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Felix Mendelssohn Bartholdy (1)

Sproß einer berühmten deutsch-jüdischen Familie

Felix Mendelssohn Bartholdy

Felix Mendelssohn Bartholdy

Vor 200 Jahren, am 3. Februar 1809, wurde Felix Mendelssohn Bartholdy geboren, der

Mozart des neunzehnten Jahrhunderts,

wie Robert Schumann ihn einmal bezeichnete.

Felix, der Glückliche, diesen Namen hatten ihm seine Eltern gegeben. Und selten ist wohl ein Musiker so weich gebettet aufgewachsen wie dieser Sproß einer wohlhabenden, großbürgerlichen, hochgebildeten und weitverzweigten Familie.

Schon früh bekommt er Gelegenheit, ausgedehnte Bildungsreisen zu machen und mit vielen Großen seiner Zeit zusammenzutreffen. Geldsorgen kennt er nicht.

Früh beginnt das Wunderkind zu komponieren. Auf seine siebenmonatige Reise nach den britischen Inseln 1829 bringt er seine Symphonie in c-moll op. 11 mit, die er die erste nennt, obwohl er schon 12 Streicher-Symphonien geschrieben hat, und er hat die Ouvertüre zum „Sommernachtstraum“ im Gepäck, die er als Siebzehnjähriger 1826 komponiert hat.

Dieses geniale Jugendwerk bezeichnet der Sänger und Freund Mendelssohns Eduard Devrient als

den klärenden Wendepunkt in Felix’ Kompositionsvermögen. Der Mendelssohn, wie die Welt ihn besitzt und liebt, datiert von dieser Komposition … Hier erschienen die lebendige Auffassung, das leise Gefühl, die feine Reizbarkeit für poetische Schönheit, die Empfindsamkeit und der anmutige Humor von Felix’ Wesen auf einmal in vollem Reichtum. Alles Eigenschaften, welche erwiesen, daß er zur charakteristischen, zur dramatischen Musik vornehmlich berufen sei.

Für seinen Lebensweg nicht wenig entscheidend ist seine familiäre Herkunft. Sein Großvater ist der berühmte Philosoph

Moses Mendelssohn,

der einst – 1743 – als vierzehnjähriger, stotternder, verwachsener Zwerg namens „Mausche aus Dessau“ in Berlin ankam. Wahrscheinlich kam er durchs Hallesche Tor, eins der wenigen Tore Berlins, durch die Juden in die Stadt gelassen wurden. Auf die Frage nach dem Zweck seiner Einreise, soll er geantwortet haben:

Lernen!

Das tut Moses. Bis er beim Seidenhändler Bernhard 1750 als Hauslehrer angestellt wird, schlägt er sich recht und schlecht von einem zum andern Tag durch und lernt und liest, hat Freude am freien Denken. Er kann Hebräisch, Griechisch, Latein, Französisch, Englisch, Jiddisch und lernt nun auch Hochdeutsch.

Zwei Jahre später wird er Buchhalter der Firma, die die königliche Erlaubnis erhalten hat, nicht nur mit Seide zu handeln, sondern sie auch herzustellen. Moses nennt sich nun Moses Mendelssohn, abgeleitet vom Namen seines Vaters, eines bedeutenden Rabbiners mit Namen Mendel Dessau.

Moses Mendelssohn

Moses Mendelssohn

Nach 20 Jahren Leben und Arbeiten in Berlin findet er die Frau fürs Leben, Fromet Gugenheim. Moses – bisher in Berlin nur geduldet – beantragt beim preußischen König die Niederlassungs- und Heiratserlaubnis, die er schließlich durch Fürsprache des Marquis d’Argens am Hofe erteilt bekommt. D’Argens hatte an Friedrich den Großen geschrieben:

Ein schlechter katholischer Philosoph bittet einen schlechten protestantischen Philosophen, einem schlechten jüdischen Philosophen den Schutzbrief zu erteilen. Es steckt zuviel Philosophie in dem allen, als daß das Recht nicht auf die Seite der Bitte treten sollte.

1762 heiraten Moses und Fromet.

Moses bekommt ein Jahr darauf für seine Abhandlung über die Evidenz in Metaphysischen Wissenschaften vom König den ersten Preis der Königlichen Akademie verliehen, was Friedrich jedoch nicht daran hindert, dem Juden Mendelssohn die Mitgliedschaft zu verweigern.

Gotthold Emphraim Lessing

Gotthold Emphraim Lessing

Viele Reisende besuchen Moses Mendelssohn, er macht die Bekanntschaft mit zahlreichen Gebildeten und bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit, so auch mit Lessing, mit dem er sich bald im Denken und Wirken für die Aufklärung freundschaftlich verbunden fühlt.

Im Gegensatz zu Lessing, der sich vom überlieferten Glauben, dem Christentum, löst, hält Moses an seinem Glauben, dem Judentum, fest. Lessing setzt ihm später in seinem Drama „Nathan der Weise“ ein Denkmal.

Moses Mendelssohn sieht sich immer wieder herausgefordert, sein Judentum wie auch dessen Verhältnis zur Aufklärung zu verteidigen. Johann Caspar Lavater, evangelischer Prediger in Zürich, fordert ihn im Herbst 1769 sogar öffentlich auf, zum Christentum überzutreten.

Moses M., Lessing, Lavater, Fromet M. (v. l.)

Zwar empfindet er Moses Mendelssohn gegenüber – wie er ihm schreibt –

Hochachtung, die mir Ihre fürtrefflichen Schriften und Ihr noch fürtrefflicherer Charakter eines Israeliten, in welchem kein Falsch ist … eingeflößt haben …,

aber das hindert den Eiferer in seiner Selbstgerechtigkeit nicht daran, den Andersgläubigen taktlos herauszufordern. Wie sollte Moses Mendelssohn in einer – Juden gegenüber feindlich gesonnenen – christlichen Öffentlichkeit seinen Glauben verteidigen?

Nach den Grundsätzen meiner Religion soll ich niemand, der nicht nach unserm Gesetz geboren ist, zu bekehren suchen,

antwortet Mendelssohn.

Dieser Geist der Bekehrung, dessen Ursprung einige so gern der jüdischen Religion aufbürden möchten, ist derselben gleichwohl schnurstracks zuwider. Alle unsere Rabbinen lehren einmütig, daß die schriftlichen und mündlichen Gesetze, in welchen unsere geoffenbarte Religion besteht, nur für unsere Nation verbindlich seien. Mose hat uns das Gesetz geboten, es ist ein Erbteil der Gemeinde Jacob.

Und er bekennt:

Ich habe das Glück, so manchen vortrefflichen Mann, der nicht meines Glaubens ist, zum Freunde zu haben. Wir lieben uns aufrichtig, ob wir gleich vermuten und voraussetzen, daß wir in Glaubenssachen ganz verschiedener Meinung sind. Ich genieße die Wollust ihres Umganges, der mich bessert und ergötzt. Niemals hat mir mein Herz heimlich zugerufen: Schade für die schöne Seele! Wer da glaubt, daß außerhalb seiner Kirche keine Seligkeit zu finden sei, dem müssen dergleichen Seufzer gar oft in der Brust aufsteigen.

Doch einen christlichen Fanatiker kann solche Lebensweisheit nicht beeindrucken. In seinem Missionseifer läßt Lavater nicht locker. Nach zwei Jahren sinnlosen Disputierens befällt Moses eine Krankheit, die ihn 7 Jahre im Zangengriff festhält: Sobald er Gedanken wälzt, wird er – wie er schreibt –

aller willkürlichen Bewegung unfähig …, weder ein Glied am Leibe [kann ich] regen, noch einen Laut von mir geben oder die Augen auftun.

Er ist gezwungen, sich in der Beschäftigung mit banalen Alltagsdingen zu genügen, um seiner körperlichen Bewegungen Herr zu bleiben.

Um so besser kann er Lessing verstehen, der depressiv wurde nach den geistigen Nachstellungen, die er wegen seiner Beschäftigung mit den bibelkritischen Fragmenten von Pastor Reimarus und wegen seiner kritischen Darstellungen von Christen in seinem „Nathan“ erlitt.

Mendelssohn schreibt ihm einen Nachruf, worin er ihn als

den aufgeklärtesten Deutschen

bezeichnet und damit schließt:

Ich wollte nur anführen, was Lessing für die Wahrheiten der Vernunftreligion getan und gelitten, und was für Verdienste er sich um alle Freunde und Bekenner derselben erworben.

Wie weit sich Mendelssohn von dem Befehl-Gehorsam-System seines Vatergottes JHWH entfernt und wie klar er das Wesen alles wahrhaft Guten erkannt hatte, nämlich die Freiheit, das Gute um des Guten willen zu tun, geht u. a. aus einer Stammbucheintragung hervor:

Gott nachahmen, heißt, so wie Er das Gute lieben, weil es gut ist; nicht, weil es Gott befohlen.

Moses und Fromet bekommen 6 Kinder, darunter

Abraham,

den mittleren von drei Söhnen. Der wird später Vater des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Von seiner Frau Lea, geb. Salomon, der reichen Enkelin des mächtigen Berliner Bankiers Daniel Itzig, die – bemerkenswert für eine Frau zu damaliger Zeit – Homer im griechischen Urtext lesen kann, bekommt er 4 Kinder, darunter die ebenfalls musikalisch hochbegabte Fanny, die 1805 als erstes Kind der jungen Familie das Licht der Welt erblickt, und vier Jahre später Felix.

Abraham Mendelssohn Bartholdy

Abraham Mendelssohn Bartholdy

Abraham Mendelssohn ist ein anschauliches Beispiel für das Dilemma der Juden im Deutschland des 19. Jahrhunderts, die sich assimilieren wollen, um mit den Deutschen gemeinsam schlicht und einfach deutsche Bürger und Bürgerinnen in Deutschland zu sein.

Abraham ist 10 Jahre alt, als sein Vater Moses 1786 stirbt. Seine Erziehung und Führung erhält er nun allein durch seine Mutter Fromet wie auch durch seine älteren Geschwister Brendel und Joseph.

Brendel konvertiert später zum Christentum, nennt sich Dorothea und heiratet – für die Familie „skandalös“ genug – einen Nichtjuden, nämlich Friedrich Schlegel, den sie abgöttisch liebt. Sie kann die Franzosen verstehen, die in der Französischen Revolution gegen das alte Feudalsystem aufstehen, nachdem sie selbst in Rheinsberg gesehen hat, wie Prinz Heinrich dort residiert. Sie schreibt an Rahel Varnhagen:

… es ekelt einen für diese sinnlose Macht und Reichthum. Sein Haus, sein Garten und alles, was er aus seinem Fenster übersehen kann, ist üppig und prächtig; gehen Sie nur um ein Haus weiter, nur die Ecke herum, und Sie finden kein ganzes Dach, keine reine Strasse, kein angezogenes Kind … Es ward sehr lebendig in mir, wie ein ganzes Volk mit einemmale sich gegen die schwelgenden Tyrannen auflehnen kann, die sich ewige Symphonien vorspielen lassen und so das Geschrei des Elends nicht hören …

Joseph ist einer der erfolgreichen jüdischen Bankiers, die die Kriege und den dazugehörenden Waffenbedarf der Potentaten finanzieren und für sich kräftige Gewinne erzielen. 1804 wird Joseph Mendelssohn gemeinsam mit seinem Bruder Abraham in Berlin das Bankhaus J. & A. Mendelssohn gründen.

Seine Berufsausbildung zum Bankier erhält Abraham in Paris. Dort lebt seine hochgebildete Schwester Henriette, die später zum katholischen Glauben übertreten wird. Mit ihr ist er viel zusammen. Die Einflüsse dieser Geschwister bleiben nicht ohne Wirkung auf Abraham.

Lea Mendelssohn Bartholdy gab. Salomon

Lea Mendelssohn Bartholdy gab. Salomon

Er ist innerlich und äußerlich ständig „unterwegs“. Seine Frau Lea nennt ihn „seelenhüpfig“. Er ist auf der Suche nach seinem eigenen Selbstverständnis. Das Judentum seines Vaters lehnt er als veraltet und unvereinbar mit der Aufklärung ab.

Dennoch: Er entstammt dem Judentum, hier sind seine Wurzeln. Er hat aber als Kind das Spießrutenlaufen der Familie erlebt, hat erlebt, wie Steine nach ihnen flogen, so daß Moses sich tagsüber nicht auf die Straße traute. Moses schildert in einem Brief, wie bei den Abendspaziergängen die Kinder fragen:

Ja, lieber Papa! … sie verfolgen uns immer in den Straßen und schimpfen: Juden! Juden! Ist denn dieses so ein Schimpf bei den Leuten, ein Jude zu sein? Und was hindert dieses andere Leute? Ach! Ich schlage die Augen nieder und seufze mit mir selber: Menschen! Menschen! Wohin habt ihr es endlich kommen lassen?

Lessing, schon von Moses hochgeschätzt – er schrieb einmal:

Wenn irgend ein Mensch besser war, als er sich in seinen Schriften zu erkennen gab; so war es Lessing –,

auf Lessing, den großen deutschen Aufklärer, läßt auch Abraham nichts kommen:

… fast aus jeder Zeile in seinen Werken (geht) der klarste Verstand mit dem tiefsten Gemüt vereinigt hervor,

schreibt er Varnhagen. Ja, Lessings Denken schätzt er höher als das seines eigenen Vaters Moses.

Abraham erstrebt die Assimilation

So kommt es, daß er am 21. März 1816 seine Kinder in der Berliner Neuen Kirche evangelisch taufen läßt. Fanny ist 11 Jahre alt, Felix 7. Allzu wohl scheint ihm dabei nicht gewesen zu sein, denn er selbst läßt sich erst 6 Jahre später taufen. Leas Bruder Jacob Bartholdy alias Salomon – selbst auch zum Christentum übergetreten – schreibt ihm:

Du sagst, Du seiest es dem Andenken Deines Vaters schuldig – glaubst Du denn etwas Übeles getan zu haben, Deinen Kindern diejenige Religion zu geben, die Du für sie für die bessere hältst? Es ist geradezu eine Huldigung, die Du und wir alle den Bemühungen Deines Vaters um die wahre Aufklärung im allgemeinen zollen, und er hätte wie Du für Deine Kinder vielleicht wie ich für meine Person gehandelt. Man kann einer gedrückten, verfolgten Religion getreu bleiben; man kann sie seinen Kindern als eine Anwartschaft auf ein sich das Leben hindurch verlängerndes Märtyrertum aufzwingen – solange man sie für die Alleinseligmachende hält. Aber sowie man dies nicht mehr glaubt, ist es eine Barbarei. Ich würde raten, daß Du den Namen Mendelssohn Bartholdy zur Unterscheidung von den übrigen Mendelssohns annimmst.

Heinrich Heine galt die Taufe als

Entréebillett zur europäischen Kultur.

Nicht mehr, aber auch nicht weniger ist es auch für Abraham. Er folgt dem Rat seines Schwagers, dem Namen Mendelssohn den Namen Bartholdy anzufügen.

Als er später erfährt, daß sein Sohn Felix in England auf einem Konzertplakat sich lediglich als Felix Mendelssohn – ohne den Zusatz Bartholdy – ausgibt, schreibt er ihm einen langen Brief, in dem er sich seinem Sohn erklärt:

Meines Vaters Vater hieß Mendel Dessau. Als dessen Sohn, mein Vater, in die Welt getreten war, als er … den edlen, nie genug zu preisenden Entschluß faßte, sich selbst und seine Mitbrüder, aus der tiefen Erniedrigung, in welche sie versunken waren, durch Verbreitung einer höheren Bildung zu reißen, fühlte er, daß es ihm zu schwer werden würde, als Moses Mendel Dessau in das nähere Verhältnis … zu denjenigen zu treten, die damals im Besitz dieser höheren Bildung waren; er nannte sich, ohne daß er fürchtete seinem Vater dadurch zu nahe zu treten, Mendelssohn. Die Änderung war so unbedeutend als entscheidend. Als Mendelssohn trennte er sich unwiderruflich von einer ganzen Klasse, aus der er die besten zu sich hinaufzog, und an eine andre Gemeinschaft anschloß. Der große Einfluß, den er damals durch Wort, Schrift und Tat, auf die edelste und geistreichste Weise ausübte, der heute noch fortlebt und sich in steter Entwicklung verbreitet, gab dem Namen, den er angenommen, ein großes Gewicht, aber auch eine unauslöschliche Bedeutung, einen christlichen Mendelssohn kann es nicht geben, denn die Welt agnosciert keinen, und soll es auch nicht geben, denn er selbst wollte es ja nicht sein. Mendelssohn ist und bleibt ewig das Judentum in der Übergangsperiode, das sich, weil es sich von innen heraus rein geistig zu verwandeln strebt, der alten Form umso hartnäckiger und konsequenter anschließt, als anmaßend und herrschsüchtig die neue Form meint und behauptet, eben nur durch sie sei das Gute zu erreichen.

… ich hatte gelernt, und werde es bis an meinen letzten Atemzug nicht vergessen, daß die Wahrheit nur eine und ewig, die Form aber vielfach und vergänglich ist, und so erzog ich Euch … frei von aller religiösen Form, welche ich Eurer eigenen Überzeugung … überlassen wollte … Daß ich keinen innern Beruf fühlte, bei meiner Geringschätzung aller Form überhaupt die jüdische als die veraltetste, verdorbenste, zweckwidrigste für Euch zu wählen, versteht sich von selbst, so erzog ich Euch in der christlichen als der gereinigteren, von der größten Zahl zivilisierter Menschen angenommenen und bekannte mich auch selbst zu derselben, weil ich für mich tun mußte, was ich für Euch als das bessere erkannte … Was ich für recht hielt, hätte ich ganz und entschieden tun sollen. Ich hätte den Namen Mendelssohn ganz ablegen und den neuen ganz annehmen sollen; ich war meinem Vater schuldig, es zu tun, ich tat es nicht, um langjährige Gewohnheit, viele Mitlebende zu schonen, schiefen und giftigen Urteilen zu entgehen; ich tat Unrecht, ich wollte den Übergang vorbereiten, ihn Euch erleichtern, die ihr nichts zu schonen und zu besorgen hättet. Ich ließ sehr absichtlich Deine Karten in Paris Felix M. Bartholdy stechen … Du bist in meine Ideen nicht eingegangen, ich habe auch hier wieder, schwach genug, nicht eingegriffen, und wünsche mehr als ich erhoffe oder verdiene, daß mein jetziges Einschreiten nicht zu spät kommt. Du kannst und darfst nicht Felix Mendelssohn heißen. Felix Mendelssohn Bartholdy ist zu lang und kann kein täglicher Gebrauchsname sein. Du mußt dich also Felix Bartholdy nennen … Heißt Du Mendelssohn, so bist Du eo ipso ein Jude, und das taugt Dir nichts, schon weil es nicht wahr ist.

Hatte Moses in seinen altjüdischen Glauben die frische Luft der Aufklärung hereingelassen, aber war in einer anmaßenden christlichen Umwelt seinen Wurzeln und damit sich selbst treu geblieben, so wendet sich Abraham vom Judentum nun gänzlich ab. Sein Sohn Felix wird überzeugter Christ.

Fortsetzung

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Helmut Wild
Helmut Wild
14 Jahre zuvor

Interessant war fuer mich Richard Wagners Kommentar zu Mendelsohns Musik. Mir war das unbekannt. Ich habe oft mit meiner Frau darueber diskutiert, warum seine Musik, trotz ausserordentlicher Musikalitaet und offensichtlicher musikalischer Hochbegabung an sehr entscheidenden Stellen irgendwie flach bleibt. Meine Frau hat das ebenso empfunden.

Ich habe immer die Neigung gehabt, diesen haeufig auftauchenden Mangel an Tiefe darauf zurueckzufuehren, dass Mendelsohn ein verwoehntes Kind von Reichtum und allseitiger Bewunderung war. Dann kommt hinzu diese Bewunderung fuer die deutsche Kultur, die fuer deutsche Juden so kennzeichnend war und die immer noch, hier in Amerika, unter den Nachkommen deutscher Juden einen Nachhall findet.

Wenn ich andererseits an juedische Kuenstlerseelen wie Kafka oder Heine denke, dann kommen Gedanken in mir hoch, ob nicht Richard Wagner mit seiner Intuition einen wichtigen Punkt trifft. Denn die Groesse der Dichtung Kafkas liegt in dem Mut, sein tiefstes Erleben der Entfremdung und sein unendliches Leid, ja Verzweiflung und sicherlich seine totale Verlassenheit in dieser Kultur zum Ausdruck zu bringen. Welche Tiefe haette Mendelssohns Musik erreicht, zu welchen Ausdrucksformen waere er durchgebrochen, haette er jener Fremdheit und Verlorenheit Ausdruck verliehen, die das Leiden an einer Kultur auszudruecken wagt, die letztlich nicht die seine war?

Diese Gedanken befielen mich, seit ich Richard Wagners Kommentare in Ihrer Mendelssohn Darstellung gelesen habe.

Verena Flick
14 Jahre zuvor

Interessant: das ist die einzige Website außer dem Katalog der Berliner Staatsbibliothek, in der eine künstlerische Arbeit von Cecile Mendelssohn Bartholdy gezeigt wird. Ich bin Kunstkritikerin und kenne nur die sehr wenigen Reproduktionen von ihr, die öffentlich zugänglich sind. Diese aber haben mich so fasziniert, dass ich unbedingt etwas über sie schreiben möchte. Deshalb habe ich schon eine intensive Suche nach diesen Bildern begonnen, aber niemand wußte Näheres. Weiß Adelinde mehr?

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