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Kerner bedauert Fehler

Auch die Leistungsfähigkeit eines jungen, umtriebigen ZDF-Moderators stößt an ihre Grenzen: Johannes B. Kerner (43) will etwas kürzer treten. Wer fast täglich vor laufender Kamera mit Menschen spricht, ist sicher nicht davor gefeit, Fehler zu machen.

Armes Deutschland

Kerner bedauert, gegenüber Eva Herman in einer seiner Gesprächs-Sendungen falsch gehandelt zu haben: “Als Eva Herman gehen wollte, hätte ich sagen können: ,Nein, nein, bleib hier. Hier fliegt keiner raus’.”

Das ist ein menschlich überzeugend warmherziger Tonfall, der sicher einiges wieder gutmacht. Eva Herman hatte durch seinen Rausschmiß an Sympathien gewonnen, er selbst dagegen verloren. Man zweifelte an seinem Demokratie-Verständnis.

Nur, das Ätzendste war noch nicht einmal der Rausschmiß. Ein wirklicher Tiefpunkt des deutschen Journalismus war Kerners Anmaßung, Eva Herman 50 Minuten lang regelrecht zu verhören wegen ihrer Bemerkung, die Zeit des Nationalsozialismus betreffend. Eine kurze, sachliche Richtigstellung hätte es auch getan.

Statt dessen führte Kerner der Nation vor, wie krank sie ist bzw. unentwegt durch “die Medien” weiter krank gemacht wird. In Bezug auf unseren Willen zur Selbsterkenntnis sind wir Deutschen fraglos in der Welt unübertroffen. Mit den Selbstanklagen kann man es aber auch zu weit treiben. Man wird erpreßbar und wehrlos.

Glückliches England

Wenn man den Imperialismus und die Völkermord-Verbrechen in der Vergangenheit z.B. Großbritanniens betrachtet und dessen Umgang mit einer solchen nationalen Geschichte, könnte man vor Neid erblassen. In “den Medien” wird den Engländern nichts vorgeworfen, im Gegenteil, sie werden als Vorkämpfer für Menschenrechte und Demokratie verehrt. Sie selbst ruhen in sich, seit Jahrhunderten.

So schrieb einmal Bernhard von Bülow in seinen Aufzeichnungen vom 24.11.1899 zum Englandbesuch des Kaisers:

Das Land atmet Reichtum, Behäbigkeit, Zufriedenheit und Vertrauen in die eigene Kraft und Zukunft. Man merkt, daß die Leute nie den Feind im Lande gesehen haben und gar nicht glauben können, daß es je wirklich schiefgehen könnte, weder im Inneren noch nach außen … Es ist ein physisch und moralisch sehr gesundes Land.” (aufgelesen bei Ernst Nolte, Geschichte Europas 1848-1918)

Die zwei europäischen Weltkriege haben am Selbstvertrauen der Engländer wohl kaum etwas geändert, gehörten sie doch zu den “Siegermächten”. Eine Szene wie die mit Kerner und Herman wäre in England sicher undenkbar.

Aber die Briten könnten am Willen zu Selbsterkenntnis und Gerechtigkeit gegenüber anderen etwas zulegen. Ihren Wahlspruch “Wright or wrong – my country” sollten sie wirklich einmal hinterfragen.

In der Mitte zwischen Selbstzerfleischung und Selbstgerechtigkeit wären die einzelnen Menschen wie die Völker wohl am besten aufgehoben. Da könnten England und Deutschland viel voneinander lernen.

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