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Es ist schon wieder recht still geworden

um die tausendfachen Mißbrauchsfälle, verübt von Priestern, Lehrern, Laien an Kindern und Jugendlichen in kirchlichen und anderen christlichen Einrichtungen. Von gerichtlichen Strafverfolgungen seitens des Rechtsstaates erfuhr man nichts, die Kirche verfügt nach wie vor über eigene, interne Gerichtsbarkeit. Dabei handelt es sich um schwerste, traumatisierende Verbrechen, und die Gesichter der Täter gehörten – jedenfalls nach rechtsstaatlichem Empfinden – der Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Es geschah nicht, die Täter sind durch die geringe Verjährungsfrist von 10 Jahren geschützt, und so blieben die Vorgänge im Unanschaulichen,  Abstrakten verborgen.

Doch jetzt – im Juli 2013 – erschien bei Knaur eine aufwühlende Darstellung, die unter die Haut geht. Den Lesern wird

die Ungeheuerlichkeit von Kindesmißbrauch

in einer Deutlichkeit vor Augen führt, die das Gelesene nicht mehr vergessen läßt. Christina Krüsi ist es – mit Hilfe von Gudrun Ruttkowski – gelungen, ihre grauenhaften Kindheitserlebnisse in einem Missionsdorf mitten im bolivianischen Urwald und ihre darauf folgenden Traumata aufzuarbeiten und in ihrem Buch “Das Paradies war meine Hölle” literarisch gekonnt und äußerst spannend niederzulegen.

“Guten Tag, ich bin die Wahrheit.”

“Verschwinde, Wahrheit, geh woandershin! Ich kann dich nicht ertragen. Du bist mir zu schwer, zu häßlich, abscheulich, ekelhaft und dunkel. Verschwinde!”

Trotz aller Gegenwehr wußte ich intuitiv, daß mir eine Entscheidung bevorstand. Mein Körper war nicht mehr bereit, mein bisheriges Schweigen zu akzeptieren. Das Maß war übervoll. Die Wahrheit ließ nicht locker. Höllische Angst stieg in mir auf. Angst, die mich jahrelang gelähmt hatte, tobte auf einmal in meinem Kopf.

“Ich kann nicht sprechen! Ich kann die Verbrecher nicht verraten. Ich kann nicht gegen sie aussagen. Sie werden sich rächen!” Da war ich mir sicher. Packte ich aus, brachte ich meine Familie damit in Gefahr – meine Kinder, das Liebste, das ich hatte.

Sie fiel in Ohnmacht, und als sie aufwachte, wollte sie sprechen, ihr Mund öffnete sich, doch kein Wort kam über ihre Lippen.

Panik hatte mich erfaßt – dieses Gefühl war mir nur allzu gut bekannt. Meinen Körper konnte ich kaum mehr spüren, es war, als schwebte ich nach Hause. Meine Zunge begann, sich in meinem Mund hin und her zu bewegen. Wie früher, als ich als Mädchen in meiner Geheimsprache mit mir selbst gesprochen hatte, ohne dabei einen Laut von mir zu geben. Damals, als ich es nicht gewagt hatte, laut zu sprechen.

Ein heftiger Migräneanfall folgte.

Ich wagte es nicht, meinem Mann die Wahrheit zu sagen.

Kurz zuvor hatte sie Gudrun kennengelernt. Die hatte vor einem Selbstbildnis Christinas gestanden und lachend – hellsichtig – festgestellt, daß das Bild eigentlich nicht Christina, sondern eine Andere darstelle. – Ob Gudrun etwas ahnte?

Lange wog ich ab, überlegte hin und her und entschied mich dann, ihr mein so gut gehütetes Geheimnis anzuvertrauen.

Und nun folgt der bedeutungsschwere Satz, der zeigt, mit welchem zweiten Kindheitsmißbrauch sie sich herumquälte: mit den christlichen Glaubenssuggestionen, die sie in Bann hielten. Gudrun wollte sie vertrauen,

vielleicht, weil sie nicht viel mit Religion zu tun hatte – denn diese war ein Teil meines Geheimnisses.

Gudrun Ruttkowski schildert in ihrem Nachwort Christinas Vulkanausbruch:

Wir wollten … zum Tanzen fahren. Als ich sie abholen kam, fand ich sie alleine völlig aufgelöst und schreiend in der kleinen Küche vor. Ich wußte mir nicht anders zu helfen, als sie in den Arm zu nehmen und festzuhalten. Eine ganze Stunde standen wir so zwischen Herd und Spülmaschine, eine Stunde, in der sie schrie und schrie und nicht in der Lage war, mir zu erzählen, was los war. Dann erst beruhigte sie sich langsam und beschrieb mir unter großer Anstrengung in abgehackten Sätzen eine der vielen Greueltaten aus ihrer Kindheit. Sie hatte sie soeben in einem Flashback (Wiedererleben) nochmals durchlebt. Christina war fix und fertig, das Gesicht aufgeschwollen, die Stimme fast nicht mehr hörbar, entsetzt über die heftigen Emotionen und mit den Nerven am Boden. Wir setzten uns, ihr Atem wurde langsam ruhiger. Dann erzählte sie mir den Vorfall nochmals, ganz genau in allen Einzelheiten.

Es war eklig, eklig und abstoßend, was ich da zu hören bekam …

In der nächsten Zeit offenbarte Christina ihrer Freundin Stück für Stück, was sie als Bürde aus der Kindheit in sich trug.

Ich konnte die Mißbräuche nur in kleinen Portionen wiedergeben, alles andere überstieg meine Kraft … Gudrun hörte mir nach wie vor zu, stundenlang, nächtelang. Ihr konnte ich alles erzählen – ohne Angst. Die Emotionen schwappten ungehindert an die Oberfläche, wurden von Gudrun abgeholt und gehört. Genau das brauchte ich: jemanden, der mir bedingungslos und geduldig zuhört.

Obwohl ich nach außen recht gut funktionierte, war es die Zeit des totalen Zusammenbruchs …

Für ihren Vater hatte der Morgen stets mit dem Bibellesen begonnen, und so hatte sich der fromme Mann mit seiner ebenso frommen Frau

von Gott berufen gefühlt,

Wohnhaus der Familie Krüsi in San Lorenzo (Foto dem Buch entnommen)

den armen Heiden im Urwald den wahren Glauben zu vermitteln, um ihnen den Weg freizumachen, in den Himmel zu kommen.

Zunächst landete die Familie in San Lorenzo, wo sie – nicht anders als die Eingeborenen, das große indianische Volk der Chiquitanos – in zivilisationsfernen Verhältnissen lebten.

Unser Haus stand in der Nähe der Dorfgemeinschaft von dreizehn Familien in San Lorenzo. Dort fühlte ich mich geborgen und geschützt.

Die kleine Christina im Paradies mit ihrer Freude an den exotischen Früchten (a. a. O.)

Die kleine Christina im Paradies mit ihrer Freude an den exotischen Früchten (a.a.O.)

Meine Eltern nahmen uns auf Reisen durch das Indianergebiet mit. Wir erlebten Abenteuer und wuchsen im Einklang mit der Natur auf …

Die Eltern suchten – wie auch andere Missionare – im Urwald nach Indianerstämmen, von denen sie deren Sprache lernen und alphabetisieren wollten, um die Bibel in diese Indianersprache zu übersetzen, eine Arbeit, die mit großem Pflichtgefühl ihrem Gott gegenüber eingehend und zeitaufwendig betrieben wurde.

Tumi Chucua (a.a.O.)

Doch bald übersiedelte die Familie nach dem Dorf Tumi Chucua, der “Basis”, die mehr Bequemlichkeit für die Bewältigung des Alltags bot und von wo aus die “Missionarspioniere” ihre Erkundungsreisen unternahmen.

Von außen gesehen, war es das Paradies schlechthin. Der Blick über das glitzernde Wasser auf die langgestreckte Insel mit der untergehenden Sonne, wenn Himmel und Wasser sich rot, gelb und blau färbten, prägte sich unvergeßlich in meine Erinnerung ein.

… Viele tatkräftige Menschen aus etlichen Nationen lebten für ein gemeinsames Ziel an diesem Ort: Sie folgten dem Ruf ihres Gottes.

Sie waren Mitglieder der Missionsgesellschaft Wycliffe.

… Aber es gab noch etwas, das wie ein Krebsgeschwür im Innern der Organisation zu wuchern begann. Das Gemeinschaftsgefühl, als wären wir eine große Familie, ließ eine gewisse Unbekümmertheit auf der Basis entstehen. Doch gerade dieses familiäre Vertrauen diente einigen Missionaren als Grundlage für ihre heimlichen Machenschaften. Die Leidtragenden waren die schwächsten Mitglieder der Organisaion: wir Kinder.

Und so begann für die 6-jährige Christina und weitere Kinder ein Martyrium ohnegleichen.

Krüsi beschreibt einige grausige satanistische Szenen, in deren Finsternis die armen, allen Schutzes beraubten, schreck- und angsterstarrten kleinen Kinder den Tätern unter Todesdrohungen ausgeliefert waren, die sie schändeten und ihnen einredeten, “Auserwählte” zu sein, sprich durch Angstneurosen zum Schweigen gebrachte Sexsklaven, die sie während eines Rituals brandmarkten, so daß sie jederzeit von jedermann als Freiwild zum jederzeitigen Gebrauch erkennbar waren.

Sie ließen sie teilnehmen an der Tötung eines weiblichen Säuglings, dessen Blut zu trinken sie sie zwangen.

Nirgends fanden die Kinder Schutz, nirgends Trost. Denn mit niemandem durften sie sprechen, auch untereinander nicht. Sich den Eltern zu offenbaren, wagte Christina nicht, weil sie glaubte, was die Täter den Kindern eingetrichtert hatten: Die Eltern würden ihr erstens nicht glauben, und sie würde sich zweitens furchtbar schuldig machen. Denn wenn die Eltern von den Geschehnissen erführen, wären sie in ihrer so wichtigen Missionarsarbeit aufgehalten, die Indianer lernten das Christentum nicht kennen und müßten deshalb nach dem Tode in der Hölle braten.

Der Schulleiter gab sich als Beschützer und verging sich an ihr, regelmäßig, nicht anders als andere “Vertrauenspersonen” und geheime Satanisten. Allmählich breitete sich das angemaßte “Recht” des Mißbrauchs unter der männlichen, auch jugendlichen Einwohnerschaft des Missionarsdorfes aus, so daß Christina allmählich nicht mehr wußte, vor wem alles sie sich in Acht nehmen müsse. Nicht nur einer griff zu Betäubungsmitteln, und die Kleine ahnte nach dem Aufwachen aus der Ohnmacht beim Anblick des Blutes, das ihr an den Beinen herablief, was mit ihr geschehen war.

"Nur mit meinem geliebten Fahrrad konnte ich den Peinigern entkommen" (a.a.O.)

"Nur mit meinem geliebten Fahrrad konnte ich den Peinigern entkommen" (a.a.O.)

Das Fahrrad, das sie geschenkt bekommen hatte, wurde zu ihrem Heiligtum, denn mit ihm gelang es ihr oft, in rasender Fahrt den Verfolgern, die überall lauerten, zu entkommen.

Die Religion der Schuldbeladenen

Ihre mit Beten, Bibelübersetzen und anderem, ihrem Gott angeblich wohlgefälligem Tun beschäftigten Eltern erkannten die Not ihres Kindes nicht. Die Mutter wunderte sich nur:

Was ist nur los mit dir, Christina, du kaust Fingernägel, machst in dein Bett und stotterst nur noch.

Ein Lichtblick war Miss Lilly:

Mit Engelsgeduld nahm sie sich meiner Leseschwäche an. Nachdem ich in der Schule immer schlechter geworden war, hatten meine Eltern sie um Hilfe gebeten.

Aber auch dieser guten Fee wagte sie ihr Geheimnis nicht anzuvertrauen, nicht einmal nach ihrem Selbstmordversuch, aus dem Miss Lilly sie gerettet hatte. Am Abend betete sie im Kreise ihrer (immer noch?!) ahnungslosen Familie:

Lieber Herr Jesus! Wir danken dir für den Tag … Wir danken dir, daß du immer für uns sorgst …

In der Sonntagsschule hatte sie gelernt,

daß wir Menschen von Grund auf schlecht seien und darum die Erlösung durch Jesus Christus bräuchten.

Christina fühlte sich schuldig, als Kind und weiterhin als Erwachsene:

Meine Eltern, die Mission, Gott – ich entschuldigte einfach alle, außer mich selbst. Die Schuldfrage ließ mich ständig in ihre Falle tappen. “Ich bin selber schuld, an allem.” Die Drohungen und Schuldzuweisungen meiner Peiniger hatten sich tief in mein Gedächtnis eingegraben.

Niemand konnte helfen, am wenigsten die Teufelsaustreiberin. Christina begriff mehr und mehr, daß ihre Erlösung nicht von außen, auch nicht von dem ihr suggerierten Bild eines Gottes kommen konnte, sondern nur aus ihr selber. Als Kind im Missionarsdorf hatte sie sich mit selbsterdachter Geheimsprache, Geheimschrift, stummen Zungenbewegungen im Mund und mit Malen vor dem seelischen Ersticken bewahrt. Als Erwachsene gelang es ihr nach und nach, sich von den eingetrichterten Glaubensdogmen zu befreien, auch von der ihr aufgenötigten Rolle als Frau.

Ihr Weiber macht uns Männern das Leben schwer, ihr Schlangenbrut!

schrie einer ihrer Peiniger nach seiner Vergewaltigung das Kind an und jagte es haßerfüllt aus der Lehmhütte. Später, als die Familie in die Schweiz zurückgekehrt war, warnte ihre Mutter sie:

Ihr müßt aufpassen, denn hier in der Schweiz sind nicht alle Leute Christen, so wie in Tumi Chucua. Nehmt euch in Acht, es gibt viele Wölfe im Schafspelz. Das sind Menschen, die Gott nicht fürchten und euch Böses tun könnten!

Christina schloß daraus:

Nichtchristen waren offensichtlich noch viel gefährlicher als Christen! … Bei unserem Schlußgebet bat ich laut darum, daß Gott mich vor diesen bösen Nichtchristen beschützen solle.

Aber gerade im kirchlichen Bereich lauerte Gefahr:

… gegen die regelmäßigen Kirchgänge sträubte ich mich innerlich immer mehr. Kaum hatte ich Anschluß in der Jugendgruppe gefunden und mich mit einigen Mädchen angefreundet, merkte ich, daß ich auch hier nicht sicher vor neuen Tätern war.

Sehr bald erfuhr sie von der Vergewaltigung eines jungen Mädchens.

Eigentlich sollte ich nicht darüber reden, denn die Gemeinde hat mir verboten, öffentlich darüber zu sprechen,

offenbarte ihr das Mädchen.

Ich war schockiert … über das Ausmaß und die Brutalität der Mißbräuche, von denen sie erzählte. Obwohl die Ältesten der Kirche alles wußten, hatte sich keiner um die Opfer gekümmert, es hatte keine Wiedergutmachung, keine professionelle Therapie und keine Strafverfolgung gegeben. Das machte mich wütend, hatte ich doch geglaubt, daß wenigstens in der Schweiz in den christlichen Kreisen Gerechtigkeit siegen würde.

Der Vergewaltiger des jungen Mädchens blieb unbehelligt in der Kirche tätig. Und der Jugendgruppenleiter predigte den jungen Menschen:

Es wird euch Unglück bringen, wenn ihr vor der Ehe die Sexualität ausübt, ja es ist eine Todsünde … Im geschützten Rahmen einer Ehe soll sich die Frau dem Manne unterwerfen. Das bedeutet, daß sie ihm jederzeit zur Verfügung stehen soll. Habt ihr gehört, ihr schönen Frauen, ihr müßt die Männer nicht lieben, sie nur achten! … Ihr Frauen! Ihr habt das Glück, geliebt zu werden. Eure Männer müssen euch lieben und versorgen, also haben sie es viel schwieriger als ihr, die ihr euch nur unterwerfen müßt.

Ich konnte die ewige Leier von Vergebung, Verzeihen und Versöhnen nicht mehr hören.

Die Täter liefen unbehelligt herum, aber die Opfer wurden mit Bibelworten bedrängt und bedroht:

“Wer anderen nicht von Herzen vergibt, dem wird auch Gott nicht vergeben.” … Einige Opfer waren invalid und unfähig, ein normales Leben zu führen. Viele dieser Frauen und Männer brachten es trotz des Leids, das ihnen zugefügt worden war, nicht fertig, sich von ihrer Kirche zu lösen. Aus Angst und Scham bezahlten sie weiterhin ihren Zehnten, wie es in der Bibel geschrieben steht, und unterstützten indirekt das System, die Täter und die Leiter der Gemeinden.

Der Kirche war es offensichtlich weniger um selbstgelebte Nächstenliebe zu tun als viel mehr um ihren Machterhalt. Christina hatte inzwischen geheiratet und zwei Söhne geboren. In Afrika wollte das Ehepaar – zwar sehr viel bescheidener als die Eltern – der Mission, “dem Werk Gottes, dienen”. Statt dessen erlebten sie, wie sie sich innerlich immer mehr von der Kirche und ihren Vorschriften entfernten:

Mit der Zeit verstand ich, daß ich für mein Leben und was ich daraus machte, selbst verantwortlich war. Der Einfluß meiner religiösen Erziehung schrumpfte, meine innere und äußere Freiheit wuchs. Immer öfter dachten wir darüber nach, ob wir auch ohne Kirche leben konnten.

Als sie – den grausamen Massakern eines Bürgerkrieges entflohen – wieder in der Schweiz gelandet waren, fanden sie weder in der Kirche noch bei Wycliff Verständnis für ihre Rückreise:

“Hat Gott euch befohlen zurückzukommen?”, fragten sie uns … Enttäuscht von den Reaktionen, aber um etliche elementare Ängste erleichtert, gaben wir bei der Missionsorganisation und unserer Kirche den Austritt bekannt …

Langsam bauten wir unser neues Leben ohne Kirche auf … Meine dogmatische Erziehung konnte ich aber nicht so leicht abschütteln, ich litt noch lange unter enormen Gewissensbissen. Würde ich trotzdem in den Himmel kommen? Tat ich meinen Kindern unrecht, sie ohne Kirche aufwachsen zu lassen?

Überall wurde sie wegen ihres Kirchenaustritts bedrängt.

Auch wenn sich manchmal leise Zweifel einschlichen, so war ich mir in einem Punkt ganz sicher: So, wie wir nun lebten, waren meine Kinder am besten vor sexuellen Übergriffen geschützt. Denn von solchen wußte ich auch in den Schweizer Gemeinden inzwischen zur Genüge.

Und zu einer weiteren Befreiung half sie sich: zur Befreiung aus ihren Schuldgefühlen. Wer war denn tatsächlich schuldig? Sie? Nein! In großen Buchstaben schrieb sie auf ein Blatt Papier:

DIE TÄTER TRAGEN VON NUN AN DIE VOLLE VERANTWORTUNG FÜR IHR HANDELN, ICH BIN FREI VON ALLER SCHULD!!

"Im Frühjahr 2013 zusammen mit meinem Mann Roland sowie meinen Söhnen Raphael und Timon - sie standen mir bei, als ich den schmerzhaften Prozeß der Aufarbeitung durchmachte." (a.a.O.)

Die eigene innere Befreiung aber gelang erst mit der

Entscheidung, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.

Ich hatte mich entschieden, sie ganz genau anzusehen, ihren Ekel und ihre Wucht in mir gespürt und war nicht vor ihr davongelaufen. Ich hatte trotz größter Panik immer wieder der Angst ins Gesicht geblickt, mich aus meiner Hölle befreit. Diese Hölle war nichts anderes als meine geballten Ängste. Ich war nicht vor meinen Ängsten davongerannt, sondern hatte sie akribisch Stück für Stück seziert.

Und wichtig:

Ich bin dankbar dafür, daß ich meinen Glauben wiedergefunden habe. Nicht den, der mir als Kind gepredigt wurde, sondern meinen Glauben an Hoffnung und Liebe.

In ihrem Vorwort zum Buch bezeugt denn auch Gudrun:

Sie ist heute gesund, lebt in einer glücklichen Partnerschaft, weiß ihre Familie hinter sich, ist finanziell frei, beruflich erfolgreich und strahlt inneren Frieden aus. Ein großes Anliegen, für das sie sich engagiert, ist der Schutz aller Kinder vor Gewalt und Mißbrauch.

Das atemberaubende Buch soll dazu beitragen. Die Taschenbuch-Ausgabe kostet 9,99 Euro. Ihr ist weiteste Verbreitung zu wünschen.

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Ingo Bading, M.A.
10 Jahre zuvor

Diese Missionsgesellschaften da in Südamerika begehen schon für sich seit Jahrhunderten Verbrechen an den “missionierten” Indianervölkern.

Das wird schon seit Jahrzehnten sehr effizient organisiert und finanziert von verbrecherischen Klügeln aus New York und anderwärts, die am Christentum selbst gar nicht mehr interessiert sind. Das wird ja in vielen Büchern seit Jahrzehnten scharf kritisiert, das Treiben dieser “Missionsgesellschaften”. Von fast allen ernsthafteren Leuten, die sich für den Erhalt der Kultur der Naturvölker einsetzen. (Auch vom Leiter der Indianerbehörde in Brasilien beispielsweise.)

Aber daß in diesen Gesellschaften (“auch”) intern Satanismus praktiziert wurde – extern ja sowieso, indem die bisherigen “Götter” der Indianer zu Teufeln erklärt werden -, ist ein wichtiger Punkt und sicherlich für die meisten Menschen, die mit dieser Thematik befaßt sind, völlig neu.

Aber in dem Buch “Vater unser in der Hölle” sind es AUCH gerne fundamentalistischere, freikirchliche Organisationen, die Überlebenden rituellen, satanistischen Mißbrauchs “Hilfe” anbieten, die aber allzu oft auch kooperieren mit satanistischen Logen.

Auf einem christlichen Internetportal erscheint ein sachlicher Artikel zu diesem Buch, Satanismus wird darin aber nicht erwähnt!:

http://www.livenet.de/themen/gesellschaft/international/amerika/239695-wycliffe_antwortet_auf_anschuldigungen.html

All das ist sicherlich ein weiteres wichtiges Mosaikteilchen, um insbesondere auch den Satanismus in freikirchlichen Zusammenhängen besser zu verstehen. Da gibt es auch sonst wohl noch viele Dinge zu klären!

Ingo Bading, M.A.
10 Jahre zuvor

Ach, ich sehe erst jetzt:

Das “Summer Institute of Linguistics” ist ja DIE Missionsgesellschaft schlechthin, die so viel Kritik auf sich gezogen hat. Auch der schätzenswerte Autor des Buches “Das glücklichste Volk der Welt”, der renommierte Sprachforscher Daniel Everett, ging ja aus diesem Institut hervor.

Nur im Literaturabschnitt wird auf der deutschen Wikipedia-Seite zu diesem Institut auf “Kritik” hingewiesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/SIL_International

Auf dem englischen auch im Text selbst:
http://en.wikipedia.org/wiki/SIL_International

Dieses Institut ist meines Erachtens eine einzige riesige große Verbrecher-Organisiation. Sie betreibt ganz gezielt und perfide Völkermord. Daß die intern Satanismus betreibt, paßt MEHR als ins Bild!!!!!

Helmut Wild
Helmut Wild
10 Jahre zuvor

Wie koennen es diese Fanatiker wagen, ihren religioesen Schwachsinn anderen Voelkern aufzudraengen! Kein Wunder, dass sich Satanisten in diesen Organisationen eingenistet haben.

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