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Trauergottesdienst für einen Naturschützer

Als Heidin war ich dabei und tief angerührt, als in der Gartower Kirche für den viel zu früh verstorbenen Biologen und Naturschützer

Dr. Frank Neuschulz

vor seiner Grablegung eine Trauerfeier der besonderen Art abgehalten wurde. Abgesehen von einigen liturgischen Zeremonien bewegte sich der gesamte Trauergottesdienst im Gedenken der göttlichen Schöpfung.

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Denn sie war es, der Frank Neuschulz so nahe war, die er verstehen und beschützen wollte. Er kümmerte sich um das kleine Einzelne wie den Brachpieper, die Sperbergrasmücke, den Bläuling, ohne das Ganze aus den Augen zu verlieren. So tragen auch viele große Naturschutzprojekte seine Handschrift.

Unermüdlich war er im Einsatz, in Brüssel so gut wie als Ratsmitglied seiner Heimatgemeinde Gorleben. Dabei gingen ihm Fanatismus und Verbitterung völlig ab. So ernst und unbeugsam sein Wollen war, so unverwüstlich waren sein Humor und seine freie, verschmitzt lächelnde Jungenhaftigkeit.

Seiner Familie war er warmherzig zugewandt, seinen Töchtern ein wunderbarer, nun schmerzlichst fehlender Vater. Den

Trauer-Gottesdienst

hielt der Weggefährte im Widerstand gegen die Atomanlagen in Gorleben: Pastor Gottfried Mahlke – auch er der Natur und menschlicher Natürlichkeit zugewandt. Er hatte sich vorher umfassend mit der Familie abgesprochen.

So ließ er die etwa 300-köpfige Trauergemeinde mit den 7 ersten Strophen von Paul Gerhards „Geh aus mein Herz“

der Gärten Zier, die Bäume, die Blumen, die Lerche, die Nachtigall, die Glucke mit ihrem Völkchen, den Storch, das Schwälblein, den Hirsch, das Reh, die Bienenschar, den Weinstock, den Weizen

besingen, ehe er auch in seiner – im Übrigen sehr persönlich gehaltenen – Ansprache aus dem Psalm 104 die Lobpreisungen der Schöpfung in allen ihren einzelnen Schönheiten verlas.

Ein einziger Schöpfungsgesang entstand, in dem Frank Neuschulz gegenwärtig war, so wie er in seiner Lebenszeit mitten in der Natur zu Hause gewesen war.

Nach Mahlkes berührender Ansprache sang die Gemeinde Paul Gerhards Lied mit Strophe 8 und 9 weiter, nicht ohne vorher erfahren zu haben, daß dieser Dichter seine Frau und 4 seiner 5 Kinder durch die Pest verloren hatte, als er das Lied verfaßte:

Ich selber kann und mag nicht ruhn … ich singe mit, wenn alles singt … verleihe, daß zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben.

Das alles entsprach einer Einstellung zum Göttlichen, das sich in der Natur offenbart, wie es schon

Lessing

in seinen „Fragmenten“ beschreibt. Für eine Offenbarung, wie die Bibel sie Moses andichtet, sei der Mensch nicht gemacht. Göttliche Offenbarung erfahre der Mensch einzig und allein

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durch die Sprache und das Buch der Natur, die Geschöpfe Gottes und die Spuren der göttlichen Vollkommenheiten, welche darin als in einem Spiegel allen Menschen, gelehrten und ungelehrten, Barbaren und Griechen, Juden und Christen, aller Orten und zu allen Zeiten sich deutlich darstellen.

Lessing hatte – wie der Hamburger Theologe Reimarus, auf den er sich beruft, – das Bibel-Christentum hinter sich gelassen und selbstdenkend zum eigenständigen Erleben der Gott-Offenbarungen in der Natur gefunden.

Seelenverwandtschaft also auf der ganzen Linie!

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