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Roosevelts Krieg – Folge 1

Angesichts der volkszerstörenden Lügen über die Ursachen des 2. Weltkrieges und die Kriegsschuldfrage lohnt es sich, den Betrachtungen des bewährten Historikers

Gerhard Bracke

unsere Aufmerksamkeit zu schenken, die er veröffentlicht unter dem Titel:

Roosevelts Krieg und das geschichtspolitische Problem seiner Akzeptanz

In seinem bereits 1943 erschienenen Buch „Amerika im Kampf der Kontinente“ gab der bekannte schwedische Asienforscher Sven Hedin (1865 – 1952) der Überzeugung Ausdruck, der Zweite Weltkrieg werde

in die Geschichte eingehen als der Krieg des Präsidenten Roosevelt.(1)

Mit „gespanntester Aufmerksamkeit“ studierte der prominente Schwede „die Entwicklung der Kriegspolitik der USA unter Roosevelt“, wie er im Vorwort Mai 1942 vermerkt: Es hätten

alle erschreckenden Bilder der Vergangenheit (nicht verhindern können,) noch einmal einen Krieg heraufzubeschwören, der den ganzen Erdball umfaßt.

Veröffentlicht hat das Buch der F.A. Brockhaus Verlag in Leipzig, doch in der Brockhaus Enzyklopädie(2) heißt es über Sven Hedin: „Dem deutschen Volk seit seinem Studium zugetan, ließ er sich von den Nationalsozialisten als Werbeträger benutzen.“

Einfache Erklärungen stellen sich nicht nur dann ein, wenn, wie in diesem Falle, lexikalische Verkürzungen vor gedanklichen Auseinandersetzungen mit historischen Tatsachen zu schützen scheinen.

Eben um diese bemüht sich als hervorragender Sachkenner der promovierte Historiker Dirk Bavendamm auf nahezu 500 Seiten in seinem sorgfältig recherchierten, quellenmäßig überaus reichhaltigen Buch mit dem vielsagenden Titel „Roosevelts Krieg – Amerikanische Politik und Strategie 1937 – 1945“ (Herbig Verlag, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1998).

Auf geschichtlich weniger Informierte mag ein solcher Buchtitel eher provozierend wirken, gilt der Zweite Weltkrieg gewöhnlich doch entschieden als „Hitlers Krieg“, obwohl der, streng historisch betrachtet, eigentlich nur drei Tage gedauert hat, nämlich vom 1. bis 3. September 1939.

Denn am Tage der britisch-französischen Kriegserklärung wegen des deutschen Angriffs auf Polen beanspruchte der Erste Seelord Winston Churchill den an jenem 3. September begonnenen europäischen Krieg, der noch kein allgemeiner Weltkrieg war, ausdrücklich für sein Land mit den bekannten Worten:

Dieser Krieg ist ein englischer Krieg, und sein Ziel ist die Vernichtung Deutschlands.

Dabei gilt es, zwei Umstände gebührend zu berücksichtigen:

  1. die britisch-französische Garantieerklärung für Polen vom 31. März 1939 als Blankovollmacht (auch für den Fall eines polnischen Angriffs auf Deutschland), die wesentlich zur Verschärfung der Krise beitrug,

  2. die von Stalin geschickt genutzte Situation, mit Hitler am 23. August 1939 einen Nichtangriffspakt zu schließen, dessen geheimes Zusatzprotokoll mit der von der Sowjetunion angeregten Aufteilung Osteuropas und Südosteuropas in „Interessensphären“.

Von diesem Geheimdokument erhielt die Roosevelt-Administration durch die Mitteilsamkeit eines Vertreters der deutschen Botschaft in Moskau umgehend Kenntnis, ohne daß der amerikanische Präsident sich genötigt sah, die polnische Regierung zu warnen.

Es bleibt zunächst einmal festzuhalten, daß die beiden aus dem Weltkrieg als Supermächte hervorgegangenen Staaten ein gemeinsames Interesse daran hatten, daß nach dem Scheitern der Verständigungsbemühungen im deutsch-polnischen Konflikt Deutschland den (auch polnischen Absichten nicht ungelegenen und mit hohen Erwartungen verbundenen) Krieg begann.

Die Ursachen sind ohne Kenntnis der Bestimmungen und Folgen des Versailler Friedensdiktats nicht zu verstehen, auch wenn das Jahr 1933 eine besondere Wegmarke darstellt:

  • Damals wurde Hitler zum deutschen Reichskanzler ernannt, der durch das Ermächtigungsgesetz seine Diktatur alsbald auszubauen begann,

  • in Amerika wurde Franklin Delano Roosevelt zum Präsidenten gewählt.

Während Hitler sich außenpolitisch mit der Revision des Versailler Vertrages auf gefährliche Risiken einließ, dann aber im Münchner Abkommen mit den Westmächten zu einer friedlichen Einigung fand, strebte Roosevelt

seit 1938/39 nach militärischer Macht, um erst Deutschland, dann Japan in den Abgrund einer fast totalen Vernichtung zu stürzen.

So träumte der amerikanische Präsident schon am 18. September 1938 davon, Hitler durch einen strategischen Luftkrieg – verbunden mit einer Seeblockade der angelsächsischen Mächte – in die Knie zu zwingen.

England, Frankreich und Rußland, so der Plan, den er auf dem Höhepunkt der Tschechoslowakei-Krise entwickelte, sollten den Willen der deutschen Führung brechen, indem sie „aus der Luft auf Deutschland einhämmern. (3)

Daß die USA bereits Mitte der dreißiger Jahre die Entwicklung eines strategischen Langstreckenbombers, der B-17 („Flying Fortress“), vorantrieben, war deutliches Zeichen einer weitgesteckten Zielsetzung.

Im Vergleich: die seit 1935 im Aufbau befindliche deutsche Luftwaffe verfügte nur über taktisch zur Unterstützung von Landkämpfen einsetzbare Mittelstreckenbomber.

Ab Mai 1941, vor dem offiziellen Kriegseintritt der USA, baute Roosevelt die amerikanische Luftwaffe zu einer strategischen Waffe von interkontinentaler Reichweite und ungeheurer Zerstörungskraft aus, auch wenn sie hauptsächlich für Präzisionsangriffe ausgerüstet war.

Während der Ardennen-Offensive im Dezember 1944, mit der der amerikanische Vormarsch auf das Reich zum letzten Mal aufgehalten werden konnte, erwog Roosevelt ernsthaft, die erste Atombombe über Deutschland abwerfen zu lassen.

Das Telegramm des amerikanischen Präsidenten

Wie sehr Hitler die Gefährlichkeit dieses amerikanischen Präsidenten unterschätzt hat, zeigt deutlich die Art seiner Reaktion auf das Telegramm Roosevelts vom 15. April 1939 – nach der Errichtung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ und der vertraglich ermöglichten Rückgewinnung des Memellandes.

Roosevelt forderte den deutschen Diktator auf, für eine Reihe von Staaten, darunter Syrien, Palästina, Ägypten und Iran, Zusicherungen abzugeben, daß deutsche Streitkräfte sie nicht angreifen würden.

Der Präsident der Vereinigten Staaten gab durch diese und andere Ungeschicklichkeiten der Formulierung Hitler die Gelegenheit, ihn in seiner

Reichstagsrede vom 28. April 1939,

die über alle Sender übertragen wurde, rhetorisch geschickt vor der ganzen Welt bloßzustellen:

Ich habe mir zunächst die Mühe genommen, bei den angeführten Staaten festzustellen, erstens, ob sie sich bedroht fühlen und zweitens, ob vor allem diese Anfrage Herrn Roosevelts an uns durch eine Anregung ihrerseits oder wenigstens mit ihrem Einverständnis erfolgt sei.

Die Beantwortung war eine durchgehend negative, zum Teil schroff ablehnende.

Allerdings konnte einigen der angeführten Staaten und Nationen diese Rückfrage von mir nicht zugeleitet werden, weil sie sich – wie zum Beispiel Syrien – zur Zeit nicht im Besitz ihrer Freiheit befinden, sondern von den militärischen Kräften demokratischer Staaten besetzt gehalten und damit rechtlos gemacht sind. (4)

Der Diktator führte in seiner Rede weiter aus:

Ich darf noch einmal feststellen, daß ich

  • erstens keinen Krieg geführt habe,
  • daß ich zweitens seit Jahren meinem Abscheu vor einer Kriegshetze Ausdruck verleihe,
  • und daß ich drittens nicht wüßte, für welchen Zweck ich überhaupt einen Krieg führen sollte.

Ich wäre Herrn Roosevelt dankbar, wenn er mir darüber Aufklärung geben wollte. (ebd., S. 45)

Unter Hinweis auf die Größe der Vereinigten Staaten von Amerika sprach Hitler damals den Präsidenten am Schluß direkt an:

Sie, Herr Präsident, haben es demgegenüber unendlich leichter. Sie sind, als ich 1933 Reichskanzler wurde, Präsident der amerikanischen Union geworden, Sie sind damit im ersten Augenblick an die Spitze eines der größten und reichsten Staaten der Welt getreten. [….]

Sie können daher Zeit und Muße finden, bestimmt durch die Größe Ihrer ganzen Verhältnisse, sich mit universalen Problemen zu beschäftigen. Für Sie ist daher sicherlich auch deshalb die Welt so klein, daß Sie glauben mögen, überall mit Nutzen eingreifen und wirken zu können.

In diesem Sinne können daher Ihre Besorgnisse und Anregungen einen viel größeren und weiteren Raum umspannen als die meinen. Denn meine Welt, Herr Präsident Roosevelt, ist die, in die mich die Vorsehung gesetzt hat, und für die ich daher zu arbeiten verpflichtet bin.

Sie ist räumlich viel enger. Sie umfaßt nur mein Volk. Allein, ich glaube, dadurch noch am ehesten dem zu nützen, was uns allen am Herzen liegt: der Gerechtigkeit, der Wohlfahrt, dem Fortschritt und dem Frieden der ganzen menschlichen Gemeinschaft! (ebd., S. 61 f.)

Warum sollte sich nicht auch Präsident Roosevelt dies alles ehrlich auf seine Fahnen geschrieben haben? Allerdings unter einer Voraussetzung: daß kein Staat auch nur den Anschein erweckt,

Amerika auf dem Wege zur globalen Welt- und Supermacht

hinderlich sein zu wollen.

Roosevelt bei einem Wahlkampfauftritt am 27. Oktober 1944 (Wikipedia)

Denn Politik und Strategie Roosevelts nahmen von ganz anderen Voraussetzungen und Planungen ihren Ausgang, von denen der Führer des Deutschen Reiches eben keine Ahnung hatte.

Geschickt beschwor der Präsident der USA immer wieder Ängste, die in Wahrheit nichts anderes waren als

„Projektion eigener Supermachtambitionen auf Länder wie Deutschland, Italien und Japan.“ (5)

Deshalb entwickelte die amerikanische Führung auf Geheiß Roosevelts ab 1937 eine neue Weltkriegsführungs-Konzeption. (6)

Aber es ist eine heute kaum noch bekannte bzw. in ihrer Bedeutung verkannte Tatsache, „daß Präsident Roosevelt bereits ab 1937 einen globalen Interventionskrieg gegen die Achsenmächte (benannt nach der „Achse Berlin – Rom“ Br.) vorbereitet hat.“ (7)

Mit Vorbedacht setzte Roosevelt zwei Waffen gegen mißliebige Staaten in einem „unerklärten Krieg“ von 1937 bis 1941 ein: die wirtschaftliche und politische „Quarantäne“ sowie die überlegenen Produktionskapazitäten der USA.

Zur Bedeutung der sog. „Quarantäne-Rede“

Zum historischen Hintergrund sei daran erinnert, daß aufgrund eines Zwischenfalls auf der Marco-Polo-Brücke Anfang Juli 1937 der japanisch-chinesische Krieg ausbrach, der sich später mit dem Zweiten Weltkrieg direkt verband.

Während die Sowjetunion, vertreten durch Außenminister Litwinow, die Verwicklung japanischer Streitkräfte in einen Krieg mit ungewissem Ausgang durchaus begrüßte, hielt sich der amerikanische Außenminister Cordell Hull hinsichtlich eines von Marschall Chiang-Kai-Shek ausgesprochenen Vermittlungsersuchens zurück, weil die Regierung Roosevelt die Opposition der isolationistischen Kräfte in den USA fürchtete.

Doch Roosevelt testete, wie groß der innenpolitische Widerstand gegen eine Wende zu einer interventionistischen Außenpolitik nun wirklich sei. Aus dem Grunde hielt er am 5. Oktober 1937 in Chicago seine berühmt-berüchtigte „Quarantäne“-Rede. (8)

Darin erklärte er zur internationalen Lage, die Herrschaft des Terrors und der internationalen Rechtlosigkeit habe einen Grad erreicht, der die Grundlagen der zivilisierten Staaten ernsthaft bedrohe.

Wenn eine Welt, in der die Völker ohne Furcht leben können, gerettet werden solle, müßten die friedliebenden Nationen gemeinsam vorgehen und die Aggressoren unter Quarantäne stellen.

Roosevelt betonte, die USA seien entschlossen, sich nicht in einen Krieg hineinziehen zu lassen, aber sie könnten in einer Welt der Unordnung niemals vollkommene Sicherheit erlangen.

Die Reaktion der amerikanischen Presse fiel unterschiedlich aus, die Mehrheit der meinungsbildenden Blätter reagierte ablehnend.

Viele der Kritiker sahen voraus, daß die von Roosevelt propagierte neue Außenpolitik die Vereinigten Staaten über kurz oder lang in einen Krieg verwickeln würde. (9)

Der deutsche Botschafter in Washington berichtete an das Auswärtige Amt,

daß der Ausbruch des Präsidenten in Chicago überwiegend, wenn nicht ausschließlich gegen Japan gerichtet war….“ (10)

Man muß die Rede im Zusammenhang mit dem Anstoß sehen, den Admiral E. Yarnell, Befehlshaber der Asiatischen Flotte, seinem Präsidenten gab.

Jener wies in seinem Schreiben, das der Chef der Seekriegsleitung im November 1937 Roosevelt vorlegte, auf die Tatsache hin, daß die USA bei einem Krieg im pazifisch-asiatischen Raum mit ziemlicher Sicherheit auf den aktiven oder passiven Beistand Großbritanniens, Frankreichs, Rußlands und der Niederlande rechnen könnten.

Denn diese Mächte verfolgten eigene Interessen im Fernen Osten, die sie nur mit Hilfe der USA zu verteidigen in der Lage wären.

Mit unseren Alliierten würden wir ungefähr neunzig Prozent der Weltreserven an Eisen, Kohle und Öl ebenso wie einen Großteil anderer Rohstoffe kontrollieren.

Auf diese Weise, so die Schlußfolgerung, könnten Amerika und England selbst mit Hilfe leichterer Flotteneinheiten

einige Nationen ….zu Tode strangulieren. (11)

Mit der Quarantäne-Rede lieferte Roosevelt offenkundig den Beweis für seine Entschlossenheit, nach der Produktionswaffe auch die Quarantäne-Waffe nicht nur gegen Japan, sondern auch gegen das mächtig aufstrebende Deutschland und sogar gegen Italien zum Einsatz zu bringen. Bavendamm urteilt:

Sie markiert eine qualitativ neue Stufe der amerikanischen Kriegsplanung – weg vom Ein-Fronten-Krieg in Gestalt des schieren Flottenkampfes, hin zum Mehr-Fronten-Krieg und zum kombinierten Einsatz von nicht-militärischen und militärischen Mitteln in kriegsmäßig gesteigerter Form, nämlich in Gestalt einer Fernblockade, aus der sich bei passender Gelegenheit ein regelrechter Schießkrieg entwickeln mochte.

Roosevelt bestätigte den Gedankengang seines Admirals, indem er Leahy mitteilte: „Was Yarnell sagt, macht sehr viel Sinn … es deckt sich mit dem Wort ‘Quarantäne’, das ich im vorigen Monat in meiner Chicagoer Rede benutzte’“ (12)

Neu war auch

die Einbeziehung europäischer Mächte in Roosevelts Kriegsführungskonzept,

insbesondere Großbritanniens.

Der am 25. November 1937 zwischen Deutschland und Japan abgeschlossene Anti-Kominternpakt, dem Italien später beitrat, dürfte hierbei eine Rolle gespielt haben, obwohl ihm jede militärische Komponente fehlte, es sich um kein Verteidigungsbündnis handelte.

Aber mit Beginn amerikanisch-britischer Flottengespräche rückte für Roosevelt die Möglichkeit eines Krieges gegen die europäischen Achsenmächte näher.

Im Dezember 1937 schickte der amerikanische Präsident den Chef der Kriegsplanungsabteilung in der US-Seekriegsleitung, Kapitän Royal E. Ingersoll, nach London, um damit die neue Strategie der Flottenkooperation der beiden angelsächsischen Seemächte einzuleiten.

Ingersoll hatte den Auftrag, in London ein mehr oder weniger ungeschriebenes Militärbündnis zu schließen, was letzten Endes auf eine kooperative Kriegsplanung hinauslief.

Historiker Bavendamm wertet diesen Schritt eindeutig:

Vom Kongreß nicht wirksam daran gehindert, begann Roosevelt die amerikanische Nation gegen ihren Willen ab 1937/38 Schritt für Schritt in den Krieg zu führen, und zwar erst auf dem Papier, später in Wirklichkeit.

Die Ingersoll-Mission hatte der Präsident mit einem dichten Schleier der Geheimhaltung umgeben, indem er seinen Emissär auf strengstes Stillschweigen verpflichtete.

Roosevelt gab Ingersoll weder präzise Instruktionen mit auf den Weg nach London, noch hat Roosevelt nach der Rückkehr seines Emissärs – im Gegensatz zu Premierminister Chamberlain – jemals das mit der britischen Admiralität abgestimmte Ergebnisprotokoll unterzeichnet.

Niemand und nichts sollte Roosevelts Weg in den Krieg verraten. (13)

Bei der in keinem deutschen Schulgeschichtsbuch erwähnten Ingersoll-Mission handelte es sich um nichts Geringeres als um

den ersten Akt eines von langer Hand eingefädelten Koalitionskrieges der beiden angelsächsischen Seemächte gegen die Achsenmächte im Weltmaßstab. (14)

Dagegen wird für 1937 stets auf die quellenkritisch fragwürdige sog. „Hoßbach-Niederschrift“ verwiesen. (15)

Die entscheidende Planungsphase trat im April 1939 ein,

nachdem Roosevelts Quarantäne-Politik und Hitlers Besetzung der Rest-Tschechei die Appeasement-Politik Chamberlains endgültig zum Scheitern brachte und sich die europäischen Fronten verhärteten.

Am 11. Mai 1939 wurden vom „Joint Board“ in Washington die Direktiven zur Ausarbeitung der Kriegspläne erlassen.

London und Paris hatten sieben Tage zuvor Polen in die Kriegsplanung gegen Deutschland einbezogen.

Roosevelt vermied es wiederum, die Weisungen des Joint Board förmlich zu autorisieren, doch ist kaum vorstellbar, daß er sie nicht gesehen hat, bevor sie von den Stäben in konkrete Planungen umgesetzt wurden.

In diesen fünf Direktiven, die Bavendamm ausführlich als „Rainbow 1 bis 5“ wiedergibt,

die dreieinhalb Monate vor Hitlers Angriff auf Polen die Zustimmung Roosevelts fanden, (war) schon jenes komplexe Kriegsführungs-Konzept angelegt, dem die See-, Luft- und Landstreitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika unter dem Oberbefehl des Präsidenten von 1939 bis 1945 folgen sollten. […]

Wenn man einmal … alles andere wegstreicht, was dieser Präsident politisch und wirtschaftlich zur Entstehung des Zweiten Weltkrieges beigetragen hat, dann könnten wir unsere Aussage, daß dieser Krieg konzeptionell vor allem sein Krieg gewesen ist, allein schon auf diese RAINBOW- Direktiven stützen. (16)

Die amerikanischen Planungen, die in den folgenden Monaten und Jahren umgesetzt wurden, bestechen mit ihrer Dynamik, Reichweite und Komplexität in einem Maße, daß sich die beiden Weisungen, die Hitler im Mai und August 1939 für seine Kriegführung in Polen erließ, „fast schon kläglich ausnahmen“, urteilt der Verfasser. (ebd.)

Während Hitler darin seine Vision der Eröffnungsschlachten an Weichsel und Rhein niederlegte,

hatte sein mächtigster und gefährlichster Gegner auf einen Schlag bereits den ganzen Krieg entworfen, ein visionärer Vorsprung, den der deutsche Diktator nie wieder einholen sollte. (ebd.)

Wird fortgesetzt

______________________________

Anmerkungen

1 Sven Hedin: Amerika im Kampf der Kontinente, S. 202
2 Brockhaus Enzyklopädie, 19. Aufl.. 1989 Bd. 9, S. 585
3 Dirk Bavendamm: Roosevelts Krieg Amerikanische Politik und Strategie 1937-1945, München 2. Aufl. 1998,
S.223 Zu Roosevelt und die Atombombe S. 235 Anm. 13; vgl. auch „Mensch und Maß“ 10/2011, S. 474 ff.
4 „Der Führer antwortet Roosevelt“ Reichstagsrede vom 28. April 1939, München 1939, S. 52
5 Bavendamm, a.a.O., S. 120
6 Bavendamm, a.a.O., S. 305
7 Bavendamm, a.a.O., S. 297
8 Walter Post: Die Ursachen des Zweiten Weltkrieges, Tübingen 2003, S. 200
9 Walter Post, ebd.; Charles Callan Tansill: Die Hintertür zum Kriege, S. 381 ff.
10 ADAP D I Dok., Nr. 413
11 Bavendamm, a.a.O., S. 306
12 Bavendamm, ebd.; Admiral William D. Leahy gehörte zur Führungspitze, ab 1942 persönlicher Stabschef des
Präsidenten
13 Bavendamm, a.a.O., S. 309
14 a.a.O., S. 310
15 Dazu Dankwart Kluge: Das Hoßbach-“Protokoll“ Die Zerstörung einer Legende Leoni, 1980
16 Bavendamm, a.a.O., S. 312

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BioBauer
BioBauer
7 Jahre zuvor

Schmarrn !
Von wegen: Während der Ardennen-Offensive im Dezember 1944, mit der der amerikanische Vormarsch auf das Reich zum letzten Mal aufgehalten werden konnte, erwog Roosevelt ernsthaft, die erste Atombombe über Deutschland abwerfen zu lassen. Die 3 Bomben mußten doch zuerst in Berlin erbeutet werden, um Kriegsverbrechen zu verüben. Die Ami hatten doch keine Zentrifuge. Soweit reichte die Wirtschaftsspionage damals noch nicht.

Gerhard Bracke
Gerhard Bracke
7 Jahre zuvor

Was die Rolle Polens betrifft, so rennt der Kommentator bei mir offene Türen ein, nur war dieser Teilaspekt durch die Formulierung auf das Wesentliche zu reduzieren. Natürlich sind mir die Tatsachen detailliert bekannt.

Die bereits veröffentlichte Mär von den “deutschen” Atombomben, die die Amerikaner angeblich erbeutet und dann über Japan abgeworfen haben sollen, kann dagegen getrost in das Reich der Legenden verwiesen werden. Diese immer wieder gern geglaubte Hypothese ist nun wirklich ein “Schmarrn”.

Annette
Annette
5 Jahre zuvor

Das DR bekam aus dem skandinavischen Raum “schweres Wasser” für die Kernkraftforschung. Zu diesem Zeitpunkt dachten die Amis, “schweres Wasser” wäre schwer zu tragen…
Das US-Regime ist das Krebsgeschwür der Welt…

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