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Fortsetzung von Teil 1

Erste Erfolge

Ab 1830 erschien in diesem Kreis auch der 20-jährige Robert Schumann. Da war Clara 11 und hatte 2 Jahre zuvor bereits ihren ersten Auftritt im Gewandhaus bestanden. Die Presse schrieb von „größten Hoffnungen“, zu denen Clara Anlaß gebe.

In Dresden dann 2 Jahre später erfüllte die Elfjährige diese Hoffnungen bereits, wenn auch noch in nichtöffentlichen Konzerten.

Clara Wieck (12)

Clara Wieck im Alter von 13 Jahren in Paris. Porträt von Eduard Fechner, 1832, Robert-Schumann-Haus, Zwickau (Reich)

Vater und Tochter wurden überall hin eingeladen. Clara  entzückte die Dresdner, und Vater sonnte sich in den Belobigungen seiner Erziehungsmethoden.

Doch Angebote zu öffentlichen Auftritten Claras schlug er aus. Er wollte Clara als Persönlichkeit und Künstlerin noch Zeit zur Reifung lassen. Sehr „nobel“, wie man mit Recht fand. Er befürchtete auch, Clara könnte mit den Komplimenten und Geschenken seelisch in die falsche Bahn gelenkt werden und schrieb in einem Brief:

Merke ich etwas nachteiliges, so reise ich gleich ab, damit sie wieder in die bürgerliche Ordnung komme. Denn ich bin zu stolz auf ihre Anspruchslosigkeit und verkaufe dieselbe um keine Ehren der Welt.

Und seiner geschiedenen Frau erzählte er, Clara und er seien das allgemeine Stadtgespräch in Dresden:

Auf Klara wirkt es aber durchaus nur vorteilhaft, denn sie spielt mit einem Selbstvertrauen, wie nie und ist und bleibt übrigens die Alte.

Ihr erstes Solokonzert fand am 8. November 1830 im Leipziger Gewandhaus statt, ein Virtuosenkonzert, wie es nach Meinung Wiecks vom Leipziger Publikum erwartet wurde. Die Allgemeine musikalische Zeitung bejubelte denn auch Clara, die

elfjährige Tochter des hiesigen Hrn. Pianoforte-(-und Physharmonica-)-Händlers und erfahrenen Lehrers des Pianoforte.

Nun befand Wieck Clara reif für Paris. Clara studierte neue Werke ein und paukte Französisch. Ende September 1831 ging dann die Reise in der Kutsche los.

In vielen Städten, die auf ihrem Weg lagen, trat Clara auf, so auch in Weimar. Hier spielte sie in Privathäusern, so auch bei Hofe und zweimal bei Goethe, der meinte:

Das Mädchen hat mehr Kraft als sechs Knaben zusammen,

und sie mit einer Medaille auszeichnete, auf der sein Bildnis und die eingravierte Inschrift

Der kunstreichen Clara Wieck

zu sehen waren. Die Kritik der Allgemeinen musikalischen Zeitung hört sich so an:

Die noch so junge Künstlerin erntete schon in dem ersten Stücke den rauschendsten Beyfall, der in den folgenden bis zum Enthusiasmus stieg. Und wirklich ist die große Fertigkeit, Sicherheit und Kraft, mit der sie auch die schwierigsten Sätze leicht und spielend vorträgt, weit mehr aber noch das Geist- und Gefühlvolle ihres Vortrags, der kaum etwas zu wünschen übrig lässt, höchst bewundernswürdig.

Der Hauslehrer des Herzogs von Weimar schrieb in einem Brief:

Wir haben die kleine Wieck aus Leipzig gehört, sie ist ein wahres Wunder; zum ersten Male in meinem Leben überrasche ich mich dabei, über ein frühreifes Talent in Begeisterung auszubrechen: vollendete Ausführung, makelloser Takt, Kraft, Klarheit, und Schwierigkeiten aller Art mit Glück gemeistert – das nenne ich eine Seltenheit bei Virtuosen jedes Alters.

Dennoch kommt dergleichen heutzutage gelegentlich vor, und hätte die kleine Clara nicht mehr geboten als das, so hätte ich sie eine sehr beachtliche Spielmaschine genannt, und wäre dabei kalt geblieben wie ein Marmorbild. Aber sie ist eine Musikerin, sie fühlt, was sie spielt, und weiß es auszudrücken; unter ihren Fingern erlangt das Klavier Farbe und Leben; man wird von ihr unwillkürlich gefesselt, und fällt sie nicht vorzeitig irgendeinem Gemütsleiden anheim, so wird sie keiner besonderen Schönheit bedürfen, um eine verlockende Sirene zu werden.

Das arme Kind! sie sieht so unglücklich und leidend aus, daß es mich betrübt; doch vielleicht verdankt sie ja dieser Neigung zur Melancholie einen Teil ihres schönen Talentes; schaut man von nahem in das Antlitz der Musen, so wird man immer die Spuren von Tränen finden.

Paris, das große Reiseziel, enttäuschte indes. Das Französisch der beiden war unzulänglich. Wieck stieß ab, daß man in der damaligen Welt-Musikhauptsstadt nur auf den äußeren Schein aus war. Die dortigen Musikgrößen gaben sich zwar liebenswürdig, aber taten nichts für sie. Ein öffentliches Konzert in großem Rahmen kam nicht zustande.

Der strenge Vater

Die Einnahmen der Konzerte für sich zu behalten, hielt Wieck für sein gutes Recht. Denn was Clara leistete, meinte er, sei sein Werk.

Nach einem Konzert bekam sie z. B. 8 Groschen. Ansonsten erhielt sie gelegentlich kleine Geldbeträge als „Belohnung“ für besonders gutes Klavierspiel, wobei zu bedenken ist, daß das Geld ja aus den Einnahmen ihrer Konzerte stammte!

Ihren Unterricht bei weiteren Lehrern mußte sie aus diesem kärglichen Taschengeld selbst bezahlen. Als sie 1839, weil sie Robert Schumann heiraten wollte, die Herausgabe der Tausende einbehaltener Taler forderte und Wieck sie ihr verweigerte, fiel ihr wohl erstmalig auf, daß sie

einfach nur ausgebeutet worden war von einem Vater, dem sie Liebe und Vertrauen entgegengebracht hatte. (Reich)

Das Leben ersparte ihr schon hier keine Härte. Aber es kam noch schlimmer:

Als sie darauf bestand, Robert Schumann zu heiraten, ließ Wieck sie wissen, daß sie ihm sogar Geld für ihre Ausbildung schuldete. Außerdem verlangte er, sie solle ihre Einkünfte mit ihren Brüdern und den anderen Familienmitgliedern teilen … Selbst als ihre Heirat per Gerichtsbeschluß genehmigt und das Aufgebot bestellt worden war, gab Wieck die Einnahmen aus ihren Konzerten nicht heraus. Clara war gezwungen, Klage einzureichen … (Reich)

Was wäre der Vater ohne sie gewesen? Wie belebte sie durch ihre Kunst seinen Musikalienhandel! Wieviel Schüler warb sie dem Vater durch ihr Können! Durch sie konnte er auf Tournee gehen, berühmte Musiker persönlich kennenlernen, mit den Reichen und Aristokraten verkehren.

Clara Wieck (15)

Clara Wieck im Alter von 16 Jahren in Hannover. Auf dem Klavier der 3. Satz ihres Konzertes op. 7. Lithographie von Julius Giere, um 1835, Robert-Schumann-Haus, Zwickau (Reich)

Mit 15 Jahren hatte Clara begonnen zu rebellieren, sich auch gegen ihren Vater zu widersetzen. Der Freiheitsdrang der Pubertät brach durch. Wieck lamentiert:

Clara ist jetzt sehr oft so unbesonnen, herrisch, voller unvernünftigem Widerspruch, nachlässig, im höchsten Grade unfolgsam, grob, eckig, ungeschliffen, ungeheuer faul, eigensinnig eitel auf Lumpen … sie hat nicht das geringste Interesse mehr für die Kunst, und Zeit zum studieren gar nicht, da sie erst um 9 Uhr aufsteht halb 11 fertig ist …

Das mußte sein, wenn sie sich zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickeln sollte. Doch bald hatte sie sich wieder gefangen. Die Musik bedeutete ihr alles.

Fortsetzung folgt

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