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Wilhelm Busch so aktuell wie lange nicht:

Bravo Caren Miosga von den Tagesthemen, bravo Frau Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger! Endlich klare Worte zum Thema Rechtsstaat!

Welche Erfrischung nach all den Skandalen und ihrer Vertuschung sowie mancherorts schon eingetretenen Resignation gegenüber der Verluderung unserer rechtsstaatlichen Ordnung:

Auf die gezielten, immer wieder nachhakenden Fragen Miosgas antwortete Leutheusser-Schnarrenberger klar und unumwunden, was die rechtsstaatliche Position zu sein hat. In einem Rechtsstaat darf es nicht sein, daß bestimmte Organisationen – wie z. B. die katholische Kirche – sich vorbehalten, Rechtsbrüche intern – abseits der staatlichen Justiz – zu “regeln”.

Wie aus den zahlreichen Fällen sexuellen Mißbrauchs an Jugendlichen seitens katholischer Lehrer und Priester ersichtlich, bedeutet solches “Regeln”, daß die strafbaren Handlungen unter der Decke gehalten und somit munter weiter begangen werden können.

Das bedeutet, daß solche Organisationen – und es gibt auch noch andere dieser Art in Deutschland – einen Staat im Staate darstellen. Ja, sie üben auf das politische Geschehen in unserm Staat erheblichen Einfluß aus im Sinne ihrer Machtentfaltung.

Doch tröstlich sagt schon ein altes deutsches Sprichwort:

Der Krug geht solange zu Wasser, bis er bricht.

Jetzt gelangten die Untaten der jesuitischen und anderer katholischer Priester ans Tageslicht. O, wie peinlich für eine Kaste, die glaubt und sich anmaßt, Mittler zwischen ihrem Gott und den Menschen sein zu dürfen, Hirten einer Schafherde!

Und schon fordert der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch von der Justizministerin – und das gleich herrenhaft mit Ultimatum! – die Zurücknahme von Teilen ihrer Aussage. Natürlich ist die Frau in seinen Augen “emotional” und spricht “undifferenziert”, “unwahr”, “maßlos“. Er erinnert sich

keines zweiten Medienbeitrags eines Regierungsmitglieds der Bundesrepublik, der eine ähnlich schwerwiegende Attacke gegen die katholische Kirche in Deutschland dargestellt hätte.

Wäre Zollitsch nicht besser beraten, der Öffentlichkeit – statt Angriffen gegen berechtigte Kritik an seiner Organisation – Selbsterkenntnis vorzuführen? Längst ist überfällig, daß die Bundesregierung klar Stellung nimmt zu Fehlern im rechtsstaatlichen System.

Frau Leutheusser-Schnarrenberger endlich hat den Mut dazu – schlimm genug, daß allen ihren Vorgängern dieser Mut fehlte. Nun will sich Herr Zollitsch unmittelbar an die Bundeskanzlerin wenden, ausgerechnet an die Frau, die die Stirn hatte, den Papst in Rom zu kritisieren!

Hat sich die Welt nicht – Gott sei’s geklagt – von der biblischen “Weisheit” entfernt:

Das Weib schweige in der Gemeinde!

und sieht nun den “Schaden”, den sie damit angerichtet hat? Gehört da nicht baldmöglichst ein Stoppschild her? Ist doch vor allem das Priesteramt – so weiß es der Vatikan – den Männern vorbehalten. So will es die “göttlich”-katholische Ordnung. Und die russisch-orthodoxe Priesterschaft gar macht nicht viele Umstände: Sie wendet sich voll Abscheu von der ökumenischen Bewegung ab, weil nun eine Frau das höchste Amt in der evangelischen Kirche bekleidet.

Die schöne Welt des priesterlichen Patriarchats ist aus den Fugen geraten! Da kommt so ein Sündenfall wie der der

Bischöfin Margot Käßmann

gerade “zur rechten Zeit”. Die Medien haben eine neue Sensation und walten ihres “Amtes”.

Hut ab dagegen vor dem vormaligen bayrischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein, der sich sofort vor die Bischöfin stellte und sagte:

Bei uns ist ein Bischof nicht ein Heiliger, sondern ist auch ein Mensch mit Stärken, aber auch mit Schwächen, und deswegen halte ich es für völlig eindeutig, daß Frau Käßmann im Amt bleiben kann.

Heute morgen meldeten die Nachrichten, daß auch die EKD hinter der Bischöfin stehe. Die Bischöfin hat gegen das Gesetz verstoßen. Sie wird – rechtsstaatlich korrekt – bestraft. Aber die evangelische Kirche tut gut daran, sich des Jesuswortes zu erinnern:

Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.

Auch Menschen in hohen Ämtern irren und machen Fehler. Ich bin mir sicher, Frau Käßmann wird für sich und ihr Amt den richtigen Weg und die richtigen Worte finden.

Ich kann mir allerdings von ihr nicht vorstellen, daß sie sich “betrunken” hat, wie sich die Medien ausdrücken. Das paßt nicht zu ihr und sollte erst einmal eindeutig bewiesen werden. Man sollte – als Kriminalist – auch vor einem möglichen Anschlag auf die Bischöfin nicht die Augen verschließen, ehe man ihre Akte schließt.

Zur Erinnerung: Wilhelm Busch versinnbildlicht in der “alegorischen Geschichte”

Pater Filuzius

den Jesuitenorden in der Titelfigur, die katholische Kirche in der Figur der “frommen Tante Petrine” und die evangelische Kirche in der Figur der ebenfalls frommen “Tante Pauline”.

Es lohnt sich, bei den aktuellen Vorkommnissen einmal wieder bei dem tiefblickenden Wilhelm Busch einzukehren.

Zum nebenstehenden Bild lauten die Verse:

Wilhelm Busch, Pater Filuzius

Wilhelm Busch, Pater Filuzius

Pater Luzi ganz besonders
Macht sich ahnungsvoll bereit.
Ach, man will auch hier schon wieder
Nicht so wie die Geistlichkeit!

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fritzen
14 Jahre zuvor

Obwohl Katholikin, bin ich ganz Ihrer Meinung. Die kath. Kirche täte gut daran, endlich einmal darüber zu diskutieren, warum “sexueller Missbrauch” in Internaten oder Priesterseminaren vorkommt. Ich bin aber davon überzeugt, dass sie es weiss. Andererseits, dieses Phänomen ist nicht NUR auf die kath. Kirche beschränkt. Auch weltliche Internatsschulen oder Bundeswehrschulen etc. könnten über ähnliche Vorfälle berichten. Ich frage mich allerdings oft: Was nennt man “sexuellen Missbrauch?” Ein Blick in die Jugendpsychologie zeigt, dass “sexuelle Beschäftigungen” schon im Kleinkindalter beginnen. Ein sehr weites Feld wäre da aufzuarbeiten.

Zu Frau Käßmann: Abertausende setzen sich ans Steuer mit mehr Alkohol im Blut als die Bischöfin. Kavaliersdelikt! So nennt man es in “Männerzirkeln”. Ach, der Ausreden gibt es da viele. Wie oft wurde ich in den aktiven BI-Zeiten leicht verhöhnt, weil ich grundsätzlich NICHTS Alkoholisches trank. Es war keine ethische Einstellung – muss ich gestehen -, sondern genau wie bei Frau Käßmann, der Genugtuung bestimmter Kreise zuvorzukommen, sich an Schlagzeilen zu weiden.

Sie tut mir nur noch leid!

pvcm, pro veritate, contra mendacium
pvcm, pro veritate, contra mendacium
14 Jahre zuvor

Eines der Hauptprobleme ist der Schutz der Sexualstraftäter, hier der katholischen Priester, die sich an Kindern sexuell vergangen haben:

Die strafrechtliche Verfolgung ist durch relativ kurze Verjährungsfristen (zehn Jahre, bei Eindringen des Penis in das Kind: zwanzig Jahre) begrenzt. Zum Glück ruht wenigstens die Verjährung bis zum 18. Geburtstag der Kinder.

Nur bei Mord gibt es keine Verjährungsfristen. Dass bei sexuell missbrauchten Kindern jedoch die Seele der betreffenden Kindern ermordet wurde, interessiert die Legislative bisher nicht.

Nehmen wir mal an, ein katholischer Priester habe ein ihm schutzbefohlenes 13-jähriges Kind dazu gebracht, ihm monatelang den “Schwanz zu lutschen”. Das Kind habe sich jedoch nie getraut, seinen Eltern oder einem anderem davon zu berichten. Aber im Alter von 28 Jahren platzt ihm / ihr der Kragen, und die Wahrheit wird endlich ausgesprochen.

Der Priester, der mittlerweile sein Unwesen wahrscheinlich an anderen Kindern getrieben hat, bleibt in diesem Falle straffrei. Hat sich der Priester ein Kind im Alter von 14 bis unter 18 Jahren zum sexuellen Missbrauch ausgesucht, beträgt die Verjährungsfrist sogar nur drei Jahre. Entsprechend verjähren auch zivilrechtliche Ansprüche auf Schadensersatz.

Eine Kirche, denen das alles bekannt ist und die als “Schreibtischtäter” solche Gesetze und solches Treiben ihrer Priester nicht massiv bekämpft, wird strafrechtlich und auch in den Massenmedien nicht “an den Pranger gestellt”. Auch die sich christlich nennenden CDU/CSU-Abgeordneten und die einer christlichen Kirche angehörigen Mitglieder anderer Parteien, welche diese Gesetze verabschiedet haben, schämen sich nicht.

Mittlerweile gehören 40,3 % der Bundestagsabgeordneten nicht mehr einer Kirche an, bei der CDU/CSU allerdings nur 6,3 %. 63,1 % der Nicht-CDU/CSU-Mitglieder im Bundestag gehören keiner Kirche an. Die Chance wächst also, dass das Parlament das von ihm angerichtete Unheil überdenkt.

Das Wort “Parlament” kommt vom französischen “parler” = “reden, schwätzen” = “schwätzen statt handeln”. So ist es zu erklären, dass in der letzten Legislaturperiode der Antrag auf Streichung der Verjährungsfristen bei Kinderschändung im Zivilrecht bezüglich Schadensersatz abgelehnt wurde. Ein neuer Anlauf ist NOTwendig.

pvcm = pro veritate,contra mendacium = für die Wahrheit, gegen die Lüge! Mögen auch die Kirchen endlich das Jesus-Wort in Johannes 8,32 in die Praxis umsetzen: “(Erst) die Wahrheit wird euch befreien.”

Früher benutzte die katholische Inquisition das “Wahrheitskraut” genannte Johanniskraut bei Verhören [Inquisitionen], um Häretikern [von der kirchlichen Lehre Abweichenden] den Teufel der Lüge auszutreiben; sie nannten es “fuga daemonum” = “Teufelsflucht”. Pvcm würde das Wahrheitskraut heute “Johanneskraut 8/32” nennen.

Der werktägliche pvcm-Weckruf ist wie eine tägliche Prise Johanneskraut 8/32, damit es Schritt für Schritt – wie es auch Adelinde tut – das von der Obrigkeit angepflanzte Lügenkraut überwuchert und ausmerzt. Der pvcm-Weckruf ist kostenlos und unbestechlich nur der Wahrheit verpflichtet. Er ist auch eine Liebeserklärung an Adelinde; er ist zu abonnieren bei pvcm@volksverarschung-stopp.de

PS: Den Kirchenoberen empfiehlt pvcm, seinen Priestern das tägliche Trinken von Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) abzuverlangen – als im Mittelalter bewährte Fleischeslustbremse.

Helmut Wild
Helmut Wild
14 Jahre zuvor

Zum sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester waere hier aus den USA zu berichten, dass die Kirche auch hier diese sehr haeufigen Vorkommnisse systematisch vertuscht hat. Das hat – schon vor vielen Jahren – zu Prozessen ziviler und strafrechtlicher Art gefuehrt, die der katholischen Kirche sehr teuer zu stehen kamen. Von einer Verjaehrung ist mir hier nichts bekannt.

Schadenersatzansprueche wurden in der Hoehe von hunderten von Millionen Dollar den Opfern, auch noch nach Jahrzehnten, zuerkannt. Presse und Medien haben ausfuehrlich darueber berichtet, so ausfuehrlich sogar, dass dabei auch sichtbar wurde, wie die ueberwiegend juedisch kontrollierten Medien dieses Thema mit grossem Vergnuegen aufgegriffen haben, was bei anderen Skandalen keineswegs immer der Fall ist.

Eine Bekannte meiner Frau hat uns erzaehlt, dass mehrere Klassenkameraden von ihr von einem katholischen Priester, der ihr bekannt war, missbraucht wurden und einer von den Jungen Selbstmord veruebt hat. Inzwischen sind solche Sexualverbrechen von katholischen Priestern auch aus Irland bekannt geworden. Naiv wie ich bin, habe ich mir manchmal gedacht: na ja, wenigstens in Deutschland kommt das nicht vor. Doch offenbar sind diese deutschen katholischen Bischoefe lediglich die gekonnteren Vertuscher.

O.G.
O.G.
14 Jahre zuvor

Auch das Problem der Heimkinder, von denen ungefähr die Hälfte in kirchlichen Heimen untergebracht worden war, ist noch längst nicht abschließend geklärt. Zum Glück nimmt sich unter anderem die Giordano-Bruno-Stiftung dieser wichtigen Frage an.

http://giordano-bruno-stiftung.de/

http://hpd.de/node/8711

Aber auch hier wird mit deutlichen Worten von einer Jahrzehnte langen Kungelei zwischen Kirche und Staat geredet, die offenbar sogar von Antje Vollmer derzeit unterstützt wird, die man in früheren Jahrzehnten als eine der wacheren Mitbürgerinnen in Erinnerung hat.

Siehe übrigens auch den neuesten “Spiegel”
http://norbert.denef.com/2010/02/24/die-opfer-wollen-taten-sehen/
mit einem Brief aus Irland, der KLARSTE Worte enthält:

“Wenn Menschen von einem Verbrechen erfahren und es nicht anzeigen, dann wird man dies strafrechtlich verfolgen. Warum sollen der Vatikan und die Bischöfe da anders behandelt werden?”, fragt die irische Sängerin O’Connor.

Das ist auch die einzige Sprache, die der Papst und die Bischöfe verstehen. Das wird doch immer offensichtlicher. Einfach anklagen. Vor Gericht stellen, diese “Wir-sind-Papst”-Gesetzesbrecher.

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13 Jahre zuvor

Und wieder sehr gelungen der Artikel. Immer wieder schön zu lesen.

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