Sie geht über Leichen: Die City of London
Sonntag, 14. Mai 2017 von Adelinde
Kunden der Bank von Goldman Sachs von deren Vorständen als Deppen bezeichnet
Das berichtete im März 2012 der Investmentmanager Greg Smith in der New York Times, nachdem er bei Goldman Sachs gekündigt hatte.
Zu jener Kategorie von Deppen gehörte auch ich.
Denn ich durchblickte die heutigen abartigen kapitalistischen Geld-Machenschaften nicht – bis zu dem Zeitpunkt, als ich Wolfgang Bergers* leicht verständlichen Text über die City of London gelesen hatte.
Adelinde hilft, diesen Text bekannt zu machen. Er folgt – in mehreren Teilen – mit den von Berger gewählten Überschriften:
Der mächtigste Staat der Erde
„Der König von Großbritannien hat die Rechtsprechung behindert. Er hat Richter von seinem Willen abhängig gemacht. Er hat eine Vielzahl neuer Verwaltungen eingerichtet und Schwärme von Beamten entsandt, um unser Volk zu schikanieren und sein Vermögen zu verzehren. Er hat unsere Meere geplündert, unsere Küsten verwüstet, unsere Städte verbrannt und das Leben unseres Volkes zerstört.
Wir, das Volk der Vereinigten Staaten von Amerika, verfügen und errichten diese Verfassung, um eine vollkommene Union zu bilden, Gerechtigkeit zu schaffen, in innerem Frieden zu leben, eine gemeinsame Verteidigung zu ermöglichen, den allgemeinen Wohlstand zu fördern und die Segnungen der Freiheit für uns und unsere Nachkommen zu sichern.
Wir glauben, daß alle Menschen gleich geschaffen sind, daß sie von ihrem Schöpfer mit unveräußerlichen Rechten wie Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück ausgestattet sind. Im festen Glauben an den Schutz der göttlichen Vorsehung verbürgen wir einander unser Leben, unser Vermögen und unsere geheiligte Ehre.“
Das ist – ich habe verkürzt zitiert – eine starke Vision der amerikanischen Verfassungsväter im Jahre 1787. „Glück durch Freiheit“ könnten wir darüber schreiben.
Der König von Großbritannien war entsetzt. Die mächtigen Männer Londons – Kreditgeber des Königs und Eigentümer der größten Bank der Welt – nahmen die Nachricht von der Unabhängigkeit Amerikas aber mit größter Freude auf.[1]
Das Boston Massaker
Vorausgegangen war der „Tea Act“ der britischen Krone im Jahre 1767:
Die Siedler waren im britischen Parlament nicht vertreten. Deshalb konnte Großbritannien in seinen amerikanischen Kolonien keine Steuern erheben und betrieb eine Ausbeutung über Zölle.
Am 16. Dezember 1773 enterten amerikanische Widerstandskämpfer Schiffe der „East India Company“, die im Hafen von Boston lagen und warfen die Teeladungen ins Hafenbecken.
Britische Truppen fielen ein und richteten ein Massaker an, das als „Boston Massaker“ in die Geschichte eingegangen ist.
Die von militärischer Gewalt erzwungenen Zölle sind nach dem Massaker erhöht worden. Die militärische Aktion hat das Monopol der „East India Company“ verteidigt.
Aus dem Kriegsgrund Tee von damals ist der Kriegsgrund Öl von heute geworden. Das Militär verteidigt nach wie vor private Monopole.
Für die Tea Party Bewegung der aktuellen US-Politik ist dieses Massaker der Auslöser für den Unabhängigkeitskrieg 1775 – 1776. Das aber ist eine gezielte Verbrämung, die den wahren Grund vernebeln soll:
Auslöser der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung war das Verbot der „Colonial Scrips“ durch den britischen König George.[2]
Colonial Scrips waren Berechtigungsscheine, die in der Kolonie zum Tauschen von Waren benutzt wurden – eine komplementäre Währung, mit der die Kolonisten auch ohne die Pfund Sterling Noten der 1694 gegründeten privaten „Bank of England“ einkaufen und verkaufen konnten.
Die Londoner Bankiers beherrschten Europa, Amerika aber beherrschten sie noch nicht.
Hermann Fürst Pückler-Muskau meinte 1828,
ohne die Rothschilds könne „keine Macht in Europa Krieg führen.“[3]
Und Heinrich Heine schrieb 1841:
„Geld ist der Gott unserer Zeit, und Rothschild ist sein Prophet.“
Die wertvollste Kolonie Großbritanniens war gottlos geworden. Das durfte nicht so bleiben.
Ein Brief aus London
Am 25. Juni 1863 haben die Gebrüder Rothschild aus London einen Brief an die Herren Ikelheimer, Morton & Vandergould, in 3, Wall Street, New York City, geschrieben:
„Ein gewisser John Sherman[4]aus Ohio hat uns dargelegt, wie ein kürzlich erlassenes Dekret des Kongresses Gewinne durch Operationen der Nationalbank ermöglicht. Eine Kopie des Dekrets war dem Brief von Herrn Sherman beigefügt. Offensichtlich ist dieses Dekret entsprechend dem Plan verfaßt worden, den die Britische Bankiersvereinigung formuliert und ihren amerikanischen Freunden empfohlen hat.
Dabei hatten wir darauf hingewiesen, daß sich aus diesem Plan, wenn er Gesetzeskraft bekäme, große Gewinne für die Bankiers auf der ganzen Welt ergeben würden.
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Sherman erklärt, daß dieses Gesetz den Kapitalisten eine einmalige Gelegenheit zur Akkumulation von Geld bietet. Das Gesetz überträgt fast die gesamte Macht über die Finanzen der Nation auf die Nationalbank.
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Sherman sagt, daß von den Personen, die das System verstehen und an den Profiten interessiert sind oder von denen, die von seinen Vorteilen abhängen, kein Widerstand zu erwarten ist. Die große Masse des Volkes aber ist intellektuell unfähig, die gewaltigen Vorteile zu erkennen, die das Kapital aus dem System zieht, und wird seine Bürde ohne Murren tragen, vielleicht ohne zu ahnen, daß das System gegen seine eigenen Interessen ist.
Ihre ergebenen Diener Gebrüder Rothschild.“[5]
Die amerikanischen Bankengesetze von 1863 bis 1865 haben einigen Banken bei der Ausgabe von Banknoten ein Monopol eingeräumt.
Das Haus Rothschild aus London hielt das größte Aktienpaket der ersten amerikanischen Bank, die amerikanische Staatsschulden verwaltete. Das von ihr ausgegebene Geld konnte bis zu 90 Prozent mit Staatsanleihen gedeckt sein.
Ein Mörder flieht nach London
Der amerikanische Präsident Abraham Lincoln wollte sich bei dem Bankenmonopol nicht verschulden und keine Schuldzinsen zahlen.
Den Bürgerkrieg 1862–1865 finanzierte er mit Scrips, die er „Greenbacks“ nannte.
Der Historiker F. William Engdahl berichtet, daß alle Beweise, die über die Ermordung von Lincoln vorliegen, auf die Banker der Londoner City und das Haus Rothschild deuten:
Der Mordanschlag von John Wilkes Booth ist von Judah Benjamin finanziert worden. Benjamin flüchtete nach Großbritannien, erhielt dort Asyl und lebte bis zu seinem Tod unbehelligt und in Wohlstand in London.[6]
1910 trafen sich sieben illustre Banker unter absoluter Geheimhaltung auf der Insel Jekyll Island vor der Küste Georgias.
Um ihre Identität auch vor den Dienern zu verbergen, redeten sie sich nicht mit ihren Namen an.
Nach den Anregungen aus London vor fünfzig Jahren bereiteten sie einen Gesetzentwurf vor, der einer privaten Bank das nationale Geldmonopol übertragen sollte.[7]
Präsident William Howard Taft, ein Republikaner, hätte ein solches Gesetz nie unterschrieben.
Die Banker kauften sich einen Kandidaten gegen das Versprechen, ein solches Gesetz zu unterschreiben, wenn sie ihn zum Präsidenten machen würden: den Demokraten Woodrow Wilson.
Sie gründeten eine neue Partei, die Progressive Bull Moose Party, deren Wahlkampf sie mit gewaltigen Summen förderten, um Tafts Republikaner zu spalten. Die Rechnung ging auf. 1912 wurde Wilson gewählt und seine Partei erlangte auch die Mehrheit im Kongreß und im Senat.
Viele Tage vor Weihnachten mußten die Abgeordneten mit ihren Kutschen und Pferden in ihre Heimat aufbrechen. Zwei Tage vor Heiligabend wurde der Gesetzentwurf in einer fast leeren Sitzung des Kongresses verabschiedet und wenige Stunden später von Präsident Wilson unterschrieben.[8]
Die amerikanische „Nationalbank“ war errichtet. Diese Bank nennt sich heute „Federal Reserve“ (kurz „Fed“). Sie ist aber weder föderal noch national, sondern privat und gehört über verschiedene Zwischenstufen einigen mächtigen Familien.
Unglück durch Knechtschaft
Die Vision der amerikanischen Verfassungsväter vom Glück durch Freiheit hat sich in ein Unglück durch Knechtschaft verwandelt.
Die „Produktion“ von Geld geschieht heute nicht mehr über die Ausgabe von Banknoten, sondern u. a. durch den Kauf von Staatsanleihen. Dem Staat wird ein Guthaben als Kredit zugeschrieben, das er verzinst zurückzahlen muß.
Der amerikanische Staat ist bei seiner „Fed“ so hoch verschuldet, daß er handlungsunfähig ist
– es sei denn, die „Fed“ produziert auch weiterhin das Geld, das der Staat benötigt. Das tut sie immer dann, wenn die Regierung ihre Vorgaben erfüllt.
1926 hat Präsident Franklin D. Roosevelt deshalb gezetert:
„Wir kämpfen seit vier Jahren erbittert gegen die Hochfinanz und die Wirtschaftsbosse, die gewissenlosen Spekulanten und Kriegsprofiteure. Sie alle haben sich daran gewöhnt, die amerikanische Regierung als Anhängsel ihrer Geschäfte zu betrachten. Vom organisierten Geld regiert zu werden, ist genauso gefährlich, wie von der Mafia regiert zu werden.“[9]
Die „Fed“ ist so mächtig, daß weder die Regierung der Vereinigten Staaten noch der Kongreß oder das Repräsentantenhaus ein Recht haben, in ihre Bücher zu schauen.
Die deutsche Bundesbank verfügt über die zweitgrößten Goldreserven der Welt. Der größte Teil dieser Goldbarren lagert in den Kellern der „Fed“. Auch hier ist eine Inventur offenbar nicht durchsetzbar, und die Bundesbank verweigert jede Auskunft dazu.
Der letzte US-Präsident, der die „Fed“ entmachten wollte, hieß John F. Kennedy.
Am 4. Juni 1963 hat er den Executive Order No. 11110 unterschrieben – eine Verordnung, die es der US-Regierung ermöglichte, eigenes, durch Silber gedecktes Geld (die United States Note) herauszugeben, anstatt Zinsen für Federal Reserve Notes zu bezahlen.
1963 kursierten vorübergehend Dollar-Noten von zwei verschiedenen Emittenten. Original-Exemplare und Abbildungen, die dies belegen, sind auch heute noch leicht zu finden. Sie unterscheiden sich vor allem durch den mittigen Schriftzug oben.
Auf dem Staatsgeld steht „United States Note“. Auf dem Privatgeld der „Fed“ steht „Federal Reserve Note“.[10]
Nach offiziellen Angaben wurde Kennedy am 22. November 1963 durch die Kugel eines geistig verwirrten Einzeltäters getötet. Kennedys Stellvertreter und Nachfolger, Lyndon B. Johnson, hat in seiner ersten Amtshandlung Executive Order No. 11110 ausgesetzt.
Das Staatsgeld wurde aus dem Verkehr gezogen, und seither hat sich kein US-Präsident mehr in die höhere Politik eingemischt.
New York mit dem Finanzzentrum in der Wall Street untersteht amerikanischen Gesetzen und unterliegt amerikanischer Gerichtsbarkeit. In einer Demokratie sind das Unwägbarkeiten, die dem Kapital nicht geheuer sind.
In einer Theokratie ist das anders. Das altgriechische θεóς (Theós) heißt Gott und κρατεiv (kratein) heißt herrschen.
In einer Gottesherrschaft vollstrecken diejenigen den göttlichen Willen, die sich als seine Diener sehen.
Das tut Lloyd Blankfein, der Vorstandsvorsitzende der Investmentbank Goldmann Sachs, der von sich gesagt hat:
„Ich bin ein Banker, der Gottes Werk verrichtet.“
(Adelinde: Er meint natürlich seinen jüdischen “Gott” Jahweh.)
Diese Bank, durch deren Schule auch der EZB-Präsident Mario Draghi gegangen ist, schafft kein Werk für die Menschen.
Nachdem der Investmentmanager Greg Smith bei Goldman Sachs gekündigt hat, berichtet er im März 2012 in der New York Times, daß die Vorstände dieser größten Bank der Welt sich über ihre Kunden lustig machen und sie als „Deppen“ bezeichnen.[11]
Fortsetzung folgt
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*) Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger, Ökonom und Philosoph, hat in Deutschland, Ghana, Frankreich, Indien, Italien, Argentinien, den USA und dem Iran studiert, geforscht, gelehrt und als Industriemanager gearbeitet, am längsten für die Schering AG. Er hat mehrere Bücher und zahlreiche Fachartikel veröffentlicht und 1997 in den USA das Business Reframing Institut gegründet, mit dem er “Flow” in Unternehmen verankert (www.business-reframing.de). Er ist Mitinitiator einer gemeinnützigen Initiative zur Neuordnung unserer Finanzordnung (www.lust-auf-neues-geld.de) und wissenschaftlicher Beirat der Wissensmanufaktur (www.wissensmanufaktur.net).
Quellenverzeichnis
- Reginald R. Sharpe, London and the Kingdom, Vol. 3, London 1895, S. 151
- Ellen Hodgson Brown, The Web of Debt. The Shocking Truth about our Money System and Ho We Can Break Free, Third Milleneum Press, Baton Rouge, 2007, S. 42
- So berichtet der Historiker Niall Ferguson in „Die Geschichte der Rothschilds. Propheten des Geldes“, München-Stuttgart 2002, S. 37.
- John Sherman (1823 – 1900) war sowohl Finanz- als auch Außenminister der Vereinigten Staaten von Armerika. Er hat mehrfach vergeblich versucht ihr Präsident zu werden.
- Zitiert nach William Guy Carr (1895 – 1959, Kommandeur der kanadischen Marine im
1. und im 2. Weltkrieg), „Pawns in the Game“, 1958, Seite 55 – eigene Übersetzung. - F. William Engdahl, Century of War: Anglo-American Oil Politics and the New World Order, 1992.
- G. Edward Griffith, Die Kreatur von Jekyll Island, Jochen Kopp Verlag 2006 (ein voluminöser Bericht von 672 Seiten).
- Lars Schall, Eine kriminalistische Recherche zu Finanzern, Öl und Drogen, Schild-Verlag 2011, S. 21
- Verkürzt zitiert nach Joachim Bischoff und Richard Detje, „Die Krise des Euroregimes, in: Zeitschrift Sozialismus, Heft 1/2011, S. 5f.
- Rico Albrecht, „Steuerboykott – Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, www.wissensmanufaktur.net/media/pdf/steuerboykott.pdf, S. 20/21
- Zitiert nach Sebastian Moll, Die Deppen und das Werk Gottes, in: Frankfurter Rundschau vom 16.03.2012.