Sven Hedin 1914 in Deutschland: „ein einziges Volk aus einem Guß“ – 1. Folge
Samstag, 5. Oktober 2019 von Adelinde
In seinem 1915 bei Brockhaus herausgekommenen Buch
Ein Volk in Waffen
schildert Sven Hedin seine Eindrücke von Deutschland, wie er es im September 1914 antraf. Als Staatsbürger seines neutralen Heimatlandes Schweden hatte er die Sondergenehmigung zu seiner Reise nach dem im Krieg befindlichen Deutschland erhalten.
Ankunft in Deutschland und das große Erstaunen
Hedin landete nach seiner Schiffsreise über die Ostsee an Rügen an:
In Saßnitz betreten wir deutschen Boden, der ehedem schwedisch war.
Alles ist wie sonst.
Die Spannung des Reisenden war ganz unnütz. Außer einem einsamen Landsturmmann mit dem Gewehr über der Schulter erinnert nichts an den Krieg …
Die deutschen Bahn- und Zollbeamten begegnen uns mit aller nur wünschenswerten Höflichkeit und sehen gemütlich aus in ihren neuen, bunten Uniformen.
Der Zug beschreibt seinen Bogen über Rügen nach Altefähr, und wird auf seiner Fähre aufs Festland überführt. Dort erheben die altehrwürdigen Kirchen ihre Türme über die alte Stadt Stralsund, in deren Bahnhof wir einige Zeit verweilen.
Alles ist wie früher, keine Hast, keine Unruhe …
Überall Sommer und Wohlstand über Deutschland; hier ist Fleisch und Brot in Überfluß. Ist es möglich, daß dieses Reich schon seit anderthalb Monat in den größten Krieg verwickelt ist, den die Weltgeschichte kennt?
Alles kündet Frieden auf Erden,
selbst der Himmel ist wolkenfrei, und die Sonne gießt ihr Gold auf Pommern herab …
Prenzlau – wir sind also in Brandenburg. Neue Scharen Landsturmleute stürmen den Zug, der sie von ihrer Heimat weg unbekannten Schicksalen entgegenführen soll. Starke und kräftige Germanentypen, nur etwas zu wohlbeleibt … blonde, gesunde, ruhige, ja sogar frohe Männer, und vor allem sämtlich erfüllt von einem einzigen Gedanken:
zu siegen oder zu sterben.
Ihre Frauen und Kinder begleiten sie bis zum Zug, um Abschied zu nehmen. Alles ist fröhlich, plaudert, singt und lacht; man sieht keine Tränen und hört kein Klagen, es ist der große Freudentag für jeden wehrfähigen Mann: er soll seine Pflicht erfüllen zum Wohle des Vaterlands.
Mein Abteil füllt sich bis zum letzten Platz mit Offizieren. Sie sind in lebhaftestem Gespräch … Des Krieges Ernst und Schwere lastet nicht auf diesen Männern: nur frohe Sehnsucht und Siegesgewißheit, und ohne sie zu kennen, spürt man, daß sie ihr ganzes Leben und Dasein für ein einziges Ziel eingesetzt haben. Über den Ausgang herrscht unter ihnen kein Zweifel:
Sie müssen siegen, sonst ist ihr Land verloren.
… Der Zug hält am Stettiner Bahnhof.
Auf dem Bahnsteig dasselbe Leben wie zur Friedenszeit.
Die Kompagnie Gepäckträger so groß wie sonst; ein Polizist überreicht eine numerierte Blechmarke, im Handumdrehen erhält man sein Gepäck, sitzt in einem der zahllosen Automobile, die auf dem offenen Platz draußen batterieweise warten, und fährt in sein Hotel.
In Deutschland angekommen
Am 13. September ging der Spätsommer zu Ende; der Herbst war auf einmal da, es regnete in Strömen, war dunkel, windig, kalt und rauh …
Wer denkt an Vergnügungen, wenn die Zeitungen von einem Vater erzählen, der vier Söhne auf dem Schlachtfeld verlor, oder von einer Mutter, deren drei Söhne den Heldentod für Kaiser und Vaterland starben!
Aber keine Tränen, keine Klagen – nicht einmal Trauerkleidung fällt in den Straßen auf – vielleicht ist es ein stillschweigendes Übereinkommen, nicht durch Schwarz und Weiß äußere Zeichen der Trauer zu geben, die man doch tief im Herzen trägt …
Wohl war das deutsche Volk in Parteien gespalten, ein Gebot des demokratischen Geistes der Zeit, aber die deutschen Parteien waren doch eines Sinnes über die Notwendigkeit einer starken Verteidigung des Vaterlandes.
Und nun, wo der Krieg an allen Ecken und Enden wütet, sind die Parteien spurlos verschwunden!
In Deutschland wohnt in diesen Tagen nur ein einziges Volk aus einem Guß.
Es gibt nur eine einzige Partei – die der Soldaten. Alle kennen nur ein einziges Ziel. Jedermann weiß, daß es in diesem Krieg Deutschlands Leben oder Sterben gilt, und alle denken dieselben Gedanken, hegen dieselben Hoffnungen, beten dieselben Gebete, vom Kaiser angefangen …
Im ersten Abschnitt des Krieges hatte die englische Presse die Deutschen barbarischer Grausamkeit gegen ihre Gefangenen und gegen verwundete Feinde beschuldigt.
Keinen Augenblick hatte ich daran geglaubt, aber um der Germanen willen wollte ich die Verleumdung ausrotten und die Wahrheit zur Kenntnis der Allgemeinheit bringen.
Kann man nichts anderes von einem Volk verlangen, das auf der Höhe der Kultur stehen will, so doch mindestens das eine: daß es seinem Gegner nicht Verbrechen vorwirft, die er nie begangen hat.
Und das war ja erst der Anfang der bis heute andauernden Verleumdung unseres Volkes, die es krank und abwehrarm gemacht hat. Mit aller Gewalt wird der Welt verwehrt, der Wahrheit ans Licht zu helfen.
Hedin drängt es, an die Front zu kommen, um dort
das deutsche Heer in seiner überwältigenden Kraft (zu sehen), aufmarschiert zum größten Kampf der Weltgeschichte!
Das deutsche Heer! Das bedeutete jetzt unvergleichlich mehr als früher; ebenso aber auch das französische Heer. Denn jetzt stehen sich nicht mehr Berufsheere gegenüber, sondern ganze Völker kämpfen miteinander.
Der Unterschied ist bloß der:
Das deutsche Heer ist aus einem Guß und rasserein,
während das französische durch Engländer, Belgier und einen ganzen Farbenkasten importierter Heiden verunreinigt ist …*
Am Ende des nun schon über 100 Jahre andauernden Vernichtungskrieges gegen das Deutsche Volk sehen wir, wie unsere einst geheimen, heute längst enttarnten Feinde, die Feinde der Völker, mit Coudenhove-Kalergi an der Spitze die Vermischung aller Völker herbeiführen wollen, um sie zu schwächen und leichter beherrschen zu können. Das sind die Rassisten!
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*Hedins Wahl der Wörter „Farbenkasten“ und „verunreinigt“ entspricht nicht meiner Achtung vor allen Rassen. Dennoch ist nicht zu leugnen, daß ein rassereines Volk einem vermischten in seiner Kraft und Kultur überlegen ist.