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Eine Buchbesprechung

Wohl kaum ein anderes Buch unserer Tage kann es an geschichtlichem und politischem Aufklärungswert aufnehmen mit dem Werk von

Richard Melisch, Das perfide Albion und seine amerikanischen Erben,

erschienen im Verlag Hohe Warte, Pähl, 2015, 512 Seiten, 19,90 €.

Wir Heutigen erleben hautnah die Perfidie amerikanischer Macht- und Kriegspolitik. Was das „perfide Albion“, wie England von vielen Völkern genannt wird, und sein Nachfolger Amerika andern Völkern als Verbrechen ankreiden, das haben sie selber, und zwar in viel höherem Maße, getan und machen es noch heute, immer aber es dabei nicht am „CANT“ fehlen zu lassen, der Selbstbeweihräucherung und Beschönigung bzw. dem Vertuschen der eigenen Untaten.

Melisch zeigt das bei seinem Gang durch die Geschichte Albions von Richard Löwenherz an bis zu den Völkermorden unserer Zeit an unzähligen Beispielen aus Geschichte und Gegenwart Albions. Sein faktenreiches, mit Zitaten wichtiger Persönlichkeiten gespicktes Werk erweist sich damit als ein spannendes Geschichtsbuch erster Güte, dem sicher auch erfahrene Geschichtswissenschaftler noch neue Erkenntnisse entnehmen werden.

Dabei ist Melisch weit davon entfernt zu hetzen. Gleich im ersten Absatz fragt er sich:

Wie konnte der Allmächtige, der seine Schöpfung auf Erden mit Menschen bereichert hatte, es zulassen, daß ausgerechnet homo britannicus, dem wir die feine Art im Umgang mit anderen Menschen, die Begriffe gentleman, lady, fairness, butler, sport, sowie die Kunst natürlicher Gartengestaltung verdanken, seit tausend Jahren nur noch durch seine Schattenseiten auffällt, vor keinem Verbrechen zurückschreckt, wenn es darum geht, seinen Profit zu steigern, Konkurrenten zu vernichten und deshalb in allen Sprachen mit dem Attribut ,perfides Albion‛ versehen wird?

Melisch führt bedeutende Denker an, die schon zu ihrer Zeit über das „perfide Albion“ den Kopf schüttelten, wie z. B. Kant:

England ist als Staat der verderblichste, herrschsüchtigste und kriegserregendste von allen.

Oder Fontane:

Englands Kraft besteht in der anspruchsvollen Schätzung seiner selbst, Deutschlands Größe in der bescheidenen Würdigung alles Fremden. England ist selbstsüchtig bis zur Begriffsverwirrung, Deutschland gerecht bis zur eigenen Preisgabe.

Thomas More (Morus) schrieb 1516 in seiner „Utopia“ über die britischen Machthaber:

Sie halten all ihre Schätze fest … namentlich und hauptsächlich, um damit … fremde Söldner zu mieten; denn sie setzten lieber fremdes Leben aufs Spiel als ihre eigenen Landsleute; alles im Vertrauen auf ihr Wissen, daß für genug Geld ihre Feinde selbst sehr oft gekauft oder bestochen oder auch durch Verrat untereinander entzweit werden können. Zu diesem Zweck halten sie unbegrenzte Mittel bereit.

In der Tat: Das erinnert an die heutige Politik, die aus Amerika, dem Macht-Nachfolger Albions, auf uns andere Völker kommt.

Um den Lesern nicht die Freude an eigenen Entdeckungen beim Lesen dieser wertvollen Neuerscheinung zu nehmen, sollen hier nur ein paar Streiflichter auf einige der zahlreichen Beispiele angloamerikanischer Untaten geworfen werden, die nicht zuletzt einer unüberbietbaren Rasseüberheblichkeit und Unfähigkeit zu wahrheitsgemäßer Selbsterkenntnis entspringen, hatte doch der englische Großkapitalist und Imperialist Cecil Rhodes verkündet:

Ich behaupte, daß wir die erste Rasse in der Welt sind und daß es um so besser für das menschliche Geschlecht ist, je mehr wir von der Welt bewohnen. Da Gott offenkundig die englischsprechende Rasse zu Seinem auserwählten Werkzeug formt, durch welches Er einen Zustand der Gesellschaft hervorbringen will, der auf Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden gegründet ist, muß Er offensichtlich wünschen, daß ich tue, was ich kann, um jener Rasse Spielraum und Macht zu geben … (S. 25)

In diesen Worten lernen wir bereits den CANT des „perfiden Albion“ kennen, die wahrheitswidrige Selbstbeweihräucherung und lügenhafte Darstellung dessen, was Zweck seines perfiden Handelns sein soll. Noch heute wird bei jedem Angriffskrieg und Völkermord der Amerikaner dieselbe stereotype, hochedel klingende Begründung angegeben: Sie bringen Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden. Diese sich selbst bewundernde und belügende „angelsächsische Rasse“ hat den Mord an vielen Völkern der Erde auf dem – offensichtlich nicht vorhandenen – Gewissen.

Melisch wertet in seinem Buch die Ergebnisse zahlreicher historischer Werke der Weltliteratur aus und legt deren Ergebnisse in kurzen, überschaubaren Kapiteln vor. So erfahren wir von Albions „Ruhm“ in einer Kette von übelsten Missetaten.

Schon der in England hochverehrte Richard Löwenherz machte dem Ruf des perfiden Albion alle „Ehre“. Als er nach dem 3. Kreuzzug der christlichen Monarchen Europas als letzter von ihnen seine Heimreise anzutreten beabsichtigte, ergab sich für ihn die Frage:

… was sollte er mit den 2700 bei der Erstürmung der Festung Akkon Gefangenen tun? Sultan Saladin (1138-1193) bat ihn inständig, sie zu verschonen, doch Löwenherz ließ sie – gemeinsam mit dreihundert Ehefrauen und Kindern – allesamt abschlachten … (S. 30)

Melisch gibt zu bedenken:

Wenn heute von Genoziden geredet wird, sollten wir nicht vergessen, daß Großbritannien große Teile der Welt mit dieser Geißel bedroht und geschlagen hat und diese Waffe ein wesentliches Attribut der britischen Geschichte darstellt. (S. 56/57)

So verschwand unter Albions Händen das Volk der Tasmanier restlos. Die Perser erlitten einen bis heute verschwiegenen, allein vom Agrarökonomen Mohammad Gholi Majd in seinem Bericht „The Great Famine and Genocide in Persia 1917-1918“ (Die große Hungersnot und der Völkermord in Persien von 1917 bis 1918) bei University Press of America festgehaltenen Völkermord Ende 1917, als die britischen Besatzer begannen, Irans „sämtliche persische Lebensmittel aufzukaufen oder zu beschlagnahmen, um ihre Truppen in der Levante zu verpflegen.“

Wir Deutsche erinnern uns an die gegen Deutschland verhängte Hungerblockade im selben Jahr 1917, die Albion noch bis weit nach Kriegsende in das Jahr 1919 hinein aufrecht erhielt.

In Persien verhinderte Albion die Importe von Lebensmitteln und ließ große Teile des persischen Volkes verhungern.

„… Leichen lagen zu Haufen gestapelt überall in den Gassen …“ von Teheran. Die vom Hunger geschwächten Überlebenden konnten sich der Krankheiten nicht mehr erwehren. Und so starben 9 Millionen Perser durch die Schuld des perfiden Albion.

So nebenbei ergriff die britische Besatzungsmacht die Gelegenheit, sich der Ölquellen im Süden des Landes im Auftrag der British Petroleum Cy. zu bemächtigen… (S. 57/58)

So watet Albion durch die Jahrhunderte im Blut der Völker rund um den Erdball, wo die „Primitiven“ der Raffgier Albions im Wege waren und sind. Dabei kratzt es nicht an seiner „Ehre“, die eigenen Verbrechen andern in die Schuhe zu schieben:

Mit „Leyenda Negra“ (schwarze Legende) werden in Spanien die von Engländern verbreiteten Legenden und Greuelmärchen von Massakern bezeichnet, die vom 16. bis 19. Jahrhundert von spanischen Eroberern und Missionaren an 20 Millionen Eingeborenen in Süd- und Mittelamerika begangen worden sein sollen. Also frei nach Albions auch heute noch gültigem Motto: Je ehrloser, grausamer und blutrünstiger der Gegner dargestellt wird, um so größer die Verbrechen, die man … ungestraft an ihm begehen kann. (S. 34)

Wir Deutsche kennen das aus der leidvollen Geschichte des Niederganges unseres stolzen Reiches mit seinen fleißigen, tüchtigen Menschen im 20. Jahrhundert. Die Zerstörung seines Konkurrenten Deutschland, das Albion wirtschaftlich zu „überflügeln“ drohte, leitete das perfide Albion hinter den Kulissen seit Anfang des Jahrhunderts in die Wege, betrieb eine Greuelpropaganda gegen das deutsche Volk, die ihresgleichen sucht. Nur mühsam können die Lügen aufgedeckt und widerlegt werden.

Die Mutter Queen Elizabeth II., Queen Mum, schämte sich nicht, der Einweihung des Denkmals für Bomber-Harris durch ihre Gegenwart Gewicht zu verleihen. Harris hatte seine Vernichtungsstrategien für die Air Force teuflisch fein und wirkungsvoll ausgetüftelt, um die Städte Deutschlands in Schutt und Asche zu legen und Millionen wehrloser Deutscher zu ermorden.

Beispiellos ist die Ermordung von Millionen deutscher Soldaten in amerikanischer Kriegsgefangenschaft auf den Rheinwiesen, wo das perfide Albion sie monatelang – den Witterungsunbilden und Hunger und Durst ausgesetzt – vorsetzlich verrecken ließ.

Und wieder gelang Albion, den Geschädigten die Schuld an deren Unglück zuzuschreiben, die Überlebenden von ihrer angestammten Kultur und Geschichte abzutrennen und für seine eigenen Zwecke umzuerziehen.

Bis heute gilt das eiskalte Machtwort des US-Präsidenten Obama:

Germany is an occupied country, and it will stay that way.“ (Deutschland ist ein besetztes Land und wird es bleiben.)

Daraus spricht Albion, der selbsternannte Demokratie- und Freiheitbringer der Welt. Er ändert seine Denkungsart nicht.

Nach all den vielen Beispielen gewissenloser Zerstörung durch das „perfide Albion“, die Melisch schildert, bis hin zu den amerikanischen Angriffskriegen unserer Zeit gegen die Völker Nordafrikas und die Auslösung der Flüchtlingsströme, die Europa zersetzen werden, fragt man sich: Wird sich die Welt je vom Joch Albions befreien? Wir wissen es nicht.

Melisch aber läßt den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-88) zu Wort kommen, der gemeinsam mit seiner tüchtigen Gemahlin Henriette von Oranien damit begann, Preußen nach den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges wieder auferstehen zu lassen, und der seine Teutschen dazu aufrief, alles in ihrer Macht Stehende für den Aufbau des Vaterlandes einzusetzen. Das sollte auch uns Heutigen Mahnung und Aufgabe sein:

Ehrlicher Teutscher, dein edles Vaterland war leider bei den letzten Kriegen unter dem Vorwande der Religion und Freiheit gar jämmerlich zugerichtet und an Mark und Beinen dermaßen ausgesogen, daß von einem so herrlichen Corpore schier nichts übrig verblieben als das bloße Skeleton. Wem noch einig teutsch Blut umb sein Hertz warm ist, muß darüber weinen und seufzen. Wem sein Vaterland lieb ist, muß die unglückliche Zeit beklagen. Wir haben unser Gut, wir haben unsere Ehre und Namen dahingegeben und nichts damit ausgericht, als daß wir uns frembder Nationen berühmtet und des uralten hohen Namens verlustig wurden.

Was sind Rhein, Weser, Elbe und Oderstrom nunmehr anders als frembder Nationen Gefangene? So gedencke ein jeder, was er für die Ehre des teutschen Namens zu tun habe, um sich gegen sein eigen Blut und sein für alle Nationen dieser Welt berühmtes Vaterland nicht zu vergreif. Mir, du ehrlicher Teutscher, sind diese Dinge wohlbekannt, habe sie dahero wollen kommunizieren, damit man dich mit andern Berichten nicht länger äffen und ohne Grund der Wahrheit ewig blind herumleiten möge.

Adieu. Gedencke, daß du ein Teutscher bist.

PS.: Als wolle er Melisch bestätigen: Der amerikanische Präsident Obama stimmt in seiner Rede zur Lage der Nation Albions typischen CANT an:

Das ist das Amerika, das ich kenne. Das ist das Amerika, das ich liebe. Mit klarem Blick. Mit großem Herzen. Unbeeindruckt von Herausforderungen. Optimistisch, daß entwaffnende Ehrlichkeit und bedingungslose Liebe das letzte Wort haben werden.

Doch weiter bombardiert Albion erbarmungslos Länder weitab von den USA, und das Foltergefängnis in Guantanamo besteht nach wie vor, obwohl Obama in seinen Wahlreden vor 8 Jahren damit gepunktet hatte, es abschaffen zu wollen. – Ehrlichkeit? Großes Herz? Bedingungslose Liebe? – Fehlanzeige! Statt dessen Selbstbeweihräucherung wie seit Jahrhunderten gehabt!

Doch wichtig hervorzuheben ist (lt. Südkurier v. 14.1.16) diesem Vertreter Albions des Jahres 2016:

  • Die USA sind die stärkste Nation der Welt.
  • Die US-Wirtschaft ist die stärkste der Welt.
  • Die USA haben die internationale Führungsrolle inne.

Albion bleibt sich treu.

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Elke
Elke
8 Jahre zuvor

Ja, es ekelte einen, als man lesen musste, dass die Queen dem Bomber-Harris die Ehre erwiesen hat, diesem kalten Verbrecher, der Dresden in Schutt und Asche gelegt hat und damit 250 000 Menschen, Zivilisten, Flüchtlingen aus dem deutschen Osten den grausamen Tod des Brennens wie Fackeln gebracht hat. Aber es drehte einem schier den Magen um, wenn zugleich Deutsche gezeigt wurden, die mit Plakaten durch das in seiner alten Schönheit nach Jahrzehnten endlich wieder aufgebaute Dresden marschierten, auf denen sie forderten: “Bomber-Harris do it again.” Solche Psychopathen sollten wegen Volksverrats angeklagt und verurteilt werden!

Richard Bockelmann
8 Jahre zuvor

Zum Bombenterror hatte ich am “Coventry-Gedenktag” unserer Lokalzeitung einen Leserbrief geschrieben, der (oh Wunder!) sogar veröffentlicht wurde!

Hier der Text:

“Die unübersehbare Überschrift unter dem Kalenderblatt 14. November erinnert an Coventry (1940), es war und ist ein Symbol des Luftterrors, ein Meilenstein in der Geschichte des Luftkriegs. So liest man es in der offiziellen Geschichtsschreibung. Es gilt als Auslöser des folgenden alliierten Bombenterrors auf deutsche Städte während des 2. Weltkrieges.

Doch die Tatsachen lesen sich anders:

Die Angriffe der Royal Air Force (RAF) auf deutsche Städte begannen mit dem Angriff auf Wilhelmshaven am 4. September 1939. Das erste großflächige Bombardement auf eine deutsche Großstadt erfolgte einige Monate später in der Nacht vom 15. Mai 1940 auf Duisburg, dagegen wurde Coventry erst 6 Monate später bombardiert.

Explizit verboten wurden Flächenbombardements erst im Jahr 1977 mit den auch von Großbritannien und Deutschland ratifizierten Zusatzprotokollen zur Genfer Konvention.”

Man muss schon sehr blau-äugig sein, um Churchill und Harris nicht als Kriegsverbrecher zu sehen!

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