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Das Wildschwein (Bild: Berlin.de)

Der Mensch hat aus dem Wildschwein das Haus-schwein gezüchtet.

 

Das Hausschwein (Bild:  fbn-dummerstorf.de)

Im mecklenburgischen Dummerstorf gibt es eine „Forschungsanstalt für Nutztierbiologie“, die das Verhalten von Haustieren erforscht.

Die Ergebnisse sollen dazu dienen, den Menschen zu helfen, seelisch und leiblich gesunde Tiere heranzu-ziehen, um zu gesunder Tiernahrung zu gelangen. Von Moral den Tieren gegenüber wird hier – soweit ich sehe – nicht gesprochen, aber aus ihr heraus ge-handelt.

 

Forschungsanstalt Dummerstorf (Bild: FBN)

Walter Claus hat aus dem Buch von Nina Kleinschmidt und Wolf-Michael Eimler einige Stellen im Weltnetz übermittelt:

 

Bild: amazon

Das Schwein weiß um sein Ich

Müßten Hausschweine zum Amt, wüßten sie, wann sie dran sind. Und Geräte bedienen können sie auch. Eine Hommage an das ver-kannte Borstenvieh.

Das Schwein gehört zu den intelligentesten Säugetieren. Wer also in Momenten der emotionalen Entgleisung sein Gegenüber als „dummes Schwein“ beschimpft, offenbart, daß er keine Ahnung hat.

„Man geht davon aus, daß Schweine mehr Kommandos lernen können als Hunde“,

sagt Sandra Düpjan, die am  Leibniz-Institut für Nutztiere in Dummerstorf  seit vielen Jahren mit Schweinen arbeitet.

„Mit der Rüsselscheibe und den Zähnen untersuchen die neugierigen Tiere ziel-strebig alles, was ihnen unterkommt“,

sagt die Verhaltensforscherin.

 

Forschungsanstalt für Nutztierbiologie (Bild: FB

Schweine fressen, wenn sie dran sind

Daß Hausschweine auf einen Namen hören, machten sich die Forscher aus Dummers-torf mit Kollegen vom Friedrich-Loeffler-Institut bei Experimenten in einem Stall in Niedersachsen zunutze.

Sie brachten den Ferkeln – in einer Schweine-Schulklasse mit nicht mehr als zehn Schülern – zunächst dreisilbige Namen wie Brunhilde, Griselda oder Edelgard bei.

Wenn es auch bei den heutigen Deutschen aus der Mode gekommen ist, ihren kleinen Mädchen so schöne deutsche Namen zu geben, so bleiben sie doch wenigstens durch die Schweine in unserer Erinnerung!

Diese Fähigkeit brauchten die erwachsenen Schweine später bei der straff durchor-ganisierten Fütterung – ein Prozedere, wie auf dem Amt. Über Lautsprecher wurde jede der knapp 40 sehnsüchtig auf Futter wartenden Sauen einzeln aufgerufen. Nur das Schwein, das auch dran war, bekam am Futterauto-maten etwas zu fressen.

Die Identität wurde dabei streng geprüft – statt mit einem Personalausweis funktioniert das im Schweinestall über einen Chip im Ohr.

 

Schwein mit clip im Ohr (Bild: Tierischer Volksfreund)

Das  Hausschwein  (Sus scrofa domestica) stammt vom Wildschwein ab und wurde vor etwa 9.000 bis 10.000 Jahren vom Menschen domestiziert.

Einziger Zweck: die  Fleischerzeugung. Heute beträgt der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Schweinefleisch in Deutschland 39 Kilo pro Jahr.

Schweine sind Allesfresser, sie leben gern in Gruppen zusammen und pflegen strenge Hierarchien. Sie können sehr gut riechen und hören und werden – wenn sie nicht vorher geschlachtet werden – bis zu zwölf Jahre alt.

Schweine kommunizieren in  einer eigenen Sprache. Rund 20  verschiedene „Oinks“  haben Biologen schon identifiziert.

Nach anfänglicher Verwirrung – nicht selten liefen mehrere Sauen gleichzeitig zum Trog, wenn es aus dem Lautsprecher losdröhnte – hatten die Schweine das System kapiert.

„Besonders faszinierend ist, daß die Schweine, die nicht aufgerufen waren, einfach ruhig liegen blieben, selbst bei der Herzfrequenz wurde keinerlei Reak-tion gemessen“,

sagt Düpjan. Ertönte ihr Name, rannten sie sprichwörtlich im Schweinsgalopp zur Futter-stelle. Einzelne Tiere wurden schon  mit 50 km/h gemessen! Schnell ist das Schwein auch beim Fressen: Ein Kilo Nahrung hat es in fünf Minuten verputzt.

Landwirten, die mit den Tieren arbeiten, wis-sen seit Jahrhunderten um die schweinische Intelligenz. Ein Bauer aus Dänemark kam Ende der neunziger Jahre sogar auf die Idee, die schlauen Tiere mitarbeiten zu lassen.  Seine Schweine steuerten  mit Hilfe eines Joysticks Belüftung und Temperatur im Stall selbst.

Von Spiegeln lassen sich Schweine nicht täuschen

Wie Elefanten, Delfine und Primaten können sich Schweine selbst im Spiegel erkennen und haben offensichtlich eine Form von Selbst-bewußtsein.

Für eine Studie, die 2009 im  Magazin „Animal Behavioral“  erschien, testeten britische Forscher, inwieweit die Tiere die Reflexionen des Spiegels verstanden. Sie versteckten Futter hinter einer Abdeckung, so daß es nur im Spiegel zu sehen war.  Die Schweine durchschauten den  Trick und liefen schnur-stracks zum Futter.

„Das heißt, sie können auch räumliche Informationen, die sie über den Spiegel bekommen, verarbeiten und wissen, wo sie selbst sich in dieser Konstellation befinden“,

sagt Düpjan.

Trotz allem klebt das Image der Blödheit am Schwein wie zäher Dreck. Aber Achtung:

Auch die Behauptung, Schweine seien schmutzig, ist ein Mythos.

Zwar stürzt sich das Hausschwein mit großem Vergnügen in jedes Schlammloch und wälzt sich genüßlich. Das mag nach Sauerei ausse-hen. De facto aber handelt das Borstenvieh auch dabei wieder klug:

Der Schlamm auf seiner Haut wehrt Insekten ab, kühlt und schützt im Sommer vor Son-nenbrand.

Wenn es genug Platz hat, achtet das Schwein sogar in seiner Stallbucht peinlich genau auf die Trennung von Toilette und seiner Schlaf- und Liegeecke, in der es bis zu 13 Stunden am Tag pennt.

… Der Genießer weiß natürlich um die Wünsche der Schweine und achtet beim Kauf des Fleisches darauf, daß der Bauer vorher vernünftig mit seinen Tieren umgegangen ist! Denn der Genießer weiß, daß nur Schweine aus artgerechter Haltung vorzügliches Fleisch liefern!

Es ist einfach ein geschmacklicher Unter-schied, ob das Tier aus der Mastanlage kommt oder sich auch draußen im Dreck wälzen kann und viel Platz bekommt.

Auf der anderen Seite ist es aber einfach eine moralische Frage:

Wie gehe ich mit meinen Tieren um? Die Antwort ist einfach: Meine Tiere sollen sich wohl fühlen!

Der tolle Bomberg wettete, daß seine Schweine im Rennen gegen ein berühmtes Pferd siegen würden. Er trainierte die Tiere und ließ sie hungern, so daß sie im Galopp zu den Futtertrögen rannten. Das Pferd hatte keine Chance.

Da weiß Uwe Timm in seinem Buch vom „Rennschwein Rudi Rüssel“ noch eins drauzusetzen (S. 91):

Wenn die Mannschaft unseres Vereins in ihren blauweiß gestreiften Hemden am Sonntag spielte, dann kamen auch immer ein paar Zuschauer. Mal waren es nur zwanzig, mal waren es über achtzig.

Und wir Kinder sahen dann ebenfalls zu, jedenfalls Zuppi [sein Sohn] und ich … Wenn also die Spieler auf dem Spielfeld hinter dem Ball herrannten, dann wurde Rudi im Garten des Platzwart-Hauses ganz aufgeregt. Er stand am Gartenzaun und trippelte hin und her.

„Der will auch zugucken“, sagte Zuppi und nahm ihn beim nächsten Spiel mit an den Rand des Spielfeldes. Und da hättet ihr Rudi erleben müssen:

Er kannte genau die Spieler unseres Vereins, denn er sah sie ja immer trainieren und in den Umkleidekabinen ein- und ausgehen. Jetzt, da er bei einem Spiel zugucken durfte, rannte er, wenn unsere Vereinsmannschaft auf das gegnerische Tor zustürmte, in einem wilden Schweinsgalopp mit, dabei zog er Zuppi an der Leine hinter sich her.

Die Zusschauer schrien und lachten …

Doch weiter bei Kleinschmidt/Eimler:

Schweine haben einen hohen Symbolwert.

Wer kennt noch den hübschen Reim von Heinz Erhard?

Der Eber ist oft mißgestimmt,
weil seine Kinder Ferkel sind.
Nicht nur die Frau – die Sau – alleine,
auch die Verwandten … alles Schweine!

In der Mythologie unserer Ahnen waren Sau und Eber heilige Tiere. Davon übriggeblieben ist das „Glücks-schwein“.

Das einzig ekelhafte an Schweinen ist unser Umgang mit ihnen.

 

Bild ohne Worte (Bild: Unser Planet)

Die gängige Schweinezucht läßt diesen klu-gen, freundlichen Tieren nichts als Fressen bis zum Schlachten.

Ihr Lebensraum: 2,13 qm.

– wenn überhaupt!

 

Massentierhaltung (Bild: animal-spirit.at)

Ihr Ausweg: Flucht in den Wahnsinn und in die Krankheit. 80% aller Schweine aus der Massentierhaltung haben zum Zeitpunkt ihrer Vernichtung eine Lungenentzündung.

Mit Beta-Blockern überleben sie die letzte Fahrt zum Schlachthof.

In Deutschland werden 40 Millionen Schweine jährlich geschlachtet. Jeder Bürger tötet mit Messer und Gabel und mit seinem Konsum in seinem Leben etwa 40 Schweine.

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Jörn Uhl
Jörn Uhl
2 Jahre zuvor

Wenn man meinen Salat ißt, dann läßt man die Gabel vom Schweinefleisch. Auch das ungarische Mangalica-Schwein, Wollschwein, Schafschwein muß es nicht sein; es soll aber geschmacklich herausragen.
Nun gut, ich gehe zum Obstsalat! Ein wunderbarer Nachtisch.

Ehrhard Hartmann
2 Jahre zuvor

Als ehemaliger Landwirt (Staatsexamen) wurden wir damals dahingehend “unterrichtet”, daß es keine dreckigen Schweine gibt, sondern wenn man den Hausschweinen die Möglichkeit gibt, im sauberen Wasser zu BADEN, tun sie dies ausgiebig.
Darüberhinaus sind sie “innerlich” mehr dem Menschen ähnlich, als es diese glauben wollen ?
In der Medizin gibt es bereits große Möglichkeiten schweinischer Ersatzteile – also achtet die Schweine mehr als nur dazu Dreckschweine zu sagen, wenn auch mancher Mensch ein solches ist !

markwart Cochius
2 Jahre zuvor

Der Urlaub läßt manche Adelinde-Artikel hintan stehen.
Ich begann zu schmunzeln als ich hier anfing zu lesen: Dummersdorf, Dupjan…Schweine mit Chip im Ohr usw, ich war geneigt zu glauben, diesmal setzt uns Adelinde etwas zum Fasching vor, obwohl der doch schon vorbei ist. Zu Anfang dachte ich: Will sie da vielleicht unseren Regierungssitz glossieren?
Damals als zu uns die Ungarndeutschen ins Dorf kamen nach dem Krieg, hörte ich die empörten Männer über die Bauern hier im Dorf schimpfen wie sie die Schweine hielten. Was die da erzählten aus ihrer ungarischen Ex-Heimat, war für mich unglaublich:
1 Die Schweine liefen in Ungarn frei auf einer riesen Wiese;
2 sie wußten wanns Futter gibt;
3 sie hatten ihren Kackplatz, ein abschüssiges betoniertes Areal mit einer Rinne;
4 die Schweine wußten, wann der Bauer sauber gemacht hatte und kamen danach, um ihr “Geschäft” zu machen;
5 das Wiesengelände blieb sauber, das versicherte uns der Ungarndeutsche.
Ich hielt das damals für absolute Übertreibung.
Ein anderes Beispiel:
Als ich von Giardini-Naxos bergauf nach Taomina ging, kam ich an einem “Freigehege” vorbei, etwa 3 x 3m groß, mit Schweinen “gefüllt”. Die waren alle blutig verbissen. Damals wußte ich nicht, warum; heute weiß ich es: Zuvele auf zu kleinem Platz.
Damals verfestigte sich auch meine Meinung über die schweinischen Schweine. Allerdings zu Unrecht.
Mein Gott, was uns Adelinde alles bietet…
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