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Mathilde Ludendorff hat im Erkennen des göttlichen Wesens der Schöpfung – vereint mit den naturwissenschaftlichen und religionsgeschichtlichen Erkenntnissen ihrer Zeit – das Christentum hinter sich gelassen.

Doktorandin Spilker belegt sie daher mit dem Schlagwort „antichristlich“.

Wie sie in ihrer gesamten Dissertation zeigt, daß sie nicht beabsichtigt und auch unfähig ist, das wirkliche Denken Mathilde Ludendorffs zu verstehen, so versäumt sie bei ihrem Anwurf „antichristlich“, die gründlichen Bibel-Forschungen, die religionsgeschichtlichen Darlegungen und die Gegenüberstellung christlicher Moral und der der Philosophin aufzuzeigen. Sie ist nicht willens, sich wirklich auf die Philosophin und das Wesen ihrer Aussagen einzulassen.

Nun ist es heute vielleicht nicht mehr allzu anrüchig, als „antichristlich“ bezeichnet zu werden. Da aber immer noch eine Anzahl Christen alles gute Wollen und Handeln als „christlich“ und den „Antichristen“ als das schlechthin Böse ansehen, so könnte das von Spilker gegebene Zerrbild noch um eine weitere Facette angereichert aufscheinen, was wohl auch die Absicht ist und zu dem paßt, was Prof. Dörpinghaus vom heutigen Universitäts-Betrieb a. a. O. schreibt:

Die komplexe Vorstellung … eines wie auch immer vorgestellten und ausdifferenzierten Horizonts einer Wissenschaft, also eines in sich sperrigen Gebietes, das „umständlich“ ist, wird obsolet. An ihre Stelle treten vielmehr additive … Abfolgen.

Eine radikale Linearität im verschulten Gleichschritt der Kohorten.

In diesem „Gleichschritt“ mitmarschierend glaubt auch Spilker, dem Leser Beweise und damit Anschaulichkeit, Erfahrung des Gegenstandes ihrer Arbeit schuldig bleiben zu dürfen. Wilhelm von Humboldt hingegen – so Dörpinghaus – habe andere Vorstellungen von Wissenschaftlichkeit und Bildung gehabt. Er beziehe

… in seinem Fragment zur Theorie der Bildung des Menschen … die für jede Erfahrung konstitutive Wechselwirkung von Begriff und Anschauung auf den Bildungsbegriff und begründet somit den unlösbaren Zusammenhang von Bildung und Erfahrung. Das Verständnis von Bildung muß sich allein aus der Reflexivität dieser Erfahrung selbst herleiten.

Daher rührt Kants berühmte Warnung, daß Begriffe ohne Anschauung leer seien, also über keinerlei Gehalt verfügen. Anschauungen ohne Begriffe wiederum seien blind, das heißt, sie können sich in keiner Weise verstehend auf die Welt richten. Mit anderen Worten und verkürzt formuliert: Ohne Bildung sind Menschen quasi blind. Und Bildung ist eine Fähigkeit der Distanz, die gleichsam das Sehen erlaubt.

Treffender kann Dr. phil. Annika Spilker nicht gekennzeichnet werden.

Holen wir also das von Spilker Versäumte nach und versuchen wir aufzuzeigen, zu welchen Ergebnissen Mathilde Ludendorff bezüglich des Christentums kommt! Doch zunächst sei festgehalten:

In der Hetze gegen Mathilde Ludendorff haben sich in der Vergangenheit u. a. besonders die Kirchen beider Konfessionen im Verein mit der NSDAP hervorgetan.

Hitler, dem Deutschland das noch heute bestehende Konkordat mit dem Vatikan verdankt, war wichtig, den Kirchen zu beweisen, daß er ein Verteidiger des „positiven Christentums“ sei und somit ein scharfer Gegner der Ludendorffs. In seinem Parteiprogramm gab es den Punkt:

Die Partei als solche steht auf dem Boden eines positiven Christentums.

So verbot er kirchen- und christentumskritische Schriften und Bücher Mathilde Ludendorffs. Zwei nette kleine Berichte mögen ein Schlaglicht auf den christlichen NS werfen:

In den Hamburger Nachrichten (Stadtanzeiger) vom 18.5.1933 konnte man den begeisterten Bericht eines Hamburger Kaufmanns lesen:

Auf einer Übersee-Reise eines Hamburger Dampfers um die Osterzeit dieses Jahres wurde ein mitreisender lutherischer Geistlicher gebeten, doch am Karfreitag und an den beiden Osterfeiertagen Gottesdienste abzuhalten; was er natürlich mit Freuden tat.

Der Pastor hatte schon früher manchmal auf deutschen Überseern gepredigt und immer eine kleine Gemeinde gefunden. Diesmal aber wunderte er sich über den auffallend starken Besuch der Gottesdienste und insbesondere über die große Anzahl von Schiffsangestellten aller Grade, Matrosen usw., bis herunter zum Heizer. Er fragte einen der Schiffsoffiziere, woher denn das käme – und erhielt folgende Auskunft:

Ja, Herr Pastor, unsere Leute sind alle Nazi. Sie haben blindes Vertrauen zu der Führung und bekennen sich zum Christentum! …

Am 4.7.1933 berichten die Hamburger Nachrichten (Stadtanzeiger) von einer Massenhochzeit mit 47 Paaren in Berlin, der

die Taufe von vier Kindern nationalsozialistischer Eltern

voraufgegangen sei. Und stolz wird berichtet, daß sogar Reichsminister Dr. Goebbels als Gast zugegen gewesen sei, das Wort ergriffen und u. a. ausgeführt habe:

Noch nie in der Welt sei es dagewesen, daß beinahe 50 Hochzeitspaare gemeinsam ihre Trauung begehen.

Diese Paare seien durch den Nationalsozialismus der Kirche zurückgewonnen worden, und das sei ein schlagender Gegenbeweis für die Meinung, daß der Nationalsozialismus kirchenfeindlich sei …

Das hören die Etablierten, vor allem die Kirchenvertreter heute gar nicht gern. Trotz aller Lügen, allen Verschweigens eigener Verstrickungen, allen Zwanges, den sie ausübten, konnten die Kirchen ihren Niedergang nicht verhindern. Die heutigen massenhaften Kirchenaustritte sprechen ihre eigene Sprache.

Die Erkenntnisse der Naturwissenschaft einerseits und die Aufdeckung der Verworfenheit christlicher Priester andererseits überantworten die Kirchen samt ihren Lehren dem großen Sterben. Davor hatte vor allem die katholische Kirche all die Jahrhunderte hindurch die größte Angst, trachtete ihre Macht zu festigen und auszudehnen und mordete, wer ihr im Wege stand. So einer war

Giordano Bruno,

von dessen innerseelischer Größe Mathilde Ludendorff in tiefster Verehrung spricht.

Im Kloster erzogen und zum Priester geweiht, wandte er sich, je umfassender er sich bildete und je tiefer er sich dem göttlichen Wesen des Alls innerseelisch verband, desto stärker von den Lehren der Bibel ab, bis er – von den christlichen Häschern gefaßt, in Rom vors Inquisitionsgericht geführt und die Folterwerkzeuge und den Scheiterhaufen vor Augen – in übermenschlicher Größe vor den Pfaffen des Tribunals alle christlichen Glaubenssätze zurückwies und sich zu seiner eigenen Gotteinsicht bekannte.

Sieben Jahre saß er im finstersten, modrigen Verließ der römischen Engelsburg, wurde von Zeit zu Zeit ans Licht geführt und mit dem Versprechen freizukommen gelockt, wenn er widerriefe. Er widerrief nicht, ließ sich zurück in die Finsternis des Kerkers führen und wurde schließlich – noch ehe er an seiner gesundheitlichen Zerrüttetheit sterben würde – am 17.2.1600 auf dem Campo di Fiore in Rom mitsamt seinen philosophischen Werken lebendig verbrannt, nachdem man dem Gefesselten noch die Zunge herausgeschnitten hatte. Verächtlich hatte er sich von dem Kruzifix abgewandt, das ihm ein frommer Pfaffe noch vors Gesicht zu halten gewagt hatte.

Mathilde Ludendorff schildert, wie sie anläßlich ihrer Romreise im Sommer 1923 sich in das Verließ der Engelsburg hatte führen lassen, in dem Bruno 7 Jahre geschmachtet hatte:

Ich hoffte, allmählich nicht nur den Modergeruch des Verließes einatmen zu müssen, sondern auch die Finsternis in diesem Kerker etwas durchdringen und das Innere erspähen zu können. Das aber war vergeblich. Hier also hast du gelitten, in endlosen Tagen und Nächten der sieben Jahre, du herrlicher Mensch!

Immer wieder wurdest du nach qualvollen Verhören und Folterungen zurück in diese Höhle voll Moderluft geworfen. Immer wieder geschah dies, nachdem alle Folterungen dich niemals dazu bewegen konnten, deiner Gotteinsicht untreu zu werden, und doch wußtest du, daß am Ende all der endlosen Jahre dir die Qualen des lebendig Verbranntwerdens bevorstanden. …

Waren Jahrzehnte vergangen, die ich hier saß, um das Leid nachzuerleben und um seiner Gottstärke ebenbürtig zu sein?

Schon in den Jahren 1919/20 erkannte Mathilde Ludendorff, „Schritt um Schritt“ aus ihrem Bibelstudium, was Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts

der israelische Generalkonsul und nachmalige Beamte des israelischen Außenamtes Arie Eshel

über die Bedeutung des Alten Testamentes sagte:

Das Alte Testament, das ist unsere Geschichte, und diese lernen unsere Kinder als die Geschichte ihres Volkes kennen, weil es die konkrete, aktuelle und politische Voraussetzung übermittelt für die Geschichte, die wir heute machen.

Auf das Alte Testament und dessen Offenbarung jüdischen politischen Wollens komme ich in einem der folgenden Teile dieser Aufsatz-Serie zurück. In dieser Folge geht es um Mathilde Ludendorffs Auseinandersetzung mit dem Christentum.

Erich Ludendorff 1924

Natürlich darf auch hier aus dem Arsenal der Kampf-Schlagwörter die „Verschwörungstheorie“ nicht fehlen. Aus ihrer anspruchslosen Gleichgerichtetheit mit dem Zeitgeist und einer dementsprechend gearteten Perspektive heraus versteigt sich die Doktorandin dahin, die Ludendorffs auch mit jenem Schlagwort zu bewerfen. Sie stellt sich dieses geniale, todesmutige, über alle Verlästerungen erhabene Menschenpaar als verängstigt, ja „paranoid“ vor. Deutlicher kann sie sich nicht selbst enthüllen.

Die ludendorffsche Erkenntnis dessen, was der oben zitierte Arie Eshel verriet, beruht auf intensivem Studium der Bibel, der Bibelforschung und des Studiums der Geschichte der katholischen Kirche mit ihren Grundsätzen und Glaubenslehrern. Es war – wie Mathilde Ludendorff bekennt – das Ergebnis von

„mehr als einem Jahrzehnt tagtäglicher unerquicklicher Forscherarbeit“.

Es ist selbstverständlich, daß ich mich schon in jenen Jahren meines einsamen Kampfes angesichts der Niedertracht, der Verlästerung, der Lüge, der Wutentladungen und des Hasses, der allen Versuchen, die Gefahr durch Aufklärung über die Wahrheit zu bannen, entgegenspritzte – als Frau ganz besonders – in der … Gefahr befand, meiner Sehnsucht nach Harmonie und Frieden nachzugeben.

Mathilde Ludendorff etwa 1936

Aus Verantwortung für das Leben der Völker tat sie es nicht. Sie nahm den Geisteskampf auf – zuerst einsam und allein, später gemeinsam mit dem Feldherrn des 1. Weltkrieges Erich Ludendorff. Dabei war ihr klar, wie sie im 3. Band ihrer Lebenserinnerungen, S. 109, erklärt:

Wie könnte man hier auf Wandel, auf Überwindung der Gefahr hoffen? Sicherlich nur dann, wenn man weder in der Zielsetzung noch in den Wegen zum Ziel im allergeringsten eine Unmoral beging. Und sicher nur dann, wenn keine einzige falsche Beschuldigung erhoben wurde! … nicht eine einzige gottferne Nebenabsicht, nicht eine einzige vorurteilsvolle Fehlbeurteilung des geschichtlichen Geschehens der Vergangenheit und Gegenwart durfte sich da einmengen!

Nur absolute Lauterkeit kann alles absolut Widergöttliche in dieser Welt überwinden!

Die Ludendorffs hatten längst erkannt, was Arie Eshel später verriet:

Religion kann nicht zu politischen Zwecken mißbraucht werden, Religion ist Politik! (Erich Ludendorff)

In ihrer gemeinsam verfaßten Schrift vom Sommer 1936

„Das große Entsetzen – die Bibel nicht Gottes Wort“

veröffentlichten sie Erkenntnisse Friedrich Thudichums, Professor des Kirchenrechts an der Universität Tübingen, die er in seinem Werk Kirchliche Fälschungen, 1. Band Stuttgart 1898, 2. Band Leipzig 1906, niedergelegt hatte. Sie übergaben damit der Öffentlichkeit

den Schlüssel zu dem Verständnis des unfaßlichen, ungeheuerlichen Truges, der bei der Fabrikation der Bibel und alle Jahrhunderte nachher mit bestem Gewissen getrieben wurde. (Erich Ludendorff)

Ihr zweiter hauptsächlicher Gewährsmann ist der schottische Gelehrte William Stewart Roß. Dessen Werk God and His Book, 1887, oder deutsch Jehovas gesammelte Werke, Leipzig 1937,

das die Entstehungszeit und Entstehungsart des alten und neuen Testamentes vor dem Weltkriege in England und anderen Ländern einer breiten Öffentlichkeit bekannt gab, wurde nach besten Kräften totgeschwiegen, da es nicht widerlegt werden konnte. (Mathilde Ludendorff)

Nach diesen beiden Gelehrten verlief die Entstehungsgeschichte des „Alten Testamentes“ in folgender, staunenswerter Weise:

Die 5 Bücher Mose in der Bundeslade sind verschwunden

Im 5. Mos. 31,26 wurde den Juden geboten, die 5 Bücher Mose in der Bundeslade aufzubewahren, in der schon die zwei Gesetzestafeln des Moses gelagert waren. Hineinzusehen war strengstens verboten. 50 000 neugierige Juden, die im Laufe der Jahrhunderte dennoch in die Bundeslade hineingesehen hätten, seien getötet worden.

So wurde – nach der Bibel – Jahrhunderte hindurch von niemand das Buch angesehen. Der Hohepriester sprach statt dessen mit Jahweh selbst, wenn dieser sich von Zeit zu Zeit auf der Bundeslade auf den Flügeln der bocksbeinigen Cherubim im dunklen Allerheiligsten des Tempels niederließ.

Erst unter König Salomo wurde die Bundeslade geöffnet, und siehe da, die einzige unmittelbare Gottoffenbarung auf dieser Erde in jener Zeit, der Pentateuch, die Thora, die fünf Bücher Mose mit der Schöpfungsgeschichte, der Geschichte der Juden bis zu Moses Tod, mit den Gesetzen Moses einschließlich aller im Lande Moab gegebenen, waren überhaupt nicht mehr darin. Das Buch der Bücher war auf irgendeine Weise verloren gegangen! (Mathilde Ludendorff)

So heißt es denn auch 1. Könige 8:

6: Also brachten die Priester die Lade des Bundes Jahwehs an ihren Ort, in den Chor des Hauses, in das Allerheiligste unter die Flügel der Cherubim …

9: Und war nichts in der Lade denn nur die zwo steinernen Tafeln des Moses, die er hineingelegt hatte am Horeb, da der Herr mit den Kindern Israel einen Bund machte, da sie aus Ägypterland gezogen waren.

Aber auch die Gesetzestafeln des Moses sind verschwunden:

Jeremias hat sie in einer unbekannten Höhle versteckt und den Eingang versiegelt! … die Bibel selbst also teilt mit: Die fünf Bücher des Moses, das Wort Gottes, die unmittelbare Offenbarung war verloren gegangen oder gestohlen worden! Eine Abschrift war auch nicht vorhanden. (M. L.)

So stellt nun Stewart Roß fest:

Während 350 gottverlassener Jahre mußte die Menschheit zusehen, wie sie ohne die Werke Mose fertig wurde, und niemand konnte sich ausdenken, was Gott wohl mit seinem Werke getan habe … 350 Jahre nach jenem Tage, da man zu Salomos Zeiten die Lade öffnete und kein Buch des Gesetzes darin fand, sprach der Hohepriester Hilkia zu dem Schreiber Saphan:

„Ich habe das Gesetzbuch gefunden im Hause des Herrn. Und Hilkia gab das Buch Saphan, daß er es läse.“ (2. Kön. 22,8)

Dieses von Hilkia wiedergefundene Wort Gottes geht wieder verloren.

Und das Wort Gottes muß 150 Jahre später – um das Jahr 450 vor Beginn unserer Zeitrechnung – ganz neu geschaffen werden! (M. L.)

Dazu berichtet Stewart Roß:

Hilkia fand das Buch im Tempel, aber Esra scheint es in seinem eigenen Kopf aufgestöbert zu haben. Nach der Rückkehr von der 70-jährigen Verbannung an den Wassern Babels sah Esra die Notwendigkeit ein …

„Dein Gesetz ist verbrannt, deshalb weiß kein Mensch die Dinge, die Du getan …“

Esra verpflichtet sich, alles – aus dem Kopf – zu schreiben,

was in der Welt geschehen ist von Anfang an, alle Dinge, die in Deinem Gesetze geschrieben wurden, damit die Menschen Deinen Weg finden.

Somit hält Mathilde Ludendorff die Geschichte bis hierhin fest:

Also wir stehen hier vor der uns sehr überraschenden Tatsache, daß das alte Testament in seiner ältesten Quellenschrift, der von Esra, 1000 Jahre jünger ist als Moses und andere Religionsbücher der großen vorchristlichen Religionen unseres Sternes! … bei Kautzsch [Die heilige Schrift des Alten Testamentes …, Tübingen, 4. Auflage 1923] erfahren wir, daß die Pentateuchkritik erst im Jahre 1753 endgültig festgestellt hat, daß die 5 Bücher Mose, die wir im alten Testament lesen, nicht von Moses, nein, erst im 5. Jahrhundert vor Christus niedergeschrieben wurden.

… daß die Kirchenväter der frühesten Jahrhunderte ganz besonders stolz auf diese Bibelentstehung sind und berichten, daß Esra das Wort Gottes ganz neu und aus dem Kopfe niederschrieb.

Doch Esras Eingebungen fehlen wichtige Teile des Pentateuch

Die schriftliche Aufzeichnung der Psalmen, Propheten und anderer Bücher des alten Testamentes, ja auch wichtige Teile des Pentateuchs selbst sind also noch jünger als Esra! …

Weit erstaunlicher … ist die Beschaffenheit dieser ältesten Quelle eines Teiles der 5 Bücher Moses. Obwohl wir in Nehemia Kapitel 8-10 hören, daß Esra auf der „breiten Straße“ dem Volk tagelang aus dem Buch Gottes vorliest, und ausdrücklich gesagt wird, daß das Volk „alles verstand“, obwohl es ferner Tatsache ist, daß die Juden zur Zeit Esras die hebräische Sprache überhaupt nicht mehr kannten, sie weder gesprochen haben noch lesen konnten, ist es weiter Tatsache, daß das Buch Gottes, das Esra aus dem Kopf niederschrieb und vorlas, in althebräischen Buchstaben geschrieben ist!

… diese älteste Bibel … ist nicht in Kapitel und Verse eingeteilt. Diese Einteilung wurde erst im Mittelalter gemacht. Aber sie ist auch nicht in Sätze abgeteilt, ja noch nicht einmal in Worte! Sie enthält auch gar keine Vokale (Selbstlaute) oder Andeutungen, wo ein Vokal und welcher Vokal hinzuzulesen ist. Nein, diese Esrabibel war eine Aneinanderreihung von Zeichen für Konsonanten ohne jede Wort- oder Satzabteilung, ohne jede Andeutung einzufügender Vokale! (M. L.)

Um den Lesern eine Vorstellung dieses alten Textes zu geben, wählt Mathilde Ludendorff eine Stelle aus 5. Mos. 6 der Lutherübersetzung und setzt nach Esra-Art alle Konsonanten ohne Satz- oder Wortabteilung und ohne die zugehörigen Vokale aneinander. Das sieht dann so aus:

dßddnhrrndnngttfrchtstndhltstllsnrchtndgbtdchdrgbtdnddnkndrnddnkndskndrllrlbtgfdßhrlnglbt

Sie merkt an:

So also sieht die Quelle des Wortes Gottes aus …

Stewart Roß teilt darüber hinaus mit, daß in dieser Quelle

viele hebräische Buchstaben … einander so ähnlich [sind], daß man sie in der Schrift kaum unterscheiden kann …

So ergeben sich 800 000 Lesarten, wie der Apologet Professor Moses Stuart mitteilt:

In den hebräischen Manuskripten, welche untersucht wurden, kommen in Bezug auf die hebräischen Konsonanten tatsächlich 800 000 verschiedene Lesarten vor; wieviele betreffs der Vokalpunkte und Akzente, das weiß niemand.

Dazu Mathilde Ludendorff:

Zunächst sehen wir das Wort Gottes in einer Art und Weise durch Esra diesem Sterne übermittelt, die es eigentlich genau so verhüllt, wie wenn es gar nicht niedergeschrieben wäre!

Angesichts solcher Tatsachen begreift der Leser allmählich das eiserne Schweigen über Alter, Entstehungsart und Beschaffenheit des ältesten Manuskriptes des alten Testamentes.

… Dieser älteste Text, der das gesamte alte Testament, nicht nur einen Teil des Pentateuchs, umfaßt, ist, wie die Theologen uns melden, im vierten Jahrhundert nach Jesus in letzter Überarbeitung durch den Märtyrer Lucian, der 311 starb, den Märtyrer Hesychus und durch Origenes in seiner Hexapla vollendet worden.

300 Jahre nach Christi Geburt liegen nun endlich die lesbaren, nicht mehr als wahrscheinlich weit über 800000-fach auslegbaren Fassungen der Psalmen und Propheten-Schriften sowie die übrigen Bücher des AT vor. Ihre Entstehung aber ist mehr als „wunderbar“. Stewart Roß berichtet von dem besonders herausragenden der 3 wundersüchtigen Heiligen, Justinus Martyr, als Zeugen:

… Wie Martyr erzählt, ließ König Ptolomäus von Ägypten siebzig Männer in siebzig einzelnen Zellen einschließen und befahl ihnen, die Bibel zu übersetzen, ohne sich untereinander zu verständigen. Als die siebzig Übersetzungen fertig waren, wurden sie genau miteinander verglichen, und es stellte sich heraus, daß sie verbatim et litteratim übereinstimmten. Alle Wörter und alle Buchstaben waren in jeder Übersetzung dieselben.

Das ist wirklich staunenswert. Martyr, so erzählt Roß, beweist seine Wundergeschichte folgendermaßen: Er

… stützt die göttliche Wahrheit durch die Versicherung, daß er mit eigenen Augen die siebzig Kammern sah, in welchen die siebzig Schreiber … drauflos kritzelten. Nebenher teilt er uns noch mit, daß es Herodes, König der Juden, war, welcher diese siebzig heiligen Schreiber zum Ptolomäus sandte. Nun starb aber Ptolomäus dreihundert Jahre, bevor Herodes geboren wurde.

Na, so ein Pech auch! Mathilde Ludendorff faßt zusammen:

Jetzt gibt es allerdings für uns keine Zweifel mehr: wenn ein Mensch, der mehr als 300 Jahre nach dem gemeldeten Ereignis lebte, die 70 Zellen sah, wie sollten diese Zellen nicht beweisen, was Wunderbares darin geschehen ist?? … Aus den Reihen von ununterbrochen geschriebenen hebräischen Konsonanten, die einen vielmillionenfachen Sinn haben konnten, wird da ein wörtlich und buchstäblich übereinstimmender Text von 70 … in Einzelhaft gesetzten Juden niedergeschrieben, und für dieses unerhörte Wunder wählen die Jahwehgläubigen das [triviale] Wort „Übersetzung“?

Und sie weist darauf hin, daß die großartigen, aber dennoch namentlich nicht genannten Übersetzer ja nur Esras Teil-Pentateuch vor sich hatten. Der ganze Rest des AT wurde erst später hinzugefügt bis hin zum Ende des 3. Jahrhunderts nach Christus. Somit sind die Jesum betreffenden Prophezeiungen des AT natürlich Makulatur, um nicht zu sagen Fälschungen.

Mathilde Ludendorff führt den Professor der Rechtswissenschaft Friedrich Thudichum an, der in seinem Werk Kirchliche Fälschungen – auch mit Hinweis auf andere Forscher – nachweist, daß die Prophetien auf Jesum Abänderungen der Prophetien auf den jüdischen Messias darstellen. Auf Seite 224/25 des 2. Bandes seines o. a. Werkes schreibt er:

Um das glaubhaft zu machen, wurden unzählige Schriftstücke und Bücher gefälscht und verfälscht. Vor allen Dingen verfälschte man in der Griechischen Übersetzung des Alten Testaments verschiedene Stellen in den prophetischen Büchern, namentlich im Jesaia, machte das Buch Daniel um 500 Jahre älter und erfand eine Reihe angeblicher göttlicher Weissagungen aus der grauesten Vorzeit, um der Stelle im Buch Daniel Kap. 7,13 eine andere Deutung zu geben und das Weltgericht aufs Genaueste auszumalen.

Wie ging es dann weiter? Thudichum berichtet:

Die um das Jahr 400 gefälschten Canones Apostolorum stellten es dann als einen Beschluß aller 12 Apostel hin, daß die Jüdischen Religionsschriften „heilig“ und für die Christen maßgebend seien, und die römischen Päpste nahmen sie dann bald darauf als „Altes Testament“ neben dem „Neuen“ in ihr kirchliches Gesetzbuch, ihren Kanon, auf. Das Konzil von Trient bestätigte dies, und Papst Klemens VIII. verkündete im Jahre 1593 eine Lateinische Übersetzung, welche künftig allein Gültigkeit haben sollte.

Die Rabbiner, die als einzige noch hebräisch lesen konnten, schufen die neue hebräische Schrift

In dieser Schrift verfaßten sie ab dem 3. Jahrhundert ein neues Altes Testament. Sie brauchten 800 Jahre, vom 3. bis 11. Jahrhundert, bis sie mit ihrer hebräischen Bibel fertig waren. Mathilde Ludendorff dazu:

Fürwahr, ein sehr altes Religionsbuch!

… im Jahre 1477, also genau soviel Jahre nach Christus, als Moses, der angebliche Schreiber des Pentateuch, vor Christus gelebt haben soll, wurde die erste hebräische Bibel gedruckt!

Als diese Bibel, der erste Abdruck des „altehrwürdigsten“ Religionsbuches in die Hände Luthers kam, damit er sie mit Hilfe von Rabbinern auf der Wartburg übersetzen solle, nahm dieser sie kindhaft gläubig in die Hand, und mit jeder „Prophetie“ auf das Schicksal der Juden, die sich unterdessen erfüllt hatte, und jeder „Prophetie“ auf Jesum und sein Leben, Leiden und Sterben wuchs in ihm sein andächtiger Glaube, daß hier Jahweh, der Gott, der die Zukunft wisse, sich unmittelbar offenbart habe!

Luther ahnte nicht die Täuschung!

Über die Entstehung des „Neuen Testamentes“ und anderes Erstaunliche wird in der 2. Folge dieses 3. Teiles berichtet.

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[…] Kommentare « Wofür der heutige Zeitgeist Doktortitel vergibt (1. Folge des 3. Teiles) […]

Andreas
Andreas
9 Jahre zuvor

Hallo Adelinde,

Zitat: “Torheit führt selten zum Guten, eher – wie hier – zu einer weiteren Torheit. Stewart Roß bezieht sich auf Pappus, der sein Werk Synodikon bald nach dem Konzil verfaßt hatte, …”.

Wissen Sie, ob Johannes Pappus (1549 – 1610) gemeint ist? Leider habe ich das von Roß erwähnte Werk “Synodikon” noch nicht finden können. Er schreibt jedoch in seinem Buch “Jehovas gesammelte Werke” nicht, daß das “Synodikon” bald nach dem Konzil verfaßt worden wäre.

Viele Grüße,
Andreas

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