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General a.D. Dr. Franz Uhle-Wettler

Franz Uhle-Wettler – Bild: NDC-Organization

fährt fort (entnommen der Zeitschrift „Mensch und Maß“ 8/18), das verborgene Wesen der politischen Korrektheit aufzudecken.

Immer deutlicher wird erkennbar und damit bewiesen, welcher Ideologie, d. h. welchem Herrn sie dient, wen sie als ihren Feind betrachtet und unterdrückt, auf welche Weise sie sich durchsetzt.

Es ist der Kampf gegen die Völker, voran gegen das Deutsche Volk, mit Hilfe der PC.

Das Deutsche Volk hat sich nie gescheut, sich mit Blut und Leben einem offenen Kampf zu stellen. Schwer durchschaubar ist ihm die Kampfesweise der geheimen Dunkelmächte, deren Waffen aus List, Lug und Trug, Geld und Bestechung bestehen. Diesem Kampf ist es kaum gewachsen.

Hinzu kommt die altbekannte germanische Uneinigkeit, die dem lachenden Dritten nützt, aber auch die Bereitschaft, eigene Schuld anzuerkennen und einer Darlegung der Schuld der anderen zu mißtrauen. Lieber hört es auf seine Feinde und läßt sich seinen Willen, das eigene Volk zu erhalten, verteufeln. Wir kennen die Totschlagkeulen.

Franz Uhle-Wettler bringt weitere Beispiele für das Wirken PC:

I. … nur ein Beispiel,

geschildert anhand der wohl unverdächtigen „New York Times“ und der „International Herald Tribune“. 1993 veröffentlichte ein Amerikaner, John Sack, ein Buch über die furchtbaren Lager, die Polen 1945 für Deutsche errichteten und deren Kommandanten oft Juden waren.[1]

Der Münchener Piper-Verlag kaufte die Rechte, ließ das Buch übersetzen und ließ 6000 Exemplare drucken. Doch dann wurde er darauf aufmerksam gemacht, daß Neo-Nazis das Buch ausbeuten (to exploit) könnten.

Der Verlag zog sich von der Veröffentlichung zurück und ließ die 6000 Exemplare einstampfen.

Seine Begründung am 5.2.1995: Das Buch „könnte Fehldeutungen verursachen, indem es zu Vergleichen oder gar zum Aufrechnen des Holocaust gegen andere Verbrechen jener Zeit anstiftet.“[2]

Aber daß Narren die im Buch geschilderten Tatsachen ausbeuten könnten, dürfte der Verlag schon vorher gewußt haben. Hieraus ergibt sich die wichtige Frage, wer wohl dem Piper-Verlag diese Möglichkeit noch einmal und so nachdrücklich geschildert hat, daß er sich zum Verzicht auf die Veröffentlichung gezwungen sah.[3]

John Sack (Bild: Wikipedia)

In seiner Anmerkung [3] zitiert Uhle-Wettler „Wikipedia“. Dieser Text über den „US-amerikanischen Journalisten und Schriftsteller jüdischer Abstammung“ John Sack soll gleich hier eingefügt werden:

„Er war unter anderem Kriegskorrespondent in Korea, Vietnam, Irak und Jugoslawien, worüber er eine Reihe von Büchern veröffentlichte.

In Deutschland bekannt wurde er vor allem mit seinem umstrittenen Werk An Eye for an Eye (1995) über

Verbrechen einer kleinen Gruppe von aus jüdischen Familien stammenden Offizieren des stalinistischen polnischen Geheimdienstes UB in den Jahren 1945 und 1946.

Diese hatten laut Sack mit dem Argument, Rache für den Holocaust zu nehmen, vor allem deutsche Gefangene in Arbeitslagern in Oberschlesien gequält und ermordet.

In der Bundesrepublik löste die deutsche Version, die unter dem Titel Auge um Auge angekündigt war, eine heftige Kontroverse aus. Die Wochenzeitung Die Zeit warf Sack vor, er behaupte, Juden und SS seien in gleicher Weise als Verbrecher anzuprangern.

Angesichts der ersten Attacken auf das Buch ließ der Piper Verlag die bereits 6000 gedruckten, aber noch nicht ausgelieferten Exemplare einstampfen.

Doch andere Medien, darunter Der Spiegel, kamen zum Ergebnis, daß die Fakten offenkundig korrekt dargestellt seien, übten allerdings Kritik an der Form der Darstellung als „Dokudrama“. Wenig später brachte der Ernst Kabel-Verlag das Buch heraus, ohne daß es eine weitere Kontroverse auslöste.

Sack legt in Auge um Auge unter Berufung auf zahlreiche Augenzeugenberichte sowie Materialien aus dem Bundesarchiv und polnischen Archiven u. a. dar, daß in den ersten Nachkriegsjahren bis 1948 zwischen 60.000 und 80.000 Deutsche in Lagern des UB zu Tode gekommen seien.

Im Mittelpunkt des Buches steht der Lagerkommandant Salomon Morel, den Sack persönlich befragt hat.“

Uhle-Wettler berichtet weiter:

Wichtig ist bei derartigen Ereignissen, daß sie jedem Verlag warnend zeigen, womit er zu rechnen hat, wenn er die PC mißachtet und wo die Grenzen der Meinungsfreiheit sogar in einem Bereich liegen, der nur indirekt mit den Geschehnissen der Jahre 1933-1945 zu tun hat.

Dabei ist einzurechnen, daß der Verlust für Piper mit weit über 150.000 Mark wohl eher zu niedrig geschätzt wird (vergeblicher Kauf der deutschen Rechte, Kosten für die Übersetzung, für den Druck von 6000 Exemplaren und für das Einstampfen, entgangener Gewinn). Dem Risiko solcher Verluste kann sich kein Verlag leichthin aussetzen.

Die PC wirkt demnach nicht nur auf die Aussagen der Historiker ein. Sie wirkt auch indirekt.

Erscheint das Buch dann vielleicht doch in einem Winkelverlag, so dürfte die PC wohl auch sicherstellen, daß die Medien keine Rezension veröffentlichen und dadurch auf das unerwünschte Buch aufmerksam machen.

Bei alledem ist bedeutsam, daß solche Manipulationen meist verborgen bleiben.

Zugegeben: die New York Times und die International Herald Tribune haben die Unterdrückung jenes Buches geschildert. Wer den Zeitungen wohl will, wird annehmen, sie hätten nur ein Geschehen berichten wollen. Der Skeptiker wird für möglich halten, daß die Veröffentlichung Vorwitzige warnen sollte.

II. Ein zweites Beispiel:

1977 veröffentlichte der vielleicht bekannteste amerikanische Militärhistoriker, Trevor Dupuy, ein weiteres Buch: „The genius for war – The German army and General Staff 1807-1945.“

Dupuy verfolgte einen für einen Amerikaner ungewöhnlichen Zweck: Er wollte nachweisen, daß die deutsche Armee im 19. und 20. Jahrhundert allen anderen Heeren, auch dem amerikanischen, qualitativ weit überlegen war.

Dupuy war als ehemaliger Berufsoffizier, Artillerieoffizier des 2. Weltkrieges und Militärgeschichtslehrer der Offiziersschule Westpoint wohl unverdächtig, zudem wurde das Buch sofort zum „Book of the Month“ des amerikanischen Historical Book Club gewählt.

Der Stuttgarter Motorbuch-Verlag kaufte schon am 19.5.1978 die Rechte und ließ das Buch von Theodor Fuchs (München) übersetzen. Doch dann wurde es still.

Dupuys Anfragen ließ der Verlag unbeantwortet. Dann beantwortete er Anfragen mit dem Hinweis, die Übersetzung werde bald erscheinen, nur noch ein wenig Geduld sei nötig. Anschließend ließ er Anfragen wieder unbeantwortet – dann kam erneut die Antwort, bald werde die Übersetzung erscheinen – und Jahr um Jahr verging.

Am 20.1.1987(!) antwortete der Verlag noch einmal: Die Vorbereitungen und die Übersetzung seien nun abgeschlossen – und bat noch einmal um ein wenig Geduld.

Schließlich erhielt Dupuy im Januar 1989 eine handschriftliche Notiz, eher einen Zettel, von der Chefsekretärin, Brigitte Weller, also nicht einmal von einem Verantwortlichen, man könne das Buch leider nicht veröffentlichen und Dupuy möge doch bitte Verständnis haben: Theodor Fuchs sei vor Abschluß der Übersetzung gestorben.

Schon diese Begründung war fragwürdig;

  • ein anderer hätte die Übersetzung fertigstellen können.

  • Die Behauptung widersprach zudem der Mitteilung des Verlags an Dupuy vom 20.1.1987, die Übersetzung sei abgeschlossen,

  • und schließlich hat Herr Fuchs dem Verfasser dieser Studie 1982 mitgeteilt, er habe die Übersetzung längst abgeschlossen.

  • Da er sein Honorar empfangen habe, habe er keine Möglichkeit auf die Veröffentlichung zu drängen, aber die Verzögerung sei ihm unerklärlich.

Da Verlagsinterna nicht bekannt wurden, ist nicht nachzuweisen, daß auch hier die PC am Werk war, wenn auch die Vermutung nahe liegt:

Ein großer amerikanischer Historiker, der – ohne deutsche Untaten zu verschweigen – die deutsche Armee als Vorbild sogar für die amerikanische Armee wertet, paßt nicht in das PC-Klima.

III. Ein weiteres Beispiel.

Am 6.4.1996 meldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung:

Der amerikanische Verlag St. Martin’s, der über einen bedeutenden englischen Verlag (MacMillan) zur deutschen Holtzbrinck-Gruppe gehört, habe aufgrund der Kritik einer nicht genannten Gruppe den Druck einer Goebbels-Biographie D. Irvings abgebrochen.

Der Verlag hatte eine Startauflage von 10 000 Stück geplant und mit einer Übersetzung ins Deutsche wäre wohl zu rechnen gewesen.[4]

Die Unterdrückung des Buches bedeutete also für den Autor, der von der Feder lebt, einen vielleicht existenzgefährdenden Verlust von vielen Zehntausenden Mark und die zusätzliche Verringerung seiner Chancen, für ein weiteres Manuskript einen Verleger zu finden.

Den Beispielen ist das Wichtige gemeinsam:

  • Ein unverdächtiger Verlag beurteilt ein Manuskript positiv – wird aber von externen Kräften an der Veröffentlichung gehindert.

  • Damit werden zugleich andere Verlage gewarnt.

  • Den Autoren wird ein deutliches Signal gesetzt, wie und was sie zu schreiben haben.

  • Für junge, aufstrebende Wissenschaftler wird ebenfalls ein Signal gesetzt.

  • Und schließlich: Der historisch Interessierte hat nur ganz selten die Möglichkeit, diesen Teil des Wirkens der political correctness zu erkennen.

Diese Beispiele müssen eigentlich genügen. Doch

IV. ein weiteres Beispiel sei angefügt,

weil es zeigt, bis zu welchen Höhen die politische Korrektheit sich steigern läßt.

Der Suhrkamp-Verlag, wahrlich ein Hort bundesrepublikanischen Gedankenguts, veröffentlichte 2003 mit starker Empfehlung des Jürgen Habermas, den man fast als bundesrepublikanischen Staatsphilosophen bezeichnen könnte, die Studie des holländischen Philosophen Honderich.

Dieser war in erster Ehe mit einer Jüdin verheiratet gewesen und hatte sich wegen des Holocaust lange geweigert, Vorträge in Deutschland zu halten. Der Titel des Buches lautete „Nach dem Terror“, gemeint waren die Terroranschläge im September 2001 in den USA.

Die erste Auflage des Buches wurde verkauft, Ruhe herrschte im Blätterwald – doch dann entdeckte ein deutscher Jude aus der dritten Reihe (Brumlik) Passagen, die er als antisemitisch beurteilte. Soweit ist das Geschehen uninteressant.

Interessant ist, was sofort geschah: Reihenweise fielen binnen weniger Tage auch diejenigen um, die ansonsten Zivilcourage anmahnen. Herr Habermas erklärte, bei erneuter Lektüre finde auch er sehr Bedenkliches, der Suhrkamp-Verlag gab bekannt, sein Lektorat habe versagt, und natürlich verzichtete der Verlag auf eine Neuauflage.

Gelacht hat im Blätterwald, soweit zu sehen, niemand.[5]

Zum Schluß zitiert Uhle-Wettler berühmte Männer, die zum Thema PC etwas zu sagen hatten.

I. de Tocqueville

Die Demokratie gilt heute in demokratisch verfaßten Staaten als Hort der Toleranz und der Meinungsfreiheit. Ob oder wieweit das zutrifft, kann hier nicht untersucht werden. Aber man kann darlegen, daß schon erstaunlich früh warnende Zeichen gesetzt worden sind. „Die früheste Bücherverbrennung fand statt im demokratischen Athen.“[6]

Viele Jahrhunderte später, 1840, schrieb Alexis de Tocqueville, wahrlich kein heutiger rechtsradikaler Autor, (in: La Démocracie en Amérique) als er – so der Titel des Kapitels – „Den Einfluß der Mehrheit auf das Denken“ untersuchte:[7]

„Ich kenne kein Land, in dem im allgemeinen weniger geistige Unabhängigkeit und wirkliche Diskussionsfreiheit herrscht als in Amerika […] In den demokratischen Republiken geht die Tyrannei anders (als in Despotien) zu Werk; sie geht unmittelbar auf den Geist los. Der Machthaber sagt hier nicht mehr ,Du denkst wie ich, oder Du stirbst’; er sagt: Du hast die Freiheit, nicht zu denken wie ich … aber von dem Tag an bist Du ein Fremder unter uns. Du wirst Dein Bürgerrecht behalten, aber es wird Dir nichts mehr nützen. … Du wirst unter Menschen wohnen, aber Deine Rechte auf menschlichen Umgang verlieren. Wenn Du dich einem unter deinesgleichen nähern willst, so wird er Dich fliehen wie einen Aussätzigen; selbst wer an Deine Unschuld glaubt, wird Dich verlassen, sonst meidet man auch ihn. Gehe hin in Frieden, ich lasse Dir das Leben, aber es ist schlimmer als der Tod.“

Wie erkennt man PC?

Wozu führt das alles? Dürfte man behaupten, die Werke der heutigen deutschen Historiker seien wertlos?

Natürlich nicht, wenn auch nachdrücklich betont werden muß, daß die vorgelegten Beispiele für PC-Aktivitäten eben nur Beispiele sind, denen viele andere hinzugefügt werden könnten.

Doch wir verdanken den heutigen deutschen Historikern zweifellos wertvollste Darstellungen sogar der Jahre 1933-1945 (wenn auch kaum der ersten Jahre der alliierten Besatzungsherrschaft).

Die Schwierigkeiten ergeben sich daraus, daß die PC so schwer erkennbar ist. Immerhin spricht sogar Joachim Fest in der Einleitung zur Neuauflage seiner Hitler-Biographie von der „Tabuisierung“ mancher Bereiche.

Doch auch er beantwortet nicht die Frage: Was wird tabuisiert? Wer tabuisiert? Mit welchen Mitteln setzen sich die Tabuisierer durch? Wie weit reicht die Tabuisierung?

So ist der Leser fast hilflos der Frage ausgeliefert, wem er wie weit vertrauen darf, also wo essentielle Fakten aus PC-Gründen verschwiegen werden, wo PC-Tabus greifen und wo unerwünschte Veröffentlichungen verhindert wurden.

Schließlich ist oft auch schwer erkennbar, wo aus politischen Gründen schlicht gefälscht wurde – wie etwa bei der Bewertung der deutschen Luftangriffe „auf“ Guernica, „auf“ Rotterdam, „auf“ Coventry als Verbrechen sogar durch Bundespräsident und Bundeskanzler, obwohl die Angriffe nicht den Städten, sondern nachweislich militärischen Zielen dort galten.[8]

Das führt zu der Frage, was der Leser tun kann. Hier kann es nur einen Anhalt geben:

Die PC wirkt stets – stets! – zugunsten der Sieger der beiden Weltkriege – spiegelbildlich wirkt sie stets zuungunsten der Deutschen, manchmal schon der Deutschen seit Luther, meist aber zuungunsten der Deutschen etwa seit Bismarck.

Also ist Vorsicht geboten, wenn Deutsches und vor allem Preußen laut verurteilt und wenn „Westliches“, was das auch sein mag, deutlich hervor gehoben wird.

Das gilt beispielsweise bei der PC-beliebten These des deutschen Sonderweges, eines deutschen Militarismus, des Untertanengeistes, des Bombenkrieges und des Verhaltens der Wehrmacht.

Ein weiteres Kriterium ergibt sich unmittelbar aus dem Begriff der political correctness. Sie führt dazu, daß besonders diejenigen Historiker, die ihr dienen und im Mainstream schwimmen, besonders bekannt gemacht werden und Einfluß sowie Glaubwürdigkeit gewinnen. Mithin kann man fast eine Skala aufstellen:

Je bekannter ein Historiker ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit – nicht Sicherheit! -, daß er politisch korrekt schreibt und urteilt.

Doch die Frage bleibt, wo die Orientierungspunkte sind, die Signale, die anzeigen: „Vorsicht – PC-Gefahr“.

Vielleicht sollten wir uns an einen der großen Moralphilosophen der Aufklärung erinnern, an Antoine Rivarol:

„Die zivilisiertesten Völker sind der Barbarei so nahe wie das geschliffene Eisen dem Rost. Völker und Metalle glänzen nur an der Oberfläche.“[9]

Rivarol klagte kein Volk speziell an, und er nahm kein Volk aus. Es ist unwahrscheinlich, daß die Deutschen dem Bösen zugewandter waren oder sind als andere Völker.

Hitlers Versuch, die Juden zum universellen Bösewicht zu machen, war weder der erste noch der letzte Versuch, eine ganze Menschengruppe zu kriminalisieren.

Neu ist gegenwärtig nur, daß – erstmalig in der Geschichte – eine Menschengruppe ihre eigene Kriminalisierung (korrekt: die Kriminalisierung ihrer Väter sowie Großväter) sowie die Notwendigkeit einer Umerziehung anerkennt – und einen Widerspruch PC-gemäß und mit PC-Mitteln unterdrückt.

Ein Zweites: Goethe

Schon Goethe hat beklagt, „daß der Deutsche doch alles zu einem Äußersten treibet“; sogar Friedrich Engels, der in einem ganz anderen politischen Lager stand, hat ähnlich geurteilt.[10]

Vielleicht dominiert der gleiche Drang zum „Äußersten“ (Goethe), das „faustische Streben“, der Hang zum Hundert- und auch Hundertfünfzigprozentigen die vergangenheitsbewältigende deutsche Geschichtsschreibung.

Sogar ein Claus Jacobi schrieb, zudem sogar in der Bildzeitung, von einer Vergangenheitsbewältigung, die zur „Wehrertüchtigung“ für fortschrittliche Geister geworden sei, die sich täglich fragen, ob sie sich heute schon genügend Asche aufs Haupt gestreut haben.[11]

Als Drittes: General de Gaulle, 

der in zwei Weltkriegen gegen Deutschland gekämpft hat, rief bei seinem Staatsbesuch 1962 den Deutschen zu:

„Gott, vor dessen Angesicht so unendlich viele Männer hingestreckt auf der Erde in unseren großen Schlachten gefallen sind, Gott weiß, wie schrecklich wir und Sie gekämpft haben.

Dennoch will jedes der beiden Völker die Erinnerung an den entfachten Mut und an die erlittenen Opfer bewahren, weil die Ehre der Kämpfenden hierbei unangetastet geblieben ist.

Denn wenn auch eine schlechte Politik zu Verbrechen und Unterdrückung führt, so gehört doch die Hochachtung, die sich die Tapferen entgegenbringen, zum sittlichen Erbe des Menschengeschlechts.“

Wer sich an Rivarol, Goethe und de Gaulle, nicht aber an renommierten deutschen Historikern orientiert, wird wohl ein Gespür dafür entwickeln, wo die political correctness einem Autor die Feder geführt hat.

Schluß

Anmerkungen

[1] J. Sack: An eye for an eye, Basic Books Inc., New York 1993.

[2] Rückübersetzung aus dem Englischen der International Herald Tribune.

[3][Hinweis der Redaktion auf Wikipedia:  John Sack (* 24. März 1930 in New York, NY; † 27. März 2004) war ein US-amerikanischer Journalist und Schriftsteller jüdischer Abstammung.

[4] FAZ vom 6.4.1996

[5] Ausführlich u.a. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. und 13.8.2003.

[6] A. Demandt: Der Idealstaat – Die politischen Theorien der Antike, Köln 1993, S. 54 (die Schriften des Sophisten Protagoras wurden gemäß Staatsbeschluß verbrannt).

[7] A. de Tocqueville: La démocracie en Amérique, dt. Die Demokratie in Amerika, zit. nach TB Fischer Frankfurt 1956, S. 97f.

[8] Zu Guernica M. Merkes: Die dt. Politik im spanischen Bürgerkrieg, Bonn 1969, S. 180 ff.; K.-A. Maier: Guernica, Freiburg 1975, und insbesondere die Studie des englischen Historikers H.-H. Abendroth (Univ. Leicester) Guernica, in: Mil.geschichtl. Mitteilungen, hrsg. vom Mil.geschichtl. Forschungsamt, 1/1987.

Prof. Abendroth urteilt, seine Studie beschließend, der Behauptung eines gegen die Zivilbevölkerung gerichteten Terrorbombardements widersprächen alle Tatsachen, soweit sie aus den von ihm durchgearbeiteten Akten zu ermitteln sind. Dennoch werde die Behauptung eines Terrorbombardements nicht zu überwinden sein, denn sie sei als antifaschistisches Kampfsymbol schlechthin unentbehrlich. Zur Beurteilung durch den Bundespräsidenten Pressemitteilung des B.Präsidialamtes vom 27.11.1997. Wichtig auch der (von wenig Sachkenntnis getragene) Antrag der Grünen/Bündnis 90 und der SPD (13.Wahlperiode, Drucksache 13/7509) sowie die Bundestagsdebatte am 24.4.1998 mit der bei einer Gegenstimme angenommenen Entschließung, derzufolge der „gezielte Luftangriff auf Zivilisten, Kinder, Frauen und Männer“ ein „Verbrechen“ war, für das sich der Deutsche Bundestag „entschuldigt“ (S. 21233). – Zu Rotterdam die amtliche niederländische Darstellung L .de Jong: Het Koningrijk der Nederlanden in de Tweede Wereldorloog, s’Gravenhage 1969, III, S. 343 ff.; auch A. Wagenaar: Rotterdam mei ‘40, Amsterdam 1970, S. 308 ff.; H. Boog: Luftwaffe operations against the Netherlands 10-15 May 1940, in: Viftig Jaar na de Inval, hrsg. von A. Kersten, s’Gravenhage 1990; C. Bekker: Angriffshöhe 4000, TB Heine München 1976, S. 108 ff.; die vorgenannten Studien auch zusammengefaßt in F. Uhle-Wettler: Höhepunkte und Wendepunkte der dt. Militärgeschichte, Hamburg 2000, S. 187 ff.

Allgemein zur Luftkriegführung im 2. Weltkrieg zuletzt und mit umfangreichen Literaturangaben H. Boog: Bombenkrieg, Völkerrecht und Menschlichkeit im Luftkrieg, in: H. Poeppel und andere (Hrsg): Die Soldaten der Wehrmacht, München 1998, sowie ders. mit Artikeln über Guernica, Rotterdam, Coventry, die deutsche Luftkriegsdoktrin, die britische Luftkriegsdoktrin sowie die amerikanische Luftkriegsdoktrin in: F. Seidler und A. de Zayas (Hrsg.): Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert, Hamburg 2002.

[9] F. Schalk: Die französischen Moralisten, II, 1953, S. 165; hier zit. nach W. Schneider: Das Buch vom Soldaten – Weltgeschichte einer historischen Gestalt, Düsseldorf 1964, S. 250.

[10] J. W. v. Goethe, Zahme Xenien, zit. bei W. Mommsen: Die politischen Anschauungen Goethes, Stuttgart 1948, S. 294; F. Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, Vorwort zur englischen Ausgabe, auch zitiert bei Ulrich Werner, Der Sowjetische Marxismus, Darmstadt 1964, S. 73 f.

[11] Claus Jacobi, Bild-Zeitung, 27.3.1999, in einem Artikel „Wer zum Teufel war noch Tirpitz?“

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Dictys Jimenez-Krause
Dictys Jimenez-Krause
6 Jahre zuvor

Super Bericht. Vielen lieben Dank dafür!

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