Isländischer Genforscher hält alle deutschen Journalisten für „Aschlöcher“
Mittwoch, 26. Oktober 2011 von Adelinde
Das ist mal ein erfrischendes, ja erlösendes Wort in unserem mediengegängelten Meinungsüberwachungsstaat!
Henryk M. Broder sprach mit
Kári Stefánsson,
nachzulesen bei welt online:
Man hört, Sie können deutsche Journalisten nicht ausstehen. Warum ist Ihnen unsere Truppe so unsympathisch?
(Bemerkenswert: Henryk M. Broder ist bekennender Jude und spricht in Bezug auf die deutschen Journalisten von unserer Truppe! Fühlt er sich dazugehörig?)
Kári Stefánsson:
Das liegt einfach daran, daß sie offensichtlich andere Anstandsregeln haben als die Journalisten im Rest der Welt. Deutsche Journalisten verstellen sich. Sie haben keine Skrupel zu täuschen und zu verschleiern, auf was sie in Wahrheit hinauswollen.
Wenn Sie mit einem angelsächsischen oder einem skandinavischen Journalisten sprechen, wird er Ihnen immer klar sagen, was er wissen will, worauf er hinauswill, was der Fokus seiner Geschichte ist. Deutsche Journalisten sind leider in kultureller Hinsicht ignorant.
Ich erinnere mich an einen Artikel, den einer Ihrer Kollegen über Island geschrieben hat. Er trug den Titel „Peepshow im Land der Wikinger“. Doch wo war die Peepshow? Die Leidenschaft der Isländer in Sachen Genealogie wurde kurzerhand dazu gemacht.
Island führt einen Stammbaum der ganzen Nation – dies wurde als Peepshow abqualifiziert. Aus der Tatsache, daß unsere Nation es in Ordnung findet zu wissen, wer mit wem verwandt ist, wurde eine exhibitionistische Zurschaustellung gemacht.
In meiner Erfahrung mit deutschen Journalisten gab es leider keine einzige Ausnahme. Ich habe mit Journalisten aller großen deutschen Tageszeitungen und fast aller Fernsehsender gesprochen. Und wirklich jeder einzelne von ihnen verhielt sich gleich.
Eine kranke Nation mit kranken Journalisten! Denn, wie Stefánsson formuliert:
„Adolf hat die Deutschen noch immer fest im Griff“
Das ist die deutsche Krankheit, die zwanghafte Zur-Schau-Stellung der eigenen „politischen Korrektheit“. Die tägliche Teufelsaustreibung namens „Vergangenheitsbewältigung“ auf jedem Sender, in jeder Zeitschrift, in jedem Schulfach hat ihre tiefen Spuren in die Seelen dieses Landes eingegraben.
Wieviel Forschung wird dadurch verhindert, wieviele Themen sind tabuisiert! Und so konnte es nicht anders kommen, als es gekommen ist: Deutschland hat seine einstige führende Stellung im gesamten kulturellen Bereich verloren.
Die Wissenschaftssprache ist nicht mehr Deutsch wie einst, deutsche Wissenschaftler radebrechen in Englisch. Deutsche Kinder sind neudeutsch „Kids“, man kann um sie nur mit Anglizismen werben, Deutsch ist zu langweilig. Das saugen die „Kitz“ nun sozusagen mit der Muttermilch ein.
Deutsch ist überhaupt minderwertig, man schämt sich, Deutscher zu sein. Man verleugnet sich somit selbst. Wer sich selbst nicht leiden kann, den können auch andere nicht leiden.
An diesem Selbsthaß haben die Journalisten in Deutschland in vorderster Linie mitgewirkt. Da freut es einen, wenn sie jetzt von einem kompetenten Kritiker mal so richtig den Marsch geblasen kriegen:
Stefánsson:
Ich will mir kein Urteil über das Fachwissen deutscher Journalisten erlauben. Ich möchte nur sagen, daß sie alle ohne Ausnahme Arschlöcher („pieces of shit“) sind. Vielleicht sind sie sehr gebildete Arschlöcher, aber das ist mir gleich …
Ich habe noch keinen anständigen deutschen Journalisten kennengelernt! Das ist wirklich seltsam.
Broder stellt m. E. die falsche Frage:
Könnte das etwas mit dem deutschen Nationalcharakter zu tun haben?
Und Stefánsson ringt um die richtige Antwort:
Es ist eigenartig. Wenn Sie die deutsche Kultur betrachten – wir haben ihr so viel zu verdanken. Wir haben ihr unsere Weltanschauung zu verdanken. Wenn wir die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts betrachten – da gab es diese ungeheure Kreativität in den Wissenschaften.
Im Grunde haben die Deutschen unser heutiges Weltbild erschaffen. Ihnen haben wir einen großen Teil der musikalischen Werke zu verdanken und einiges an guter Literatur. Deutschland hat viel Gutes hervorgebracht.
Natürlich gab es auch einige weniger glückliche, von Arroganz und Selbstgerechtigkeit geprägte Beiträge zu unserer Kultur, einige Weltkriege zum Beispiel.
Mit der Arroganz hat er leider nicht unrecht. Die aber unterscheidet sich nur geringfügig von der anderer Nationen, besonders derer, die sich – im Gegensatz zu Deutschland – die halbe Erdkugel unter den Nagel gerissen haben und sich heute immer noch an vorderster Front an Angriffskriegen zur Ausbeutung anderer Länder und an der entsprechenden Lügenpropaganda beteiligen.
Und weiter versucht sich Stefánsson mit seiner Antwort:
Heute gibt es viel Positives in Deutschland. Die Kunstszene in Berlin. Berlin ist die Kunsthauptstadt der Welt geworden und hat damit New York und London abgelöst. Ihr seid also nicht ohne Vorzüge. Obwohl mir die Welt ohne euch besser gefallen würde …
Und nun kommt er auf den Punkt:
Wenn man sich eine Nation wie die Deutschen ansieht – eine sehr gebildete Nation relativ kluger Menschen –, so lebt sie immer noch im Schatten des Zweiten Weltkrieges.
Deshalb ist jeder so bemüht, sich politisch korrekt zu verhalten. Deswegen wirkt das Verhalten der Deutschen in vielerlei Hinsicht so unnatürlich. Sie sind katholischer als der Papst und ziemlich verklemmt.
Adolf hat sie immer noch fest im Griff.
Das muß dem Genetiker Stefánsson in seinem Wissenschaftszweig besonders aufgestoßen sein, das hat er wahrhaft „hautnah“ miterlebt.
Stefánsson:
Eigentlich hat die Wissenschaft in Deutschland ihre Krise überwunden. Lange Zeit konnte gerade in meiner Disziplin, der Genetik, nicht gearbeitet werden, weil Genetik ein Schimpfwort war. Jahrelang haben die Deutschen Ethikkonferenzen abgehalten, die einzig und allein dazu dienten, mich einzuladen und dann mit faulen Eiern zu bewerfen.
Da waren diese Deutschen, die sich auf diese Weise hervortaten,
wie bei allen den „Aufständen der Anständigen“
weithin sichtbar „politisch ach so lobenswert korrekt“.
Das ist eigentlich merkwürdig, weil Humangenetik im Prinzip eine rein deskriptive Disziplin ist. Man verändert nichts, man beschreibt nur, wie der Mensch aufgebaut ist – basierend auf den Informationen, die im Genom enthalten sind.
Während man vor 14, 15 Jahren darüber stritt, ob man Populationsgenetik betreiben soll, haben wir einfach begonnen, auf diesem Gebiet zu forschen. Ich habe vorgeschlagen, Populationsgenetik in einer Großstudie zu erforschen. Das hat vorher außer uns noch keiner getan und seither auch nicht.
In Deutschland wäre das unmöglich gewesen, denn hier hätte es an hitlersche „Selektion“ erinnert. Daher wohl auch die Frage von Broder:
Wie sieht es mit Designer-Babys aus?
Stefánsson:
Das ist ein extrem kompliziertes Thema, weil es hier um Selektion geht. Es geht um die Frage, ob es richtig ist, eine Meinung darüber zu haben, wie Menschen zu sein oder nicht zu sein haben. Der Gedanke, Erkenntnisse aus der Genforschung zur Verbesserung von Menschen einzusetzen, beunruhigt uns.
Der Begriff der Eugenik wurde von Galton geprägt, der ein Schüler Darwins war. Dann kam Herr Adolf daher und veränderte die Art und Weise, wie man diesen Begriff betrachtete.
Ich finde die „Zucht“ von Menschen geschmacklos. Und ich denke, daß es biologische Gründe dafür gibt, keine an die heutige Welt hervorragend angepaßte Herrenrasse zu züchten. Einmal angenommen, wir würden den perfekten Menschen definieren …
Broder:
… einen Allzweckmenschen, in Einheitsgröße …
Stefánsson:
Ja, das gab es schon.
Und zwar nicht bei Hitler allein, sondern in Menschenhirnen hauptsächlich der USA lange nach Hitler, diesmal aber ganz und gar nach dem nackten, seelenlosen darwinschen Nützlichkeitsprinzip entworfen:
Es ist klar, daß man den perfekten Menschen über die Umwelt, wie sie heute ist, definieren würde. Ein Mensch, der in der heutigen Umwelt funktionieren und überleben könnte.
Und dann würde es so einen Vulkanausbruch geben, der alles verändert. Wenn alle Menschen gleich wären, dann wären wir schlecht auf die nächste Katastrophe vorbereitet.
Der beste Weg, uns Menschen, unsere Spezies, auf das Überleben der nächsten Katastrophe vorzubereiten, ist, uns auf dem Globus zu verteilen. Uns so vielen verschiedenen Umweltbedingungen wie möglich auszusetzen. Der perfekte Mensch würde eine unglaublich langweilige Welt hervorbringen.
Hier äußert sich auch dieser Naturwissenschaftler wie die meisten seiner Kollegen als Materialist. Von der Seele, die Kultur hervorbringt, spricht er nicht. Er spricht von der funktionierenden Maschine „Mensch“. Er spricht nicht von Völkern, die in ihrer ganz eigenen Seelensprache das Wesen der Welt zum Ausdruck bringen und das Gesamtorchester der Menschheit mit ihrer Stimme bereichern.
Er spricht von Katastrophen-Bewältigern. Die allerdings denkt er sich individuell voneinander unterschieden, wohl eher wie eine amorphe, atomisierte Masse. Das kann wohl nicht die Zukunftsvision sein, die der Menschenseele guttut.
Der Mensch möchte sich unter seinesgleichen verstanden und aufgehoben wissen. So ist er nun einmal geartet. Aber dieser Gedanke und diese Wortwahl wird der lieben meinungsführenden Journalistengesellschaft schon wieder als zu „rechts“ erscheinen. Eben:
Gott bewahre uns vor menschlichen Verbesserungsvisionen und Utopien und jeder Form der Machbarkeit. Auch vor dem oktroyierten Zwang der political correctness möge uns unsere Wahrheitsliebe schützen. Alle bisherigen Ideologien taugten nur zum Schlechteren, egal woher sie kamen.
D. h. nicht, dass ich mich, weil ich genealogisch zu der Spezies zähle, die oft von der Journaille als „deutsch“ verketzert wird, nicht der bewährten Werte deutscher Kultur besinnen, erfreuen und darauf hinweisen darf. Jede Epoche hat ihe Zeit, z. Zt. ist Deutschland nicht mehr so beispielgebend, weil man es daran hindert. Wir sind so unfrei wie zu Hitlers Zeiten.
Ihren letzten Satz, lieber Mithus, hätte ich auch deshalb nicht geschrieben, weil es m.E. nicht so ist.
Niemand hindert uns, niemand hindert Deutschland, gut und damit beispielgebend zu sein. Sämtliche Hindernisse sind entweder nur willkommener Vorwand, die Mittelmäßigkeit als schicksalhaft zu bedauern oder tatsächlicher Grund des Unvermögens.
Alles bitte mit Bedacht, lieber archelys.
Ich arbeite gerade an dem Thema „Das Böse“. Was ist darunter (nicht nur theologisch) zu verstehen?
Darin komme ich neben vielen anderen Mitdenkern zu dem Ergebnis: Die Welt ist nicht so, wie sie für mich/uns als Christ/en sein sollte. Das gilt auch besonders für das bevormundete Deutschland. Wir werden von Mächten beherrscht, denen wir eigentlich in vielen Bereichen mit unseren Wertvorstellungen entgegentreten müßten, dies aber nicht können, weil wir vielfach schon entmachtet oder armgemacht sind.
Beispiel aus der Wirtschaftspolitik: Der deutsche Vorschlag für eine weltweite Transaktionssteuer wird von den Abgelsachsen vom Tisch gefegt. Das ist Fakt wie der Satz: „Die Macht des Geldes bestimmt die Meinungsmache“ und hat dafür die Methoden, die in Adelindes Beitrag beispielhaft für den Bereich deutscher Jounalismus‘ herausgearbeitet wurde. Ergebnis dort: Geld macht notfalls mundtot qua political correctness.
Ihr Satz: „Sämtliche Hindernisse sind entweder nur willkommener Vorwand, die Mittelmäßigkeit als schicksalhaft zu bedauern oder tatsächlicher Grund des Unvermögens“ ist eine Pauschalverurteilung, die Konkretes vermissen läßt und die auf die Realität möglicherweise aus ideologischen Gründen nicht eingehen will oder kann. Das wäre hier angezeigt gewesen, weil wir sonst am Stammtisch landen.
Sicher leide ich wie viele andere auch an unserer allgemeinen Mittelmäßigkeit, weil der Gesamtwissensstand heute von niemanden mehr überblickt werden kann. Vielleicht sind Sie da eine Ausnahme? Dann allen Respekt!
Wir sind zwar frei, unsere Meinung heute frei zu sagen, aber in der Wirkung dieser Freiheit bleiben wir erfolglos wie in Hitlers Zeiten. Wir werden zwar nicht mehr bestraft für diese Meinungs- und Redefreiheit, aber das ist in Wahrheit keine Freiheit, die geflissentlich von den Mächten, von denen ich spreche, sogleich wie ungelesen in den Papierkorb wandert. Die Macht des Mammons tut das, was sie hören will, nicht das, was dem Idealisten oder christlichen Realisten lieber wäre, selbst wenn er es an alle Mauern schriebe.
Um es noch klarer zu sagen: Unsere politische Freiheit fehlt uns weiterhin, Frau Merkel versteckt diese Tatsache nur hinter sogenannten „alternativlosen Sachzwängen“. Lassen Sie sich das mal durch den Kopf gehen, was das in Wahrheit bedeutet: nämlich das, wovon ich im letzten Satz schrieb.
Lieber Mithus,
Ihren Eingangssatz empfinde ich als Zumutung, und die Art Ihrer Argumentation geht mir gegen den Strich, obwohl ich die Knebelung Deutschlands nahezu genauso einschätze wie Sie.
Über das sogen. ‚Böse‘ habe ich auch schon sehr viel nachgedacht, komme aber mit den christlich-kirchlichen Dogmen nicht zu einer zufriedenstellenden Einsicht. Meine Vermutung: Da stimmt was nicht…
Eigentlich ging es aber doch nur um Ihre Behauptung, dass „wir so unfrei sind wie zu Hitlers Zeiten“.
Wenn Sie daran festhalten, dass dieser Satz wahr ist, dann gilt er im größeren Rahmen aber für alle bekannten Zeiten, weil politisch/konfessionell abweichende oder gar konträre Meinungen ab einer bestimmten Gefährdungsebene niemals geduldet worden sind (s.u.a. Friedrich Schiller).
Und so komme ich nochmals auf Ihre Eingangsforderung ‚Alles mit Bedacht‘ zurück: Das gilt nicht nur für mich, sondern auch für Sie und jeden anderen Menschen, der an der politischen/konfessionellen Willensbildung teilnimmt.
Wir wissen m.E. allesamt nicht, wie’s richtig geht, und müssen es solange ausprobieren und verkehrt machen, bis zum Schluß nur noch das Richtige übrigbleibt (wenn etwas übrigbleibt).
Lieber archelys,
ich habe mir erlaubt, Lichtenberg zu zitieren. Das kann doch nicht so schlimm sein, wenn ich damit sagen möchte, dass Pauschalurteile mit Vorsicht zu genießen sind.
Sie stellen die Frage zum „Bösen“ in der Welt. Hier meine Kurzantwort an den kritischen Verlag Publik Forum, der meine Beiträge gern übernimmt:
Eine Kurzantwort im Rahmen eines Leserbriefes zum Beitrag “Das Rätsel des Bösen“ von Dr. Antje Schrupp in Publik Forum Nr. 21/2011, S. 28ff.
Als „böse“ wird vieles in unserem Reden bezeichnet, was gar nicht böse ist. Es gibt z. B. keinen bösen Wolf, der Lämmer reißt, keinen bösen Stein, an dem man sich stößt oder eine böse Krankheit, an der man sterben kann. Sie alle sind nur leidvolle Erfahrung, schuldlos und ohne eigene Verantwortung. Wohl aber gibt es böse Mächte in Menschengestalt, denen der Kampf – durch Gläubige oder Atheisten – anzusagen ist.
Das „Böse“ ist immer bitter empfundener Ausdruck des Leidens an der Verantwortungslosigkeit des Menschen selbst, ein Leiden der Opfer am Missbrauch der – für Gläubige von Gott zugelassenen – Freiheit der Wahl. Überall dort, wo die Harmonie der Gerechtigkeit behindert und zur Selbstgerechtigkeit verengt wird oder die Freiheit der Anderen als Folge davon fehlt, stört sie den Frieden auf Erden.
Das Böse ist überall, wo Mächtige ihre Eigeninteressen in den Vordergrund stellen und so zu Ungläubigen (Gottvergessenen) werden (Mattias Kroeger). Dabei fallen diese Menschen nämlich der Versuchung anheim, die Verantwortlichkeit anderen gegenüber zu vergessen und nur der subjektiven Selbstgerechtigkeit gemäß zu leben. Jesu Bitte: … „Und führe uns nicht in Versuchung, (= lasse dies nicht zu), sondern erlöse uns von dem Bösen….“ drückt genau dies aus.
Verantwortungslosigkeit ist zugleich immer auch Lieblosigkeit. Wir könnten das zur Selbstgerechtigkeit verführende „Ego“ in der Alltags-Praxis auch dann im Zaum halten, wenn wir die „Goldene Regel“ Jesu, gegen die selbst Atheisten nichts haben können, mehr und mehr zu beachten lernten: „Was du wünschst, das dir geschehe, das gönne und tue auch dem Anderen“. Nur so wird der eigene Wille des Ichs auf Allgemeinverträglichkeit beschränkt.
Nicht Gott lässt das Böse zu, sondern wir selbst sind es, die Theodizeefrage erübrigt sich. Da Gott – aus Sicht der Christen – dem Menschen das Bewusstsein von Gut und Böse schon im Paradiese überließ, könnte angenommen werden, dass auch das Böse einen Sinn hat. Es könnte darin die Quelle der Erkenntnis zum Besseren liegen. Ist erst der Leidensdruck hoch genug, dann wird der Mensch zur Änderung seines Verhaltens gezwungen, sicher oft unfreiwillig.
Dieser Zwang geht von den Entmachteten und Armgemachten aus, er wird zum Kampf gegen die bösen menschlichen Mächte, kurz: das Böse, wie die Geschichte beweist (z.B. in Revolutionen, Reformationen etc.). Aber Vorsicht: das Böse kann auch im „Gutgemeinten“ liegen, wenn es als verkleideter Machtanspruch auftritt oder die Begrenztheit menschlicher Voraus- und Weitsicht missachtet.
Michael Wiesemann/Hitzacker
Meine Parallele zu Hitler ist ziemlich naheliegend, wenn wir die Augen offen halten. Ist es nicht unsere neoliberale Freiheit, die in Afrika z. B. täglich hunderte von Kindern als Folge davon sterben läßt? Sind es nicht die Atomindustrie und ihre Lobby, die die gepriesene demokratsiche Freiheit ausnutzen ohne jegliche Verantwortung vor der Nachkommenschaft? Man kann zwar die Toten nicht gegeneinander aufrechnen, aber das Denken im Naziregime war eben geprägt, dass man es besser wisse und besser mache.
Derartige Utopien – aus dem Kommunismus-Leninismus hinreichend bekannt – geben sich doch nur die Klinke in die Hand. Und in den letzten 20 Jahren wurde in Deutschland eben nach dieser Maxime der FDP – man wisse es besser – die Demokartie in Richtung Oligarchie-Diktatur schon ziemlich weit abgeschafft. Was nützt einem die sogenannte Freiheit, die ich meine, wenn ich sie mir der Umstände wegen nicht leisten kann? Fragen Sie mal nach bei denen, die die KdF-Zeiten noch kennen, wo die Freiheit, sich zu erholen, auch nur zu hohen Hypothekenwert zu haben war.
Ich denke, Adelinde versteht mich da besser, dass wir keine Freiheit mehr im Schiller’schen Sinne haben. Und dass es Hitler und Stalin nur sichtbarer und arger damit trieben, entschuldigt heute gar nichts. Der Kapitalismus ist inzwischen entartet und hat Millionen von Opfern auf dem Gewissen – wie Hitler. Nur Dialektik?
Hitler ist – wie einfach und wie erleichternd für viele Interessierte! – das Schreckgespenst schlechthin, weltweit. Mit ihm irgendetwas zu vergleichen, bewirkt inzwischen seitens der „Anständigen“ augenblickliche brüske Zurückweisung, Ansehensverlust, Amtsenthebung, wenn nicht Schlimmeres.
Damit ist er zugleich zum Prüfstein unserer derzeitigen Geistes-„Freiheit“ geworden.
Vielleicht ist es darum ratsam, das Böse in seinen heutigen Dimensionen und seiner unfaßbaren Verlogenheit selbst in seiner Einzigartigkeit zu betrachten und zu begreifen, ohne den Namen Hitlers zu bemühen.
Einse sehr begrüßenswerte, diplomatische Lösung, Adelinde!
Die Absurdität des Naziregimes und seiner Denker, ebenso die der Stalin’schen Jahre, sind keineswegs Ausnahmen gesteigerter, unüberbietbarer Unmenschlichkeit. Diese grauenhaften Entartungen der Menschlichkeit können nicht relativierend für anderes Böses stehen, es gab’s schon immer, z. T. kirchlich gedeckt (Kreuzzüge, Inqisition).
Das damalige gegenseitige Morden ganzer Stadtbevölkerungen und Stämme, das Abschlachten der Ureinwohner Amerikas, die Kriege und Vertreibungen gegen Andersgläubige, das Hungerelend heute mit dem durch die Wachstumsideologie verbundenen tausendfachen Tod der Kinder und Armgemachten weltweit (1% gegen 99% – s. occupy-Bewegung), sie alle dürfen sich nicht hinter dem Schreckgespenst Hitler verstecken oder davor relativiert werden.
Das sei alles zu bedenken, kurz: bedacht werden, weil es andernfalls zur Demokratie-Lüge beiträgt. Demokratie soll immer das Mittel gegen Diktatur und Machtwillkür sein, anders ausgedrückt das Tor zur Freiheit. Wo aber bleibt die in ihrer Substanz heute, wenn wir der Wachstumsideologie und dem Neoliberalismus alle Freiheiten einräumen?
Demokratie lebt von Durchsichtigkeit und Wahrhaftigkeit.
Wo die nicht gegeben sind, entscheidet das Volk nicht nach eigenem Erkennen und Wissen, sondern beeinflußt von Lügenpropaganda und Verschleierungstaktik derjenigen, die die Macht wirklichen in Händen haben.
Das sind die – wie Horst Seehofer einmal treffend sagte -, die entscheiden, obwohl sie nicht gewählt wurden, während die, die gewählt wurden, nichts zu entscheiden haben.
Wenn dieser Zustand erreicht ist, so wie eben heute gegeben, ist die Demokratie zur Farce entartet. Und wieder steht das Volk, stehen die Völker da und haben nicht die Macht, einzuschreiten gegen die laufenden, in ihren Ausmaßen gigantischen Verbrechen einer „Elite“ von steinreichen, raffgierigen, menschenverachtenden Weltherrschaftssüchtigen.
Zit.:
„Gäbe es ein Volk von Göttern, so würde es sich demokratisch regieren. Eine so vollkommene Regierung paßt für uns Menschen nicht.“
Jean-Jacques Rousseau – Zitate und Sprüche Jean-Jacques Rousseau
schweizerischer Philosoph, Schriftsteller und Staatstheoretiker (1712 – 1778)
Quelle: Contrat social 3, 4
Liebe Adelinde,
wir können zwar nicht alles durchblicken, aber wohl darüber nachdenken, warum das, was wir heutzutage Demokratie nennen, so angelegt worden sein könnte.
Zuerst wäre das edle, reine Motiv denkbar, wonach jeder Mensch mit seinen vorhandenen oder zu erwerbenden Fähigkeit an der Gestaltung seiner Lebensumgebung mitwirkt. Damit wäre die Gefahr, dass durch falsche Entscheidungen eines Alleinherrschers die Gemeinschaft Schaden nimmt oder gar zerstört wird, minimiert.
Aber es ist auch ein Motiv denkbar, das sich bei nüchterner Betrachtung der jetzigen Umstände herauszustellen scheint und darauf abzielt, das Instrument der Lüge einzusetzen, um Gemeinschaften ohne kriegerische Handlungen für eine geplante Ordnung (z.B. NWO) gefügig zu machen.
Gemeinschaften, die noch zentral regiert werden und sich auf diese Weise nicht manipulieren lassen, werden unter dem Deckmantel von Demokratie und Menschenrechten kaputtgemacht und mit willfährigen Statthaltern durchsetzt.
Wir können, wenn wir gründlich denken und diesbezügliche Pläne, die eigentlich nicht für unser Wissen bestimmt waren, berücksichtigen, herausfinden, woran wir sind.
Ob die Mehrheit unserer Gemeinschaft das aber überhaupt wissen möchte oder ein Sein in Saus und Braus mit Jubel, Trubel und Heiterkeit vorzieht, kann ich nur erahnen…
Na toll, endlich haben wir einen Generalnenner. Wir kommen so zurück zum Ausgangsthema der gleichgeschalteten Journalisten, die an der Entstellung der Demokratie mitwirken oder dazu gezwungen werden. Was meine Position betrifft, so möchte ich den folgenden Vers von Martin Buber weiterschreiben: s. u.
Martin Buber: Als wäre da kein Gott
„Wenn einer zu dir kommt
und von dir Hilfe fordert,
dann ist es nicht an dir,
ihm mit frommem Mund zu empfehlen:
>>Habe Vertrauen und wirf
Deine Not auf Gott<<,
sondern dann sollst du handeln,
als wäre da kein Gott,
sondern auf der ganzen Welt nur einer,
der diesem Menschen helfen kann,
du allein!"
Bezogen auf das Unterminieren jedweder demokratischen Entwicklung durch die von Adelinde angesprochenen Mächte:
Wenn einer zu dir kommt,
um dich auf Freiheitsmangel hinzuweisen,
dann ist es nicht an dir,
dich auf Hitlers Morden zu beschränken.
Hab' auch den Mut zu zeigen,
wo immer schon der Feind gestanden.
Es ist der nämliche auch heute,
der tut, als gäb's nur ihn.
Es gibt nur eines, was da hilft:
dein widerständ'ges Tun und Denken.
Lieber archelys,
die Mehrheit – Sie wissen ja sicher, was Schiller den Sapieha im „Demetrius“ ausrufen läßt:
„Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn.
Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen.
…
Der Staat muß untergehn, früh oder spät,
wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.“
Und in seinem Fiesco heißt es:
„Der Feigen waren mehr, denn der Streitbaren, der Dummen mehr, denn der Klugen – Mehrheit setzte durch.“
Und das ist das Praktische unserer „Demokratien“ für die NWO-Mächtigen: Weil sie die Propagandamaschinerie in der Hand haben, haben sie die „Mehrheit“ da, wo sie sie haben wollen.
Henrik Ibsen meinte sogar:
„Der gefährlichste Feind der Wahrheit und Freiheit bei uns – das ist die kompakte Majorität.“
Schön finde ich auch Bismarcks Ausspruch im Deutschen Reichstag 1882:
„Die Majorität hat viele Herzen, aber ein Herz hat sie nicht.“
Ein Herz fürs Volk, das scheint auch der Mehrheit unserer Bundestagsabgeordneten abzugehen, die z. B. dem „Rettungsschirm“ für den Euro zustimmten, obwohl sie keine Ahnung von der Höhe des Beitrags hatten, den sie dem eigenen deutschen Volk auf die Schultern zu laden bereit waren.
Liebe Adelinde,
in der Analyse sind wir eins, wie aber sieht es bei den Konsequenzen aus?
Ich tendiere zu einem souverän-liebevollen Umgang mit dem von mir vermuteten Faktum, daß es sich überwiegend um Verführte und Irrende handelt, die es mit ihren Fähigkeiten gerademal zur Mehrheitsmacht geschafft haben, dann aber nicht weiterwissen.
Als Einzelner sage ich zwar kompromißlos NEIN, bin aber bereit, zu verzeihen…
Lieber archelys,
wir alle sind der Propaganda ausgesetzt. Im Einzelnen werden wir wohl kaum merken, wie wir suggeriert werden. Wie sollten wir da nicht verzeihen!
Dennoch gibt es Unterschiede in der Kenntnisnahme von Informationen, die nicht über die Massenmedien laufen. Da sie mit den Mediendarstellungen nicht gleichlaufen, erfordern sie selbständiges Denken.
Und Denken tut eben bei vielen weh. Wer will schon Schmerzen erleiden!
Verzeihen ist stets ein christliches Gebot gewesen, das wir beachten sollten. Dort aber, wo man trotz offenkundiger Menschenrechtsverletzungen zur Reue unfähig ist und wider besseren Wissens (Denkens) bleibt, wird das Verzeihen sinnentleert.
Lieber Mithus,
sehe ich auch so. Verzeihen kann in solchen Fällen, die Du ansprichst, nicht nur sinnentleert sein, sondern ist als Frevel zu bezeichnen. Verbrechen gehören geahndet.