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Fortsetzung des Adelinde-Eintrags vom 14. Juni 2018

Ein weiterer tiefgreifender Unterschied

kristallisiert sich heraus, nämlich der zwischen dem berühmten sogenannten

„Geist von Weimar“

und dem

Gotterhaltungswillen der Ludendorffs.

Mit dem Wort vom „Geist von Weimar“ ist die Kulturzeit um Wieland, Herder, Goethe, Schiller gemeint.

Anna Amalia (Bild: Wikipedia)

Angebahnt hatte sie die Herzogin Anna Amalia.

Sie kam den heutigen meist geschichtslosen Deutschen wohl erst durch den Brand der Anna-Amalia-Bibliothek 2004 wieder ins Bewußtsein. (Davon weiter unten.)

Vorher war ihre hohe kulturelle Bedeutung wie so vieles, was Frauen geschaffen haben, in Vergessenheit geraten.

Sie war als Braunschweigische Prinzessin 1739 in Wolfenbüttel geboren, wurde mit 16 Jahren an Ernst August Constantin von Sachsen-Weimar-Eisenach verheiratet und somit selbst Herzogin des kleinen, zerrissenen Duodezfürstentums.

Ein gutes Jahr später, kurz vor ihrem 18. Geburtstag, brachte sie ihr 1. Kind zur Welt: zum Glück aller war es ein Sohn, Erbprinz Carl August.

Carl August (Bild: Wikipedia)

Anna Amalia schreibt:

In meinem 18. Jahr fing die größte Epoche meines Lebens an. Ich wurde

  • zum zweiten Mal Mutter,

  • wurde Witwe,

  • wurde Vormundschaftsregentin.

Die schnellen Veränderungen, welche Schlag auf Schlag kamen, machten mir einen solchen Tumult in meiner Seele, daß ich nicht zu mir selber kommen konnte. Ein Zusammenfluß von Ideen, von Gefühlen, die alle unentwickelt waren, kein Freund, dem ich mich aufschließen konnte. Ich fühlte meine Untüchtigkeit, und dennoch mußte ich alles in mir selber finden.

Sie entwickelte sich zu einer willensstarken Führungspersönlichkeit. 1772 holte sie den Dichter und Professor an der Universität Erfurt Christoph Martin Wieland in die Gruppe der Prinzenlehrer. Er war Freimaurer.

Wieland (Bild: Wikipedia)

„Die Erziehung ihrer beiden Söhne, aber auch die von ihr geförderten Bildungseinrichtungen für die Bevölkerung im Herzogtum waren ihr Hauptanliegen,“ schreibt Tilman Krause in seinem Aufsatz Die verkannte Mutter der deutschen Klassik. 

Er fährt fort:

Damit entstand, während ringsum in Europa der Absolutismus herrschte, so etwas wie eine erste offene Gesellschaft an einem deutschen Hof.

Wieland wurde zu ihrem häufigen und vielseitigen Gesprächspartner. Durch ihn fühlte sich Johann Gottfried Herder nach Weimar gezogen.

Herder (Bild Wikipedia)

Die Biografin Annette Seemann bemerkt in ihrem Buch Anna Amalia, Herzogin von Weimar (Inselverlag 2007):

Anna Amalias Gesellschaftsbegriff war durchlässig. Es war nicht nötig, mit dem Adelsprädikat auf der Brust bei ihr zu erscheinen. Man mußte sich allerdings für Künste und/oder Wissenschaften interessieren, wenn man bei ihr reüssieren [Erfolg haben] wollte.

Insofern waren auch Jenenser Professoren immer wieder willkommen. Anna Amalias Berufungen folgten ihrem privaten Interesse, sich mit Kultur und Bildung zu umgeben, von neuen Erkenntnissen zu erfahren und zu diskutieren, ästhetische Eindrücke mit Freunden zu teilen, die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse zu üben und zu überprüfen.

Und solche Fähigkeiten und Kenntnisse hatte sie, baute sie aus. Sie spielte vier Instrumente, komponierte, malte und zeichnete. Sie übersetzte aus mehreren Sprachen … Sie schrieb sogar einige fiktionale Texte. Zusammen mit Goethe gründete sie das Weimarer Liebhabertheater.

Ihr Hof wandelte sich zum „Musenhof“.

Herzog Carl August – inzwischen volljährig – lud Goethe nach Weimar ein.

Goethe (Bild: Wikipedia)

Der traf 1775 dort ein und wurde bereits 1776 zum Geheimen Legationsrat mit Sitz und Stimme im Regierungsgremium des Herzogs ernannt. Er erhielt ein Jahres-Gehalt von 1200 Talern, wurde in viele Regierungsämter eingespannt, und seine vielen Orden zeigen seine internationalen Verbindungen.

1200 Taler! Zum Vergleich: Ab Februar 1790 bezog Schiller vom Weimarer Herzog ein Jahresgehalt in Höhe von 200 Talern. Er war allerdings auch kein Regierungsmitglied.

Natürlich gehörte auch Goethe nun zum Gesprächskreis bei der Herzogin Anna Amalia. Weitere Geistesgrößen kamen dazu, und die Weimarer Klassik blühte. Ebenso aber blühte

das Logenwesen in Weimar.

Papst Clemens XII. hatte am 7. März 1738 den ersten Bannfluch gegen seine Konkurrenz, die Freimaurerei, geschleudert und drohte ungehorsamen Katholiken mit Exkommunikation, also dem Rausschmiß – etwas ganz Schreckliches für die Gläubigen.

Seine diesbezügliche Bulle machte den Anfang des offiziellen Kampfes Roms gegen das Freimaurertum.

Da kamen ganz gewiefte Katholiken auf die Idee, den Mopsorden zu gründen.

Was ist der Unterschied zwischen Mopsorden und Freimaurerei? Der Mops.

Der Mops galt in diesen Kreisen als Symbol von Treue, Zuverlässigkeit und Standfestigkeit.

Auf der Abbildung ganz oben sieht man Anna Amalia mit einem Mops am Cembalo. Bei Wikipedia lesen wir:

Aufnahmeritual (Bild: Wikipedia)

Die Angehörigen der (Mops-)Logen nannten sich Möpse. Jede Loge hatte einen weiblichen und einen männlichen Logenmeister, die sich Großmöpse nannten und sich halbjährlich in der Logenleitung abwechselten.

Andere Funktionen, wie Sekretäre und Aufseher wurden ebenfalls androgyn besetzt. Lediglich der männliche Großmeister hatte keine weibliche Dependance.

Nun hatte Goethe schon in seinem Werk Dichtung und Wahrheit über freimaurerische Gepflogenheiten geschrieben:

Das geistreiche Zusammensein lebelustiger Menschen zeichnet sich vor allem aus durch die Sprach- und Gebärdensymbolik. Es entsteht eine Art Gauneridiom, welches, indem es die Eingeweihten höchst glücklich macht, den Fremden unbemerkt bleibt, oder, bemerkt, verdrießlich wird.

So lesen wir bei Wikipedia über das Aufnahmeritual:

Novizen mußten … mit verbundenen Augen die Frage beantworten, … ob sie willens sind, den Hintern des Mopses … oder den des Großmeisters zu küssen. Dann hatte der Initiant den Anus des symbolischen Mopses aus Porzellan als Ausdruck der völligen Hingabe zu küssen.

Die Mitglieder des Ordens trugen einen silbernen Mops als Medaillon … Man wählte den Namen „Mopsorden“, um unverfänglich zu wirken und keinerlei Mißtrauen bei der Kirche zu erwecken.

Die unappetitlichen Einzelheiten der Gebärdensprache ersparen wir uns. Erkennungswort war „Mur“, ein Mopslaut.

Auf dem Fußboden der Loge waren die echt freimaurerischen Symbole des Ordens eingelassen.

Mopssymbole (Bild: Wikipedia)

Wir sehen in der Mitte den Umriß eines Mopses (1) mit dem Kopfe nach Osten, und zu dessen beiden Seiten zwei Säulen (2), von denen die rechte die Treue und die linke die Freundschaft vorstellen sollte. Ihre Füße (3) versinnbildlichten die Aufrichtigkeit und die Beständigkeit. Zu Häupten des Mopses führte ein Thor (4) in den Palast der Liebe (5) mit seinem Schornsteine der Ewigkeit (6). Das Pflaster oder vielmehr der ganze innere Raum des Kreises war mit Herzen bestreut, welche mit dem Bande des Vergnügens zum größten Theil umschlungen waren, das westlich in dem dort befindlichen Gefäße der Vernunft (7) seinen Ursprung hatte. Das Uebrige des Platzes diente zur Ausschmückung mittelst beliebiger Freundschaftssymbole.

erklärt ein gewisser Gustav Raatz bei Wikisource.

Kurz und gut: In diesem netten Freimaurerorden war z.B. neben Friedrichs des Großen Lieblingsschwester Wilhelmine auch Anna Amalia zu finden.

Die nichtkatholischen Männer um sie herum waren zumeist Freimaurer in der Weimarer Männer-Loge Anna Amalia, und so konnte Anna Amalia als Frau auch in dieser erlesenen Gesellschaft den „kosmopolitischen Humanismus“ pflegen, oder anders gesagt: in der Freimaurerei ganz wie die Papstkirche die EINE Herde mit dem EINEN Hirten anstreben.

Schiller (Gemälde: Ludovike Simanowiz 1794)

Leben und Tod Schillers in Weimar

Doch wann und warum zog es den Freiheitsgeist Schiller nach Weimar?

Er schien nicht geahnt zu haben, in welchem freimaurerischen „Geist von Weimar“ er landete. Er wollte sich in der Nähe Goethes niederlassen. Das war 1787. Schiller war 28 Jahre alt.

Doch Goethe schnitt das junge Genie. Er witterte die Konkurrenz. Und Schiller fand in Goethe, wie er sagte, einen selbstgefälligen Egoisten.

Königin Luise (Stich: Meno Haas bei Wikipedia)

1788, ein Jahr später also, hatte Schiller Aussicht, nach Berlin in das preußische Ministerium berufen zu werden. Die preußische Königin Luise lehnte die Freimaurerei ab.

Schiller hatte sich von dieser Gesellschaft ebenfalls nicht einfangen lassen, wenn ihm auch die weltbürgerlichen Ideale der Loge zunächst zusagten.

So dichtete er das Lied an die Freude: „Seid umschlungen, Millionen …“, das er später ablehnte und in eine neue Ausgabe seiner Werke nicht mehr mit aufnahm.

An Charlotte von Lengefeld, seine spätere Frau, schreibt er:

„Ich erwarte nun alle Tage eine Vokation nach Berlin, um … den preußischen Staat zu regieren.“

Der Schiller-Forscher Richard Weltrich schrieb in seiner Schiller-Biografie:

Er hatte das Zeug dazu, um ein Staatsmann im größten Stile zu werden: man denke nur an die dem allgemeinen Interesse der Menschheit zugewendete schöpferische Fülle seines Geistes, an seinen großen, weiten historischen Blick, an die immer schlagfertige Energie und Stahlkraft seiner Natur.

Ein preußischer, nicht freimaurerischer Staatsmann Schiller an der Seite der Königin Luise war eine Gefahr für die völkerzerstörerischen Ziele der Freimaurerei.

Und so bemühten sich die Brüder, allen voran Illuminat und Hochgradbruder Goethe, Schiller festzuhalten. Man übertrug ihm eine – schlechtbezahlte – Professur in Jena.

… man hat mich hier übertölpelt. Goethe beförderte es mit Lebhaftigkeit …,

schreibt Schiller selbst. Goethes Eitelkeit und Mißgunst Schiller gegenüber zeigte sich an mancherlei Beispielen. Hier eins davon:

Am 19. März 1803 wurde in Weimar zum ersten Mal Schillers „Braut von Messina“ gegeben. Schiller erzählt Körner davon 9 Tage später in einem Brief:

Der Eindruck war bedeutend und ungewöhnlich stark. Auch imponierte es dem jüngeren Teile des Publikums so sehr, daß man mir nach dem Stücke ein Vivat brachte, welches man sich sonst noch niemals hier herausnahm …

Der Kulturhistoriker Johannes Scherr berichtet in seinem Werk „Schiller und seine Zeit“ (1859) weiter:

… Se. Exzellenz, der Herr Geheimrat und Theaterdirektor von Goethe, geriet über die verwünschte Acclamation“, wie er das Vivat in einem Billet … bezeichnete, ganz außerordentlich in Harnisch.

Die Sache machte ihm „ein paar böse Tage“, er ordnete auch zur Ausmittlung der Schuldigen sofort eine polizeiliche Untersuchung an, und ließ hierauf dem jungen Dozenten einen Verweis erteilen.

Der hatte nämlich vom Balkon das Vivat ausgerufen, und die Studenten im Parterre hatten begeistert eingestimmt. – Scherr fährt fort:

Der Dichter Goethe hatte sich zwei Jahre zuvor wie ein Kind gefreut, daß ihm bei seiner Anwesenheit in Göttingen die Studenten ein Vivat brachten. „Ich vernahm“ – erzählt er –, „daß dergleichen Beifallsbezeigungen verpönt seien, und es freute mich um so mehr, daß man es gewagt hatte, mich zu begrüßen.“

1799 kam Schiller endgültig zurück nach Weimar und kaufte das Haus Nr. 12 in der heute nach ihm benannten Schillerstraße.

Schillerhaus (Bild: Wikipedia)

Drei Jahre später war er tot. 46 Jahre ist er alt geworden.

Die Umstände seines Todes sind weitgehend erforscht, wenn auch von interessierter Seite geleugnet.

Alle Indizien sprechen jedoch dafür, daß Schiller vergiftet worden ist. Über seinen Gesundheitszustand in der Zeit vor seinem Tode hören wir immer wieder, er sei erschöpft und ausgelaugt gewesen. Doch selbst Goethe berichtet:

Er war ein prächtiger Mensch,

und bei völligen Kräften ist er von uns gegangen.

Goethe brachte es dennoch nicht über sich, den mit dem Tode Ringenden zu besuchen. Er ging auch nicht hinter seinem Sarge her, als der klammheimlich um Mitternacht in großer Hast zum Kassengebäude getragen wurde. Unter dem befand sich ein modriger Keller, in dem schon mehrere Särge vor sich hin verwesten.

Kassengewölbe (Bild: Wikipedia)

Ohne Begleitung, sang- und klanglos wurde der Leib des großen, in ganz Deutschland und darüber hinaus verehrten und geliebten Dichters in das modrige Verließ hinabgelassen. Goethe ließ sich nach Schillers Tod mit den denkwürdigen Worten vernehmen:

Wir dürfen ihn wohl glücklich preisen, daß er von dem Gipfel des menschlichen Daseins zu den Seligen emporgestiegen …

Daß Schiller so frühe von hier wegschied, kommt auch uns zugute.

Goethes Fernbleiben vom Sterbebett und von der Beisetzung Schillers wird gern mit der angeblichen Zartheit seines Gemütes entschuldigt.

Wie es um die stand, zeigt seine Bitte 1793 an seine Mutter, ihm als Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn als Spielzeug eine kleine Guillotine samt zu köpfenden Adelspuppen zu kaufen. Seine Mutter gab ihm für diese Roheit eine klare Absage:

Lieber Sohn! Alles, was ich Dir zu Gefallen thun kann, geschieht gerne und macht mir selbst Freude.

Aber eine solch infame Mordmaschine zu kaufen, das thue ich um keinen preiß – wäre ich die Obrigkeit – der Verfertiger hätte an Halseisen gemußt, und die Maschine hätte ich durch den Schinder offensichtlich verbrennen lassen!

Ihnen Mord und Blutvergießen als einen Zeitvertreib in die Hände geben, – nein – da wird nichts daraus!

So begeisterte sich Goethe auch für den blutrünstigen Mirabeau der Französischen Revolution.

Goethe wußte und bekannte: „Schiller fühlte sich von gleichen Banden umschlungen.“ Wie er selbst, nur hat Schiller sich von dieser Art Bande nicht einfangen lassen.

Ein bezeichnendes Beispiel für Goethes völkerfeindliche Freimaurer-Gesinnung, die in die Zustände des heutigen Europa führen sollten, beschreibt Franz Uhle-Wettler:

Zur Feier [des Sieges der Alliierten über Napoleon bei Leipzig 1813] erschien überraschend einer der Minister des Herzogs mit nur einem Orden am Frack. Der Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe trug demonstrativ nur das ihm von Napoleon persönlich verliehene Kreuz der Ehrenlegion.

Er bekannte sich also deutlich zur „Kollaboration“ [mit den Völkerfeinden]. Doch ihm geschah natürlich nichts. Gar nichts.

Er befand sich – wie man heute sagen würde – auf Seiten der „westlichen Wertegemeinschaft“.

Goethe verkörperte den so hochgerühmten „Geist von Weimar“, einen Geist, der sich von verbrecherischen Völkerfeinden erpressen läßt und ihre Schandtaten in den Mantel des Schweigens hüllt. Dennoch kennzeichnet er diesen „Geist von Weimar“, diesen fürchterlichen Ungeist, in seiner Ansprache bei der Schillerfeier recht deutlich:

Denn hinter ihm im wesenlosen Scheine
Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine.

Vaterland und „Demokratie“ bei Schiller

Schiller wurde ermordet, als er mit seinem Schauspiel „Wilhelm Tell“ – von Königin Luise eingeladen – abermals nach Berlin zu reisen beabsichtigte. In diesem Schauspiel ruft er dem deutschen Menschen zu:

O lerne fühlen, welchen Stamms du bist!
Wirf nicht für eiteln Flitterschein
Die echte Perle deines Wertes hin …
Die angebor’nen Bande knüpfe fest.
Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an,
Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft.
Dort in der fremden Welt stehst du allein,
Ein schwankes Rohr, was jeder Sturm zerknickt.“

Oder:

Wenn rohe Kräfte sich entzweien
Und blinde Wut des Krieges Flamme schürt,
Wenn sich im Kampfe tobender Parteien
Die Stimme der Gerechtigkeit verliert,
Wenn alle Laster schamlos sich befreien,
Wenn alle Willkür an das Heil’ge rührt,
Den Anker löst, an dem die Staaten hängen, —
Das ist kein Stoff zu freudigen Gesängen.
Doch wenn ein Volk, das fromm die Herden weidet …,
Den Zwang abwirft, den es unwürdig leidet, …
Das ist unsterblich und des Liedes wert.

Zudem hatte Schiller angefangen, sein Drama „Demetrius“ zu schreiben. Darüber starb er.

Wer hatte eigentlich das bis dahin Fertiggestellte gelesen?

Heinrich Voß (Bild: Wikipedia)

Heinrich Voß war ausersehen, Schiller auszuspähen.

Schiller kennzeichnet in seinem Demetrius das politische System der sog. Demokratie:

Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn,
Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen.
Bekümmert sich ums Ganze, wer nichts hat?
Hat der Bettler eine Freiheit, eine Wahl?
Er muß dem Mächtigen, der ihn bezahlt,
Um Brot und Stiefel seine Stimm‘ verkaufen,
Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen;
Der Staat muß untergeh’n, früh oder spät,
Wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.

Carl August (Bild: Wikipedia)

Anna Amalias ältester Sohn, der höchstleuchtende Landesgroßmeister der Loge Anna Amalia, der Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, konnte nicht dulden, daß solche Gedanken durchgingen und noch gar in Berlin bei der Freimaurerfeindin Königin Luise auf die Bühne kamen.

2004 brannte die Anna-Amalia-Bibliothek

Flammen lodern aus der Anna-Amalia-Bibliothek (Foto: blankenfort.de)

Alle Welt war erschüttert. Zigtausend Bücher, Noten, Autographe gerieten in Gefahr, Tausende erlitten erheblichen Brandschaden, viele waren nicht mehr zu retten.

Was keiner zu hoffen gewagt hatte: Deutscher Aufbauwille, Deutsche Handwerkskunst stellten den ursprünglichen Zustand der Bibliothek wieder her und rettete einen Großteil der angekohlten und durchnäßten Schriftwerke. In solcher Wiederaufbauarbeit sind wir weltweit bewunderte Meister.

Anna-Amalia-Bibliothek nach dem Brand (Foto: Die Welt)

Was aber ist mit der Abarbeitung des ungeheuren Schadens, der unserm Volk durch den unmoralischen, das Leben abtötenden Ungeist vom Weimar der Anna-Amalia-Carl-August-und-Goethe-Zeit angetan wurde und den wir in der heutigen Merkel-Wirklichkeit noch immer und in gesteigertem Maß erleben?

Kennt und achtet das Deutsche Volk denn wenigstens seine Großen

wie Friedrich Schiller, Erich Ludendorff und Mathilde Ludendorff, die ihren gotterfüllten Geist jenem Ungeist entgegensetzten?

Friedrich Schiller

Schiller war in seinem Denken und Erkennen vor die Tore der Gotterkenntnis gelangt. Ganz klar lebte in ihm ein Gotterleben, wie es seinem deutschen Erbgut entsprach.

Und er wußte, daß sich dies nur in Seelen entfalten kann, die frei bei sich selbst und der Volksseele in ihrem Gemüt sind und bleiben.

O lerne fühlen, welchen Stamms du bist! – Was auch draus werde – Steh zu deinem Volk, es ist dein angeborner Platz,

ruft Schiller im Tell dem Volksvergessenen zu.

Erich Ludendorff 1937

Erich Ludendorffs Versuch in Weimar, die völkischen Deutschen zu einen, war gescheitert. Ludendorff war von dem Gedanken beseelt gewesen, die wir in seinen Lebenserinnerungen lesen:

Das Deutsche Volk … soll leben, weil es für sich und die Völker der Erde die Pflicht hat zu leben.

Deutsches Volkstum, Deutsche Staatsgesinnung, Deutsche Einheit, Deutsche Macht allein bringen etwas Bodenständiges, Dauerhaftes und Kraftvolles hervor, das jedem Sturm der Zeit trotzen wird, das nicht wurzellos über die Erde emporwächst, sondern wie ein gesunder Baum im Heimatboden immer stärkere Wurzeln schlägt und aus ihm neue Kraft holt und dann Früchte trägt.

Doch im Weimar von 1924 zeigte es sich – so Ludendorff:

Die Wege, die die völkischen Gruppen einschlugen, waren für mich nicht gangbar …

Mit dem Beginn meines 61. Lebensjahres begann ich den Abschnitt meines Lebens, in dem ich nicht mehr national, nicht mehr völkisch, sondern allein nur noch Deutsch für Deutsche Volksschöpfung und die Befreiung aller Völker von den überstaatlichen Geheimmächten wirkte …

Noch im Sterben hatte Schiller lächelnd mit Blick auf seine geheimen Mörder gesagt:

Ist das Euer Himmel, ist das Eure Hölle?

Große Deutsche, die die Seele des Volkes stärkten, umbringen, das wollten sie, das konnten sie. Bei Ludendorff mißlangen ihre Versuche. Sie verleumdeten, verlästerten ihn und schwiegen ihn dann tot.

Mathilde Ludendorff 1941 (Zeichnung: Wolfgang Willrich)

Ebenso Mathilde Ludendorff. Sie fuhr – wie sie schreibt – von Weimar

in dem Wissen heim, wie sehr über die Köpfe meiner Zeit hinweg doch meine Worte in Weimar gewesen waren, wie wenig ich in diese Art des Kampfes gehörte.

Ich sprach mich frei von der Pflicht, hier weiter seelische Kräfte zu vergeuden, und atmete tief auf.

Sie konnte „endlich heimkehren“ zu ihrem Werk „Des Menschen Seele“ und in der Folgezeit ihre weiteren herrlichen, tiefblickenden, die gesamte Schöpfung, das gesamte menschliche Dasein umfassenden philosophischen Werke schaffen.

Sie sind uns, die wir sie kennen, in unserer Welt der allumfassenden Zerstörungen geistige und seelische Heimat.

Diese drei großen Seher und Freiheitskämpfer unseres Volkes, diese Gestalten reinen Deutschtums erfüllen mich mit Stolz und Liebe.

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Gerhard Bracke
Gerhard Bracke
6 Jahre zuvor

Für diese bewundernswert gelungene Zusammenstellung empfinde ich tiefe Dankbarkeit. Daß Genie und Charakterstärke sich nicht auschließen müssen, Genie und Charakterschwäche aber ebensowenig, diese Wahrheit mag mancher als unerträglich empfinden, wie der erste Kommentar zeigt.

Leon
Admin
6 Jahre zuvor

Liebe Kersti,
zum Weiterforschen kann ich Ihnen empfehlen:
1. Dr. med. Mathilde Ludendorff, Der ungesühnte Frevel an Luther, Lessing, Mozart und Schiller
2. Dr. med. Henning Fikentscher, Zur Ermordung Friedrich Schillers
3. Dr. Rosemarie Klotz-Burr, Gedanken zum Tode Friedrich Schillers
4. Adelinde-Beitrag „Wortkünstler Goethe macht eine Zeugenaussage im Mordfall Schiller“: https://www.adelinde.net/wortkunstler-goethe-macht-eine-zeugenaussage-im-mordfall-schiller/

Leon
Admin
6 Jahre zuvor

Fragen Sie doch mal Armin Risi, der den Mord an Schiller aufgedeckt hat.

Leon
Admin
6 Jahre zuvor

Ganz recht und vielen Dank, Axel.

Die Aufklärung Armin Risis kommt ausführlich zu Wort im Adelinde-Beitrag “Wortkünstler Goethe macht eine Zeugenaussage im Mordfall Schiller”: https://www.adelinde.net/wortkunstler-goethe-macht-eine-zeugenaussage-im-mordfall-schiller/

Leon
Admin
6 Jahre zuvor

Ich bin für Aufklärung und Diskussion in allen Bereichen. Schön, daß Sie auch die Stellung der Ludendorffs zurechtrücken, die werden sicher nicht ohne Grund totgeschwiegen.

Anja
Anja
6 Jahre zuvor

Mich hat immer gewundert, daß so ein „Promi“ – wie Schiller es zu Lebzeiten bereits war -, einfach in einem Massengrab (Kassengewölbe) „entsorgt“ wurde! Selbst Freund Goethe, dem es an Geld nicht mangelte, machte sich nicht dafür stark, daß Schiller in Würde begraben wurde.

Erst 21 (!) Jahre später versuchte man, Schillers Gebeine aus dem Moder zu identifizieren, aber man konnte sie nicht mehr zuordnen. Somit ist es ziemlich sicher, daß sich heutzutage in der Fürstengruft nicht Friedrich Schillers Gebeine befinden, sondern irgendwelche.

Auch die Patentante von Schillers Frau, Frau von Stein, setzte sich seltsamerweise nicht dafür ein, daß dem Mann ihres Patenkindes, Schiller, ein ordentliches Grab zuteil wurde. Auch hier kann es nicht am Geld gelegen haben.

Beim Tode so eines berühmten Mannes wie Schiller es damals war, hätte selbst der Herzog – wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre – dafür sorgen können (müssen), daß Schiller nicht in ein Massengrab (Armengrab) geschmissen wird.

Armin Hoffmann
Armin Hoffmann
5 Jahre zuvor

Danke für diese interessante Darstellung! Schiller war ein Aufklärer! Man lese Kant – Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? –

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein.“

Schiller wußte, sich nicht zu unterwerfen – seine Ideen leben in den starken Nationalstaaten fort, in den stolzen Polen, Ungarn, Tschechen, Slowaken … diese haben den Schneid, der uns einst zierte.

Frank Mülling
Frank Mülling
3 Jahre zuvor

Unverschämt, was hier über Goethe geschrieben steht!

Schon die Tatsache, daß man durch diesen plumpen, rohen Trieb in die Welt geschneuzt wird – durch die Ausscheidungsorgane! wie Schopenhauer ebenfalls angewidert festhielt.

Wäre ich nicht gläubiger Christ, ich erhängte mich ganz so wie Philipp Mainländer.

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