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Holger Schmidt

war so freundlich, Adelinde seine Feuerrede zu übersenden, die in ihrem Bezug auf das uralte Wissen unserer Ahnen wohl ziemlich einzigartig dasteht. Um so schöner, sie hier lesen zu können:

Zwei Generationen lang¹ sind Menschen hier an diesem Ort zusammengekommen und haben auf ihre Weise die Sonnenwende bzw. Weihnachten gefeiert. Man könnte es auch so ausdrücken:

Immerhin ½ Jahrhundert lang haben sich Menschen bereit gefunden, ihren Teil dazu beizutragen, daß dieser Brauch weiter in unserem Volk lebt. Natürlich – und glücklicherweise – sind wir nicht die einzigen in unserem Land, die dies tun.

Ich könnte nun viel über den Unfrieden in der Welt und den zunehmenden Druck auf die Völker und alle volksbewußten Menschen sprechen.

Das möchte ich an dieser Stelle nicht tun. Ihr wißt alle, was ich meine. Und so stellt sich manchem die bange Frage: Wie lange werden wir noch unsere Eigenart erhalten und z.B. die Sonnenwende hier feiern können?

Wenn wir über diese Frage nachsinnen, liegt eine zweite Frage nahe: Hier sind es bereits 2 Generationen. Aber seit wann feiert der Mensch überhaupt die Sonnenwende und wie viele Generationen sind das bis zum heutigen Tag?

Aus der Beantwortung dieser Frage können wir vielleicht Zuversicht schöpfen, aber möglicherweise auch eine Verpflichtung ableiten.

Zunächst zu der Frage: Seit wie vielen Generationen feiern Menschen die Sonnenwende? Was glaubt ihr? Es kann nun jeder einmal für sich aus dem Bauch heraus eine Schätzung vornehmen.

Natürlich wird die Schätzung genauer, wenn wir wissen, seit wann die Menschheit den Zeitpunkt der Sonnenwende bestimmen konnte. Nach heutigem Kenntnisstand ist die Kreisgrabenanlage in Goseck in Sachsen-Anhalt der früheste archäologische Beleg für systematische Himmelsbeobachtungen.

 

Sonnenbeobachtungsanlage Goseck (WELT)

Die Anlage wurde vor 7000 Jahren von jungsteinzeitlichen Bauern errichtet.²

Mit ihr konnten die damaligen Menschen u.a. den Zeitpunkt bestimmen, ab dem die Tage wieder länger wurden. Wenn wir versuchen, uns in diese Menschen hineinzuversetzen, dann ist der Gedanke naheliegend, daß auch sie diesen Zeitpunkt feierlich begangen haben. Wir können also festhalten:

Seit mindestens 7000 Jahren feiern Menschen dieses Ereignis. Das sind 280 Generationen!³ Ich glaube, es lohnt sich, einmal still zu verharren und im Geiste diese 280 Generationen an sich vorüberziehen zu lassen.

Was haben diese Menschen empfunden und gedacht, als sie in dieser Nacht zusammengekommen sind?

Die Gefahren aus der Natur, Kälte, Nässe, Krankheiten, Nahrungsmangel und gefährliche Tiere bedrohten ihre Gesundheit und das Leben sicherlich mehr, als es heutzutage bei uns der Fall ist. Was sich möglicherweise – und leider – nicht so sehr geändert hat, ist die Bedrohung des Menschen durch die eigene Art selbst, den Menschen!

Auf jeden Fall dürfte es beruhigend für die jungsteinzeitlichen Bauern gewesen sein, als sie mit ihrer Vernunft erkannt hatten:

Es herrscht in der Natur nicht Willkür, sondern es sind Regelmäßigkeiten zu erkennen. Auf solche immer wiederkehrenden Vorgänge konnten sie sich einstellen und wappnen.

Die Sonnenwende konnte so als Sinnbild der Zuverlässigkeit der Naturgesetzte verstanden und gefeiert werden.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß die damaligen Menschen sozusagen mit kalter Vernunft festgestellt haben: Es gibt diese und jene Regeln in der Natur und daraus können wir diese oder jede praktische Nutzanwen-dung ableiten. Solche Schlüsse haben sie sicherlich gezogen, aber es würde mich doch sehr wundern, wenn es dabei geblieben wäre. Ich bin mir sicher:

Die damaligen Menschen haben nicht nur mit dem praktischen, „wissenschaftlichen“, Auge auf den Sternenhimmel über sich geblickt, sondern auch mit einem ganz anderen, sozusagen inneren, Auge.

Dazu Adelinde:

Viele Großskulpturen in ganz Europa, aber besonders im Sauerland und an den Externsteinen, zeigen die Weisheit unserer Ahnen vor etwa 20.000 Jahren über die beiden Erkenntnisfähigkeiten des Menschen in der dargestellten Zwiesicht:

Das linke Auge blickt klar in die Welt der Erscheinungen, das rechte ist verschlossen dargestellt, somit nach innen ins Wesen der Dinge schauend.

 

Isenberg-Feldstein-Nordwand: Zwiesicht – das rechte Auge ist zugedeckelt, blickt nach innen; das linke Auge blickt nach außen (Elisabeth Neumann-Gundrum)

Fels-Skluptur zeichnerisch von N.-G. verdeutlicht

Holger Schmidt weiter:

Was in ihnen dabei vorging, ist möglichweise im Kern das Gleiche, was der Dichter unserer Zeit, Erich Limpach, in folgende Worte gefaßt hat:

Geschenk der Nacht

Erst das Dunkel macht die Sterne
gütig sichtbar deinem Schauen.
Sinnend kannst Du ihrer Ferne
deine Seele anvertrauen,
kannst die Kraft zu neuem Wirken
aus des Äthers Schweigen greifen,
kannst in innersten Bezirken
deinem Ziel entgegenreifen.
Erich Limpach

 

Sternenhimmel (Bild: bund-niedersachsen.de)

Ich habe davon gesprochen, daß sich aus diesen Überlegungen Zuversicht und Verpflichtung ableiten läßt. Wenn wir uns überlegen, wie viele Gefahren und Widerstände diese 280 Generationen vor uns überstehen mußten und es trotzdem gelang, die Kette der Generationen nicht abreißen zu lassen, und es trotzdem möglich war, viel wertvolles Kulturgut den Nachfahren und letztlich uns zu überliefern, dann sollten wir nicht mutlos werden.

Auch wir können diese Kette der Generationen weiterführen, auch wir können unsere Kultur an die weiterreichen, die nach uns kommen!

Allerdings: Um dieses Ziel zu erreichen, muß jeder selbst Hand anlegen. Und so möchte ich mit den Worten Erich Ludendorffs schließen:

„Das Wort allein – auch das gute und tapfere, bleibt immer ein leicht verfliegender Schall. Seinen Wert verleiht ihm erst derjenige, der danach lebt und handelt.“

____________

Anmerkungen

[1] wenn man 1 Generation mit der üblichen Zeitspanne von 25 Jahren gleichsetzt

[2] https://sonnenobservatorium-goseck.info/, abgerufen am 25.11.2023

[3] die Dauer einer Generation schwankt über die Jahre, nach neueren Berechnungen sind die Eltern im Durchschnitt ungefähr 30 Jahre alt, wenn sie Kinder bekommen. Dann wären es in 7000 Jahren 233 Generationen (https://www.vdk.de/deutschland/pages/themen/73118/wie_lang_ist_eine_generation?dscc=essenc)

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Heinrich Seidelbast
Heinrich Seidelbast
11 Monate zuvor

Wenn es hoch kommt, so sind wir in der Lage, unsere Ahnen bis etwa in die 1750er Jahre zurück zu verfolgen, der eine mehr, der andere weniger.

Dabei wäre es schon interessant, ein paar Jahrhunderte weiter in die familiäre Historie einzudringen. So einige Überraschungen wären (wohl) die Folge!!!

Wir werden es nicht erfahren, dafür aber das ausgeprägte Gefühl in uns, und das zählt, wenn wir die Worte von
Boguslav von Selchow unterschreiben:

„Ich bin geboren, deutsch zu fühlen,
Bin ganz auf deutsches Denken eingestellt
Erst kommt mein Volk und dann die andern Vielen,
Erst meine Heimat, dann die Welt.“

In diesem Sinne frohe Festtage!!!

KWHugo
KWHugo
11 Monate zuvor

Im Blute trägst du das heilige Erbe der Väter und Vorväter. Du kennst sie nicht, die in unendlicher Reihe in das Dunkel der Vergangenheit gehen. Aber alle leben sie in dir und gehen heute noch in deinem Blute über ihre Erde, um die sie sich in Kampf und Mühe verzehrt und in der ihre Leiber längst vermodert sind.

Deshalb ist dein Blut etwas Heiliges. Mit ihm schenkten dir die Eltern nicht nur den Leib, sondern sie schenkten dir damit auch dein Wesen.

Sein Blut verleugnen heißt, sich selbst verleugnen. Niemand kann es ändern. Aber jeder ist Herr darüber, sein gutes Erbteil groß werden zu lassen und das Schlechte zu unterdrücken. Denn jedem wurden auch Wille und Mut mitgegeben.

Du hast nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, dein Blut in Kindern weiterzugeben, denn du bist ein Glied in der Kette der Geschlechter, die aus der Ferne in die Ferne geht, und dieses Glied der Kette, das du bist, muß halten, damit die Kette nie und nimmer zerreißt.

Trägt aber dein Blut Eigenschaften, die deine Kinder unglücklich und zur Last der Gemeinschaft machen, dann hast du die heroische Pflicht, der Letzte zu sein.

Das Blut ist der Träger des Lebens. Du trägst in ihm das Geheimnis der Schöpfung in dir selbst. Dein Blut ist heilig, denn in ihm lebt göttlicher Wille.

@ Heinrich, beim Lesen Deiner Verse ging mir durch den Kopf, daß wir in einer Zeit leben, in der diese Selbstverständlich-keiten alle auf dem Kopf stehen. Meine Enkelin (11) mußte sich neulich einen Film in der Schule ansehen: „Vielfältige Arten von Familie“. Das ist Unmoral in höchster Vollendung. Dieser Schmutz wird in unseren Schulen gelehrt, und alle gucken zu. Was erwartet uns noch?

Frohe Weihnacht!

Andreas
Andreas
11 Monate zuvor

Es ist richtig, doch sind mit Vätern und Vorvätern selbstverständlich auch die Mütter und Vormütter gemeint. Es ist eine gebräuchliche, verständliche Redewendung für die Vorgenerationen. Die männliche Form ist in diesem Zusammenmhang, wie in vielen ähnlichen Fällen auch, im Sinne von Mensch zu verstehen.

Heinrich Seidelbast
Heinrich Seidelbast
11 Monate zuvor

Ohne Vater und ohne Mutter kein Leben!

Beide vererben sie uns ihre Gene, sehr oft auch sichtbar, aber auch das Wesen, der Intellekt wird vererbt.

Vieles vermischt sich, aber nach meiner Beobachtung haben gerade Jungens sehr viel von der Mutter, während die Mädels mehr dem Vater ähneln.

Das kann sich im Laufe der Zeit etwas ändern. Auch kann eine Generation übersprungen werden, und auf einmal kommt ziemlich sichtbar der Groß- oder auch der Urgroßvater zum Vorschein.

Oje, nun habe ich die Groß- und Urgroßmütter vergessen,
habe ich natürlich nicht, sie gehören selbstverständlich dazu, aber ich wollte nicht gendern!!!(schmunzel)

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