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Robert Schumann (5)

Schumanns, die Juden und das deutsche Gemüt

Robert Schumann hatte 1844 die Neue Zeitschrift für Musik an Vertreter der „Neudeutschen Schule“ abgegeben. So war er für die Veröffentlichungen darin auch nicht mehr verantwortlich wie auch nicht für die von

Richard Wagners Aufsatz über „das Judentum in der Musik“ 1850,

in dem es heißt:

Felix Mendelssohn Bartholdy … hat uns gezeigt, daß ein Jude von reichster spezifischer Talentfülle sein, die feinste und mannigfaltigste Bildung, das gesteigertste, zartempfindende Ehrgefühl besitzen kann, ohne durch die Hilfe aller dieser Vorzüge es je ermöglichen zu können, auch nur ein einziges Mal die tiefe, Herz und Seele ergreifende Wirkung auf uns hervorzubringen, welche wir von der Kunst erwarten …

– eben weil es „einem Juden“ der Tiefe des deutschen Gemütes mangele.

Unbestritten und allgemein anerkannt im Fachurteil über Musik von Deutschen ist in der Tat die Gemütstiefe. Das Fremdwort im Französischen, „Le Lied“, zeigt, daß der Begriff schlichter deutscher Innigkeit unübersetzbar ist, d. h. etwas spezifisch Deutsches bezeichnet.

Gemütstiefe scheint ein angeborenes Merkmal unverbildeter Deutscher zu sein. Robert Schumanns Musik war zu Wagners Zeit ein erneutes Beispiel für die nach innen schauende, aus dem inneren Reichtum des Gemüts schöpfende deutsche Kultur.

Die „Glätte“, so sie in Mendelssohns Musik wahrnehmbar ist, scheint Wagner auf dessen jüdisches Erbgut zurückzuführen. Und wie sehr er die Verdrängung des Urdeutschen durch Juden befürchtete, geht aus einem veröffentlichten Brief an Marie Muchanoff aus dem Jahre 1869 hervor:

Leipzig … hatte infolge der langjährigen Wirksamkeit des dort mit Recht und nach Verdienst geehrten Mendelssohn die eigentliche musikalische Judentaufe erhalten: wie ein Berichterstatter sich einmal beklagte, waren blonde Musiker dort zur immer größeren Seltenheit geworden, und der sonst durch seine Universität und seinen bedeutenden Buchhandel in allem deutschen Wesen so regsam sich auszeichnende Ort verlernte in betreff der Musik sogar die natürlichsten Sympathien jedes, sonst deutschen Städten so willig anhaftenden Lokalpatriotismus; er ward ausschließlich Judenmusikweltstadt.

Das waren Ängste, wie wir sie heute mit den vielen Zugewanderten in Deutschland und dem Geburtenschwund bei Urdeutschen auch wieder erleben. Ohne einen gesunden Selbstbehauptungswillen kann kein Mensch seine Persönlichkeit entfalten und kann kein Volk bestehen bleiben, geschweige denn seine besten Kräfte entwickeln und sie in das Leben einbringen, das in seinem ganzen Artenreichtum seinen Willen zur Mannigfaltigkeit beweist. Dementsprechend ödet uns Menschen Eintönigkeit an, wollen wir keine Kopien, kein Nachplappern. Ewiggleiches kann es nur in der Verflachung, der Scheinlebendigkeit geben, die selbst tödlich wirkt.

Nach der jüdischen Emanzipation in Europa hatte das Judentum seine Ghettos verlassen, sich der europäischen Kultur zugewandt und in rasch steigendem Maße seinen Beitrag dazu geleistet. Wagner schien zu befürchten, daß jüdischer Geist den deutschen verdrängen könnte. Doch ähnliche Befürchtungen gab es auch auf jüdischer Seite angesichts der großen Assimilierungsbereitschaft aufgeklärter Juden.

So unterstellte Wagner sich negativ auswirkenden „jüdischen Einfluß“[12] bei Robert Schumann in dessen letzter Schaffensperiode:

In … Trägheit versank auch Robert Schumann’s Genius, als es ihn belästigte, dem geschäftig unruhigen jüdischen Geiste standzuhalten; es war ihm ermüdend, an tausend einzelnen Zügen, welche zunächst an ihn herantraten, sich stets deutlich machen zu sollen, was hier vorging. So verlor er unbewußt seine edle Freiheit, und nun erleben es seine alten, von ihm endlich gar verleugneten Freunde, daß er als einer der Ihrigen von den Musikjuden uns im Triumphe dahergeführt wird …

Welch kriegerische Sprache!

Aber es war ja in der Tat  zu Wagners Zeit der Krieg zwischen den Anhängern musikalischer Weltanschauungen entbrannt. Die Frontlinie trennte dabei jedoch nicht Juden von Nichtjuden, sondern Verfechter der “Neudeutschen Schule” von Verfechtern der absoluten Musik. Auf Seiten der Letztgenannten befanden sich u. a. die Schumanns, Mendelssohn, Brahms, Joachim.

Wagners Aufspießen Schumanns als Trophähe einer gedachten “Musikjuden”-Kriegspartei ist somit von der Vernunft nicht nachvollziehbar.

Was hielten nun die Schumanns von Wagner, Mendelssohn, den Juden und dem deutschen Gemüt?

Darüber gibt das Ehetagebuch einige Auskünfte, die ich hier zusammenstelle:

1. über Juden, vornehmlich Mendelssohn:

Clara im September 1840: Emma Meyer hat mich mit in die Stadt zu sich genommen. Ich war unter lauter Juden drinn, da ist Einem denn doch ein wenig unbehaglich, obgleich man Meyers die Juden wenig anmerkt.

Clara im selben Eintrag: Nachmittag Besuch von Herrn Nathan aus Kopenhagen. Er spielte eine Chopin’sche Etüde, nicht ohne Fertigkeit, doch ohne allen geistigen Funken.

Clara a. a. O.: Die Mendelsohn’schen Fugen kommen Einem doch nach den Bach’schen ärmlich vor, man sieht auch sehr wie sie gemacht sind, und es ihm wohl manchmal schwer geworden ist. Es ist wohl Thorheit, daß ich einen Vergleich machen will, doch drängt er sich mir unwillkürlich auf, wenn ich (wie ich es fast immer thue) nach den Bach’schen die Mendelsohn’schen Fugen spiele. Ich glaube übrigens gewiß, es lebt jetzt Keiner der solche Fugen schreiben könnte als Mendelssohn [Randbemerkung von Robert: Cherubini, Spohr, Klengel]; hat er ja von seiner Kindheit an nur in Bach, Händel, Haydn und anderen alten Meistern gelebt.

Robert im November 1840: Klara sagte mir, daß ich gegen Mendelssohn verändert schiene; gegen ihn als Künstler gewiß nicht – das weißt du – hab’ ich doch seit Jahren so viel zu seiner Erhebung beigetragen, wie kaum ein Anderer. Indeß – vergessen wir uns selbst nicht zu sehr dabei. Juden bleiben Juden; erst setzen sie sich zehnmal, dann kömmt der Christ. Die Steine, die wir zu ihrem Ruhmestempel mit aufgefahren, gebrauchen sie dann gelegentlich um auf uns damit zu werfen. Also nicht zu viel, ist meine Meinung. Wir müssen auch für uns thun und arbeiten. Vor Allem, laß uns nun immer dem Schönen und Wahren in der Kunst näher kommen.

Clara daraufhin eine Woche später: Fürerst muß ich Dir, mein lieber Mann, in Bezug des oben geschriebenen sagen, daß ich Dir ganz Recht gebe, und auch wohl manchmal im Stillen Ähnliches gedacht habe, doch aus großer Verehrung für Mendelssohn’s Kunst immer wieder die alte zu große Zuvorkommenheit gegen ihn annahm. Ich werde Deinen Rath annehmen, und mich nicht gar zu sehr erniedrigen vor ihm, wie ich es so oft gethan.

Clara im Januar 1841: Mendelssohn war sehr liebenswürdig in seiner Unterhaltung – in dem Manne ist doch alles Leben und Geist!

Clara Ende Januar 1841: Eine hübsche Spazierfahrt mit meiner Schwägerin … Ein Streit mit ihrem Mann machte mir etwas heißes Blut – er behauptete nämlich Meyerbeer stünde weit über Weber

Clara a. a. O.: den Beschluß machte Mendelssohn mit Zwei seiner Älteren und zwei neueren Liedern ohne Worte. Ich kenn keinen Spieler bei dessen Spiel mir so wohl wäre, und man weiß eigentlich nicht in welchem Genre man ihn am liebsten hören mag, er spielt Alles gleich meisterlich.

Robert: Freitag den 6ten [März 1841] ging ich früh mit meiner Partitur zu Mendelssohn. Es verlangte mich, sein Urtheil darüber zu hören. Was er sagte, erfreute mich sehr. Er sieht und trifft immer das Rechte. – Merkwürdig, die meisten seiner Correcturen betrafen veränderte Stellen, und stimmten meistens mit meiner ersten Skizze überein. Das heißt ein ergründender Blick.

Robert im März 1841: Im übrigen scheint sie [Sophie v. Baudissin] den allen Juden und Jüdinnen eigenen Hell- u. Scharfsinn zu haben, auch in der Musik. Sie spielte auch eigene Compositionen …

Robert a. a. O.: … Mendelssohn … spielte mit Klara ein neu angekommenes Concert von Bach f. 2 Flügel … Liebe und Verehrung sind die beiden Gefühle, die, so oft man mit ihm verkehrt, für ihn rege werden. Ein Politicus ist er auch: doch ist das nur der 100ste Theil seines vielgestaltigen Wesens …

Clara Ende März 1841: Roberts Symphonie wurde zum ersten Male probirt … Mendelssohn war ganz erfreut, und dirigirte mit gröster Liebe und Aufmerksamkeit.

Robert im April 1841: Mendelssohn hat sich in der ganzen Geschichte unseres Concertes wieder als ein echter Künstler bewährt. Die warme Theilnahme für Klara ist so ungeheuchelt, wie sie nur aus solchem Herzen kommen kann. Auch für die Symphonie interessierte er sich so aufrichtig, wie es unter Künstlern sein soll, und dirigirte sie mit der äußersten Sorgfalt. Tags darauf besuchte ich ihn und dankte ihm recht herzlich.

Clara im Juni 1841: Mendelssohn besuchte uns in der letzten Woche … Ein kleines Lied ohne Worte … brachte er mit und spielte es …, und was ich so sehr liebe, ein Volkslied ohne Worte, das aber auch Niemand spielt wie Er.

Robert am 17. September 1841: … u. Mendelssohn standen Gevatter [bei der Taufe des erstens Kindes, Marie]

Robert im September 1841: … die Abonnementsconcerte … – sie haben zu thun sich ohne Mendelssohn in der Höhe zu halten …

Clara Oktober/November 1841: … Gewandhausconzert, und am Dirigirpult stand – Mendelssohn; es fehlte nicht an bravo’s, und die Damen waren wohl die glücklichsten, saßen mit offenem Munde das ganze Concert hindurch und thaten als hätten sie im Leben nicht dirigiren sehen. Ich verehre Mendelssohn gewiß hoch, doch dieses fade Vergöttern, wie es von einem Theil des hiesigen Publikums geschieht, ist mir unausstehlich. Die A dur Symphonie [von Beethoven] ging prächtig! man merkte doch den Dirigenten, der Seele über das Ganze verbreitete.

Robert November/Dezember 1841: … Mendelssohn bei uns zu Tisch; die Zeit flog uns zu schnell hin. Jedes Wort Mendelssohns wäre der Aufzeichnung werth.

Robert im August 1842: … Zu Mittag aßen wir mit Fischhof zusammen, dabei viel Champagner consumirend. Fischhof, ein Jude, klug und politisch, kann auch sehr angenehm, selbst gemüthlich sein.

Robert im Februar 1843: Mit Mendelssohn hab’ ich manche trauliche Stunde verlebt; die äußeren Ehren, die ihm alle geschehen, haben ihn nur zugänglicher, bescheidener gemacht. Er mag wohl auch fühlen, daß er jetzt auf dem Gipfel des Ruhmes steht, daß er sich kaum steigern kann. Drum hab’ ich manchmal einen Zug von Trauer an ihm gespürt, den er sonst nie hatte. Wie freue ich mich, der schönen blühenden Zeit anzugehören, wie wir sie jetzt haben. Überall regt es sich für das Gute in der Musik; die Theilnahme des Publicums ist außerordentlich; noch Vieles wird von hier ausgehen.

Clara im März 1843: Zur Trauung war ich nicht – ich fürchtete die jüdischen Ceremonieen, die ich nicht ohne Mißbehagen hätte ansehen können.

Robert im Juni 1843: Von Fremden waren bei uns: Berlioz, von dem schon Klara schrieb, Gebhard v. Alvensleben, der eine musikalische Matinee gab, Madame Hensel, Mendelssohn’s Schwester, der Geist und Tiefe aus den Augen spricht … Russo, ein dummer Judenjunge …

Den 21sten, den längsten Tag des Jahres, brachte ich recht traulich bei Mendelssohn zu bei einer Flasche Wein; wir sprachen uns recht aus und ich ging wie immer erquickt von ihm fort.

Clara im Januar 1844: Lange unterhielten wir uns, viel auch über Richard Wagner über dessen Musik Mendelssohn ganz indignirt war.

Zu Tisch waren wir mit der Mutter bei Mendelssohn, auch war Taubert dort, der Einem aber neben Mendelssohn entsetzlich prosaisch und klein vorkömmt …

Eugenie Schumann, die jüngste Tochter der Schumanns, berichtet in ihren “Erinnerungen”: Von Mendelssohns Spiel sprach unsre Mutter stets mit dem größten Entzücken – er habe wundervoll gebunden und in jeder Beziehung vollendet gespielt … Von allen stand ihr menschlich am nächsten Felix Mendelssohn. Sie hatte ihn wahrhaft herzlich lieb, und noch in spätestem Alter konnte die Erinnerung an ihn ihre Züge verklären. Diese Zuneigung übertrug sie auch auf seine Kinder und alle, die zu ihm gehörten …

… Und wenn dann alle diese Gestalten, dazu die Anzahl derer, die ich selbst noch gekannt, vor den Augen meiner Seele vorübergezogen, so ergriff es mich oft wundersam. Wie groß und vornehm schritten sie einher, wie sicher in sich selbst ruhend, wie die Sterne am Himmel ihre Kreise ziehend, keiner die Bahn des andern störend. Menschen waren sie alle, hatten ihre Fehler und Schwächen, aber groß waren sie auch alle darin, daß sie die Sache stets über die Person stellten. Man denke zum Beispiel des jungen Joachim [des legendären jüdischen Violinisten]! Auf ihn hatte man als schaffenden Künstler hohe Hoffnungen gesetzt, seine Begabung über die von Brahms gestellt, und wie schön und selbstverständlich trat er dann hinter diesen, als er selbst dessen größere Bedeutung erkannt hatte, zurück und setzte seine ganze Kraft ein, um den Werken des Freundes den Eingang in die Herzen der Menschheit zu verschaffen. Ohne inneren Kampf war es da wohl kaum abgegangen, und andre mögen Ähnliches durchgemacht haben, ja, ich könnte sogar noch manch Beispiel anführen; aber alle diese Kunstjünger waren sich einig in dem Streben nach den höchsten Zielen, und so vermochten sie es, sich freudig ein- und unterzuordnen. Es war eben eine große Zeit.

Eugenie hätte noch hinzufügen können, wie auch ihre Mutter, die große Künstlerin, hinter ihren Mann Robert Schumann, Brahms und hinter Mendelssohn zurückgetreten ist und deren Werke durch ihr Spiel der Menschheit bekannt gemacht hat.

2. über Wagner:

Clara im November 1842:

Die Devrient und Tichatscheck hatten Arien aus Rienzi von Wagner gewählt, die gar nicht ansprechen wollten …

Clara im Februar 1843: D. 12ten sah ich endlich 2 Acte von dem großen Rienzi, der ganz Dresden verrückt gemacht. Ein Urtheil bis in die Details kann ich nicht fällen nach einmal hören, doch hat es mir einen Eindruck gemacht, den ich kein zweites Mal suchen mag. Mein ganzes Empfnden war Mißfallen, mehr kann ich nicht sagen. Dasselbe Gefühl wiederholte sich, als ich Wagner persönlich kennen lernte; ein Mensch, der nie aufhört von sich zu sprechen, höchst arrogant ist, und fortwährend in einem weinerlichen Tone lacht.

Clara im Januar 1844: Lange unterhielten wir uns, viel auch über Richard Wagner über dessen Musik Mendelssohn ganz indignirt war.

3. über das deutsche Gemüth:

Clara im September 1840: Von Roberts Liedern sang sie [die in Paris geborene Spanierin Pauline Garcia Viardot] Einige, doch scheint mir, zu deutschen Liedern fehlt ihr eine tiefere Regung, ein inniges Erfassen des Textes, ich kann mich darüber gar nicht so aussprechen, es ist Etwas, das ich nicht zu benennen weiß. Es drängte sich mir dasselbe Gefühl einmal auf, als ich von Pauline Garcia das Gretchen von Schubert hörte, was sie mehr nach Effect haschend vortrug, als mit dieser inneren Gluth, wie diese Worte, sowie Schuberts Musik so herrlich es aussprechen. Pauline Garcia hat mich jedes Mal entzückt, nur gerade bei diesen deutschen Lied ließ sie mich unbefriedigt …

Clara a. a. O.: Roberts Liederbuch … ein wahrer Schatz, ich möchte mich manchmal ganz hinein vergraben. Welcher Reichthum an Fantasie und tiefem Gemüth ist in diesen Liedern.

Clara im November 1840: Robert hat wieder 3 herrliche Lieder componirt… Er faßt die Texte so schön auf, so tief ergreift er sie … es hat keiner das Gemüth wie Er …

Robert  im Februar 1841: Etwas weniger Bescheidenheit wäre uns beiden, glaub’ ich, nicht schädlich, wir passen aber beide nicht für das gemeine Leben, seine Kunstgriffe und Schlauheiten.  Doch erreicht sich mit Fleiß und redlichen Zwecken auch ohnedies schon immer etwas. So sei denn das Andere unsern guten Genien überlassen.

Robert im September 1841 nach Maries Geburt: und dann erwartet uns zu Haus immer neue Freude; denn sein Kind anzusehen, kann man gar nicht satt werden … sie ist das erste ordentliche Ehrenmitglied unseres Bundes; wahrhaftig unser Glück war immer groß, aber wenn es etwas noch erhöhen u. befestigen konnte, so ist es diese kleine Marie, das einmal dein Ebenbild innerlich werden soll, wie es mir äußerlich gleicht.

Clara Oktober/November 1841: Doch zu deutschen Liedern gehört nur ein deutsches Herz, das innig fühlen kann.

Clara im März 1843: … denn der nordische Nationalcharacter (der Genre den ich meine) wird bald monoton, wie wohl überhaupt alle Nationalmusik.

Clara im April 1843: Herr Wartel soll besonders Schubert’sche Lieder sehr schön singen – ich vermuthe in der französischen Manier, die ich durchaus nicht schön finden kann …

Eugenie Schumann läßt uns in ihren “Erinnerungen” gemütstiefe Liebe miterleben: Das Wunder unsres Lebens, so alt wie wir selbst und doch täglich neu, blieb uns immer die Kunst, wie sie unsre Mutter ausübte. Immer stand sie leuchtend im Vordergrund, überragte an Bedeutung alles, was das Leben sonst brachte …

Frau Klara Schumann der besten Sängerin

schrieb der junge Brahms in das Exemplar seines zweiten Liederheftes.

… unserer Mutter Anschlag …, so herrlich brachte er jede Empfindung zum Ausdruck, wie es sonst nur die menschliche Stimme vermag …

Wen Tag für Tag die Liebessonnen ihres Augenpaares bestrahlt haben, wer ein Leben lang eingehüllt war in die Wärme ihres Herzens, der hat nicht im Schatten gelebt …

Adelindes Fazit: Tiefes deutsches Gemüt, aber sicher nicht nur deutsches, tritt uns in all diesen Äußerungen vors innere Auge, sondern schlicht edelstes Menschentum deutscher und jüdischer Herkunft, das einander verstand, verehrte, liebte und förderte, das seine Vorurteile und Überlegenheitsgefühle – meist religiös aufoktroyiert gewesen – längst hinter sich gelassen hatte.

Es war eben eine große Zeit. (Eugenie Schumann)


[12] R. Wagner, Aufklärungen über das Judentum in der Musik (1869) zit. bei Edler, a. a. O. S. 347

Schrifttum siehe Folge 1.

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Renate Laich-Knausenberger
Renate Laich-Knausenberger
14 Jahre zuvor

vielen Dank für das Fazit

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