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Es gibt Zeiten und Epochen, in welchen den künstlerisch Schaffenden fast jeder Sinn für die Schönheit abhanden zu kommen scheint … Ferdinand Hiller

Das Ergebnis haben wir heute mit Beat, monotonem Sprech-„Gesang“, niederziehendem Gejaule und Ge-kreische oder einer „Moderne“, die man sich einmal und dann nie wieder anhört – mit einer Unkultur, die sich der Jugend bemächtigt hat und flächendeckend weltweit zur Geißel des Ruhesuchenden und des empfindsamen Freundes guter Musik geworden ist.

Franz Schubert schuf nur bedeutendes Schönes.

Er wurde am 31. Januar 1797 geboren und starb am 19. November 1828 mit 31 Jahren.

Am 26. März 1827 stirbt Beethoven, das große, zu-tiefst verehrte Vorbild Schuberts. Schon früh hatte Schubert gesagt:

„Ich glaube auch schon, es könnte etwas aus mir werden; aber wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen?“

Ludwig van Beethoven (Bild: Beethoven-Haus Bonn)

Schüchtern, wie er war, hat er nur einen einzi-gen Versuch unternom-men, Beethoven zu be-suchen. Er traf ihn nicht an und hinterließ ihm ein Beethoven gewidme-tes Variationswerk für Klavier zu 4 Händen.

Beethoven soll es häufig mit seinem Neffen ge-spielt haben. In einem der Konversationshefte Beethovens ist die Eintragung des Neffen zu lesen:

Man lobt den Schubert sehr … sagt aber, er soll sich verstecken.

Auf seinem Sterbebett bekam Beethoven schließlich noch einige Lieder Schuberts zu Gesicht und soll be-geistert gewesen sein:

Wahrlich, in diesem Schubert wohnt der göttliche Funke!

Schubert ist einer der 38 Fackelträger, die Beet-hovens Sarg begleiten, und muß sich bei der An-sprache Grillparzers anhören:

Noch lebt zwar – und möge er lange leben! – der Held des Sangs in deutscher Sprache und Zunge (gemeint ist Goethe).

Aber der letzte Meister des tönenden Liedes, der Tonkunst holder Mund … hat ausgelebt.

„Der letzte Meister des tönenden Liedes“ – Grill-parzers große Verehrung für seinen Freund Beet-hoven ließ ihn den bescheidenen Schubert über-sehen.

Der Illuminat Goethe schwieg zu den Kunstwerken Schuberts, die er dem verehrten Dichter zugesandt hatte – eine Nichtachtung des jungen Künstlers Schubert (auf Befehl der Loge?).

Johann Michael Vogl (Bild: Jewiki)

Erst der große Sänger Johann Michael Vogl ent-deckt die große Liedkunst Schuberts und singt sie der Konzertwelt vor, so daß Schuberts Lieder zum Inbe-griff des „Lied“ überhaupt werden. Die Franzosen sa-gen „le Lied“.

Mit Beethoven teilte Schubert das Schicksal, viele seiner Instrumental-werke nie gehört zu haben, nicht weil auch er taub geworden wäre, sondern weil sie zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführt wurden, woran er selbst aber wohl nicht unschuldig war.

Sein erstes und einziges eigenes Konzert fand am 1. Todestag Beethovens statt, am 26. März 1828, im Sterbejahr Schuberts.

Die Freunde, die schon immer für Schubert gesorgt hatten, waren auch hierzu die treibenden Kräfte:

So nimm Dir einen Anlauf, bezwinge Deine Trägheit, gib ein Konzert, nur von Deinen Sachen natürlich,

dringt Bauernfeld in ihn.

Wenn ich die Kerls nur nicht bitten müßte!

nämlich um die Bereitstellung des Saales der Gesell-schaft der Musik­freunde, graust es den stolzen und scheuen Schubert.

Das Konzert findet statt. Bauernfeld trägt in sein Tagebuch ein:

Am 26. war Schuberts Konzert. Ungeheurer Beifall. Der Saal war vollgepfropft, jedes Stück wurde mit Beifall überschüttet, der Komposi-teur unzählige Male hervorgerufen. Das Kon-zert warf einen Reinertrag von beinahe 800 Gulden ab.

Überein­stimmend damit steht in Franz von Hartmanns Tagebuch zu lesen:

Mit Louis und Enk in Schuberts Konzert. Wie herrlich das war, werde ich nie vergessen …

Doch die Wiener Presse schweigt.

Daß auch dieser schöpferische Geist seitens des Deep State der Öffentlichkeit vorenthalten, ja wo-möglich „vom Leben befreit“ und dem deutschen Volk wie auch allen andern Völkern geraubt wurde – dafür sprechen manche Indizien.

Wilhelm Müller, Bleistiftzeichnung von Wilhelm Hensel

Wilhelm Müller, der Dichter der „Winterlieder“ und anderer seelenvoller Werke, die Schubert vertonte, starb in dem Jahr, als Schubert Müllers 24 Gedichte vertonte, 1827, im Alter von nur 33 Jahren!

Er hatte einmal gesagt:

… in der Tat führen meine Lieder nur ein halbes Leben, ein Papierleben, schwarz auf weiß … bis die Musik ihnen den Lebensodem ein­haucht, oder ihn, wenn er darin schlummert, herausruft und weckt.

Das tat Schubert. Müller und Schubert schufen ein unvergängliches Gesamtkunstwerk.

Doch auf seinem Sterbebett fragt Schubert am Vorabend seines Todes seinen Bruder Ferdinand:

Du, was geschieht denn mit mir?

Bei seinem Bruder Ferdinand hatte Schubert Zuflucht gefunden. Von dort schreibt er eine Woche vor seinem Tode am 12. November 1828:

Lieber Schober! Ich bin krank. Ich habe schon 11 Tage nichts gegessen u. nichts getrunken, u. wandle matt u. schwankend von Sessel zu Bett u. zurück … Wenn ich auch was genieße, so muß ich es gleich wieder von mir geben …

Als Todesursache wird Typhus angegeben. Ohne Zusammenhang damit und ohne Kommentar be-richten die Biografen daneben von einem Ereignis, das zumindest stark aufhorchen läßt:

Am 31. Oktober hat Schubert abends mit seiner Familie im Gasthaus „Zum roten Kreuz“ gesessen, wo der Wirt den Wein zu verfälschen pflegt, was dann bei Franz Schubert Kopfschmerzen verur­sacht, bei den andern nicht, so daß Schubert schon längere Zeit dieses Gasthaus gemieden hat. Der Bruder Ferdinand berichtet:

Da er nun … einen Fisch speisen wollte, warf er, nachdem er das erste Stückchen geges-sen, plötzlich Messer und Gabel auf den Teller und gab vor, es ekle ihn gewaltig vor dieser Speise, und es sei ihm gerade, als hätte er Gift genom­men.

Von diesem Augenblick an hat Franz fast nichts mehr gegessen und getrunken und bloß Arzneien eingenommen. Auch suchte er durch Bewegung in freier Luft sich zu helfen, und machte daher noch einige Spaziergänge.

Ob sein Leichnam seinem Wunsch gemäß in der Nähe Beethovens auf dem Währinger Friedhof begraben worden ist, muß leider aus zweierlei Gründen be-zweifelt werden.

1. Elly Ziese* führt aus:

Am 11. (November) legte er sich zu Bett. Die Symptome sind die gleichen wie bei Schiller …

Auch dieser mit Schubert vertraute Hausarzt wird – wie bei Schiller – mit einem fremden Arzt ausge-tauscht.

Stabsarzt Dr. Bering übernahm die „Behand-lung“, Ferdinand die „Pflege“. Schober wurde täglich benachrichtigt. Abkömmlich war er in dringenden Fällen; denn er kam zur Beerdi-gung …(!) (Über Ferdinand und Schober unten mehr!)

Am 17. wurde das Dilirieren „heftiger und anhaltender“.

Am 18. abends sagte er zu Ferdinand: „Du, was geschieht denn mit mir?“ (s.o.)

Am 19. 11. 1828, 3 Uhr nachmittags, starb Franz Schubert.

Er sah aus wie ein Schlafender.

 

Totenmaske Schuberts (Bild: docplayer.org)

In der Nacht vom 20. zum 21.11. hat Ferdi-nand einen langen eiligen Brief wegen der Beerdigung an den Vater geschrieben. Der Brief ist morgens 6 Uhr beendet. Aus der Nachschrift sieht man seine Erregung: Er meint, es brauchten „keine Flöre angeschafft zu werden“. Die Nachschrift ist dann durch-strichen.

Wahrscheinlich hat in dieser Nacht ein heim-liches Begräbnis zu St. Josef in Margarethen stattgefunden.

Das öffentliche Begräbnis war am 21.11.1828 nachmittags halb 3 Uhr: ein katholisches Be-gräbnis II. Klasse. Es sind zwei verschiedene Originalquittungen für das Begräbnis vorhan-den.

Das öffentliche Begräbnis mit Kerzen, Trägern, Institutsarmen usw. kostete 44 Gulden und ist quittiert von dem Pfarrer Johann Hayek in Währing am 22.11.1828.

Die andere Quittung ist unterschrieben von dem Konduktansager Balthasar Ausim in der Pfarrei St. Josef in Margarethen, auch am 22.11.2818.

Diese Beerdigung kostete 84 Gulden.

Der erste Biograf Schu­berts, Dr. Heinrich Kreißle von Hellborn, wundert sich in seinem Buch „Franz Schubert“, Verlag Carl Gerold’s Sohn, Wien 1865, wie Ziese weiter berichtet:

über das „Begraben“ in St. Josef und meint, es solle wohl „eingesegnet“ heißen. Dann hätte das Einsegnen also fast doppelt so viel geko-stet wie das ganze öffentliche Begräbnis …

Am 27.11.1828 wurde zu Schuberts Gedächt-nis in St. Ulrich das Requiem von Mozart ge-spielt (wie 1805 für Schiller!).

Soweit, so (un)gut. Doch:

Am 13.10.1863 wurden Schubert und Beethoven (auf dem Währinger Friedhof) ausgegraben.

Kreißle wörtlich:

Als nach der am 13. Oktober 1863 vorge-nommenen Ausgrabung der irdischen Reste von Beethoven und Schubert des Letzteren wohlerhaltener Schädel der Reinigung und Waschung unterzogen wurde, vermoch­ten die dabei anwesenden Ärzte und der die Wa-schung vollziehende Spitalsdiener sich des Erstaunens über die zarte, fast weibliche Organisation desselben nicht zu erwehren.

Wie auch bei Beethovens angeblichem Schädel fehlen die Überaugenwülste, die männlichen Schädeln allgemein eigen sind, Schuberts und Beethovens aber insbesondere kennzeichneten. Schindler, Beethovens Helfer, berichtet am 4. April 1827, also kurz nach Beethovens Tod, Ignaz Moscheles:

Noch muß ich Ihnen melden, daß der Toten-gräber von Währing, wo er begraben liegt, gestern bei uns war und meldete, daß man ihm mittels eines Billets, welches er zeigte, 1000 Gulden Konven­tionsmünze anbot, wenn er den Kopf von Beethoven an einem be-stimmten Ort deponierte. Die Polizei ist dieserhalb schon mit der Ausforschung beschäftigt.

Somit müssen wir in Erwägung ziehen, daß Beethovens Schädel das gleiche Schicksal erlitten hat wie Haydns**, und Schuberts Todes-Schicksal gar dem Lessings, Mozarts, Schillers und Nietzsches gleicht.

Schuberts Vertraute:

1. Bruder Ferdinand:

Ferdinand Schubert (Bild: Wikipedia)

Wie ist es zu erklären, daß der eigene Bruder klammheimlich in der Nacht den toten Franz Schubert – zittrig zwar – zu einer Beerdigung abholen läßt, zu der „keine Flöre“, also kein Schmuck, besorgt zu werden brauchten?

Einige Werke Schuberts, darunter die Messe in As-Dur, hat er als sein Werk aufgeführt. Franz hat ihm großmütig verziehen: 

Die Trauermesse gefiel Dir, Du weintest dabey und vielleicht bey dem nähmlichen Wort, wo ich weinte; lieber Bruder, das ist mir der schönste Lohn für dieses Geschenk …

Eine solche Güte und Großmut hindert Ferdinand aber nicht daran, die Messe nach dem Tode seines Bruders als sein Werk herauszugeben!

Ferdinand hatte stapelweise Notenhandschriften seines Bruders bei sich gebunkert, ehe 1838 glücklicherweise Robert Schumann darüber zukam und etliche Werke aus Staub und Unordnung rettete!

2. Franz von Schober:

Freimaurer und Jude Franz von Schober, der “gute” Freund Schuberts (Bild: Wikipedia)

Schober war ein Lebemann, dem die Freunde ein-deutige Liebesbriefe schrieben. Im Laufe der Jahre aber verwandelte sich die Liebe der meisten in Haß. Eines schönen Tages verführte er Schubert, zu einem selbst verfaßten Operntext die Musik zu schreiben.

Der Freund Spaun meldet von dem mißglückten Versuch Schuberts, mit einer Oper beim Publikum anzukommen:

Vogl ist gegen Schober sehr erbittert, … der Schubert mißbrauchte, um selbst aus Geld-schwierigkeiten herauszukommen und die Kosten zu bezahlen, die bereits den größten Teil des Vermögens seiner Mutter erschöpft haben. … sagt Vogl, daß Schobers Oper schlecht und ein vollständiger Fehlgriff sei und daß Schubert überhaupt auf falschem Wege sei.

Schubert selbst ging es nach dem Operndesaster ziemlich schlecht. Er schreibt an Spaun 1822:

Mir ging es sonst ziemlich gut, wenn mich nicht die schändliche Geschichte mit der Oper so kränkte …

Gedenken wir zum Schluß Schuberts mit seinen heute mehr denn je zutreffenden Worten:

Franz Schubert (Bild: Lethbridge Public Library I)

O Phantasie, bleibe noch bey uns, wenn auch von Wenigen nur anerkannt und verehrt, um uns von jener Aufklärung, jenem Gerippe ohne Fleisch und Blut, zu bewahren.

Marie Pachler, die hochbegabte Schülerin Beethovens und nun Förderin Beethovens und Schuberts:

Schubert war so freundlich, so mitteilend … wie er von der Kunst sprach, von Poesie, von seiner Jugend, von Freunden und anderen bedeutenden Menschen, vom Verhältnis des Ideals zum Leben … Ich mußte immer mehr erstaunen über diesen Geist, dem man nachsagte, seine Kunstleistung sei so unbewußt, ihm selbst oft kaum offenbar und verständlich und so weiter. Und wie einfach das alles …

Der treuherzige, gutgläubige, vertrauende Schubert fiel einer Welt des Bösen zum Opfer. Mit seiner herrlichen Musik aber ist er unsterblich.

__________________

Anmerkungen

* Ziese, Elly, Schuberts Tod und Begräbnis in der ältesten Darstellung, Gotland Verlag Großdeuben (Sachsen), o.J.
** Bei der Exhumierung Haydns wurde entdeckt, daß der Schädel fehlte!
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KW
KW
2 Jahre zuvor

Ich habe gerade in der Autobiographie von Wilhelm II gelesen, daß sich Gott bei uns durch große Persönlichkeiten offenbart. Anscheinend hat uns Gott zu gegenwärtigem Zeitpunkt verlassen, denn es gibt gegenwärtig nichts Schönes in der Kunst. Selbst die Architektur ist pottenhäßlich und überall gleich. Gestern hatte ich ein Gespräch mit zwei 13 Jährigen, die bedauerten, daß es in letzter Zeit mit Erfindungen nicht weit her ist. Alles wird nur noch perventiert, z.B., wie sie kürzlich erlebten, Gummistiefel mit Zitronengeruch. Ich ergänzte, die Art der technischen Geräte, kleiner, flacher, mit mehr Funktionen, aber Neues gibt es seit Jahren nicht. Die Welt steht seit Jahren still. Und wartet. Auf was?

Waffenstudent
Waffenstudent
2 Jahre zuvor

Das Oberthsche Gesetz — Hermann Oberth war Physiker

Eine gute Gelegenheit, sich an das Oberthsche Gesetz zu erinnern, das wir täglich verwirklicht sehen:

“Im Leben stehen einem anständigen Charakter so und so viele Wege offen, um vorwärtszukommen. Einem Schuft stehen bei gleicher Intelligenz und Tatkraft auf dem gleichen Platz diese Wege auch alle offen, daneben aber auch noch andere, die ein anständiger Kerl nicht geht. Er (der Unanständige) hat daher mehr Chancen, vorwärtszukommen, und infolge dieser negativen charakterlichen Auslese findet eine Anreicherung der höheren Gesellschaftsschichten mit Schurken statt. Das ethische Durchschnittsniveau einer Gesellschaftsschicht wird umso schlechter, je besser und einflußreicher sie gestellt ist. Nur dieser Umstand vermag die Tatsache zu erklären, warum die Welt nicht schon seit mindestens fünftausend Jahren ein Paradies ist.“ („Oberthsches Gesetz“ aus Oberth, H.: Wählerfibel für ein Weltparlament, Feucht 1983, S. 52)

Hermann-Oberth-Museum lädt ein – Siebenbuerger.de
https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/19948-hermann_oberth_museum-laedt-ein.html

Der Begründer der deutschen Weltraumforschung Hermann Oberth war Donauschwabe!

Es gab zu Hermann Oberths Zeit nur die Deutsche Weltraumforschung, insofern war er Begründer der gesamten weltweiten Weltraumforschung!

Oberth, Hermann | Biographien im Austria-Forum
https://austria-forum.org/af/Biographien/Oberth%2C_Hermann

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