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Dreiheit auf Kieseln (aus: Marie König, Am Anfang der Kultur)

Mittelsteinzeit: bemalte Kiesel aus der Kulthöhle Mas d'Azil. Dép. Ariège (aus: Marie König, Am Anfang der Kultur, Berlin 1973)

Die Sinnbilder aller Religionen wie auch der Freimaurerei sind teilweise uralt.

Die wesentlichsten stammen aus der Altsteinzeit und sind vielen heutigen “Zivilisierten” nicht mehr verständlich.

Dennoch leben die Sinnbilder in unseren Bräuchen weiter – besonders in unseren Festen.

Die Dreiheit

Wir finden die Dreiheit immer wieder, auch in Märchen und Mythen, in den Religionen,

"4 Elemente im Licht"Loge 4 Elemente im Licht

in der Freimaurerei u. a. im Dreieck, bei den 3 Hammerschlägen, die wir auch in der Musik des Freimaurers Mozart immer wieder hören.

Auffallend ist die Dreiheit in archaischen und antiken Darstellungen von Figuren und Zeichnungen männlicher Tiere.

Die Höhlenforscherin Marie König hat viele Beispiele der Dreiheit in den eiszeitlichen Höhlen und anderen Orten in ganz Europa vorgefunden und fotografiert.

Stier mit 3 Strichen vor der Stirn. Lauscaux (aus: König a.a.O.)

Stier mit 3 Strichen vor der Stirn. Lauscaux (aus: König a.a.O.)

In der antiken Vorstellungswelt vieler Völker – das ist offenkundig – galt der Stier bzw. der Widder oder der Bock jeder Hörner tragenden Tierart als Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Zeitmaßes. Dies Zeitmaß findet sich in Darstellungen der Mondphasen.

Die geniale Linienführung der hier abgebildeten Höhlenzeichnungen beweist die hohe Kultur der Frauen und Männer von vor 10- bis 20.000 Jahren.

Einzig die Perspektive des Gehörns beim Wisentbullen stimmt nicht. Das rechte Horn ist in die Ebene des linken herübergedreht gezeichnet.

Noch deutlicher zeigen dies “Mißverhältnis” in der Perspektive der Bison aus der Höhle La Mouthe und die Stierbilder aus Vorderindien (s. u.).

Bei der sonstigen Genialität der Darstellungen muß diese nicht ins Bild passende falsche Perspektive ihre Bedeutung haben. Doch welche?

Mondphasen

Marie König lehnt es ab, die Wandmalereien der eiszeitlichen Höhlen allein mit Jagdzauber zu erklären. Das erscheint ihr zu oberflächlich.

Wisentbulle aus der Höhle La Grèze (aus: Gerda Weiler, Der Aufrechte Gang)

Wisentbulle aus der Höhle La Grèze (aus: Gerda Weiler, Der Aufrechte Gang)

Sie sieht in ihnen vielmehr Zeichen der Erkenntnis kosmischer Zusammenhänge und deutet die Zusammenstellung der Hörner mit dem Auge in ihrer Mitte als die drei Mondphasen: zunehmender Mond, Vollmond, abnehmender Mond.

Die Religionswissenschaftlerin Gerda Weiler geht noch einen Schritt weiter, indem sie die Gesamtdarstellung der Hörner mit dem Auge in ihrer Mitte als Sinnbild der Schöpfung, der Erscheinungswelt mit ihren Lebewesen sieht, die geboren werden und aufgehen – wie der zunehmende Mond –, die Vollreife erlangen – wie der Vollmond – und altern – wie der abnehmende Mond –, um nach einem Aufenthalt in der Unterwelt – wie beim Neumond – wiedergeboren zu werden.

Bison, Höhle La Mouthe, Jungsteinzeit (König)

Bison, Höhle La Mouthe, Jungsteinzeit (König)

In den antiken matriarchalen Mythen wird die vom Männlichen verkörperte Erscheinungswelt, die Schöpfung, als von der Großen Muttergottheit jungfräulich, uranfänglich, also spontan aus sich heraus hervorgebracht angesehen.

Die Schöpfung ist ihr Sohn, der Göttinsohn, der zugleich ihr Heros und Geliebter ist.

In diesem Sinnbild der Liebe zwischen göttlicher Schöpfungsmacht und ihrem Sohngeliebten zeigt sich tiefe Weisheit der Altvorderen von der Geeintheit der Erscheinungswelt mit dem in ihm waltenden, unsichtbaren Wesen, ohne das nichts ist.

Antike Stier- und Wettergötter

Männliche Schöpfergötter wie die späteren Herrscher-Vater-Götter gab es in der Frühzeit nicht. Das sollte sich später ändern.

Nun konnte auch ein Vater “gebären”: Adam Eva aus der Rippe und der zum obersten Gott aufgestiegene Zeus die Athene aus dem Kopf.

Immerhin verwandelte Zeus sich wieder in einen Stier, als er um Europa warb. Das erinnert an sein ursprüngliches Dasein als Stier- und Wettergott.

Widderkopf vom Feldstein Sauerland (Elisabeth Neumann-Gundrum, Europas Kultur der Groß-Skulpturen)

Widderkopf vom Feldstein Sauerland (Elisabeth Neumann-Gundrum, Europas Kultur der Groß-Skulpturen)

verdeutlichende Zeichnung des Widderkopfes vom Feldstein Sauerland (Elisabeth Neumann-Gundrum a. a. O.)

verdeutlichende Zeichnung des Widderkopfes vom Feldstein Sauerland (Elisabeth Neumann-Gundrum a. a. O.)

Steinzeitliche Darstellungen gehörnter Tiere weist auch Elisabeth Neumann-Gundrum nach in den Groß-Skulpturen in Deutschland und Europa, Zeichen der gleichen matriarchalen Kultur. Neumann-Gundrum hält fest:

… längst ist es geschichtlich erwiesen und allgemein bekannt, daß die Menschheit den Ursprung sinnbildlich Jahrtausende früher “Mutter” als “Vater” nannte …

Stierkopf am Thron der Göttin Ischtar. Auf der Stirn ist eine helle dreieckige Muschelplatte eingelegt. Aus Mari, Mitte des 3. Jt. v. Chr. (König, a. a. O.)

Stierkopf am Thron der Göttin Ischtar. Auf der Stirn ist eine helle dreieckige Muschelplatte eingelegt. Aus Mari, Mitte des 3. Jt. v. Chr. (König, a. a. O.)

Wie der Mond, wie die Sonne, wie die Vegetation, wie ein Menschenleben aufgeht, voll erblüht und wieder untergeht, so wurde dieser 3-phasige Lauf des Lebens in Festen zelebriert, in denen der Heilige König nach der Heiligen Hochzeit mit der Vertreterin der Großen Mutter, der Hohepriesterin, geopfert wurde.

Sein Opfer wurde später ersetzt mit dem Opfer eines Stieres, Widders oder Ziegenbocks als seinem Sinnbild.

Die Hörnertragenden von den Bergen

Gerda Weiler erwähnt eine altägyptische Priesterschrift, in der der Gott Abrahams „El Šaddai“ als Berg- und Gewittergott auftritt. Er wird auch mit dem Teufel gleichgesetzt. Auch der Teufel trägt Hörner und den Bocksfuß.

Die Bibel setzt Šaddai in der Moses-Verkündigung mit JHWH [Jahweh, Jehowah] gleich,

erklärt Weiler und fährt fort:

JHWH ist einst ein matriarchaler Gott des Berges gewesen wie andere Götter des Vorderen Orient. Auf dem Berge Karmel tritt er in Wettstreit mit Ba’al, wer von beiden der fähigere Wettergott sei.

Klar, daß in der Bibel (1. Kön. 18) JHWH der bessere Regenmacher ist! Im 5. Buch Mose verkündet JHWH denn auch:

Werdet ihr meine Gebote hören … so will ich eurem Lande Regen geben zu seiner Zeit, Frühregen und Spätregen, daß du einsammelst dein Getreide, deinen Most und dein Öl.

Stierbilder, Vorderindien, König a. a. O.: "Die Hörner sind gedreht, das Auge vergrößert, und darüber steht das Dreieck. Vorgeschichtlich."

Stierbilder, Vorderindien, König a. a. O.: "Die Hörner sind gedreht, das Auge vergrößert, und darüber steht das Dreieck. Vorgeschichtlich."

Weiler weiter:

JHWH begegnet uns in diesen Texten als der

  • Jahreszeitengott, der seine Kraft im segensreichen Regen offenbart; er ist Fruchtbarkeitsgott wie Adon [Adonai], Ba’al oder Tammuz.
  • Und er ist auf dem Berge zu Hause.
  • Dem Mose offenbart er sich auf dem Sinai, in eine Wetterwolke gehüllt.
  • Er ist der Gott des tätigen Vulkans, der tags in einer Rauchwolke, nachts in einer Feuersäule erscheint.
  • JHWH will auf dem Heiligen Berg Zion in Jerusalem angebetet werden, und bis in die Evangelien reichen die Offenbarungen des Gottes auf dem Berge. Es gibt den Berg der Bergpredigt, den Berg der Verklärung und Golgatha, den Berg, auf dem der Gott stirbt, um wiedergeboren zu werden.

Am dritten Tage wird er wieder auferstehen, ebenso wie JHWH, von dem im Kult gesagt wird: “Er macht uns lebendig nach zwei Tagen und wird uns am dritten Tage wieder aufrichten; … denn er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte und wird zu uns kommen wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet.”

Hier sehen wir die biblischen Sagen noch ganz den urspünglichen Anschauungen verbunden.

Auch Jesus wurde geopfert, als „Lamm Gottes“, also JHWHs.

»Hildegard von Bingen und noch Martin Luther schreiben „Christi Bocksblut“ die welterlösende Kraft zu.« (Weiler)

Drei Tage nach seiner Grablegung sei er wiederauferstanden, berichten die Evangelien.

Drei Tage bleibt auch der Mond unsichtbar (bei Neumond), ehe er sich mit schmaler Sichel wieder am Himmel zeigt.

Und beim Abendmahl ißt die Gemeinde den Leib Jesu sinnbildlich auf und trinkt sein Blut.

Neu bei der Jesuslegende ist unter anderem, daß er als Unschuldslamm wie der alttestamentarische Sündenbock alle Schuld der Welt auf sich abwälzen lassen mußte. Die Welt, so heißt es, sei durch Jesu Opfertod nun erlöst, so als ob der schreckliche Dämon JHWH durch das Schlachtopfer milde gestimmt worden sei. Tatsächlich lesen wir in 1. Mose 8:

20. Noah aber baute dem HErrn einen Altar und nahm von allerlei reinem Vieh und von allerlei reinem Gevögel und opferte Brandopfer auf dem Altar. 21. Und der HErr roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen … und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebet, wie ich getan habe.

Moses am Ulmer Münster

Moses am Ulmer Münster

Und von Moses heißt es im Alten Testament:

Als aber Moses vom Berge Sinai herabstieg, da wußte Moses nicht, daß die Haut seines Gesichtes bei seinem Reden mit JHWH Hörner trug.

JHWH als gehörnter Wettergott färbt auf Moses ab bzw. Moses ist JHWH.

Die Wettergötter werden zu Weltherrschern

JHWH ist zum Herrn der Welt geworden, so wie der griechische Zeus, der römische Jupiter und der Zwilling JHWHs – Allah – zu Herren des Kosmos geworden sind. Marie König betont:

Jupiter kommt vom Idagebirge; ihm sind alle Vollmondtage heilig, und der Stier ist ihm beigeordnet.

Wie die Völker der göttlichen Schöpfungsmacht, der “Großen Mutter”, verschiedene Namen gegeben haben, die aber die Eine bezeichnen, so hat auch der männliche Fruchtbarkeits- und Wettergott zwar verschiedene Namen, ist aber im Wesen der Eine (siehe auch den Adelinde-Beitrag über Isis).

Skandinavisches Felsbild: "Thor"

Skandinavisches Felsbild: "Thor"

Der Wettergott mit Blitz und Hammer in der Hand (man beachte auf dem Bild auch den gehörnten Tierkopf, Anm. Adelinde) ist zum mächtigsten Gott geworden. Er ist unabhängig von der Großen kosmischen Göttin und verkörpert selbst den Himmel. (Weiler)

Aber anders als die geheimnisvoll unsichtbar in allem waltende Schöpfergöttin inszeniert dieser neue Gott seinen Auftritt selbstherrlich und megapotent.

Das Patriarchat nimmt seinen Lauf.

Vor dem archaischen Hintergrund wird auch die schreckliche Geschichte von Abraham verständlich, der bereit ist, für JHWH, seinen Herrn, seinen und seiner Ehefrau Sarah Sohn Isaak zu schlachten. Der Engel des Herrn aber konnte gerade noch eingreifen:

Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, daß du JHWH fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen. Da hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter sich in der Hecke mit seinen Hörnern hängen und ging hin und nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer an seines Sohnes Statt.

Nun hatte Abraham aber mit seiner Konkubine Hagar schon 13 Jahre vor Isaak einen Sohn, den Ismael, auf dessen Erstgeburt die Muslime stolz hinweisen, ist Ismael ihnen doch von JHWH/Allah als Stammvater ausersehen worden. Der Koran erzählt nun seine Geschichte vom Schlachtopfer Abrahams, die Moslems nennen ihn Ibrahim: Danach sagte Ibrahim auf einer Wanderung zu Ismael:

Mein Sohn! Ich sah im Traum, daß ich dich schlachten werde. Überleg jetzt und sag, was du meinst! Er sagte: Vater! Tu, was dir befohlen wird! Du wirst, so Gott will, finden, daß ich einer von denen bin, die viel aushalten können. Als nun die beiden sich in Gottes Willen ergeben hatten und Ibrahim seinen Sohn auf die Stirn niedergeworfen hatte, riefen wir (Allah) ihn an: Ibrahim! Du hast durch die Bereitschaft zur Schlachtung deines Sohnes den Traum wahr gemacht. Damit soll es sein Bewenden haben. So vergelten wir denen, die fromm sind. Das ist die offensichtliche Prüfung, die wir Ibrahim auferlegt haben. Und wir lösten ihn mit einem gewaltigen Schlachtopfer aus.

Absturz der Religionen von der alten Weisheit

So findet in den muslimischen Ländern bis heute alljährlich das Schlachtopferfest statt. Die in der Türkei geborene Schriftstellerin und Soziologin Dr. Necla Kelek berichtet:

… sehr konkret werden überall in der Welt anschließend [an die Fastenzeit Ramadan wie auf der Pilgerfahrt nach Mekka] Millionen Tiere – Schafe, Ziegen, Rinder und Kamele – in Schlachthäusern und auf Straßen, in Badezimmern und auf Balkonen nach muslimischem Ritus geschlachtet. Juden und Muslime bevorzugen das Schächten, das Töten des unbetäubten Tieres mit einem einzigen Messerschnitt quer über die Halsunterseite … Das Tier muß anschließend völlig ausbluten, damit es … sauber ist.

Die Juden sagen “koscher”. Die unbetäubten Tiere erleiden einen qualvollen Tod.

Necla Kelek hat Opferfeste noch in ihrer Kindheit in Istanbul miterlebt, ehe sie mit 11 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland auswanderte. Damals, schreibt sie, wäre

keiner der Familien, die bei uns im Viertel wohnten, in den Sinn gekommen, (ein Tier zu schlachten). Das Schlachten war eine Sache der Dörfler in Anatolien, moderne Istanbuler gaben Geld für Armenspeisungen oder drückten an diesem Tag den Bettlern auf der Straße ein paar Münzen mehr in die ausgestreckte Hand.

Denn das Teilen mit den Armen gehöre bei den Moslems zum Opferfest dazu.

Als ich dreißig Jahre später wieder zum Opferfest in Istanbul war, hatte sich das Bild völlig verändert. Die große grüne Stadt am Meer ist ein Moloch geworden, in dem es von Menschen nur so wimmelt … Attatürks Republik hat eine westlich orientierte bürgerliche Schicht und ein Industrieproletariat entstehen lassen – die verarmende Landbevölkerung hat sie nicht erreicht. Dort sind die alten Stammesbräuche Gesetz geblieben.

Und dann beschreibt Kelek „ein grausiges Spektakel“. Die anatolischen Neubürger in der 12-Millionen-Stadt begingen ihr Opferfest. Sie zitiert dazu die Zeitung Hürriyet vom 21. Januar 2005:

… viele Bürger … wollten es eigenhändig bei sich zu Hause, im Garten oder auf der Straße erledigen. Sie gingen in Parks, auf die Straße, auf den Balkon, sogar auf Kinderspielplätze. Sie banden die Tiere an Bäume und an Laternenpfähle, auf Spielplätzen an die Kinderschaukeln und an die Basketballkörbe … Innereien, Pansen, abgeschlagene Köpfe ließ man zurück. Ganz Istanbul war ein Blutbad. Dieses Land will nach Europa …

Da bei diesen Leuten auch vom Teilen nicht mehr die Rede ist, sie statt dessen lieber alles allein behalten wollen, hat dieses Opferfest auch den letzten Rest des ursprünglichen kosmischen Sinnes verloren. Mit dem sinnentleerten, grausamen Abschlachten von Tieren wollen diese Menschen Allah Vorteile für sich abpressen.

Tierquälerei ist in der heutigen monotheistischen Welt an der Tagesordnung. Tiere haben keine Seele. So bestimmen es die patriarchalen Texte seit 3000 Jahren bis hin zu Philosophen der europäischen Aufklärung. Tiere wurden zu beweglicher Habe, über die der Mensch frei verfügen kann nach dem Gebot JHWHs:

Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und macht sie euch untertan und herrschet … über alles Tier, das auf Erden kreucht.

Jane Goodall: Mitleiden mit einem angeketteten, einsamen Schimpansen

Jane Goodall: Mitleiden mit einem angeketteten, einsamen Schimpansen

Das Patriarchat schafft Herrschaftshierarchien. Sie sind bis heute nicht überwunden. Bis heute leidet die von ihnen zerrissene Welt unter deren Auswirkungen.

Welch ein Absturz von der ursprünglichen Weisheit der Altvorderen und ihrer Ehrfurcht vor allem Lebendigen!

Weihnachten steht vor der Tür.

Wissen die Menschen den ursprünglichen Sinn dieses Festes, den alle christianisierten Völker rund um den Erdball feiern?

Jesu Geburt – deren ursprünglicher Sinn ist nicht die Geburt eines Sohnes JHWHs, gezeugt durch seinen “Heiligen Geist” mit der zur “reinen” “Magd” des Herrschergottes degradierten Maria. Diese weltweit verbreitete neutestamentarische Mär ist die im Sinne des Patriarchalismus’ veränderte Version einer ursprünglichen, dem Erleben der Natur entnommenen Weisheit.

Die ursprüngliche Bedeutung wäre eher diese:

  • Das Kind in der Krippe – eine Nachbildung des Göttinkindes – ist zugleich das Sinnbild der Wiedergeburt des Lebens, das sich im Winter zur Ruhe begeben hat.
  • Die immergrüne Tanne, unser Weihnachtsbaum, ist Sinnbild der Unerschöpflichkeit des kosmischen Lebenswillens.
  • Die Kerzen bringen in der langen Winternacht Licht und Wärme. Die Menschengemeinschaft, die Familie versammelt sich um ihre Feuer. (Heute bei Zentralheizung in fast allen deutschen Häusern, dazuhin in den lauen Wintern und zumal bei elektrischen Kerzen empfinden viele Leute das Anheimelnde, Besinnliche meist weniger, als es die Menschen in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten, womöglich in der Wintersnot empfunden haben.)
  • Genau zur Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel der Erde wird bei uns Weihnachten gefeiert, die geweihten Nächte, da das Leben in der Erde zu schlafen scheint und die Menschen im Verlaß auf die Naturgesetze wissen: Nun steigt die Sonne wieder, der Frühling wird kommen und alles Leben aufs Neue erblühen lassen.
  • Das Weihnachtsfest mit dem Tannenbaum ist eine Festesart aus dem kalten Norden. Hier hat sie ihren tiefen, naturverbundenen Sinn. Dennoch feiern viele Menschen auch auf der Südhalbkugel der Erde in deren Hochsommern das Fest mit dem Tannenbaum wie die Menschen der Nordhalbkugel. Im heißen Hochsommer ist der alte Weihnachtssinn mit dem Naturgeschehen kaum in Verbindung zu bringen. Der Brauch ist entleert. Auf der Südhalbkugel entspräche ein Weihnachtsfest am 21. Juni dem unsrigen.

Wir hier im Norden haben es in der Hand, dem alten Sinn gemäß – der eigentlich nichts von seiner Daseinsberechtigung verloren hat – unsere Weihnachten mit naturnahen Gedanken in Besinnlichkeit und Vorfreude auf das Wiedererwachen des Lebens im Frühling zu begehen mit dem neugeborenen Knaben als symbolischem Keim des neuen Jahres.

Einen schönen 3. Vorweihnachts-Sonntag wünscht allen Lesern und Leserinnen

Adelinde.

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Mithus
Mithus
14 Jahre zuvor

Ich war ja gewarnt von gutem Freunde, den Artikel zu lesen. Ich möchte mit Schweigen darüber hinweggehen, um meine mir in dieser dunklen, zum Ruhen bereite Zeit mystisch ahnende innere Bewegtheit ungestört zu erhalten. Da will mir das unharmonische Bild um den Vorrang etwaiger weiblicher Göttlichkeiten gegenüber hierarchischen Vätergöttern, die dann auch noch in einen Zusammenhang mit dem muslimischen Schlacht- und Opferritualen primitivster Stufe gestellt werden, von Herzen nicht gefallen. Das kommt mir so vor wie bei dem alten Streit, ob Magen oder Kopf wichtiger sei.

Man kann – an die Dreiheit anschließend – wohl sagen, das Dreigestirn besteht beim Menschen aus Mann, Frau und Liebe. Wo die Liebe fehlt, kann Mann und Frau nicht fruchtbar – auch nicht im Geiste – zusammenwirken!

Auch eines kann sicher als überholt festgehalten werden, nämlich: Die christlichen Traditionalisten sehen in der Tat in Jesus Christus das Lamm Gottes, das geopfert wird (passive Darstellung). Das ist angesichts der heutigen historisch-kritisch erforschten Erkenntnisse natürlich Legende und Mär. Jesus hat sich selbst “geopfert” im dem Sinne, dass er die Todesgefahr aus politischer Situation vorhersah und die Folgen auf sich nahm. Er selbst opfert sich (aktive Darstellung) für den Erhalt der Überzeugungskraft seiner Botschaft. Wäre er geflohen, wozu alles vorbereitet war, dann hätte seine Botschaft den Charakter einer Scharlatanerie angenommen. Das konnte er nicht wollen. Er geht also aus Überzeugung freiwillig, quasi wie ein Märtyrer, in den Tod. Für mich ist es völlig unerheblich, dass der selbsternannte Apostel Paulus das anders sah und in eigener Deutungshoheit – wer gab ihm das Mandat? – das Geschehen um Jesus, dem Menschen und Sozialrevolutionär, beliebig uminterpretierte. Als kirchenkritische Autorin sollte Adelinde diese paulinisch gefärbte Missionspropaganda nicht so wörtlich übernehmen.

Mithus
Mithus
14 Jahre zuvor

Müssen uns die “Altvorderen” wirklich noch alles erklären? Haben Mythen, Legenden,Schamanen und andere Deutungen esoterischer Art nicht schon genug Unheil angerichtet und die Menschen vom eigenen Nachdenken abgelenkt? Kant wußte, warum er zum Denken, zum eigenen und neuen Denken aufforderte.

Sicher ist es richtig, dort, wo es darauf ankommt, auf die geschichtlichen Zusammenhänge hinzuweisen. Aber nicht jede geschichtliche Entwicklung muß am Leben erhalten werden, wenn sie nur dazu dient, Disharmonie in die Welt zu setzen.

Beispiel: Die Dreieinigkeitslehre der Kirchen: Gott, Sohn und hl. Geist als Dreieinigkeit, für mich überholte Geschichte und zur Zeit der Entstehung dieser Hypothese schon bekämpft und auch heute noch für die meisten Menschen unnachvollziehbar.

Da ist mir eine andere Dreiheit wesentlich wichtiger, weil sie die Ganzheit des menschlichen Geschlechts beschreibt ohne Spaltung der Geschlechter: Körper, Geist und Seele. Und wenn man dann heraushebt, worin sich weiblicher Körper, weibl. Geist und weibliche Seele abhebt vom männlichen Pendant, dann wird man unschwer erkennen, das es hier eine Ergänzung gibt, die sinnvoll ist.

Oh, wie schön ist deine Welt…. so geht ein Gedicht von Carl Lappe an, das Schubert vertonte, und ich möchte ergänzen: …wenn Weib und Mann zusammenhält.

Mithus
Mithus
14 Jahre zuvor

Es sieht ja wie ein Zwiegespräch aus, liebe Adelinde. Von dem Grundansatz her stimme ich Dir zu, wenn es darum geht, Auswüchse und Abirrungen zu brandmarken. Aber ich bin gegen jede Pauschalisierung des “Männlichen” oder des “männlich gedachten Göttlichen” wie des “weiblich gedachten Göttlichen”. Dabei ist die Pauschalisierung selbst an sich der größte und festeste Kleister, der die Differenzierung des Einzelnen unterbindet.

Mithus
Mithus
14 Jahre zuvor

Ich halte es für müßig, sich über das Geschlecht der eigenen Gottesbilder Gedanken der Präferenz zu machen. Die Frage ist über 3000 Jahre alt und schon von den Israeliten zu beantworten versucht worden in jeweils ihren Gottesbildern. Aber man bedenke immer: Gottesbilder sind doch nur selbst gefundene Repräsentationen von Gott, niemals Gott selbst. Der bleibt unfassbar, theologisch: das Numinosum.
Ein Teil der jüdische Theologie kennt den Begriff “Schechina”, ein Begriff, der von einigen Interpreten als die “weibliche Seite Gottes” verstanden wird. Betreffend Schechina lese ich bei Wikipedia:
“In der Vorstellung des Kreises um Isaak Luria entsteht die Schöpfung aus göttlichen Kontraktionen und Strömungen. In der lurianischen Darstellung eines aus Sefirot bestehenden Urbildes des Menschen …. geht aus der letzten Sefira die untere Welt hervor. Diese Sefira wird Schechina genannt (auch Malchut, was Königreich oder Herrlichkeit bedeutet). Funken der Schechina, also göttliche Funken, sind bei der Schöpfung in die Welt gefallen. Dabei wird die Schechina der weiblichen Sphäre zugeordnet und als ergänzende, weibliche Dimension Gottes begriffen, was sich bspw. im Bild der Braut äußert. Das Brautmotiv stellt metaphorisch die „Gemeinschaft“ zwischen der Schechina und Gott dar, also die Einheit zwischen dem für menschliche Begriffe unfassbaren Gott im Himmel und seiner Vergegenwärtigung in der Welt.”
Auch hier wird der wichtige Hinweis auf “Ergänzung” gegeben. Das sich Ergänzende in Gott selbst und erst recht im menschlichen Leben ist für mich das göttliche Grundanliegen der kosmischen Harmonie, nicht das Trennende, nicht das einseitig Betonte.
Anm.: Diesen Hinweis auf die ‘weibliche Seite Gottes’ fand ich bei Axel Denecke in der Zeitschrift “Verantwortung”, Zeitschrift des Dietrich Bonhoeffer-Vereins, Nr. 44, S. 34.

H. Röder
H. Röder
14 Jahre zuvor

Die Sache mit der Unmündigkeit ist einem ja erst mal gar nicht klar. Jeder hält sich doch für einen selbstbestimmten Menschen. Das geht so lange, bis irgend ein Anstoß einen nachdenken lässt. Bis einem all die vielen Prägungen klar geworden sind, die man im Laufe des Lebens erfahren hat, das kann Jahre dauern. Und leicht ist es auch nicht, diese im Kopf wieder zu löschen. Aber wie jeder Weg, der häufig gegangen wird, mit der Zeit immer breiter und selbstverständlicher wird, so auch der Nervenstrang im Gehirn, der zweifelt und alte Verbindungen hinterfrägt.

Nicht umsonst fängt die Kirche schon beim Säugling mit der Taufe an – sie weiß, wie eine jahrzehntelange Prägung das Denken lenkt – und dann ist es nachher auch viel bequemer, sich auch noch konfirmieren zu lassen, weil man dann nicht als Außenseiter auffällt. Selbst wenn man sich im Stillen eingesteht, dass es einem als junger Christ eigentlich gar nicht um den Glauben geht, soindern um die Geschenke, die es zur Konfirmation gibt.

Und auf dem Gebiet der Medizin sorgen schon die Tele- und Printmedien dafür mit regelmäßigen Arztfilmserien und freundlichen vermeintlichen Aufklärungsartikeln, dass wir möglichst nicht zu denken anfangen, sondern schön weiter an die einzige “Erlösung von dem Übel” durch den Gott im weißen Kittel glauben.

Auch die Politik ist ja bemüht, unsere Geschichtsvorstellung möglichst auf 12 Jahre Unheil zu begrenzen.

Es bedarf deshalb manchmal doch guter Bücher – in diesem Punkt möchte ich Kant widersprechen -, die einem die Augen zu öffnen vermögen: Wie heilten sich denn die Menschen, bevor es ein Heer von modernen, die Chemokeule schwingenden “Medizinmännern” gab?

Kann es sein, dass die Natur ein eigenes System entwickelt hat, das sie durch die Jahrmillionen getragen hat?

Ist es möglich, dass mit besten moralischen Vorsätzen an ihr Studium gegangene junge Mediziner nachher mißbraucht werden von einem freimaurerisch gelenkten Medizinsyndikat und degradiert werden zu Medikamentenverteilern und Giftmischern, die für ihre Patienten gar keine Zeit mehr haben?

Aber das Erfreuliche am modernen Medium Internet ist ja, dass es uns Zugang zu einem riesigen Born an Informationen verschafft und – richtig genutzt – unsrer Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit durchaus sehr hilfreich sein kann.

Aber Arbeit an sich selber bedeutet diese Befreiung dennoch! Doch wer sie wagt, gewinnt!!

Dauerzustand Stress
4 Jahre zuvor

Übung ist wichtig. von heute auf morgenfunktioniert keine Maschine.
Wer aber Geduld hat, wird auch dafür belohnt 🙂

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