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Die faire deutsche Mannschaft

Mir war wichtiger als das nicht erreichte Viertelfinale Deutschlands gegen Japan, daß die deutschen Spielerinnen nicht nur hervorragend, sondern vor allem durchgängig fair gespielt haben.

Besonders schön war für mich zu erfahren, daß die in der Bundesliga spielende Kozue Ando berichtete:

… nach dem Spiel gegen Deutschland haben mir meine Mitspielerinnen aus Deutschland gesagt, wir sollen den Titel holen. Das hat uns natürlich auch Kraft gegeben.

Die „Besiegte“ wünscht der „Siegerin“ neidlos weiteres Fortkommen bis an die Spitze! Welch schöner Zug!

Auch die US-Fußballerinnen lieferten eine hervorragende Leistung und ein faires Spiel ab.

Hätten sie gewonnen, wäre der Sieg verdient gewesen. Aber dem schwergeprüften Japan war der Balsam für ihre Volksseele in Gestalt des Weltmeister-Titels wohl zu gönnen. Auch ich freue mich für Japan und habe für die Japanerinnen gefiebert wie so viele Menschen rund um den Erdball.

Auch die amerikanische Spitzenspielerin Abby Wambach bewies fairen Sportsgeist:

Wir waren nur Minuten entfernt. Aber wir können niemandem die Schuld geben – wir hatten genügend Chancen.

Von Herzen gönne sie ihren

nie aufgebenden Gegnerinnen

den Sieg:

Das ganze Land hat so sehr gelitten. Die Menschen dort haben den Erfolg mehr gebraucht als wir.

Ebenso fair dachte die hervorragende amerikanische Torhüterin Hope Solo:

Japan war die Mannschaft des Turniers. Sie haben mit so viel Leidenschaft gespielt.

Was für wunderbare Menschen, die nicht nur höchsten Einsatz von sich selbst fordern, sondern auch verlieren können, zu aufrichtiger Anerkennung des Gegners und Mitfreude mit ihm fähig sind!

„Das größte Geschenk an die Nation“

Zu Hause angekommen, so meldet die FIFA, trafen die Spielerinnen ihr Volk in großer seelischer Bewegtheit an:

Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen, die nur gekommen sind, um uns zu begrüßen. Das ist unglaublich. (Homare Sawa)

Wir wollten uns einfach persönlich bei der Mannschaft bedanken. Sie waren phantastisch. (Mann aus der Erdbebenregion Miyagi)

Sie haben uns mit ihrem Sieg so viel Energie und Kraft gegeben. Das alles hat uns sehr bewegt. (Ehefrau des Mannes)

Die Verteidigerin Azusa Iwashimizu aus der vom Erdbeben verwüsteten Region Tohoku bekannte:

Ich wollte unbedingt mit guten Nachrichten zurückkommen und den Menschen für ihre Unterstützung danken.

Sie dachte nicht nur an sich und ihre Mannschaft, sie dachte an ihr ganzes leidgeprüftes Volk.

Und so bezeichnete Naoto Kan, Japans Regierungschef, den Sieg auch als

das größte Geschenk an die Nation. Sie haben der ganzen Nation Mut gemacht.

„Nicht aufgeben!“

Ganz Japan hat nach der schweren Heimsuchung seines Landes dieses Motto selbstbeherrscht beherzigt. Und genau so erlebten die Millionen Zuschauenden die beharrlich und unaufgeregt kämpfenden Japanerinnen.

Als wir 1:2 hinten lagen, haben wir nicht aufgegeben,

Ayumi Kaihori (sport1.de)

sagte die als beste Spielerin des Finales mit einer Urkunde ausgezeichnete Torhüterin Ayumi Kaihori und fügte hinzu:

Ich kann es immer noch nicht glauben, daß wir es geschafft haben. Ich wäre sehr froh, wenn wir den Menschen in Japan durch unseren Sieg mehr Mut geben könnten. Dann können sie sehen, daß man es durch Kämpfen schaffen kann.

Unser Motivator waren ganz klar die Opfer von Fukushima,

hielt denn auch Aya Miyama fest und fand:

Die Mannschaft sollte jetzt das Geld, was sie hier gewonnen hat, nehmen und den Opfern von Fukushima zukommen lassen … Ich hoffe, daß wir unserem Land Aufmunterung und positive Gedanken bringen können. Wir haben bis zum Schluß nicht aufgegeben, und ich habe immer daran geglaubt, daß wir es schaffen.

Wandel – nicht nur – in der japanischen Macho-Gesellschaft

Es scheint, als hätten die Japanerinnen auch noch einen weiteren Erfolg zu verzeichnen,  der zwar auch die Machogesellschaft betrifft, in der sie leben und sich durchsetzen müssen, aber ebenso weltweit gewirkt haben mag. Die Elbe-Jeetzel-Zeitung v. 19.7.11 zitiert

Atsuko Himeno, eine Stadträtin von Iwakuni, einer der konservativsten Regionen in Japan. Auch sie hat mit typischen Machosprüchen zu kämpfen. Ein männlicher Kollege meinte einmal, „alles, was Frauen zu tun hätten, sei auf einem warmen Futon ein Kind zu machen“.

dpa schreibt im selben Zeitungsartikel:

Die japanische Gesellschaft hat keine allzu hohen Erwartungen an Frauen … Eine japanische Frau soll zurückhaltend sein, das Feld den Männern überlassen.

Und so hätten auch die Spielerinnen der japanischen Nationalmannschaft lange mit Voruteilen und Anfeindungen kämpfen müssen,

da ihr Verhalten so gar nicht den traditionellen Vorstellungen entsprach.

Jetzt ist selbst der Präsident des japanischen Fußballverbands Ogura so begeistert, daß er vorschlägt:

Wenn Japan in der Zukunft eine FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft ausrichten sollte, dann wünsche ich mir, daß Homare Sawa für die Organisation zuständig ist. Ich bin glücklich, daß die japanischen Spielerinnen die Stärke japanischer Frauen gezeigt haben. Es gibt keinen glücklicheren Präsidenten als mich.

Homare Sawa (faz.net)

Was Sawa betrifft, so gönnte Mitspielerin Yuki Nagasato ihr neidlos ihren Ruhm. Auch ihr ging es mehr um die Gemeinschaft der Spielerinnen als um das eigene Ich:

Ich bin dankbar und stolz, daß Sawa so viele Trophäen gewonnen hat, denn sie ist die Lokomotive unseres Teams.

Auch Shinobu Ohno sagte:

Sawa ist der Star in Japan. Was sie für das Team getan hat, ist mehr wert als die Goldmedaille.

Mit scheint, daß die Gemeinschaftsleistung der Japanerinnen insgesamt mehr wert ist als die Goldmedaille:

  • Sie haben ihre Landsleute ermutigt, nicht aufzugeben,
  • haben die Frauen Japans, aber auch der ganzen Erde in ihrem Selbstwertgefühl bestärkt,
  • haben mit Vorurteilen über „Weiblichkeit“ aufgeräumt
  • und nicht zuletzt dem Sport ganz neue Impulse gegeben.

Ein überaus bedeutendes Werk, das man aber auch der gesamten Leistung bescheinigen muß, die der Frauen-Fußball im Ringen um den Weltmeister-Titel gezeigt hat.

Auch von dieser Seite betrachtet, kann der Sport viel Gutes bewirken.

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