Mutter Natur als Künstlerin
Sonntag, 16. August 2009 von Adelinde
Mit ihrem Bildband über die Wunder des Lebens auf der kanarischen Lava-Insel Lanzarote legen die Autoren
Dr. Ulrike Strecker & Prof. Horst Wilkens
eine Meisterleistung vor:
- als Biologen der Universität Hamburg mit Spezialgebiet Höhlentierforschung und somit als genaue Kenner der Insel und deren – auch verborgensten – Naturschönheiten
- Dr. Strecker als geniale Könnerin in punkto Fotografie
- mit Liebe zur Schönheit, mit Umsicht, Sorgfalt und Geduld auch in der exquisiten Gesamtgestaltung und Herstellung des Buches
- mit anschaulichen Begleittexten in kurzen, leichtverständlichen Sätzen in drei Sprachen
Einzigartige Aufnahmen sind gelungen wie z. B. vom startenden Wiedehopf:
Sehen Sie die auffliegenden Sandkörnchen hinter dem Fuß des Vogels? Den Betrachtenden werden Einzelheiten vor Augen geführt, die sie mit bloßen Augen gar nicht so schnell wahrnehmen könnten.
Was Strecker und Wilkens sicher gar nicht im Sinn hatten, haben sie aber doch geschafft: Sie haben mit ihren Bildern und Texten und mit der Wahl ihrer Objekte
den – nicht erst seit Darwin – in der Naturwissenschaft vorherrschenden Materialismus widerlegt.
Lanzarote (Wikipedia: Sateliten-Aufnahme)
Wäre es in der Evolution wirklich allein nach dem Nützlichkeitsprinzip gegangen (“Survival of the Fittest”), nie wäre Schönheit in so unendlich mannigfaltigen Formen und Farben in Fauna und Flora entstanden, und das auf einer auf den ersten Blick lebensfeindlich erscheinenden Lava-Landschaft wie der auf Lanzarote. Strecker/Wilkens:
Es gleicht schon einem Wunder, in welch großer Zahl Tier- und Pfanzenarten hier Fuß gefaßt und sich an die extremen Lebensbedingungen angepaßt haben. Viele von ihnen leben nur im Verborgenen.
Und doch entfalten sie größtmögliche Schönheit, wie z. B. der augen- und farblose Blinde Meereswurm, der aus der völligen Dunkelheit der Tiefsee stammt, dessen Borsten ihm Orientierung ermöglichen und das nur einen Zentimeter kurze Tierchen im Strahlenkranz erscheinen lassen.
Blinder Meereswurm
Die Veilchenschnecken
leben Kopf unter hängend an der Oberfläche des weiten Ozeans. Um hier treiben zu können, formen sie mit dem Fuß ein Floß aus ihrem Schleim …
An der nach oben gekehrten Unterseite sind sie blau gefärbt, an der nach unten hängenden Oberseite hell.
So sind sie für räuberische Fische nicht gegen den hellen Himmel und ebenso für Vögel schlecht gegen das tiefblaue Wasser des Ozeans zu erkennen.
Wie nützlich! Aber wie apart ist die Farbgebung!
Das Posthörnchen
ist nur der Überrest, das “Gerippe” eines Tintenfisches. Sicher ist die Gestaltung dieses Skeletts äußerst vorteilhaft, aber wie harmonisch in seiner schneckenförmigen Eingerolltheit und in der Regelmäßigkeit, mit der die Luftkammern im Innern angeordnet sind!
Ganz ebenso führen uns die Autoren das Kanarische Seeohr vor Augen mit der Loch-Reihe und mit dem Perlmutt im Innern. Durch die Löcher streckt die Schnecke ihre mit Sinnesorganen ausgestatteten Tentakeln nach draußen und gibt ihr Atemwasser ab. Welche Eleganz!
Kanarisches Seeohr
Neben anderen Insekten fallen besonders die Bunten Buckelheuschrecken ins Auge:
Bunte Buckelheuschrecke
Und dann die Vögel! Welch ein Auge! Nun gut, der taubengroße Triel ist nachtaktiv, da ist sein reflektierender Augenhintergrund schon überaus praktisch. Aber warum sind Schnabel und Beine im Gelb genau auf die Augenfarbe abgestimmt? Schönheitswille in der Schöpfung!
Triel
Eleganz der Extraklasse: Rennvogel mit Küken
Turmfalke
Stelzenläufer (schwarz-weiß-rotes “Störchlein”) im Abflug
Womit sich der Kreis schließt. Allerdings nur hier in der Vorstellung des Buches. Im Buch selbst sind neben weiteren einzigartigen Tier- auch Pflanzen- und etliche Landschaftbilder zu bewundern.
“Lanzarote – Leben auf Lava” – ein Buch zum Schwelgen in Naturschönheit von
Ehepaar Strecker-Wilkens
Die Kanarischen Inseln (Wikipedia: Sateliten-Foto)
Schönheit:
Priorität im Verlauf der Evolution (!) hat für mich natürlich die Zweckmäßigkeit, primär ganz einfach um das Leben auf der Erde erst zu ermöglichen. Also Anpassungsleistungen an kosmische Gegebenheiten, wie Schwerkraft, Stärke und Art der Einstrahlung, wie z.B. optisches und Radiofenster, der Umschlag in eine oxydierende Athmosphäre usw. usw., von denen wir wissen, daß wir sie noch längst nicht alle kennen.
Dennoch leugne ich nicht ab, daß darüber hinaus das Streben nach Schönheit offenbar vorhanden ist, auch wenn wir unsere eigene Einordnung in unsere biologische Lebensstätte leicht als Wohlempfinden und Einklang mit der Natur erleben, wozu sicher auch ein sog. Schönheitsempfinden gehört. Weil wir uns an sehr unterschiedliche Habitate anpassen können, ist auch unser demenstsprechendes Empfinden weit gefächert.