Geschichtsstunde 4: Der Untergang des Dollar-Imperiums
Freitag, 16. April 2010 von Adelinde
Deutschland feierte gestern seinen ehemaligen Bundespräsidenten
Richard von Weizsäcker an dessen 90. Geburtstag.
Besonders seine bewegende Rede vor dem Deutschen Bundestag am 8. Mai 1985 wird als „historisch“ hervorgehoben, und darin besonders die Sätze, die heute zum Standard in der gängigen Geschichtslehre gehören:
… wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen.
Wie sehr allerdings diese Auffassung Weizsäckers an der Oberfläche blieb und wie falsch auch sein Satz war:
Amerika hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg wieder zurückgezogen und war in den dreißiger Jahren ohne Einfluß auf Europa …
zeigt
Adelinde-Autor Helmut Wild
mit seiner Besprechung des Buches von
F. William Engdahl, „Der Untergang des Dollar-Imperiums“ – Die verborgene Geschichte des Geldes und die geheime Macht des Money Trusts
(Aus dem Englischen von Ortrun und Hartmut Cramer, (KOPP Verlag, 1. Auflage April 2009). Wild schreibt:
Der Inhalt des Buches geht tatsächlich weit über das hinaus, was man erwartet, wenn man nur auf den Titel dieses Buches blickt. Tatsächlich beschreibt der Autor die Geschichte der Ereignisse der Weltgeschichte des vergangenen Jahrhunderts völlig neu und ohne die geringste Rücksichtnahme auf politische Korrektheitsforderungen oder das, was der historische Revisionismus bisher bereits an Erkenntnissen ans Licht des Tages gebracht hat. Diese
neue Sichtweise der Geschichte
gelingt dem Verfasser durch die geniale Zusammenschau von wirtschafts- und finanzpolitischen „grand chessboard“-Strategien und deren Umsetzung in politische und militärpolitische Strategien, unter Einbeziehung auch jener Herrschaftsstrategien, die jeweils nach Kriegen zur Errichtung pazifierter, pseudodemokratischer Vasallenregime benutzt werden.
Diese gigantische Zusammenschau, die die Grundlage ist für das Durchschauen der tragenden Säulen des Dollar-Imperiums, untermauert der Autor mit zahllosen und geschickt ausgewählten Dokumenten und Beispielen, die auf ein tiefes Wühlen in den Einzelheiten historischer Akten schließen lassen, ohne der Wühler sich in diesen Einzelheiten verloren hätte.
Roosevelts rassistischer Haß gegen die Deutschen
Lassen Sie mich gleich zu Beginn ein Beispiel unter Dutzenden herausgreifen. In dem Kapitel „Die Errichtung des Dollar-Systems in Bretton Woods“ verweist auf Seite 245 die Fussnote 22 auf folgende Erläuterungen, die an sich, obwohl in einer Fußnote vergraben, zeitkritische Sprengkraft besitzen. Dort heißt es:
Nach der Öffnung der sowjetischen Geheimarchive nach 1991 wurde bestätigt, was US-Geheimdienstkreise stets vermutet hatten, nämlich daß White tatsächlich Silvermasters sowjetischem Spionagering innerhalb der US-Regierung angehört hatte … White hatte an der Formulierung des berüchtigten Morgenthau-Plans für die Deindustrialiesierung Nachkriegsdeutschlands mitgewirkt.
Dieser Plan erscheint tatsächlich aus sowjetischer Sicht nützlicher als aus amerikanischer, obwohl Roosevelt, der ein leidenschaftlicher Deutschenhasser war, ihn bis zu seinem Tod nachdrücklich unterstützte. Dieser schlecht durchdachte Plan hätte es unter der Militärdirektive JCS (Joint Chiefs of Staff) 10067 den westlichen Besatzungsmächten und der Sowjetunion erlaubt, die deutschen Industriebetriebe zu demontieren und das Land zu einem reinen Agrarland zu machen.
Als Roosevelt im März 1945, wenige Tage vor seinem Tod, gewarnt wurde, der JCS-Plan werde nicht funktionieren, es sei denn, er wolle 25 Millionen Deutsche zu Tode kommen lassen, war seine Antwort: ‚Dann soll man ihnen Suppenküchen geben. Ihre Wirtschaft muß untergehen!’ Gefragt, ob er die Deutschen verhungern lassen wolle, antwortete er: ‚Warum nicht?’ Angeblich hatte Roosevelt Morgenthau auch gesagt: ‚Wir müssen mit Deutschland hart umgehen, und damit meine ich das deutsche Volk und nicht nur die Nazis. Wir müssen die Deutschen entweder kastrieren, oder man muß sie so behandeln, daß sie einfach keine Menschen mehr hervorbringen können, die so weitermachen wollen wie in der Vergangenheit.’ Am 10. Mai 1945, nach Roosevelts Tod, unterzeichnete Truman die JCS 10067. Sie blieb zwei harte Jahre lang gültig …
Ich erinnere mich an diese zwei Jahre. Der Beginn meiner Schulzeit fiel in diese Zeit.
Kissingers Yom-Kippur-Krieg
Ein weiteres Beispiel, aus der zeitgeschichtlichen Fülle dieses bedeutsamen Buches herausgegriffen, ist die Darstellung der Ereignisse und der wahre Hintergrund des Yom-Kippur-Krieges von 1973:
Im Mai dieses Jahres trafen sich die Bilderberger auf der Ostseeinsel Saltsjöbaden vor Stockholm, die praktisch der schwedischen Bankiersfamilie Wallenberg gehört. Unter vielen anderen waren anwesend
- Zbigniew Brzezinski, der kurz davor Direktor von David Rockefellers Trilateralen Kommission geworden war;
- Henry Kissinger, der damals praktisch Chef von Nixons Außenpolitik war und seit jeher ein Top-Vertreter der Rockefeller Finanz- und Ölmacht war;
- sowie 82 weitere internationale Finanz- und Wirtschaftsgrößen.
Dort wurde ein um 400% erhöhter Ölpreis beschlossen, um – man höre und staune! – den abbröckelnden Wert des US-Dollars als Reservewährung der Welt wieder zu festigen.
Dem Autor Engdahl liegt ein komplettes Orginal des Protokolls von diesem Bilderberger-Treffen vor, in dessen Redeaufzeichnungen die Ankündigung einer Vervierfachung des Ölpreises für den Herbst des Jahres 1973 enthalten ist.
Am 6. Oktober 1973, dem Tag des jüdischen Yom-Kippur-Feiertages, marschierten ägyptische und syrische Truppen in den besetzten Gebieten Israels ein und lösten damit den Yom-Kippur-Krieg aus. König Feisal von Saudi-Arabien wies Kissinger darauf hin, daß die arabischen Staaten mit einem Ölboykott antworten würden, wenn die USA weiterhin Israel einseitig mit Waffen beliefern würden. Es kam zum Ölboykott und im Verlauf der diesem Krieg folgenden Ereignisse zu der drastischen Ölpreiserhöhung von insgesamt 400%!
Als die Ölkrise voll zum Tragen kam, wurde Nixon in seiner Präsidentschaft durch den Watergate-Skandal so geschwächt, daß sein Außenminister Kissinger praktisch die gesamte Entscheidungsmacht in der Hand hatte. Das übertrug an ihn die Macht des Präsidenten, so daß er alle Fäden gegenüber den OPEC-Staaten so ziehen konnte, daß es auch wirklich zur gewünschten Ölpreiserhöhung kam.
Ziel dieser Strategie war die Stärkung des Dollar als Reservewährung, was beim ersten Blick als wirtschaftstheoretische Absurdität erscheint. Nehmen wir uns deshalb die Zeit, einen zweiten Blick auf diesen Zusammenhang zu werfen.
Der drastisch erhöhte Ölpreis stärkt die Dollar-Reservewährung
Die klassische Wirtschaftstheorie lehrt: je höher der relative Wert einer Währung, desto billiger können importierte Waren – also auch Öl – eingekauft werden. Das gilt jedoch nicht für eine Reservewährung, an die quasi monopolistisch die Ankaufmöglichkeit für Erdöl gekoppelt ist.
Durch dieses Monopol verdreht sich dieses Gesetz um volle 180 Grad. Jedes Land, das Erdöl in jenen Staaten kaufen will, die dem Dollar-Imperium verpflichtet sind, muß zunächst Dollars auf dem Fianzmarkt kaufen, bevor es das Erdöl bezahlen kann. Solche Länder müssen also ihre eigene Währung verkaufen und den Dollar ankaufen, was den Preis der eigenen Währung relativ zum Dollar herunterdrückt, aber gleichzeitig den relativen Wert des Dollar, also seinen Kurswert, erhöht.
In dieser Logik ist die wichtige Einsicht verborgen, daß es sich bei OPEC nicht in erster Linie um ein Kartell handelt, um den Ölpreis hochzuhalten, sondern um ein Kartell zur Stärkung des Dollarkurses. Und dies zum wirtschaftlichen Schaden des Restes der Welt!
Die meisten OPEC Staaten sind zum Recycling des Dollars verpflichtet, und keiner der Ölstaaten kann Erdöl anders als gegen US Dollar verkaufen. Saudi Arabien allen voran ist vertraglich verpflichtet, die angehäuften Dollarreserven zurück in die USA zu pumpen. Sie werden zum Ankauf von Industrieprodukten, Flugzeugen, sowie zur Bezahlung von Großbauaufträgen und Investitionen genutzt. Die Bau- und Industriefirmen, die aus diesen Fonds Aufträge erhalten, müssen US-amerikanisch sein.
Dieses Recycling der Dollarguthaben aus den Ölländern muß auch auf dem Hintergrund der Ablösung des Goldes durch Erdöl gesehen werden. 1971 hatte Nixon die Golddeckung des Dollars, also eine der wichtigsten Vereinbarungen von Bretton-Woods, eingestellt. Durch das Dollar-Erdöl-Einkaufsmonopol wurde praktisch die Deckung des Dollar als Reservewährung an das Erdöl gekoppelt. Das ist für einige Jahrzehnte gutgegangen. Inzwischen aber ist diese phantastische Hexenlogik im Zusammenbruch begriffen.
Für die Finanzmacht der Rockefellers war diese Erhöhung des Ölpreises ein mehrfacher Gewinn. Die Belieferung des amerikanischen Marktes mit Erdöl ist überwiegend in der Hand der Rockefeller Ölgesellschaften. Der hohe Wechselkurs des US-Dollars ermöglichte billige Investitionen weltweit. Über den Dollar blieben die OPEC Staaten an die USA gebunden. Auch diese Bindung bröckelt inzwischen ab.
US-amerikanische und britische Weltmachtstrategien zu Beginn des 20. Jahrhunderts
In Großbritannien war es vor allem die elitäre Geheimgesellschaft um Alfred Milner, in der Strategien zur Aufrechterhaltung und langfristigen Sicherung der britischen Weltherrschaft entwickelt wurden. Milner war ein Vertrauter von Lord Rothschild und der Nachfolger in der Leitung der von Cecil Rhodes gegründeten Geheimgesellschaft The Society of the Elect (Die Gesellschaft der Erwählten).
Aus dieser Gesellschaft ging 1910 die ebenfalls geheime Round-Table-Gruppe hervor, die bis zum Ende des zweiten Weltkrieges entscheidenden Einfluß auf Strategie und Weltmachtpolitik des britischen Imperiums ausübte. Arthur Balfour war ein einflußreiches Mitglied dieser Gruppe. Er übersandte im Jahre 1917 an Lord Rothschild die berühmte Balfour Deklaration, in der sich Großbritannien verpflichtete, Palästina für den zu gründenden Judenstaat zur Verfügung zu stellen.
Die Gegenleistung? War es das Versprechen Rothschilds, seine Agenturbankiers in den USA zu veranlassen, die USA in den Krieg gegen Deutschland zu führen? Vieles spricht dafür. Engdahl stellt diese Frage leider nicht.
Das wirtschaftlich immer stärker werdende Deutsche Reich wurde als der gefährlichste Rivale für britische Weltmachtinteressen eingeschätzt, obwohl es in der deutschen politischen Führungsschicht zu jener Zeit keinerlei Weltmachtträume gab, geschweige denn ein Verlangen, das allmächtige Britannien in Frage zu stellen. Aus britischer Sicht jedenfalls stand Deutschland im Wege zu einer weiteren Entfaltung britischer Weltmachtpläne.
Deshalb hat die Milner-Gruppe begonnen, den ersten Weltkrieg bereits in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts vorzubereiten. Dies vor allem propagandistisch in der britischen Führungsschicht. Engdahl zitiert hierzu Carrol Quigley „The Anglo-American Establishment“.
Aus amerikanischer Sicht wurden ebenfalls zu Beginn des 20. Jahrunderts strategische Überlegungen angestellt, bei denen Vergleiche zwischen Großbritannien und Deutschland gezogen wurden. Brooks Adams, der Enkel von Präsident John Quincy Adams, schrieb bereits im Jahre 1902, daß das deutsche Reich der einzige Rivale Amerikas wäre in der Nachfolge des britischen Weltreiches.
In dieser Einschätzung wurde das britische Imperium bereits abgeschrieben. Um sicherzustellen, daß die USA dessen Nachfolge antreten würden, hätten sich die USA mit dem Vereinigten Königreich gegen Deutschland, den stärkeren Rivalen, zu verbünden. Diese Sicht machte sich auch Rockefellers Thinktank, die War-&-Peace-Gruppe, eine Gruppe innerhalb Rockefellers Council on Foreign Relations (CFR), zu eigen, die diese Strategie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgreich durchsetzte und damit das amerikanische Jahrhundert begründete.
Engdahls geschichtliche Darstellung
Die große Linie von Engdahls Darstellung des Aufstiegs und Niederganges des amerikanischen Dollar-Imperiums konzentriert sich auf den prägenden Einfluß der Rockefeller Finanz- und Ölmacht und deren Vertreter auf die amerikanische Weltmachtpolitik.
Diese Politik war in der Tat über weite Strecken dominiert vom CFR und den von der dazugehörigen War-&-Peace-Group entworfenen Strategien. Diese Rockefeller-Gruppen bestimmten die klassischen Regeln für das amerikanische Imperium weitestgehend.
Die Stärke von Engdahls historischer Forschungsarbeit wird immer dann besonders deutlich, wenn Deckungsgleichheit besteht zwischen den Absichten und Planungen des CFR und des tatsächlichen geschichtlichen Geschehens. Das zeigt sich an Dutzenden von Beispielen, die Engdahl dokumentarisch erforscht und zusammengestellt hat.
Eine Schwäche tritt dann zutage, wenn geschichtliche Gestaltungskräfte wirksam werden, die diese Deckungsgleichheit vermissen lassen. Die Errichtung der bi-polaren Weltherrschaftsarchitektur mit den beiden tragenden Säulen USA und Sowjetunion entgeht dem Autor. Dies ist natürlich ein starkes Indiz dafür, daß diese bi-polare Herrschaftsarchitektur andere Architekten hatte, als die Gebrüder des Rockefeller-Clans.
Mit diesem Konzept machtpolitisch angewandter Dialektik wollten sich die Londoner Rothschilds zu den Herren der Geschichte aufschwingen: durch Herrschaft und Kontrolle beider antagonistischer Pole. Mit dem Wegbrechen des einen tragenden Pols dieses machtpolitischen Tempelbaues 1990 brach diese Herrschaftsarchitektur zusammen. Das hat die Rockefellersche monopolare Weltherrschaftsarchitektur wieder in das Zentrum des machtpolitischen Geschehens gerückt und bringt von da an Engdahls Studie zurück zu voller Aktualität.
In der Vernachlässigung der Tatsache, daß wir von 1945 bis 1990 unter einer bi-polaren Weltherrschaftsarchitektur gelebt haben, sehe ich auch die Ursache, warum Engdahl etwa die bolschewistische Revolution von 1917 in Rußland dem Deutschen Generalstab, gewissermaßen in einer Nebenbemerkung (S.84-85), in die Schuhe schiebt. Er erwähnt mit keinem Wort die Finanzierung der bolschewistischen Oktoberrevolution, die aus jüdisch-amerikanischen Quellen über Trotzki, alias Lev Davidovich Bronstein, von New York nach Washington floß. Diese bekannte Quelle der Finanzierung bedürfte zumindest einer schlüssigen Interpretation.
Ebenso erwähnt er nicht die spätere enge Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Roosevelt und Stalin. Zu der gibt es aus meiner Sicht nur eine schlüssige Erklärung: Der anti-kapitalistische Gegenpol Moskau wurde von langer Hand geplant und von jenen errichtet, die sich als die Herrn eines historischen Antagonimus bedienen wollten, um sich von da an an die Spitze der „vorherberechenbaren“, nach Gesetzen der Dialektik ablaufenden Weltgeschichte zu setzen. Ich nenne das: machtpolitisch angewandte Dialektik. Dieses Großexperiment ist gescheitert, denn die gesunden Volkskräfte kümmern sich nicht um diese Theorie.
Engdahls Forschungswerk, von dem das besprochene Buch zeugt, genauso wie „The Seeds of Destruction“, in dem Engdahl schonungslos das verbrecherische Vorgehen des von den Rockefellers kontrollierten Monsanto Konzerns offenlegt, konzentriert sich vor allem auf den Einfluß der Rockefellers auf die amerikanische Weltmachtstrategie und die Tradition brutalster Rücksichtslosigkeit, mittels derer aus dieser finsteren Ecke Weltpolitik gestaltet wird. Trotz dieser oben beschriebenen bedauerlichen Einseitigkeit sind seine Forschungsergebnisse und Bücher für den Zeithistoriker eine unverzichtbare Fundgrube.