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Obama-Jubel

Wer will da schon Spielverderber sein?

Bei Barack Obamas Vereidigung schlug die Obamamanie hohe Wellen. Milliarden Menschen dieser Erde, vor allem natürlich die US-Amerikaner, feierten Barack Obama wie den Messias, der sie von den Folgen ihrer Sünden erlösen wird.

Den Afro-Amerikanern und allen Schwarzen dieser Welt gönne ich von Herzen die tiefe Genugtuung, die sie durch die Wahl des dunkelhäutigen Präsidenten einer “Weltmacht” erfahren. Sie können von ihrem Standpunkt aus wahrhaftig ein historisches Ereignis feiern.

Wer ist so unempfindsam gegenüber dem Charme dieses charismatischen Mannes, sich mit den begeisterten Massen nicht mitzufreuen! Ohne – vielleicht typisch deutsch – das Haar in der Suppe suchen zu wollen, stoßen mir

als einer überzeugten deutschen Demokratin

dennoch einige Systemfehler auf, die zu einer Demokratie nicht passen:

  • Wie verträgt es sich mit einer freiheitlichen Rechtsordnung, wenn der Präsident eines multikulturellen und -religiösen Staates sich auf die Bibel vereidigen läßt? In den USA leben 15,6 % Menschen, die den auf der Bibel beruhenden Weltreligionen nicht anhängen. Im Hinblick auf die Gedanken- und Glaubensfreiheit hat sich das Staatsoberhaupt wie überhaupt der Staat religionsneutral zu verhalten. (Foto: AFP)
    • Das gleiche gilt für den Kirchgang des Präsidentenpaares, der zum staatlichen Vereidigungs-Zeremoniell gehörte. Es sei dem Paar unbenommen, seine Religion zu bekennen und auszuüben. Bei einem Staatsakt aber hat sie nichts zu suchen.
    • Die Mithilfe der Medien beim Umschwung der Sympathien – in der Zeit des Wahlkampfes – weg von Hillary Clinton hin zu Barack Obama, die mediale Mithilfe bei der Erzeugung der Massenbegeisterung und die Vorschuß-Lorbeeren, die auch die deutschen Medien in so reichem Maße an Obama vergeben, passen nicht zu den bitteren Erfahrungen, die wir Deutsche nun schon in dritter Generation machen. Uns wird die Massenbegeisterung für einen Führer unerbittlich immer wieder und unverjährbar vorgeworfen. Auch jener Führer sollte der Erlöser aus tiefer Not sein. Die Massenbegeisterung fegte über die Einwendungen kühler Köpfe hinweg, die schließlich kaltgestellt wurden. – Ich hasse zweierlei Maß, vor allem in der veröffentlichten Meinung.
    • Aufgefallen ist mir die Sprachregelung im Hinblick auf Obamas “Berater”, die auch schon George W. Bush beraten haben und nun auch den neuen Präsidenten “beraten” werden. Sie sind es doch, die mit Bush die USA und die Welt in die tiefe Krise geführt haben, in der wir jetzt stecken. Von ihnen heißt es nun in den Medien, sie seien “erfahrene Fachleute”. – Das Täuschen der Öffentlichkeit geht also von Anfang der Amtszeit Obamas an sogleich weiter.
    • Es scheint, als habe sich die in den USA führende Mannschaft diesen charismatischen Menschen herangezogen, um ihre Weltmachtpolitik – nun vielleicht erfolgreicher, aber doch in alter Weise – fortführen zu können. Uns Europäern ist ja schon angekündigt worden, wir hätten uns bei der Arbeit der “Weltpolizei” – sprich: bei ihren Angriffskriegen – stärker einzubringen.

    Alles in allem: Mir jedenfalls fehlt der Glaube an Barack Obama, weil mir der Glaube an seine “Berater” und deren Demokratie-Fähig- und -Willigkeit fehlt.

     

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Mithus
Mithus
15 Jahre zuvor

“Nichts ist gewiss, so viel ist sicher” (Michel de Montaigne).
Dennoch meine ich erst einmal abwarten zu sollen und zu sehen, ob die nicht von der Hand zu weisenden Sorgen um den alten, verhängnisvollen Beratereinfluß wirklich zu weiteren Sorgen Anlaß geben.
Immerhin haben die Berater erkennen müssen, dass der Friedman’sche Monetarismus mit dem abscheulichen Neoliberalismus – ich kenne nichts Gottesferneres – die Welt in den Abgrund führt. In diesem Bereich kann keiner so weitermachen.
Der industrielle-militärische Komplex in den USA ist allerdings so mächtig, dass sich Päsident Obama da schon an einem ersten Prüfstein die Zähne ausbeißen darf, wenn er die Worte seiner Antrittsrede umsetzen will. Dort hieß es inhaltlich: Alle Menschen an einen Tisch, wir kennen keine Unterschiede mehr. Mal sehen, wer sich davon distanziert und Auserwähltheit fordert.

Hape
Hape
15 Jahre zuvor

Minikommentar Obama: Btr. Bibelschwur – es wird wohl eher das AT oder dessen Vorläufer gewesen sein. Ansonsten ist er wahlweise Marionette oder idealer Sündenbock, ein armes Schwein, aber er wollte es ja so (er dürfte, wohl wie immer in solchen Fällen, zuerst nicht voll übersehen haben, worauf er sich da einläßt, und konnte dann nicht mehr zurück).
Ansonsten teile ich Ihre abgewogene Analyse.

Rui
Rui
15 Jahre zuvor

Die Meinungen über den neuen Präsidenten der USA gehen ja ganz schön auseinander. Ich habe mich in letzter Zeit sehr mit diesem Thema befasst, weil ich es wirklich sehr interessant fand. Jetzt muss ich sagen, er ist im Amt und versucht sein Bestes. Ich kann im Moment noch nichts Negatives sehen. Also ich denke, dass er schon versucht, das Land zu ändern und auch die Menschen. Ich hoffe, dass er sein Ziel nicht aus den Augen verliert und sich selbst treu bleibt. Ich bin gespannt was aus ihm und den USA wird.

Sonnenschutz
15 Jahre zuvor

Obama ist ein Mensch der die Menschen begeistert und ich hoffe die Menschen werden nicht enttäuscht. Den Beratern traue ich auch nicht, aber vieleicht wird er sie gar nicht so sehr beachten, sondern seinen eigenen Weg gehen. Ich gebe dir Recht würden wir einen Menschen so hoch feiern würden man das mit ganz anderen Augen sehen, leider werden wir nie unsere Geschichte ablegen können.

Adelinde
Adelinde
15 Jahre zuvor

Die eigene Geschichte kann niemand ablegen. Es kommt nur darauf an, was man aus ihr macht.
Wir Deutsche werden mit unserer Geschichte der NS-Zeit mundtot gemacht, wo immer es jemandem politisch paßt.
Aber lernen wir aus der Geschichte? Vermeiden wir es, die gleichen Fehler wieder zu machen?
Wenn schon die NS-Zeit in den Medien allgegenwärtig ist, dann sollen gerade die Medien dafür sorgen, daß sich keine Parallelen ereignen, daß sie nicht die Super-Volksempfänger der Moderne sind, die die öffentliche Meinung auf Stromlinie bürsten.
Ich wehre mich gegen die tiefe Verlogenheit der weltweit arbeitenden Meinungsmache.

Ruben
15 Jahre zuvor

Die Welt an sich ist wirklich nicht besonders toll. Wir werden von allen Seiten beeinflusst. Egal ob das nun die Medien sind oder die Trends, die gesetzt werden. Wir werden alle in ein bestimmtes Schema gezwängt aus dem wir einfach nicht mehr raus kommen. Das ist leider hart, aber die Wahrheit. Ich hoffe, dass wir jetzt den Punkt erreicht haben, and em die Menschen dies endlich begreifen. Ich hoffe, dass nicht nur Obama was verändert wird auf der Welt, sondern dass alle etwas ändern werden. Aber ich glaube, diese Hoffnung wird eine Illusion bleiben.

Helmut Wild
Helmut Wild
15 Jahre zuvor

Ich war durchgehend wegen der Auswahl seiner Berater und Minister (Sekretaries of State) hoechst skeptisch. Waehrend seiner ersten zwei Tage hat er mich positiv ueberrascht, weil er das Gesetz auf Informationsfreiheit (Freedom of Information Act), das waehrend der Bush-Cheney-Diktatur praktisch ausser Kraft gesetzt wurde (“for reasons of national security”!), wieder voll installieren will. Er hat am ersten Tag eine solche Anordnung unterzeichnet. Ausserdem will er die Macht der Lobby und die damit verbundene Korruption einschraenken. Das war das zweite Regierungsdekret, das er am ersten Tag unterzeichnet hat.

Am zweiten Tag seiner Praesidentschaft hat er per Anordnung die Folter von Gefangenen untersagt und die Aufloesung der weltweit operierenden geheimen CIA Foltergefaengnisse (z.B. in Polen!) und die Aufloesung von Guatanamo angeordnet. Seither setzt er sich ueberdies fuer Umweltschutz ein.

Wichtig aber ist auch, was er nicht getan hat oder was er im Sinne des weltweiten amerikanischen Imperialismus zu tun plant:
– Er hat es peinlichst vermieden, sich zu dem brutalen Massenmord der Israelis in Gaza zu auessern;
– Er erkennt die demokratisch gewaehlte Hamas-Regierung im Gaza nicht an und folgt damit israelischen Weisungen;
– Er plant eine Erhoehung der amerikanischen Truppen in Afghanistan auf 60.000;
– Er plant, die “Verbuendeten” unter Druck zu setzen, ihre Truppen in Afghanistan ebenfalls zu erhoehen;
– Er plant, den Krieg auf Teile von Pakistan auszuweiten; Luftangriffe haben bereits begonnen.

Meine Befuerchtung: Er gibt dem amerkanischen Imperialismus ein “menschenfreundlicheres” Aussehen, bei gleichzeitiger Verschaerfung und Verbesserung der Kriegsstrategie und kann sich nicht von den Anspruechen der Israel-Lobby loesen.

Durch eine Charm-Offensive gegenueber den arabischen Staaten (“gegenseitiger Respekt”, Hinweis auf seine Familienbeziehung zur moslemischen Glaubenswelt) wird er moeglicherweise die arabischen Staaten von ihrer Solidaritaet mit den Palaestinensern abspalten und diese isolieren.

Aus disem Grunde war das Verhalten von Erdogan, dem tuerkischen Ministerpraesidenten, gegenueber Shimon Peres sehr vielversprechend. Dieses Beispiel, das Erdogan gesetzt hat, wird es den Amerikanern erschweren, die Palaestienser in der arabischen Welt zu isolieren.

Wachsamkeit gegenueber Obama halte ich weiterhin fuer angebracht!

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