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Roswitha Leonhard-Gundel

hat über das Thema

„Das alte Europa und der Apfel“

einen bemerkenswerten Vortrag gehalten, in dem sie einen weiten Bogen – räumlich, geschichtlich, philo-sophisch – um den Apfel schlägt.

Dabei vermittelt sie am Sinnbild „Apfel“ den Abstieg des nord- und mitteleuropäischen Menschen von seiner einstmaligen Natur- und Gottgeeintheit zum Niedergang hin zu zivilisatorischer Naturentfrem-dung und Gottferne – aufgezwungen von Machtgier, Lüge und einem perversen Zerstörungswillen.

Spannend, der Vortragenden in der bildhaften Dar-stellung dieses Weges zu folgen. Sie fragt:

Woher kommt diese Frucht, die uns in unserem täglichen Leben in der Ernährung, der Geschichte, der Mythologie, im Märchen immer wieder begegnet?

Der Apfelbaum ist der älteste kultivierte Baum Europas, von dem es inzwischen mehr als 1000 Sorten gibt.

Dieses alte Baumgeschlecht hat vor sehr langer Zeit Spuren hinterlassen: Fossilien, die dem Samen des heutigen Apfelbaumes ähn-lich sind, fanden sich schon im Oberpliozän vor 25-30 Millionen Jahren im unteren Maintal.

Sie werden als Pirus-malus-fossilis, d. h. Birne-Apfel-Versteinerungen bezeichnet und wurden auch in der voreiszeitlichen Flora von England gesichtet.

Malus – ein Wort aus der lateinischen Sprache – bedeutet nicht nur Apfel, sondern gleich-zeitig „schlecht, böse, übel, schlimm, un-tüchtig, schädlich, gefährlich“.

Bei dem biblisch verfälschten Mythos von „Adam und Eva im Paradies“ wird der Apfel zum „Malus“, den Eva vom Baum der Erkenntnis pflückt, so daß sie von „Gott“ Jahweh zur Strafe samt Adam aus dem Paradies vertrieben wird, sie, Eva, noch überdies als Verursacherin einer irgendwie gearteten „Erbsünde“. (Siehe unten den echten Sinn, die wahre heidnische Erkenntnis, die in dem tiefsinnigen Mythos bildhaft dargestellt ist.)

Roswitha weiter:

Die Urformen der heutigen Früchte fand man bei Weimar in Form versteinerter Wildäpfel aus der Zeit vor 100.000 Jahren und fossile Wildbirnen sogar aus der Zeit vor 15.000.000 Jahren.

Aus diesen Urformen folgte zunächst eine unwillkürliche, natürliche Auslese, indem man den besser schmeckenden und größeren Sorten vermehrt Beachtung schenkte. Mit der Zeit erfolgte die Zunahme an Größe, das waren die sogenannten Pfahlbauäpfel.

 

Pfahlbau-Äpfel (Bild: palafittes unesco)

Wo diese Äpfel in reichlicher Menge vor-handen sind, da kann man alle Übergänge vom Wildapfel zum Kulturapfel feststellen.

Gegen Ende der Steinzeit, etwa 2.200 J. v. d. Zw. waren die ersten Kulturfrüchte ent-standen.

Die Pflege von Obstbäumen setzte natürlich seßhafte Völker voraus. Nomaden begnügen sich mit dem, was sie gerade vorfinden und in Besitz nehmen, bevor sie weiterziehen. Nicht so unsere Ur-Ahnen in Mitteleuropa.

Die Fundstellen des Wildapfels: Neckartal, Bodenseegebiet, Tuttlingen, Beuron, Öster-reich, Schweiz.

Fundstellen der ersten Kulturäpfel in der Jungsteinzeit, (5.500-2.200) waren Süd-schweden, Norddeutschland, Kieler Förde in Holstein, Thüringen u.a., überall in ge-schützten Lagen.

Daraus kann man den Schluß ziehen, daß sich die Entwicklung der Apfel-Kulturpflanze im mitteleuropäischen Raum abgespielt hat und die Annahme der Einführung des Apfels aus Asien hinfällig wird. „Ex oriente lux“ – diese Behauptung ist auch hier unwahr.

Von den Brüdern Grimm wird berichtet: „Aphul“ ist ein ahd. Ausdruck und für die europäische Sprachgeschichte ein bedeutsa-mes Wort unserer Ur-Zeit, das den Zusam-menhang zwischen Deutschen, Kelten, Litau-ern und Slaven erweise.

Auch spätere Forscher heben hervor, daß der Name Apfel nicht aus dem Lateinischen ent-lehnt, sondern altes Erbgut der nordeuropä-ischen Sprachen ist.

Zur Ernährungsweise unserer frühen Vorfahren führt die Autorin Gebiß-Bilder des homo heidelbergensis und von Katze und Hund vor Augen.

 

Schädel eines “Heidelbergmenschen” (Bild: Paginas de Delphi)

Der Heidelberg-Mensch soll zwischen 600.000 bis 200.000 gelebt haben. Wir können keine Reißzähne erkennen, lediglich Schneide- und Mahlzähne, die auf eine ursprünglich vegetarische Ernährung hin-weisen.

 

Katzengebiß (Foto: Haustier-Comedy-Pet-Photo-Award-Katzen)

Die Katze als kleines Raubtier braucht Reißzähne wie der vom Wolf abstammende Haushund. Beide Tier-arten haben zudem Krallen und weit auseinander-klaffende Mäuler zum Festhalten der Beute.

 

Hundegebiß (Foto: Haustier-Comedy-Pet-Photo-Award-Hund-Garten)

Mutter Natur hat alles weise eingerichtet.

Aufschluß über die Ernährungsweise des Frühmenschen geben auch die 100 Moor-leichenfunde in Norddeutschland und Däne-mark (Museen in Kopenhagen und Silkeborg). Die untersuchten Mageninhalte bestanden ausschließlich aus pflanzlicher Nahrung. (Kh. Baumgartl, Info 32).

In einer Abhandlung „Biologie-Schule.de“ wird zugegeben, daß die Nachfahren des Heidelberg-Menschen sich überwiegend von Pflanzen ernährt hätten.

Diese Aussage wird der Wahrheit am näch-sten kommen, denn in Perioden höchster Nahrungsnot wird der Mensch, noch bevor er selbst Feuer entzünden konnte, natürliche Hitzequellen wie Blitz und Waldbrände ge-nutzt haben, um Fleisch auch ohne Reiß-zähne verzehren zu können.

Karlheinz Baumgartl ist der Überzeugung, daß sich noch vor 2000 Jahren die Völ-kerschaften Europas rein pflanzlich ernähr-ten. (a.a.O.)

In dieser Ansicht wird er von Tacitus (55 – 116/120 n. d. Zw.) bestätigt, der sagte:

„Die germanischen Völker am Rhein er-nährten sich von Äpfeln und Feldfrüch-ten.“

Sicher gab es zu dieser Zeit auch Jäger, die Tieren nachsetzten. Die Tierzucht beschränk-te sich vermutlich aber auf Zugtiere für den Ackerbau.

Wenn wir diesbezüglich einen Sprung in un-sere Gegenwart wagen, tun sich Abgründe auf, die sehr oft verschwiegen werden: Es ist der Umgang des heutigen Menschen mit Tieren und dem Landverbrauch für diesen Ernährungs-Industrie-Zweig:

Die Größe einer Landfläche, die zur Ernährung von 10 Vegetariern ausreicht, langt gerade für 1 Fleischesser!

Die Landnahme Deutschlands durch Soja-Import beträgt 2,6 Mill. ha, das ist die Flä-chengröße von Mecklenburg-Vorpommern.

 

Regenwald für Monsanto-Soja-Anbau (Bild: regenwald.org)

Die Brasilianische Savanne Cerada war be-kannt durch ihre Artenvielfalt. Bis 2008 sind bereits 48% der natürlichen Lebensräume verschwunden. Mittlerweile werden pro Jahr 14.000 qkm zerstört.

 

Savanne Cerada, Brasilien (Bild: Exaaticca-travel)

In Deutschland werden 60% des geernteten Getreides – Weizen und Gerste – sowie Mais und 70% aller Ölsaaten – Raps, Soja und Sonnenblumen – an Tiere verfüttert.

 

Massentierhaltung (Bild: animal-spirit.at)

Ein schlimmes Zeichen unseres moralischen Niedergangs ist die Einstellung zu Nutztieren. Außer dem einseitigen Landverbrauch herr-schen in der Tierhaltung noch katastro-phale Bedingungen.

Jeder Deutsche ißt im Durchschnitt 88 kg Fleisch pro Jahr. Daniela Fricke, die für den Block „Fleisch frißt Land“ arbeitet, schreibt:

„Das fehlerhafte System beginnt bei der unwürdigen Haltung von Tieren und en-det auf dem Teller der Verbraucher.“

98% der in Deutschland konsumierten Fleischprodukte stammen von Tieren, die nicht artgerecht und teilweise grausam be-handelt wurden. (Fleisch frißt Land/63)

Für die unausweichlich eintretenden Krankheiten bei solchen Tieren und den sie verzehrenden Menschen steht die Pharmaindustrie bereit …

Jedenfalls wird mit Vieh großes und schnelles Geld gemacht: Pecus = das Vieh und Pecunia = das Geld!

Und dann ist da noch die Umwelt, die durch zu viel Gülle, sprich Stickstoff über das Grundwasser belastet wird. Die Auswirkungen auf unsere Ökosysteme kennen wir, das Ar-tensterben wird gefördert.

Der Anfang einer Umkehr ist jedoch selbst in Großstädten zu beobachten: Die Leute bepflanzen die Flachdächer ihrer Häuser und halten Kübel mit Pflanzen auf den Balkonen. In Garten-Siedlungen sind vielerorts die modern gewordenen Geröll-„Gärten des Grauens“ von der Gemeinde verboten.

 

Schottergarten (Bild: Weserkurier)

Kehren wir zurück zu unserem Apfel:

 

Ist dieser Apfel ein “Bio-Apfel?” (Bild: “Bilder und Hintergründe”)

Was biologisch, d.h. naturgemäß gewachsene Äpfel von denen unterscheidet, die mit Spritz- und an-derem Gift behandelt wurden, darüber hat A.W. Dänzer 2015 in der 2. Auflage ein beachtenswertes Buch im Verlag Bewußtes Dasein, Zürich, heraus-gegeben: „Die unsichtbare Kraft in Lebensmitteln.“

 

Was wir von außen nur sehr schwer oder gar nicht unterscheiden können, ob es sich um Bio- oder Nichtbio-Äpfel handelt, wird in dem Buch in Bildern eindrucksvoll vor Augen geführt.


Roswitha zitiert zunächst Dänzer und fährt danach fort:

„Wer hätte geahnt, daß in jedem Teilchen eines Bio-Apfels die Gestalt des ganzen Apfelbaumes, ja sogar der Apfelblüten, Samen und sogar ganzer Apfelbaum-Gruppen sichtbar wird?

Das gesamte Wesen des Apfels in seinem natürlichen Werdegang ist ganzheitlich und zeitlos in jedem Tröpfchen Bio-Apfelsaft vorhanden und gespeichert.

Es mutet an wie in einem Märchen, wo die Weisheit gilt, daß das Ganze in jedem Teil … vorhanden ist, und wo alle Teilchen zum Gelingen des Ganzen zusammenwirken, als wäre es das Natürlichste der Welt.

Unser Herz kann eine solche zusammenhängende Wirklichkeit verstehen und in sie eintreten, unser Verstand hat Mühe damit.“

Wir staunen und sind glücklich über die tiefe Einsicht in das Innere einer naturbelassenen Frucht. Im Nicht-Bio-Apfel ist diese wesentli-che Information kaum mehr sichtbar. Sie ist verwischt, verloren und in großen Teilen nur noch bruchstückhaft oder verschwommen vorhanden.

Mit Nicht-Bio-Nahrungsmitteln fängt unser Leib wenig an und erschöpft sich im Sätti-gungsgefühl.

Einen erfreulichen Abschnitt aus der Luther-Bibel von 1912 möchte ich erwähnen. Genesis 1,29:

„Und Gott sprach: ,Seht da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamt auf der ganzen Erde, und allerlei fruchtbare Bäume, die sich besamen zu eurer Speise.‘“

Fortsetzung folgt

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Jasosans
Jasosans
1 Jahr zuvor

Waren die weisen Frauen von früher auch so schlampig, wenn sie einer Sache auf den Grund gehen wollten? Solche, die es heute sein wollen, wohl schon eher. Hätte die Autorin im Hinblick auf ihre Apfelstory genauer im Lateinisch-Deutschen Wörterbuch nachgeforscht, so hätte sie folgendes gefunden: 1.malum = Fehler, Übel, Unheil. – 2. malum = Apfel. – 3. malus = Mast(baum). – 4. malus = Apfelbaum. – 5. malus (peior, pessimus) = schlecht, böse. – Da im Imperium Romanum offizielle Schriften in der lateinischen, statt der umgangssprachlichen griechischen Sprache verfaßt wurden, kam es in der Theologie der römisch (!) – katholischen (= globalen !) Kirche – und nicht nur dort – zur bis heute bekannten und verhängnisvollen Verwechselung und Gleichsetzung. Warum? Das ist eine andere Geschichte und könnte ein anderes Mal erzählt werden.

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