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Man muß das Gute tun, damit es in der Welt sei. Marie von Ebner-Eschenbach

In unserm Deutschland lebte es sich in guten Zeiten unserer langen Geschichte für uns Deutsche heimat-lich geborgen in einer Rechtstaatlichkeit, die den Bürger vor Unrecht und unerwünschten Eindringlin-gen schützte und wirkliche Verbrecher ausgrenzte.

 

Ludwig van Beethoven – Gemälde von Ferdinand Schimon

Aber es gab auch immer wieder Zeiten wie heute, für die die Worte des Florestan im Operntext von Bouilly stehen, die Beethoven in seiner Oper „Fidelio“ musi-kalisch ergreifend zum Ausdruck bringt:

In des Lebens Frühlingstagen
Ist das Glück von mir geflohn!
Wahrheit wagt ich kühn zu sagen,
Und die Ketten sind mein Lohn.
Willig duld‘ ich alle Schmerzen,
Ende schmählich meine Bahn;
Süßer Trost in meinem Herzen:
Meine Pflicht hab‘ ich getan!

Die Verfolgung Andersdenkender und Regimegegner hat es immer gegeben, nicht erst heute. Der Mächtige fürchtet um seine Macht. Wahrheit, die diese Macht gefährdet, soll nicht bekannt gegeben werden. Die sie dennoch sagen, für die sind „die Ketten“ ihr „Lohn“.

Wir werden unsere Stimme der Zensur und unser Schicksal der ungezügelten Tyrannei überlassen haben,

befürchtet so auch der UNO-Sonderberichterstatter über Folter Nils Melzer in einem Artikel zum Fall Julian Assange und fährt fort:

„Gott sei Dank“, gibt es noch Richter im Lande mit dem richtigen juristischen Ver-ständnis insbesondere für das Verfassungs-recht, und die darüber hinaus noch den Mut haben, sich dieser … Politik entgegenzustel-len.

Friedrich Schiller Gemälde-Foto von Roger Viollet via Getty Images (geb. 1759, ermordet 1805)

Friedrich Schiller, der überragende Denker und Phi-losoph, der – auch nach Meinung Königin Luises von Preußen – befähigt gewesen wäre, ein bedeutender, fürs Volk segensreicher Staatsmann zu sein, hielt allen den „Guten und Besten“, die an ein in der Zukunft auf uns wartendes „goldenes Zeitalter“ glauben, in seinem Gedicht „Die Worte des Wahns“ entgegen:

Drei Worte hört man bedeutungschwer
Im Munde der Guten und Besten,
Sie schallen vergeblich, ihr Klang ist leer,
Sie können nicht helfen und trösten.
Verscherzt ist dem Menschen des Lebens Frucht,
So lang er die Schatten zu haschen sucht.

Wer über diesem Glauben versäumt, sich für das Gute, für die Wahrheit und Freiheit einzusetzen, weil er meint, es komme auch ohne sein Zutun herbeige-flogen, „verscherzt“, was an Taten in seinen Mög-lichkeiten gelegen hätte. Nein:

So lang er glaubt an die Goldene Zeit,
Wo das Rechte, das Gute wird siegen,
Das Rechte, das Gute führt ewig Streit,
Nie wird der Feind ihm erliegen,
Und erstickst du ihn nicht in den Lüften frei,
Stets wächst ihm die Kraft auf der Erde neu.

So lang er glaubt, daß das buhlende Glück
Sich dem Edeln vereinigen werde,
Dem Schlechten folgt es mit Liebesblick,
Nicht dem Guten gehöret die Erde.
Er ist ein Fremdling, er wandert aus,
Und suchet ein unvergänglich Haus.

Solang er glaubt, daß dem irdschen Verstand
Die Wahrheit je wird erscheinen,
Ihren Schleier hebt keine sterbliche Hand,
Wir können nur raten und meinen.
Du kerkerst den Geist in ein tönend Wort,
Doch der freie wandelt im Sturme fort.

Immanuel Kant, 1768 (Gemälde von Johann Gottlieb Becker) Wikipedia

Richtig: der „irdsche Verstand“, nach Kant: die „reine Vernunft“, bewegt sich in den Kategorien Raum, Zeit und Ursächlichkeit und kann nur in diesen Grenzen räumlich, zeitlich, ursächlich begrenzte Dinge und Zusammenhänge erkennen, ist daher nicht fähig, die göttliche Wahrheit zu erfassen. Denn sie ist nicht faßbar, mit Händen greifbar.

 

Mathilde Ludendorff

Die innere Schau aber, die Mathilde Ludendorff in so hohem Maße gegeben war, erkennt den Sinn der menschlichen Unvollkommenheit: das von den Gesetzen von Raum, Zeit und Ursächlichkeit freie Göttliche ist nur in ebensolcher Freiheit erschaubar. Das Erschaute ist dann kein „himmlischer Wahn“, sondern Wirklichkeit. Es ist mit Worten, mit Aug und Ohr äußerlich nicht faßbar – und dennoch ist es:

Drum edle Seele, entreiß dich dem Wahn,
Und den himmlischen Glauben bewahre.
Was kein Ohr vernahm, was die Augen nicht sahn,
Es ist dennoch, das Schöne, das Wahre!
Es ist nicht draußen, da sucht es der Tor,
Es ist in dir, du bringst es ewig hervor.

Denn das Göttliche waltet auch in dir. Es drängt sich aber nicht auf, es wartet deiner freien Hinwendung und der Entfaltung deiner Gottkräfte.

Und hier liegt unsere Freiheit, mag „draußen“ der Gottfeind wüten und die Guten, die Wahrheitsucher wegsperren, in ihrer inneren Freiheit sind sie nicht antastbar. Diese Möglichkeit steht jedem Menschen offen. Wir können ein inneres Leben erleben, von dem der Feind nichts weiß. Das war dem immer wieder geschundenen Deutschen Volk seit langem bewußt:

Die Gedanken sind frei,
wer kann sie erraten,
sie fliehen vorbei,
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.

Ich denke, was ich will,
und was mich beglücket,
doch alles in der Still,
und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
kann niemand verwehren,
es bleibet dabei:
die Gedanken sind frei.

Und sperrt man mich ein
im finsteren Kerker,
das alles sind rein
vergebliche Werke;
denn meine Gedanken
zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei:
die Gedanken sind frei.

Drum will ich auf immer
den Sorgen entsagen
und will mich auch nimmer
mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen
stets lachen und scherzen
und denken dabei:
die Gedanken sind frei.

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MFN
MFN
1 Jahr zuvor

Oh wie schön dieser Beitrag doch ist!
Solch philosophische Betrachtungen lese ich gerne, eröffnen sie doch den Blick auf unsere grossen Geister, leider meist in der Vergangenheit lebend…

HeinrichS.
HeinrichS.
1 Jahr zuvor

„Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei wie es wolle,
Es war doch so schön!“
Johann Wolfgang von Goethe

Das gilt „Sinngemäß“ gerade auch für unsere Generation! ( Und viele davor)

Aber es war einmal!

Unsere degenerierte, gehirngewaschene Jugend verlacht uns.
Nach Lachen kommt Weinen, ein schwacher Trost!!!

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