Gegen das Vergessen: Hamburg 1943
Dienstag, 17. Januar 2023 von Adelinde
„Nimm das Recht weg –
was ist dann ein Staat noch anderes
als eine große Räuberbande?“ Augustinus.
Augustinus wird einen Staat im Blick gehabt haben, in dem das Volk ohne eigenes Recht schutzlos Kräften ausgeliefert ist, die es mit ihm nicht gut meinen.
Vergessen werden sollte dabei auch nicht, was feindlich gesonnene Horden Volksfremder anrichten können, die sich über ein besiegtes Land und Volk hermachen, jede Moral bei sich zum Schweigen bringen, morden, plündern und verwüsten.
Was die Kriegstechnik des 20. und erst recht des 21. Jahrhunderts an Möglichkeiten bietet, ganze Völker auszulöschen, das erfuhren die Deutschen unter den Bombenteppichen der Allierten des großen, jetzt seit über 100 Jahren währenden Vernichtungskrieges gegen ihr Volk und Land.
Gegen das Vergessen
schrieb auch eine Deutsche aus Melbourne, Australien:
Margit Alm
Sie hatte Churchills „Gomorrha“ über Hamburg im Juli 1943 als 6-jähriges Kind miterlebt.
Der Tod kam vom Himmel
Es war ein besonders warmer, sonniger Ju-litag gewesen, wie man ihn in Hamburg nicht oft erlebt. Wie so oft hatten wir, in unsere Ausgehkleider gehüllt, die beruhigende Wasser- und Gartenlandschaft der Binnen- und Außenalster auf einem langen Spazier-gang genossen.
Wir wohnten in Hamburgs Innenstadt (Heuberg) in einem großen Wohnblock, der aus Geschäfts- und Privatwohnungen be-stand, ungefähr 300 Meter entfernt vom Jungfernstieg und der Binnenalster.
Jetzt lagen wir – meine ältere Schwester, mein zweijähriger Bruder und ich – sicher und müde im Bett. Eine ältere Dame aus der Nachbarwohnung wachte über uns, während meine Mutter sich auf den Weg zum Hauptbahnhof machte, um meinen Vater ab-zuholen, der als Wehrmachtssoldat in Nord-deutschland stationiert war. Eine in der Ukraine zugezogene Kriegsverletzung wurde dort ausgeheilt. Zu unserer größten Freude durfte er seine freien Tage in Hamburg verbringen.
Meine Eltern waren soeben wieder in der Wohnung angekommen, meine Mutter hatte den Wasserkessel für eine abendliche Tasse Kaffee aufgesetzt und den frisch gebackenen Kuchen angeschnitten, als die Sirenen auf Vollalarm heulten und gleichzeitig das brummende Geräusch der Bomber in unsere Ohren drang.
In aller Eile wurden wir aus den Betten ge-rissen und in die noch vom Nachmittag be-reitliegenden Kleider gesteckt. Meine Mutter griff nach ihrer stets bereit liegenden Handtasche, in welcher Papiere und Fotos aufbewahrt wurden; dann sausten wir in Windeseile von der vierten Etage die Treppen hinunter in den Keller. Zwischen der dritten und vierten Etage befand sich ein Fenster. Neugierig guckte ich hinaus und sah mit Schrecken in die den Himmel erleuchtenden „Weihnachtsbäume“ und in die in Massen fallenden Bomben.
Bei früheren Angriffen hatte ich immer eine stoische Ruhe bewahrt und haßte es, aus dem Schlaf gerissen zu werden. Ich vertrat mit der Weisheit einer Sechsjährigen den Standpunkt, daß ich den Bomben nichts tue, dann tun sie mir auch nichts. Was ich durch das Fenster sah, machte diesem Standpunkt in einer Se-kunde für immer ein Ende.
Wir hockten, zusammen mit den anderen Hausbewohnern, im Keller. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken und seiner eigenen Angst beschäftigt. Meinen Vater hielt es nicht im Keller. Er raste die vier Stockwerke bis zur Dachkammer hinauf und löschte Brand-stellen, wo er sie fand, insgesamt achtzehn. Aber er allein kam nicht gegen die Gewalt einer Tausend-Bomben-Ladung an …
Das Nachbarhaus brannte.
Als er (mein Vater) in den Keller zurückkam, nahm er meine weinende Mutter in den Arm, sagte ihr, daß alles verloren sei und alle schnellstens den Keller verlassen müßten, da Erstickungsgefahr vom Rauch bestand. Schon fing der als bombensicher geltende Keller an, sich mit Rauch zu füllen. Mit nassen Ta-schentüchern vorm Gesicht eilten wir ins Foyer des Gebäudes, wo der einzige Ausgang ins Freie lichterloh brannte. Mein Vater ergriff einen einsam dastehenden Stuhl und schlug das neben dem Ausgang befindliche Fenster ein, durch das wir dann alle entflohen.
Entwarnung war noch nicht gegeben worden. Unsere Gruppe mußte eine sofortige neue Bleibe finden. 50 Meter straßabwärts, an der Ecke Große Bleichen/Bleichenbrücke, stand das noch ziemlich unbeschädigte Kauf-mannshaus (es sollte den Krieg überdauern), wohin wir, geführt von meinem Vater, vor-übergehend hinflüchteten, während er wei-terlief und einen Bunker in den Großen Bleichen auskundschaftete, der uns dann für den Rest der Nacht beherbergte.
Als wir aus dem Kaufmannshaus heraus-traten, stahl ich einen Blick auf unseren Wohnblock, wo ich so viele unbeschwerte, fröhliche und behütete Jahre verbracht hatte. Es stand da, als eine stumme und dunkle Silhouette in den feuererleuchteten Himmel hinausragend. Oben aus dem Dach loderten die Flammen; sie verschlangen das Haus von innen und mit ihnen die Träume meiner Kindheit.
Auf der gegenüberliegenden Seite, keine 5 Meter von uns entfernt, fiel krachend und knisternd ein lichterloh brennendes Gebäude in sich zusammen und schickte einen Schwall von Phosphorregen in unsere Richtung. Ein Funke muß mich im Gesicht getroffen haben. Ich zog mir eine Verletzung zu, und meine Mutter befürchtete, daß ich erblinden könnte. Zum Glück war dem nicht so.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich Angst hatte. Es war auch keine Zeit da, Angst zu haben. Man lief um sein Leben. Dieser Bombenangriff war eine total neue Erfahrung nicht nur für mich, sondern für uns alle. Ich vertraute voll und ganz auf meinen Vater, daß er uns sicher aus dieser Hölle rausführen würde.
Wir hatten frühere Angriffe über Hamburg durchgestanden, die im Verhältnis wenig Schaden hinterließen. Ja, wir Kinder hatten unsere Freude daran, am Tage nach dem Angriff durch die Straßen der Innenstadt zu strolchen und uns den Schaden anzusehen. Diese Angriffe dienten in erster Linie der Zerstörung von Infrastruktur, wie z. B. der Hafen. Zum ersten Mal wurde mehr als Infrastruktur zerstört …
Sobald die ersten Morgenstrahlen den Tag ankündigten, machte mein Vater sich auf den Weg zu der ungefähr 4 oder 5 km entfernt liegenden Wohnung meiner Tanten, auf der anderen Seite der Innenstadt, am äußersten Rande von St. Georg. Hier befanden sich ausschließlich Wohnhäuser, die in dieser Nacht dem Bombenangriff entgangen waren …
Die Wohnung meiner beiden Tanten war ein sicherer Hafen – so glaubten wir. Doch hatten wir kaum Zeit, uns etwas einzuleben und von dem Schrecken des Angriffes zu erholen, als bei Dunkelheit wiederum Vollalarm gegeben wurde. Wiederum eilten wir hastig in den Keller; ich trug nur einen viel zu großen Py-jama meiner etwas klein-gewachsenen Tante. Es blieb keine Zeit, zusätzliche Kleidung anzuziehen.
Wiederum hockten wir stumm auf den Stüh-len und Bänken und warteten auf die Dinge, die da kommen sollten. Nur war die Kel-lerbevölkerung dieses Mal wesentlich größer, da fünf Stockwerke von Zivilpersonen be-wohnt wurden. Wiederum übernahm mein Vater, der nun Sonderurlaub bekommen hat-te, um seine Familie in Sicherheit zu bringen, die Aufgaben des Luftschutzwartes und pa-trouillierte im Eilschritt das Treppenhaus.
Und wiederum mußten wir schnellstens das Haus verlassen, nicht weil Rauch in den Keller drang, das war noch nicht der Fall, sondern weil mein Vater im Schacht des Hauses einen Zeitzünder entdeckte, der jeden Augenblick explodieren und das Haus zerreißen konnte.
Aber wohin sollten wir uns wenden? Auch hier hatte mein Vater herausgefunden, daß in nicht allzu weiter Entfernung der Luftschutz-dienst mit Hilfe von Dynamit einen Mau-erdurchbruch zur U-Bahn geschaffen hatte. Das sollte unsere Rettung werden.
Mein Vater führte die Gruppe, meinen Bruder auf dem Arm tragend, dann folgte meine Mutter, die mich an der Hand führte, darauf meine Tante mit meiner Schwester, gefolgt von allen anderen. Als ich aus dem Türein-gang heraustrat, blieb ich starr vor Schrecken auf der obersten Stufe stehen, riß mich von der Hand meiner Mutter los und schrie: „Dadurch laufe ich nicht“.
Meine Mutter, von ihrem eigenen Momentum angetrieben, lief hinter meinen Vater her und jammerte: „Ich habe Margit verloren!“ (Ich habe mich später im Leben oft gefragt und nie meine Eltern zu fragen gewagt, was mein Vater in dem Augenblick von meiner Mutter dachte.)
Ich erblickte ein unvorstellbares Inferno. Je-des Haus brannte lichterloh, angefacht von den starken Winden. Der Phosphorregen prasselte und wirbelte vom Himmel herunter und die Straße schien wie glühende Kohlen zu sein. Zu meiner Linken sah ich die Leute ein nach dem anderen an mir wie Schatten vor-beihuschen; sie ignorierten mich; jeder war mit sich selbst und seiner Rettung be-schäftigt.
Plötzlich fühlte ich mich von starken Armen in die Luft gehoben und sah vor mir eine breite Männerbrust, in die ich mich verkroch, um nicht mehr in die Hölle gucken zu müssen. Ich merkte, wie meine Pyjamahose beim Laufen von mir runterrutschte.
Nach einigen Minuten, die mir wie eine Ewigkeit düngten, fühlte ich wieder Boden unter den Füssen, spähte in einen dunklen Gang hinein und sah über mir das Gesicht meines Vaters und das meines Retters. Mein Retter war ein junger Holländer, der in dem Wohnblock lebte und meine Tanten sowie uns Kinder gut kannte.
Mein Vater, nachdem er den Rest seiner Fa-milie in Sicherheit wußte, hatte auf der Stelle kehrt gemacht und war auf dem Weg zurück zum Wohnblock, um mich zu holen. Er wäre zu spät gekommen, denn der Zeitzünder explodierte ganz kurz, nachdem alle Be-wohner das Gebäude verlassen hatten. Nur Trümmer blieben übrig. Das nennt man Glück im Unglück haben.
Durch den langen Gang und diesmal an der Hand meines Vaters erreichten wir den U-Bahn-Tunnel, wo wir den Rest der Nacht auf den Schienen hockend verbrachten, zu-sammen mit einer großen Menge von Pas-santen.
Am nächsten Morgen besah sich mein Vater den Schaden der vorhergehenden Nacht bei Tageslicht. Sein Bericht war erschreckend: die Leichen lagen stapelweise aufeinanderge-häuft am Straßenrand. Um uns, vor allem uns Kindern, diesen Anblick zu ersparen, liefen wir über eine längere Strecke entlang den Schienen, bis wir an einen U-Bahn-Ausgang kamen, der von dem Feuersturm der Nacht nicht betroffen wurde.
Ein Bus brachte uns in ein großes Auf-fanglager in Neumünster zur weiteren Ver-teilung über Norddeutschland. Eine neue Episode, die der Evakuierten, begann. Wir sollten Hamburg für mehr als vier Jahre nicht wiedersehen.
Mein Vater ist als Soldat mit mehreren Kriegsorden ausgezeichnet worden, die er am Ende des Krieges allesamt in einen Bach warf, da sie seine Flucht aus der russischen Ge-fangenschaft gehindert hätten. Für mich aber war er der Held, der seine Familie und alle anderen Hausbewohner vor dem sicheren Tod bewahrte.
Dafür hat er keine Medaille bekommen.
Die meisten Kellerinsassen waren Frauen und Kinder. Aber ich erinnere mich (auch) an einzelne Männer. Niemand, außer dem Hol-länder, zeigte eigenen Antrieb. Alle folgten willig dem Wehrmachtssoldaten.
Nachwort
Man mag sich fragen, warum ich, nach so langer Zeit, bereit bin, diese Erinnerungen zu Papier zu bringen. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Es ist wohl über keinen Krieg mehr ge-schrieben und gefilmt worden, als über den Zweiten Weltkrieg. Das Ende haben wir noch lange nicht gesehen.
Vieles was berichtet wird, wird verzerrt dar-gestellt oder zu einseitig.
Die jüdische Gemeinde hat aus ihrem Leiden eine Kunst/Religion/Industrie entwickelt. Ei-nem Menschen vom Mars könnte verziehen werden, wenn er dächte, daß nur diese Gruppe gelitten hat. Es haben alle gelitten … Es muß etwas Gleichgewicht in diese Kriegs-berichte gebracht werden.
… Unser hier in Australien geborener und aufgewachsener Sohn, jetzt 30 Jahre alt, ist sehr daran interessiert, daß seine Eltern ihre Kriegserlebnisse aufzeichnen … Ich bin davon überzeugt, daß, sollte er mal Kinder/Enkel-kinder haben, dieses Interesse wachsen wird.
Die undatierte Aufnahme zeigt spielende Kinder zwischen Trümmern und Hausruinen in Hamburg. (Bild: WELT)
Es muß etwas Gleichgewicht in diese Kriegsberichte gebracht werden.
Etwas? Es muß die Wahrheit auf den Tisch. Da weinen zig Zuschauer bei der Titanic, aber die Tragödie auf der Gustloff hat keiner verfilmen dürfen. Es hätte wieder aus den eigenen Reihen geklungen „Relativieren“. Wenn wir unsere Ostgebiete zurückfordern, sind wir „Revanchisten“, Nazis sind wir eh alle.
Außerdem haben die Deutschen überall auf der Welt keinen Fürsprecher, das sollten unsere Leute rund um den Erdball verinnerlichen. Warum entwickelt kein Deutscher eine ebensolche Kunst/Religion/Industrie?
Sind wir zu allem zu blöd, daß wir uns immer von denselben Leuten, die auch unsere Bankgeschäfte übernommen haben, übertölpeln lassen?
Und die ganze Unmoral, die seit 1968 über uns ausgekippt wird, wird widerspruchslos übernommen.
Mittlerweile habe ich auf meine deutschen Mitmenschen, die jeden noch so blöden Einfall von denen bejubeln, mehr Wut als auf unsere Feinde. Hätten wir nicht wenigstens unseren Gemeinschaftssinn und unsere Moral ins Heute herüberretten können? Was soll man jetzt mit einem Haufen Schwächlinge noch anfangen?
Die hier thematisierten Luftangriffe auf Hamburg veranlaßten kurzzeitig danach die Evakuierung meines Lessing-Gymnasiums aus Berlin in das seinerzeitige Reichs-Protektorat Böhmen und Mähren im Rahen einer Erweiterten Kinderlandverschickung.
Im Jahre 1943 wußte ich (* 1928) noch nicht, daß Herr F.D. Roosevelt bereits vor dem Jahre 1933 einer Brüning´schen Regierungsdelegation (nachlesbar) seine Absicht bekundet hat, Deutschland „zermalmen“ zu wollen.
Unbekannt war mir zu der Zeit ebenfalls, daß Herr W. Churchill schon im Jahre 1934 – auch nachlesbar – den vormaligen Reichskanzler H. Brüning wissen ließ, daß London danach trachten würde, Deutschland nach dem WK I in einem zweiten Waffengang wieder, diesmal jedoch endgültig, zu besiegen.
Das Staatsgebiet des rechtsbeständigen Völkerrechtssubjekts Deutsches Reich (DR) wurde im Jahre 1945 kriegsplanmäßig als Staatsgebiet eines Feindstaates ausschließlich (!) zum Zwecke der Verwirklichung des Kriegszieles der Alliierten besetzt (vgl. US-Direktive JCS 1067 vom April 1945).
Absolute Zustimmung zu dem Beitrag und den Kommentaren von @KWHugo und @Horst Bowitz.
Problem ist das nach dem Krieg eindressierte Kriechertum.
Soviel Naivität, die zu blanker Dummheit mutiert ist, ist heute wohl nur im traumatisierten Brav-Michl-Deutsch-Volk zu finden, das sich masochistisch und gehorsam, verbuckelt, “generationenlang für immer“ ( wie von Michel Friedman gefordert, s. Rheinischer Merkur vom 6.11.1985) in „ewiger„ Schuld suhlt“.-
Traurig. sehr traurig.
Guten Tag rau Beißwenger, guten Tag Herr Bowitz,
Ich möchte nur darauf hinweisen, daß wir – meine Mutter, meine beiden Brüder (3 Jahre alt, Zwillinge) und ich, 7 Jahre alt, nach den Bombenschäden an unserem Haus in Lübeck (29.03.42) nach HH zogen in die Wohnung meines Onkels nach Eppendorf, der mit seinem Geschütz (8,8) an der Ostfront kämpfte.
Mein Vater, Offizier bei der Luftwaffe, Nachschub, im Afrika Corps Dienst tat. Mein Vater meinte, daß Hamburg wegen seiner Werften und Hafen von den Tommies gut geschützt durch Flak und Abfangjäger, von den Alliierten Terrorflieger nicht angegriffen würde.
Die Tatsachen sprachen etwas anderes. Ja, ich habe den wahren Hxxxxxxxx = Verbrennung Lebender durch britische Phosphorbomben auch wieder überlebt.
Wir sind dann durch HH geirrt (Frau mit drei kleinen Kindern) und irgendwann wieder in Lübeck angekommen und bei meinen Großeltern untergekommen. Nein, der ÖPNV funktionierte nicht.
Wie haben wir uns dann am 07.05.45 auf die „Befreiung“ gefreut. Mir ist nur keiner in Erinnerung, der befreit werden wollte. Ja, eines muß man sagen. Die Luftangriffe und nächtlichen Alarme hörten schlagartig auf.
Zu den Befreiten gehört auch unser derzeitiger Bundespräsident, der zwar erst 11 Jahre nach dem Zusammenbruch der Deutschen Wehrmacht geboren, aber pränatal befreit wurde.
Ich bin ja unseren „Befreiern“ heute noch „dankbar“. Was nach diesem Datum los war im Reich, darüber wurde schon viel geschrieben.
Alle die Klima-Kleber, Friday ohne Futur und dergl. sollten das einmal mitgemacht haben. Erst wer sich den Hintern abgefroren und an Steckrüben geknappert hat, wird diese Aussagen zu würdigen wissen.
Übrigens: Am 27. Jan. ist Kaisers Geburtstag
Viele Grüße
S. P.
Ich wurde im März 1940 in Dortmund geboren. Meine Eltern bezogen 1938 eine Wohnung im dritten Obergeschoss eines Hauses neben dem Südwestfriedhof, nicht weit entfernt vom Stadion „Rothe Erde“, der Westfalenhalle und der Pädagogischen Akademie am Rheinlanddamm.
Ab 1942 wurden die nächtlichen Angriffe der RAF (Royal Air Force) häufiger, die uns aus dem Schlaf rissen. Sie wurden durch Auf- und Abschwellen der Sirenen angekündigt, und wir mußten uns beeilen, uns anzuziehen, um in die Schutzräume zu gelangen.
Manchmal reichte die Zeit nicht, um Tiefbunker in der Nachbarschaft oder vor der Westfalenhalle aufzusuchen, und dann gingen alle Hausbewohner in den Keller, um dort auf den Dauerton der Entwarnung zu warten.
Manchmal wurde in den Bunkerräumen laut gebetet, und ich erinnere mich, wie eine junge Frau sagte: „Ich habe nichts mehr, nur noch das, was ich auf dem Leibe habe. Ich bin zweimal ausgebombt.“ Ich konnte mir damals nichts darunter vorstellen. Das kam aber später.
Später erfolgten die Bombenangriffe, (gelegentlich auch „Bombenteppiche“ genannt) – tagsüber. Der letzte große Angriff, an den ich mich erinnern kann, geschah an einem kalten, sonnigen Märztag 1945. Als wir vom Bunker vor der zerbombten alten Westfalenhalle – die Ähnlichkeit mit der Jahrhunderthalle in Breslau hatte – zurückkehrten, hatte unser Dach keine Dachpfannen mehr. Sie lagen zerborsten vor dem Haus, über die wir hinwegstolperten. –
Als wir die Wohnungseingangstür öffneten, bot sich ein Bild der Verwüstung. Die Fensterscheiben waren zerborsten, die Teppiche von den Luftminen hochgeworfen und verwirbelt, die Türen zu Küche und Speisekammer ausgehebelt und der Inhalt an Töpfen, Pfannen und Vorräten waren in der Küche verstreut. Von den Decken war der Putz heruntergefallen.
Das gleiche Bild muß sich in allen Wohnungen ergeben haben. Von da ab wurden bei Regen alle Zimmerdecken bis zum Erdgeschoss naß und feucht.
Wir haben glücklicherweise alle überlebt. – Meinen Vater hatte man 1944 noch einmal eingezogen, um beim „Volkssturm“ auszuhelfen. Er kehrte Ende Mai/Anfang Juni 1945 nach vielen nächtlichen Fußmärsche unversehrt bis nach Hause unversehrt zurück. Er hatte das Glück gehabt, daß der Kommandeur damals erkannte, daß der Krieg verloren war und seinen Leuten gestattete, statt zu kämpfen, sich zu „verkrümeln“. Welch ein Glück für uns. –
Vorher hatte ich erlebt, wie eine Frau im Bunker bitterlich weinte, weil ihr alter Ehemann bei der Verteidigung der Schnettker-Brücke in der Nähe ihrer Wohnung ums Leben kam. Man versuchte im Bunker vergeblich sie zu trösten. –
Wie zerstört unsere Stadt war, kann man sich im Internet ansehen. Eine Bäckersfrau hatte die Filmaufnahmen dazu gemacht. –
Mein Vater war 1940 eingezogen worden und wurde einer Sanitätskompanie im Rußlandfeldzug zugeteilt. Dort erlebte er, wie Panzerfahrer nach einem Schuß verkohlt aus den Panzern herausgezogen wurden, die erst noch lebten, dann aber nach einigen Atemzügen tot zusammenbrachen. –
Das schreibe ich, weil Frau Von der Leyen als ehemalige Verteidigungsministerin, Uniformen für schwangere Soldatinnen hatte schneidern lassen. –
Mein Vater durfte 1942 übrigens nach Hause zurückkehren, weil unsere leibliche Mutter plötzlich und unerwartet zu Hause gestorben war, und ihre Mutter, die mit im Haushalt lebte, ebenfalls starb. Ein Major hatte sich deshalb für seine Heimreise eingesetzt. –
Es gibt manchmal Schicksalsschläge. Mein Vater durfte damals in Dortmund bei der Heeres-Standard-Verwaltung arbeiten, bis man ihn 1944 noch einmal zur Wehrmacht einzog. –
Wir waren alle sehr glücklich über seine Heimkehr in eine völlig zerstörte Stadt.
Sigrid Barthel
[…] waren die deutschen Zivilisten im Bomben-hagel der Alliierten (s. Adelinde), rechtlos besonders in den fremdbestimmten Deutschen […]