Über Einsamkeit
Dienstag, 18. November 2008 von Adelinde
Wer einsam ist, der hat es gut,
meint Wilhelm Busch,
weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
kein Tier, kein Mensch und kein Klavier.
Und niemand gibt ihm weise Lehren,
die gut gemeint, doch bös zu hören …
Das werden die vielen Singles in Deutschland und anderswo auch so sehen. Allerdings kann einem da passieren, was Wilhelm Busch zum Ende seines Gedichts vermerkt:
… und allgemach vergiß man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
„Was, lebt er noch? Ei, Schwerenot,
ich dachte längst, er wäre tot.“
Viele von uns sind einsam, weil sie ihren Selbstwert zu gering einschätzen und glauben, sie seien nicht geliebt.
Da hatte eines Tages eine Lehrerin eine geniale Idee
– wie in einer E-Mail erzählt wurde, die ich heute zugesandt bekam -: Die Lehrerin bat
ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen.
Dann sagte sie zu den Schülern, sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer Klassenkameraden sagen könnten, und das sollten sie neben die Namen schreiben.
Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war, und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin.
Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über den Einzelnen aufgeschrieben hatten.
Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Schon nach kurzer Zeit lächelten alle …
Wie alle Führenden ist jetzt
Barak Obama
nicht zu beneiden um die Einsamkeit, in die ihn sein Amt bringt. Mächtige Lobbyisten werden ihn von allen Seiten bedrängen. Wie wird er sich z. B. verhalten gegenüber den Wissenschaftlern, von denen der iranische Nachrichtensender Press-TV aus Washington berichtet (siehe):
Das Institut für Wissenschaft und internationale Sicherheit der USA hat den designierten US-Staatpräsidenten, Barak Obama, vor dem Atomwahn des zionistisch-israelischen Regimes gewarnt. Das US-Forschungszentrum unter Vorsitz von Albright David forderte die neue US-Regierung auf, schnellstmöglich effektive Schritte zu unternehmen, um Israel zur Einstellung seiner Atomwaffenproduktion zu bewegen … In seinem Bericht forderte das US-Zentrum von der US-Regierung, dafür zu sorgen, daß Israel so schnell wie möglich der internationalen Konvention zum Produktionsverbot für atomwaffenfähiges Uran und Plutonium beitritt.
Felix Mendelssohn Bartholdy
dessen 200. Geburtstag wir nächstes Jahr feiern, beschreibt in Briefen eine andere notwendige Einsamkeit, die des wahrhaft schöpferischen Künstlers, der ganz auf sich allein gestellt ist und sein muß:
… daß die Stücke, die ich mit der wenigsten Rücksicht auf die Leute gemacht hatte, gerade den Leuten immer am besten gefielen …
… Ich nehme es mit der Musik sehr ernsthaft und halte es für unerlaubt, etwas zu komponieren, das ich eben nicht ganz durch und durch fühle. Es ist, als sollte ich eine Lüge sagen …
Das ist die Einsamkeit, die uns mit uns selbst und dem All eins sein läßt, all-ein, und die
Astrid
in Worte faßte, die ihr während einer Wanderung mit ihrem
Hund durch die Felder, so, wirklich genauso in dieser Form und mit diesem uralten Foto eines Gemäldes aus meiner Postkartensammlung vor Augen, plötzlich in den Sinn kamen:
Ein Adler
Im Hochgebirge.
Nur wenige Gefährten teilen ihr Leben mit ihm.
Sich nie nach den Massen und Kleinlichkeiten im Tale sehnend.
Aber den Preis für dies Leben in Freiheit auch zahlend.
Mutig und tapfer, seinem Wesen und seinen Gefährten treu bleibend,
Kann er jederzeit fliegen, so hoch er will.
Ergriffen unbewußt von der Erhabenheit, Schönheit und Weite des
Weltalls über ihm
Ist er selbst ein Teil dieser wundervollen Natur.
Tags und nachts, sommers und winters trotzt er darum Wind und Wetter.
Und wer kennt sie nicht, die Dichterworte von
Hermann Hesse (Im Nebel):
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Oder von
Friedrich Nietzsche (Vereinsamt):
Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein, –
Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!
Zu Deinen Zeilen kam mir heute folgendes in den Sinn:
Herbstgedanken
Ein letztes Blatt schwebt sanft zur Erde.
Hatte dem Sturm noch widerstanden.
Natur, sie räumt sich selber auf.
Lässt Einsamkeit nur selten zu,
Will Harmonie!
Doch die will erst errungen werden.
Allein-Sein ist kein Weggefährte!
Heißt doch das Ziel: All-Eines-Sein!
In Dir, so ruft’s vom Herzen her,
Sollt‘ Liebe zu der Ganzheit sein.
Denn sie allein läßt Bindung zu.
In Harmonie!
Mithus