-theistisch an Gott oder Göttin zu glauben“, womit gesagt sein soll, dass das griechische Götterbild perdu ist und wir losgeöst von einem/r theos oder einer thea unseren Glauben leben können. Ein langbärtiger Opa oder eine bezopfte Jungfer im Weltall als Götterersatz suchte man wohl vergeblich. Gott oder Göttin sind ein Numinosum, und damit hat alle Erklärung sein Ende, denke ich.
Damit will ich aber nicht abstreiten, dass – historisch gesehen – die alte (stets falsche) Ansicht an der Tagesordnung war. Wir sollten sie nicht durch eine neue (dann auch falsche) Vorstellung ersetzen.

Wiesemann, Michael
Wiesemann, Michael
16 Jahre zuvor

Ich hatte in meiner Stellungnahme auf das von Dir zitierte „Zeit“-Referat geantwortet und wollte auf dessen Überholtsein hinweisen. In der referierten Zusammenstellung finden wir leider gar nichts von einem Sinnbild.
Es ist aber sicher als gute Umwertung von Dir anzuerkennen, von Götter- und Göttinnenbildnissen sich ganz zu lösen und a-theistisch (=frei von personalen Gottesbildern) denken zu lernen. In diesem Zusammenhang sprechen Christen daher vom „Reich Gottes“ und lassen offen, welchen Geschlechts die Schöpfungsmacht ist. Darauf kann es m. E. doch auch überhaupt nicht ankommen, zumindest wird, wenn man sich frei von feministischer Tendenz hält, sachlich nicht deutlich, was eine spezifische Geschlechterrolle bessert. Es bleibt jedem unbenommen quasi gleichnishaft im Sinne von „als ob“ von der „ursachenlosen Jungfräulichkeit“ des Schöpfungsgeschehens als Sinnbild zu sprechen. Ein Hinweis auf eine bessere Qualität allen „Weiblichen“ ist das nicht. Auf jeden Fall muß aber vermieden werden, daraus eine ideologische und tendenzielle Unterdrückungs-Theorie (=Unterdrückung durch die Männer) als heute noch gegeben zu konstruieren und damit eine grundsätzlich feindliche Haltung gegen das „Männliche“ zu schaffen. Gegen diese Haltung wehre ich mich besonders, egal in welcher Verkleidung der Angriff gegen die Harmonie der Geschlechter kommt. [Hier sehe ich nicht schwarz(er), sondern eher rot.]
Heute haben wir in der feministischen Theologie einen gleichberechtigten Partner zur herkömmlich gewachsenen Theologie. Als Beispiel unter vielen verweise ich auf die Schweizer Theologin Regina Strobel, der ich schon persönlich auf einer ev.-lth. Studientagung in Stein bei Nürnberg begegnet bin. Deren vernünftige Ansichten, soweit ich sie kennenlernen konnte, machen Männern keinerlei Probleme.

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