Laternenumzug „St. Martin“
Montag, 11. November 2024 von Adelinde
Eben komme ich von einem erfrischenden „St.-Martins-Umzug“, der in Norddeutschland schlicht Laternenumzug hieße. Zahlreiche kleine Kinder mit Eltern und Großeltern zogen in langem Zug durchs Dorf, vorneweg – rückwärts gehend, somit zu den Kindern gerichtet – mit Gitarre die Kindergärtne-rinnen! Entzückend auch diese liebevollen jungen Frauen!
Hier im katholischen Süddeutschland muß „natürlich“ zu Ehren eines „Heiligen“ mit der Laterne gelaufen werden. Was kümmert der aber die Kinderchen? Sie hatten genug zu tun, ihre bunten Laternen zu füh-ren.
Und St. Martin – wer war denn das? Zwei kleine Mäd-chen spielten auf dem Kirchplatz, ehe der Umzug sich in Gang setzte, eine kleine Szene, in der St. Martin einem frierenden Menschlein seinen Mantel um die Schultern legte. Das war dann wohl die un-vergessene selbstlose Handlung, deretwegen der Martin heiliggesprochen wurde. Doch wer war dieser St. Martin wirklich?
Bei Konrad Fichtel, „Roms Kreuzzüge gegen Germanien“, lesen wir:
Ob Columban in Gallien, Sankt Gallus in der Schweiz oder der „heilige“ Martin, sie alle machten Jagd auf Heiden und heidnische Feierstätten. Insbesondere Letzterer tat sich durch Fanatismus und Intoleranz hervor.
„Mit den Füßen zertrat er die Altäre und die Götterbilder“.
Und dabei war der Heilige (nach der christlichen Legende)
„ein Mann von bewunderungswürdiger Sanftheit und Geduld; freundlich, ernste Heiterkeit und unwandelbarer Friede leuchteten aus seinen Augen.“*
Dieser Gewalttäter hatte seine christliche
„Laufbahn als Teufelsaustreiber begon-nen. Wegen seiner ,Totenerweckungen‘ wurde er Bischof, dann karolingischer Reichsheiliger und schließlich Schutzpa-tron der Franzosen.
So wurde dieser Dieb und Brandstifter das ,Symbol der fränkischen Reichskir-che‘, mehr noch ,wesentlicher Bestandteil fränkischer Reichskultur‘ (Bosl).“**
Im westfränkischen Reich taten sich Staat und Kirche zusammen, um gemeinsam den alten Glauben, eine Naturreligion ohne Intoleranz und Machtanspruch, zu vernichten und um Ländereien zu räubern.
Bei den Merowingern wurde die Kirche die entscheidende politische Macht … Zur Er-ringung der politischen Macht ging die Kirche sehr klug vor. Ihr Ziel war immer, die Füh-rungsmacht zu gewinnen, was bedeutete, daß die Gefolgsleute und Abhängigen ebenfalls den neuen Glauben übernahmen.
Hinzu kam, daß Eroberungen und Plünde-rungen heidnischer Gebiete gottgewollt waren. Das Schöne dieses neuen Glaubens und der Politik war, daß es ihre Vertreter reich und mächtig machte. Damit war der Grundstein für eine nie endende Aggression gegen Nachbarstaaten gegeben, die noch nicht „christianisiert“ oder nach „römischen Grundsätzen zivilisiert“ waren.
Krieg und Vernichtung der Heiden war Dienst an Gott, auch der Mord an vielen unschuldi-gen Kindern und Frauen war Gott wohlge-fällig.
Unsere allerliebsten kleinen Dorfkinderchen werden all diese Zusammenhänge nicht wissen. Sie laufen halt mit der Laterne und singen zu den Gitarren ihre schönen, eingängigen heidnischen Lieder.
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Anmerkung
*) Karlheinz Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums 4, Frühmittelalter, Rowohlt, Reinbek 1994
**) ebenda
DER MARTINSTAG
Am 11.11. steht im kirchenchristlichen Kultkalender „St. Martin“; was hat es mit dieser Legendengestalt aus heidnischer Sicht auf sich ?
Martin – lat. „Marsisch-Kriegerischer“; man veranstaltet Fackelläufe. Martin ist eine christenkirchliche Kalenderverkörperung der germ. Gottesmetapher Tiu-Wodin, was durch Attribute und Wesensmerkmale unterstrichen wird: Ritter mit Pferd (Schimmelreiter) und Schwert, dem weiten „Himmelsmantel“ des göttlichen Allvaters, und heilender Arzt. Martin ist als Mars-Tiu-Wodin / Mithras-Ersatz insbesondere zu erkennen am urgläubigen Gänserich-Symbol, das seit Jahrtausenden von vielen Göttern, z.B. Brahma / Amun / Apollo / Mars / Harpokrates-Horus, auch von Wodin in Anspruch genommen wurde (Zeus nähert sich der Leda als Schwan). Ein völkerwanderungszeitlicher Talisman (Brakteat: „Tunaland-A“) demonstriert den Gestaltentausch des Geistgottes, wie das Wodinhaupt aus dem Ganterbalg hervor wächst. Das altgläubige Kultgericht Lichtgans, der Lichtbraten, die Martinsgans wird noch heute gern verzehrt. Von der Übereinstimmung des christl. Martin mit Odin-Wodin berichtet die skandinavische Legende von König Olaf Tryggvason: Im Herbst d. J. 995 sei er während einer Fahrt nach Norwegen auf Insel Mosterö gelandet, wo ihm hl. Martin im Traum erschien. Dieser habe befohlen, anstatt des Gedächtnistrinkens für Odin (Wodin) und andere Asen, jetzt „Martinsminne“ zu trinken.
Zwar gehörte es sicher zum allgemeinverbindlichen altgläubigen Ritus das Stieropfer für die Jahresfruchtbarkeit zu erbringen, doch blieb es unvermögenden Familien gestattet, ein Ersatz-Bluot (-Opfer) zu leisten aus „Ton und Teig“. Das älteste erhaltene norw. Gesetz (Anfang 11. Jh.), verbietet ausdrücklich diesen Brauch. Für Opfer und sich anschließende Mahlzeiten kneteten die Frauen Götterbilder, deren Symbole oder geheiligten Tiere aus Teig. Sie wurden an geweihter Stätte gebacken und teils der Gottheit dargebracht, teils verzehrt. Obwohl diese Gebildbrote, Fladen, Kuchen nur ein Ersatz für das wertvollere Tieropfer waren, glaubte man doch, dass durch den Segen des Parawari (germ. Priester) die geheimnisvoll-göttliche, segenbringende Kraft in sie eindrang, sich auf die Genießenden heilwirksam übertrug. Das „Märtenhörnlein“ ist ein Überrest heidn. Stieropferfeiern. Denn die Faszination, welche, vom Stieropfer ausgehend, jeden einzelnen Gläubigen erfasste, war gewaltig, wie wir aus der Kultgeschichte der Osiris- und Mithrasreligion wissen. Sie lag begründet in der Glaubensanimation in Richtung eines ewigen Lebens, so wie es ein Pyramidentext an Osiris ankündigt: „Du bist davongegangen und wiedergekommen. Du bist entschlafen und wieder erwacht. Du bist gestorben und lebst trotzdem.“ Schon im ägypt. Alten Reich identifizierte sich der Gestorbene im Totenbuch mit dem „weißen Stier“ und dessen Wiederauferstehungskraft. Im iran. Bundahishn („Schöpfungsbuch“) heißt es, dass zum Ende aller Tage ein Heiland kommen wird, um mit dem letzten Stieropfer die Toten aufzuwecken und die Menschen unsterblich macht. Das Stierköpfchen mit neunstrahliger Stirnrosette (vergl. s-Rune = 9. Zeichen) als Grabbeigabe des Frankenkönigs Childerich, lässt gleiche Auferstehungshoffnungen vermuten. Aufgrund solcher weit verbreiteter Verständnismustern, ist zu vermuten, dass sich der germ. Wodin-Frô-Myste mit dem „Weißen Stiere Frej“ – gleichsetzte, gleichfühlte. Wer von dem verlebendigenden Stieropfer zu sich nahm, wer sein Fleisch aß und sein Blut trank – und sei es nur in Form eines nachgebildeten Brotes – der hoffte, mit der ihm zufließenden Stierkraft, das ewige (Seelen)Leben zu erlangen. Den Gläubigen schien gewiss: So wie Horus-Osiris, Dionysos-Zagreus und wie der Frej-Wodin aus den Grüften des stofflichen Vergehens auferstanden sind, so werden alle im Geiste auferstehen, die darauf hoffen und die richtigen Riten ausführen.
Neue heidnische „Martinsliedlein“
Ein Heide saß im kalten Schnee
Ein armer Heide saß im Schnee,
ihm tat der frost’ge Hintern weh.
Sankt Martin, der vorüber ritt,
gab ihm noch einen Stiefeltritt.
Da heulte laut der arme Mann
und sah ihn voller Ärger an.
Sankt Martin zog des Weges fort
und tat nach Christengottes Wort.
Geschrieben steht: „Seid Christen gut,
und quält die Heiden bis aufs Blut !“
Ein Christ wird leicht vom Wahn gelenkt,
wohl dem, der nicht wie Christen denkt !
Leicht verbessert, frei nach Martin Luther
Soweit man lesen kann, war der sogenannte Sankt Martin ein gutgestellter römischer Sklavenhalter. Er soll 2000 Sklaven besessen haben. Da wir in einem polar gesteuerten System leben, sollten wir uns die Idee dahinter anschauen und die Idee, wozu uns das führen kann.
…wie immer: sowohl als auch … Gut, daß die Kinder noch ein nicht verintellektualisiertes Denken und Spüren besitzen. Im Irdischen befinden wir uns gerade um den 11. Nebelung am „höchsten“ Punkt des Sterbemonats „Skorpion/Adler“, wo zu meiner Kinderzeit stets der erste Schnee fiel. Die Blätter waren fast alle in stürmischen Herbstwinden heruntergefallen (Lied: o wie ist es kalt geworden, raue Winde wehn von Norden …), grau, neblig und karg war´s; alles lichte, sonnige Leben entschwunden, und der Raben und Krähen jammernd klagender Schrei hallt durch die Nebelwände.
So liegt die Erde, kahl, frierend und ungeschützt wie ein Bettler aller Lebenspracht entledigt und erwartet den „Hohen von oben“, der auf seinem weißen Roß geritten, geschickt von Frau Holle IHREN halben Mantel, nämlich den weißen flockigen Schnee mitbringt, damit die Blumen, Pflanzen und Gottesfunken im immer kälter werdendem Fortschreiten des Jahres vor Frost und eisigen Winden geschützt …
Wir Kinder stellten einen Schuh vor die Tür, und wer in seiner Art geblieben, der konnte am nächsten Morgen sich der Früchte des Sommers, Äpfel, Birnen und auch Lebkuchen und Nüsse erfreuen. (Die Götter liefen barfuß, nur der Widar, der dem Fenrißwolf zur Winterwende den Rachen klafft, damit er die Sonne nicht gänzlich verschlucken kann, sammelte übers ganze Jahr von allem Lebendigem eine Gabe, woraus er sich diesen besonderen Schuh schusterte), und Widar und der Ruoparat, der Ruhmesprächtige ~ auf die ist Verlaß, die kommen alle Jahre wieder 🙂
Im Übrigen hatten die echten alten Germanen es überhaupt nicht nötig zu „opfern“. Sie ehrten und verehrten die Naturgewalten als „Gottheit“. Was wär eine Gottheit, die nur von außen stieße, die Welt durch „Menschenopfer“ am Finger laufen ließe?
So entstanden unsere Märchen, Mythen und Legenden: Abbild der (kosmisch-irdischen) Wirklichkeit und ihrer Gesetze. Schon den Kleinsten erzählt und mitgegeben für ein gutes Leben.
Die heutige „Verwaltung“ deutscher Schuld und die Pflege des daraus entstandenen, sorgsam gezüchteten Schuldbewußtseins ist das Herrschafts-Instrument der Gegenwart, genauso wie es davor die blutige Christianisierung unseres Lebensraumes, sehr rfolgreich, bis heute, sein konnte.