Es war nicht neu, was Papst Franziskus sagte, neu war, daß ein Papst das sagte
Samstag, 3. Januar 2015 von Adelinde
Der Jesuit Papst Franziskus hält die römische Kurie für durch und durch krank
Die katholischen Priester, Bischöfe und Kardinäle litten an
- geistlichem Alzheimer
- existenzieller Schizophrenie
- sozialem Exibitionismus
- Machtgier
- Versklavtheit an eigenen Leidenschaften, Launen und Manien
- Gier und Egoismus
- Glauben an ihre Unsterblichkeit
- Terrorismus der Geschwätzigkeit
- Hinterhältigkeit und Feigheit
- Genickstarre
- Herzensversteinerung
Diese Krankheiten sind bei der „Hohen Geistlichkeit“ ja nicht neu. Sie ziehen sich durch die gesamte Geschichte des Vatikans. Nur frage ich mich, ob jemals ein „weißer“ – d. h. sichtbarer im Gegensatz zum „schwarzen“, unsichtbar hinter den Kulissen in Wirklichkeit regierenden – Papst diese chronischen Krankheiten laut in der Öffentlichkeit benannt hat. Sonst pflegt die Kurie die Symptome ihrer Schwächen, Krankheiten, ja Verbrechen geheim hinter den Mauern des Vatikans abzuhandeln. Nur hin und wider zeigt das Schlaglicht eines „Verräters“, was wirklich im Reich des „Stellvertreters Gottes“ vorgeht.
So konnte lange vor des Papstes Klagen schon im März 2013 Focus online schreiben:
Die erste Herausforderung von Franziskus I. wird es sein, den päpstlichen Machtapparat zu reformieren. Dort haben sich mafiöse Zustände etabliert. Die „Vatileaks“-Affäre geht über den Diebstahl geheimer Dokumente hinaus: Sie wirft ein Schlaglicht auf Seilschaften und Intrigen in der Kurie, auf Mißgunst und auf Abgründe des Mißtrauens. Italienische Medien spekulierten zuletzt über mehr als ein Dutzend geistliche Verschwörer, die neben dem verurteilten und von Benedikt XVI. umgehend begnadigten Kammerdiener am Verrat päpstlicher Geheimnisse beteiligt gewesen sein sollen.
Die Intrigenspiele in der Kurie spotten jedem Anspruch an Demut und Moral der Kirche. Sie zerstören ihre Glaubwürdigkeit – ausgerechnet einer Institution, deren Kernkompetenz der Glaube ist.
Ist das nicht aber gerade das Hauptmerkmal der Kurie, das Franziskus noch nicht einmal unter ihren Krankheiten genannt hat:
die Heuchelei?
War nicht von Anfang an Ziel der römischen Kirche, Macht zu entfalten und über die Völker der Erde und deren Könige zu herrschen? Hat nicht Ulrich von Hutten Recht, wenn er ausruft:
Ist’s nicht eine arge Schand, wenn der Kaiser dem Papst den Fuß küßt?
Hutten meint, Petrus habe nicht gefordert, daß ein Papst mit seiner Kurie sich zu einer solchen Herrschsucht hinreißen ließe, wie es dann geschah.
Was hätt den (Petrus) wohl mehr bestürzt, wenn ihm einer vorausverkündet hätte, es werde dermaleinst einer kommen und sagen, sein Nachfolger zu sein, sich zum Statthalter Christi aufwerfen und sich ein weltliches Reich anmaßen!
Hier sind zwar einige Zweifel angebracht, denn das Ziel Weltherrschaft ist in der Bibel vorgegeben. Worin Hutten aber sicher vollkommen Recht hat, ist, auf unsere Vorfahren hinzuweisen, die dem „kriegsgewaltigsten Volk“ der Römer einst den Gehorsam versagten. Was für stolze Zeiten waren das doch im Gegensatz zu späteren. Und als spräche er zu uns Heutigen, fährt Hutten fort:
Wir nun dulden diese zahllosen Pfaffen, diese Weichlinge, diese Sklaven der Wollust und Völlerei, ein faules, mut- und markloses Gesindel!
Wir geben unser Gut und Geld dafür, daß sie dieses Wohlleben bei uns fristen können. Ja, wir … liefern unsere Erbgüter an sie aus, gleichsam, als hätten sie uns im Kriege überwunden.
Das ist zwar sicher zu pauschal ausgedrückt. Sicher gibt es auch heute noch unter den Priestern Einzelne, die sich von einem solch heuchlerischen Leben fernhalten. Ich denke z. B. an den freiheitlich denkenden und ohne Rücksicht auf eigenes Wohlergehen handelnden Eugen Drewermann. Nach langen Auseinandersetzungen mit seiner römisch-katholischen Kirche kehrte er ihr an seinem 65. Geburtstag den Rücken und trat aus.
Für einen unvoreingenommenen Menschen erscheint
eine zölibatäre, auf dem System von Befehl & Gehorsam aufgebaute, lebensfremde Männerhierarchie,
die ein Millionenheer von Gläubigen darüber belehren will, was – vor allem sexuelle – Moral sei, schlicht krank, ansteckend krank.
Dem gesamten Apparat scheint es vor allem an Menschenwürde zu mangeln. Wie sonst könnten sich Priester dazu aufschwingen und sich dafür hergeben, Angriffe auf die Würde des Menschen z. B. in Form von Exerzitien und Ohrenbeichte in ihrer Organisation zu bejahen, ja zu fordern, zu erzwingen, mitzumachen? Schwerenöter horchen junge Ehefrauen über ihre Bett-Erlebnisse aus – geht’s noch toller?
Seelenmißbrauch, Kindesmißbrauch sind an der Tagesordnung katholischer Einrichtungen. Zahlreiche Fälle wurden in letzter Zeit in nicht enden wollender Kette offenbar. Und wieder wird eine weitere Krankheit der christlichen Religion und ihrer Priesterschaft deutlich, ihre
Körperfeindlichkeit und ihr Mißverhältnis zur Reinheit und Unberührbarkeit ehelicher Gemeinschaft
Gerade daraus entstehen sexuelle Gier und die schlimmsten sexuellen Verirrungen bis hin zum Satanismus mit seinen Sexualmorden besonders an Kindern.
Ursprung dieser Krankheit ist Paulus, der von „Hurerei“ spricht, die man vermeide, wenn man nicht heirate. Doch ganz toll treibt es dann der Redemptorist Alfons von Liguori mit seiner „Moral“-Lehre, die die furchtbarsten Auswirkungen auf katholische Theologen haben mußte.
Alfons von Liguori wurde heilig gesprochen, und seine kranken Sexual-Lehren sind Unterrichtsstoff, das heißt in diesem Falle Aufpeitschung sexueller Gier und Verirrung angehender Priester. Der katholische Theologe J. J. von Döllinger entsetzte sich:
Wie es aber jetzt seit dem 18. Juli 1870 in der römischen Gemeinschaft aussieht und was für die nächste Zeit zu erwarten ist, mögen Sie daraus ersehen, daß das Monströseste, was je auf dem Gebiete der theologischen Lehre vorgekommen, ohne eine einzige dagegen laut werdende Stimme hat vollbracht werden können, ich meine die feierliche Proklamierung des Alfons von Liguori zum Dr. Ecclesiae – des Mannes, dessen falsche Moral, verkehrter Marienkult, dessen beständiger Gebrauch der krassesten Fabeln und Fälschungen seine Schriften zu einem Magazin von Irrtümern und Lügen macht. Mir ist in der ganzen Kirchengeschichte kein Beispiel einer so furchtbaren, so verderblichen Verwirrung bekannt, und dazu schweigt alles, und in allen Seminarien wird die nachwachsende Generation des Klerus mit diesen Büchern vergiftet.
Pfarrer Jeremiah Crowley schreibt in seinem Werk The Pope, 1913, S. 224:
Die Theologia Moralis des unter die Heiligen versetzten Liguori enthält eine Unmasse sinnlicher Abscheulichkeiten, wie nur die Hölle selber solche hätte vorschlagen können. Der Priester ist verpflichtet, die beichtenden Mädchen und bußfertigen Frauen in der widerlichsten Weise auszufragen. Nicht nur ihre geheimsten Handlungen, sondern auch ihre innersten Gedanken müssen in allen Einzelheiten dem im Beichtstuhle sitzenden sinnlichen männlichen Monstrum offenbart werden. Liguori und Gury machen die jungverheiratete Frau zur geistigen und oft auch körperlichen Sklavin eines listigen, unzüchtigen Beichtvaters …
Aufforderung zu Lug und Trug und zu Beachtung kleinlichsten Alltagskrams
erlebt, wer die erwähnte Theologica Moralis genauer ansieht. Der Heilige Alfons von Liguori fragt, ertüftelt und findet das seiner Meinung moralisch „Probable“ (Billigenswerte) von unwichtigstem Alltagskleinkram bis hin zu atemberaubender seelischer Hartgesottenheit, bei der es an jeglichem Anstand und jeglichem Rechts- bzw. Unrechtsempfinden fehlt. Hier einige Kostproben:
- „Ist es erlaubt, während der Fastenzeit in beliebiger Menge Eierbrezel zu essen? Einige bejahen es, allein die verneindende Ansicht ist durchaus festzuhalten. Zwei Eierbrezel zu essen ist aber keine Todsünde.“
- „An und für sich ist es aber immer erlaubt, sich nicht über die Ursache, wohl aber über die Wirkung zu freuen, z. B. über eine durch Todschlag erlangte Erbschaft, wenn nur die Ursache verabscheut wird …
- Genügt man dem Gebote der Sonntagsmesse, wenn man ihr ohne innere Aufmerksamkeit beiwohnt? Wer sich während der Sonntagsmesse die Kleider oder Stiefel anzieht, genügt nach probabeler Ansicht dem Gebot.“
- „Begeht derjenige, der sich mit dem Teufel in Gestalt einer verheirateten Frau, einer Nonne, oder einer Verwandten fleischlich vermischt, zugleich Ehebruch, Sakrileg oder Blutschande? Nach sehr probabeler Ansicht: nein, wenn sich der Betreffende nämlich an dem Weibteufel nicht ergötzt, weil er Nonne usw. ist, sondern nur weil er schön ist.“
- „Man darf jemanden, von dem man weiß, daß er einen Meineid leisten wird, zum Eide auffordern, wenn eine gerechte Ursache dazu vorliegt; so darf dies ein Richter in Ausübung seines Amtes oder jemand, dem viel daran liegt, durch einen Meineid die Betrügereien eines anderen aufzudecken und so zu seinem Rechte zu kommen. Auch ist es erlaubt, wegen eines Vorteils, einen bei falschen Göttern geschworenen Eid zu erbitten.“ (Nach Hoensbroech)
- „Es ist erlaubt, etwas Falsches zu schwören, indem man mit leiser Stimme etwas hinzusetzt, was das Falsche wahr macht, wenn die anderen irgendwie wahrnehmen können, daß etwas leise hinzugesetzt wird, obwohl sie den Sinn des Hinzugesetzten nicht verstehen. “ (Nach Hoensbroech)
- „Ist ein Zeuge, der vom Ankläger als einziger Zeuge beigebracht wird, verpflichtet, die Wahrheit zu sagen? Nach probabeler Ansicht: nein, auch der rechtmäßig vom Richter befragte Zeuge ist nicht verpflichtet, die Wahrheit zu sagen, wenn nach einer probabeleren Ansicht der Zeuge nicht gesündigt hat.“ (Nach Hoensbroech)
- „Ein vornehmer Mann, der sich schämt zu betteln oder zu arbeiten, darf sich fremdes Eigentum aneignen, … wenn die Scham so groß ist, daß der vornehme Mann lieber sterben will als betteln oder arbeiten.“ (Nach Hoensbroech)
- „Ist es Christen erlaubt, Türken oder Juden zu bestehlen?“ Liguori kommt – nachdem er 10 Theologen anführt, von denen 8 es erlauben und zwei es nicht erlauben – zum Ergebnis, es zu erlauben, „denn mit Grund darf vorausgesetzt werden, daß die christlichen Fürsten, die das Recht haben, die Türken jeglichen Besitztums und aller eroberten Länder zu berauben, auch das Recht haben, die Türken zu bestehlen.“ (Nach Hoensbroech)
Eine solche Verlogenheit führt denn auch zu „probabler“ Verlogenheit in Bezug auf priesterliche Unmoral im Sexualleben. So berichtet Pater Chiniqui in seiner Schrift Der Priester, die Frau und die Ohrenbeichte, Barmen 1889, daß von 200 römisch-katholischen Priestern, denen er die Beichte abnahm, 179 ihm aus freien Stücken beichteten, daß sie sich mit den Beichtkindern vergangen hätten. Aus freien Stücken war das insofern gebeichtet, als es nach der famosen „Moral“-Lehre des Alfons von Liguori gar nicht nötig gewesen wäre. Denn es heißt dort:
Die Frage ist, ob der Beichtvater, welcher mit einer geistigen Tochter (Beichttochter) bei Gelegenheit der Beichte eine Sache hatte, dies in seiner Beichte angeben muß. Antwort: Die mehr probabele Meinung verneint dies. (Liguori Theol. moralis Tom. III. p. 28 nach Graßmann)
Die Fehltritte der Scheinheiligen bleiben straflos. Der heilige Liguori, listenreich wie er ist, gibt einen wichtigen Fingerzeig auf die Scham der jungen mißbrauchten Frau, die schon von sich aus nicht über das Erlebte reden wird:
Alle sagen, daß die Beichtende über die Worte des Beichtvaters, deren Verbreitung ihm Schaden bringen könnten, durch die Fessel natürlichen Geheimnisses zu Schweigen gehalten sei, und mir scheinen die Beichtenden noch strenger als andere zu diesem Schweigen verpflichtet zu sein. (Liguori Theol. moralis Tom. V. p. 734 nach Graßmann)
Sollte aber nun doch die Mißbrauchte an die Öffentlichkeit oder vors Gericht gehen, so empfiehlt der „unvergleichliche Kirchenlehrer“, wie Liguori von Seinesgleichen auch genannt wird:
Ob den Weibern, welche einen Priester wegen Reizung zur Unzucht anklagen, leicht Glauben geschenkt werden dürfe? Es wird verneinend geantwortet.
Nun könnte es aber einen solchen „Beichtvater“ dazu treiben, seine Sünden einem anderen „Beichtvater“ zuzuflüstern, um sein Gewissen erleichtern zu lassen. Nun wird’s ernst, denn nun erst soll entschieden werden, ob das „Beichtkind“ den Täter dem Bischof anzeigen muß. Was sagt die Rabulistik des heiligen Alfons?
Der Beichtvater soll nicht angezeigt werden,
1. wenn der Beichtvater nach der Bitte der Frau, ihr die Beichte abzunehmen, dies nur zu einem Gespräch benutzt, und er nachher, im Laufe dieser Unterredung in Versuchung geraten, sie zur Unzucht reizt,
2. auch nicht, wenn der Beichtvater zur Unzucht reizt, nachdem der Beichtende aus dem Anblick des Beichtvaters weggegangen war,
3.auch nicht, wenn der Beichtvater sagt: Warte ein wenig, weil mir ein wichtiges Geschäft dazwischen gekommen ist, und er hernach zur Unzucht reizt,
4. auch nicht, wenn er mit einer Frau übereinkäme, daß sie sich, um die Dienstboten zu täuschen, krank stelle und den Beichtvater in das Haus hineinriefe, um die Sünde zu vollbringen,
5. ebenso auch nicht, wenn er vom Beichtkind zur Begattung gereizt, diese verweigert, und es nur zu unzüchtigen Griffen gekommen ist,
6. auch nicht, wenn der Beichtvater die Beichtende zu unanständigen Handlungen reizt, die nur eine läßliche Sünde in sich schließen. (Liguori Theol. moralis Tom. V. p. 767 ff.)
Geilheit und Rechtsprechung á la Vatikan nach dem heiligen Liguori!
Die „Beichttochter“ aber bekommt die Antwort, die in des „heiligen“ „Unvergleichlichen Kirchenlehrers“ Theoligica moralis zu finden ist:
Meine Tochter, hier ist die probabelere Meinung die, daß Du den Priester, der Dich zur Unzucht gereizt hat, nicht anzuzeigen hast.
Die arme „Tochter“ ahnt wie wohl fast alle „Beichtkinder“ nicht, daß der Priester gehalten ist, an sie Fragen zu stellen, wie sie der „heilige“ Alfons von Liguori auf 300 Seiten zur „Sünde der Unzucht“ vorgeschrieben hat und wie sehr der Priester durch sein Pflicht-Studium der Theologica moralis selbst in den Liguori-Sumpf hineingeraten ist.
Nett zu sehen, für welche Armseligkeit geistiger Verirrung auch schon damals Doktortitel vergeben wurden.
Papst Pius IX. bestätigte in seinen Apostolischen Briefen vom 7. Juli 1871
kraft des gegenwärtigen Erlasses den Doktortitel zu Ehren des S. Alphonsus Maria de Liguori … Wir verleihen ihm den Doktortitel von neuem und in der Weise, daß er in der ganzen katholischen Kirche immer als Doctor gehalten werde, daß die Bücher dieses Doktors … nicht allein privatim, sondern öffentlich in Gymnasien, akademischen Schulen, … Predigten und allen anderen kirchlichen Studien und christlichen Übungen zitiert, vorgetragen und, wenn es die Sache erfordern sollte, angewandt werden.
Damit nicht genug, wünscht sich Papst Leo XIII., daß die Lehren des hl. Liguori,
obwohl sie schon den ganzen Erdkreis durchdrungen haben, … noch mehr und mehr verbreitet werden und in die Hände aller kommen. … Er hat herrlich die Frömmigkeit aller erregt und zeigt ihnen die Wege, auf welchen sie aus der Macht der Finsternis loskommen … Und um nicht zu sagen von seiner Moraltheologie, die auf der ganzen Erde die hochgefeiertste ist, welche in der Tat die sichere Norm bietet, welcher die Leiter des Gewissens folgen können.
So enthüllen sie sich selbst, die Brüder! Wie wunderbar nun Liguori selbst mit seiner Morallehre zurecht kam, zeigt der folgende
Bericht über sein Lebensende
Den finden wir in der Schilderung des Redemptoristen Digskorn, eines Ordensbruders Ligouris. Demnach erblickte er sich in seiner letzten Lebenszeit
in ein Meer von Sünden und Fehlern versenkt … Überall gewahrte er Sünde, bei jedem Schritt fürchtete er zu stürzen, die namenloseste Angst, in der Ungnade Gottes zu sein, verfolgte ihn auf allen Wegen.
Er, der Tausende und Tausende Seelen geleitet, schien unfähig, auch nur eine seiner Handlungen zu beurteilen; er, der der Welt den Sitten-Maßstab in die Hand gegeben, war in eine Perplexität geraten, die schwer bei dem scheuesten Anfänger im geistlichen Leben zu finden wäre.
Es machte einen betrübenden Eindruck, wenn man den Heiligen sah, in Tränen aufgelöst, in unerhörter Gewissensangst; wenn man ihn seufzen hörte:
„Wer weiß, wer weiß, ob ich in der Gnade Gottes bin und ob ich mich rette?“
Wenn man ihn vor seinem großen Kreuze in flehender Stellung erblickte und ihn beten hörte:
„Mein Jesus, laß mich nicht verdammt werden“, oder: „Verstoße mich nicht in die Hölle, denn in der Hölle liebt man nicht.“
Seine Höllenverängstigung als Auswirkung seiner in der Kindheit erhaltenen Suggestionen waren Induziertes Irresein, wie die Psychiater Prof. Emil Kraepelin und Dr. Mathilde Ludendorff es schildern, in Reinkultur:
Mehrmals steigerten sich seine Ängste derart, daß man fürchtete, er könne den Verstand verlieren, so trostlos, so gepreßt war er, und so erschütternde Klagen ließ er hören.
Mit den Skrupeln quälten die Seele mancherlei Versuchungen. Bald sah er sich zur Eitelkeit, bald zur Anmaßung, bald zum Mißtrauen versucht; oft kamen ihm die lebhaftesten Regungen des Unglaubens; es war kein Laster, das ihn nicht irgendwie gereizt hätte, selbst Sinnlichkeit und Fleischeslust überfielen ihn, obwohl er, welk und abgestorben, eher einer Leiche als einem Menschen glich. „Ich bin achtundachtzig Jahre alt,“ klagte er eines Tages, „und das Feuer meiner Jugend ist noch nicht erloschen.“
Einem „falschen Freund“ gesteht der 88-Jährige denn eines Tages auch,
teils um sich zu demütigen, teils um Rat zu bekommen … die heftigsten Versuchungen unlauterer Natur …
Seine vielen Bußen und Gebete scheinen nicht nachhaltig geholfen zu haben. Denn er bekannte:
Ich spreche zu Gott, und mir scheint, als schleudere er mir jedes Wort zurück, das ich spreche.
Und das, obwohl er sich ausgiebig geißelte und erniedrigte:
Er beichtete mehrmals am Tage … Um Lobsprüchen auszuweichen, stellte er sich borniert, stumpfsinnig und dumm … Er trank keinen Tropfen Wasser, ohne vorher den Beichtvater um Erlaubnis zu bitten. An drei Tagen in der Woche aß er nur Wasser und Brot, so daß er vor Hunger kaum aufrecht stehen konnte; von den Fischen aß er nur den Kopf. Häufig nahm er seine Mahlzeiten, einen schweren Stein um den Hals, auf dem Boden sitzend und von Katzen umgeben. …
Er geißelte sich so fürchterlich, daß er Blut vergoß wie ein geschlachtetes Kalb, und einen Muskel der Hüfte so verletzte, daß er hinkte. Dazu trug er einen Bußgürtel mit spitzen Stacheln und eine Kette mit Häkchen um die Lenden. Eine Kiste voll von Geißeln und Marterwerkzeugen stand unter seinem Bette.
O je – krank, krank! Der Herr Doktor Alfons von Liguori, der Heilige der katholischen Kirche, das beste Anschauungsobjekt für seine bedauernswert kranke, krankmachende Lehre! Und diese gilt bis heute und wird von katholischer Seite heftig und mit allen Mitteln Liguori’scher Moral gegen Angriffe verteidigt!
Mathilde Ludendorff
in ihrer Güte gibt zu bedenken,
daß die meisten Katholiken in Unkenntnis der ungeheuerlichen Moraltheologie bleiben, die von Päpsten ex cathedra und deshalb ein für allemal als Richtschnur der gesamten römischen Kirche anerkannt ist. So muß ihnen jede Behauptung über den Tiefstand jener Moral als Verleumdung erscheinen. Dies gilt, wenn irgendwo, so vor allem in Bezug auf die Sexualmoral der katholischen Kirche.
Tja, Franziskus, dann pack es mal an!
Aber wahrscheinlich ist das sicherste Heilmittel für Deine Kirche die Austrocknung durch weitere massenhafte Kirchenaustritte aufgrund eigenständig gewonnener Erkenntnisse ihrer bisherigen Mitglieder!
Die Ablehnung des Papsttumes beruht auf seinem Unfehlbarkeitsanspruch und auch, aber weniger, darauf, wie seine Funktionäre beschaffen sind. Dazu kommt die Ablehnung der katholischen Dogmatik und der ganzen Lehre. Franziskus tastet nur den Charakter seiner Leute an und will damit den Apparat verbessern. Das ist für uns marginal; ich bin ihm dadurch nicht mehr gesonnen.
Es wäre z.B. absonderlich zu fragen: Hätte Luther ohne seinen Rombesuch, wo ihn der kuriale Lebenswandel abstiess, seinen Kampf gar nicht aufgenommen? Ich glaube doch, möglicherweise nur nicht so guten Mutes!
Danke Ihnen, sehr geehrte Frau Beisswenger, für einen eindrucksvollen Einblick in Innereien der Kurie.
Mir scheint, das ist eine andere Welt, die sich längstens von den Problemen der Deutschen und des Globus verabschiedet hat. Wer kann diese Inzucht noch ernst nehmen?
Und dennoch meinen manche von dem Verein, sie könnten heute noch mitreden. Beispielsweise, wenn sie die demokratische Volksbewegung PEGIDA durch Abschalten des Lichts am Kölner Dom behindern.
Licht aus am Kölner Dom, wenn Deutsche gegen den Untergang des Abendlandes, den ungebremsten Zuzug von Islam in unser Land protestieren!
Dabei erkennen die Domherren nicht einmal die implizierte Botschaft ihres Handelns: Das Licht geht aus am Dom, wenn Moslems das Sagen haben.
So werden Moralapostel zu Witzfiguren.
Freundliche Grüsse,
Dr. Walter Stolber
Liebe Heidrun,
wieder einmal hast Du einen Meisterbeitrag zur Aufklärung vorgelegt. Frau Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann schreibt in ihrem Buch „Eunuchen für das Himmelreich“ (S. 340) über Alfons von Liguori:
„Hunderte von Moraltheologen haben ihn abgeschrieben, und sie haben alle miteinander das Elend einer Moraltheologie festgeschrieben, die die Unmündigkeit des Menschen nicht nur voraussetzte, sondern die Erziehung dazu systematisch betrieb.
… Sexualmoral ist eine Spezialwissenschaft für Zölibatäre geworden.“