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Preußen-Deutschland und Rußland

Man würdigt sich und die Nation herab,
indem man aus Furchtsamkeit
für eine Regierung streitet,
die unser ärgster Feind ist,
uns unserer Größe beraubt und
gemißhandelt hat bis aufs Äußerste.
Clausewitz 1812

In einem Interview mit der französischen Zeitung „Le Figaro“ am 29. Mai 2017 in Paris sagte Vladimir Putin:

„Ich habe bereits mit drei US-Präsidenten zu tun gehabt. Die kommen und gehen. Aber die Politik verändert sich nicht. Wissen Sie wa-rum? Wegen der mächtigen Bürokratie. Wenn Personen gewählt werden, dann mögen sie ein paar Ideen haben.

Aber dann erscheinen Herren mit Aktenta-schen, gut gekleidet, in dunklen Anzügen, so wie meiner, abgesehen von der roten Krawat-te, denn sie tragen schwarze oder blaue Kra-watten. Diese Herren erklären, wie die Dinge ablaufen. Und alles verändert sich sofort. Genau das passiert mit jeder Regierung.“ 

So leitet Hans Jürgen Geese seine Abhandlung „Frieden nicht erwünscht“ bei AnderweltOnline.com ein und vergleicht:

Als Preußen im Februar 1812 ein Schutz- und Trutzbündnis mit Frankreich gegen Rußland schloß, quittierte Carl von Clausewitz den Dienst. Er trat in die russische Armee ein, um als „freier Preuße“ gegen Napoleon kämpfen zu können.

In seiner Bekenntnisschrift von 1812 hat er ausgesprochen, was auch die anderen Offiziere dachten, die wie er gehandelt hatten:

„Man würdigt sich und die Nation herab, indem man aus Furchtsamkeit für eine Regierung streitet, die unser ärgster Feind ist, uns unserer Größe beraubt und gemißhandelt hat bis aufs Äußerste.“

Am Abend vor Weihnachten 1812 war in Deutschland bekannt geworden, daß die französische Armee in Rußland vernichtet worden sei. Hoffnung regte sich im Lande auf Befreiung von der Fremdherrschaft.

Die Botschaft von Carl von Clausewitz galt damals und sie gilt heute.

Man sollte die Vorgeschichte dazu betrachten:

Der preußische König Friedrich Wilhelm III. wirkte oftmals zögerlich und entschlußlos. Vordringslich-stes Anliegen war ihm, den Frieden zu bewahren. Und er vertraute den Menschen, auch den Falschen. Er hatte eben rein deutsches Erbgut in sich. 

Er hat das Zeitalter der jüdisch-freimaurerisch angetriebenen mörderischen Französischen Revolution erlebt. Und jetzt drohte Napoleon am politischen Horizont.

Dieser Freimaurer und Jakobiner der Französischen Revolution, dieser Emporkömmling verfolgte nun nicht nur überstaatliche Pläne, sondern seine eigenen Weltmachtgelüste. Der Guillotine ließ er seine eigenen Kriegsgerichte folgen. Skrupel kannte dieser Mann nicht.

1804 verkündeten 101 Kanonendonner die Selbstkrönung Napoleons zum Kaiser. Das enttäuschte auch den republikanisch gesinnten Beethoven zutiefst, und seine Weissagung bewahrheitete sich:

Ist er auch nicht anders wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschen-rechte mit den Füßen treten, nur seinem Ehrgeiz frönen. Er wird sich nun höher als alle anderen stellen, ein Tyrann werden.

Doch zurück nach Preußen 1802! Da trafen sich am 8. Juni der preußische König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise mit dem Zaren von Rußland, Alexander I., in Memel. Memel liegt auf halbem Wege zwischen Berlin und St. Petersburg.

Das Entzücken voneinander war groß auf beiden Seiten. Luise führt Tagebuch über dieses Treffen. Und wir entnehmen ihren Eintragungen spannende Beschreibungen Alexanders:

Sie hebt seine Worte über deutsche Art hervor:

Ich liebe sehr diese Lebensart; es liegt etwas Aufrichtiges, Loyales, Natürliches in dieser Art; wenn das bei uns doch auch so wäre. Wir sind sehr weit davon entfernt!

Im Laufe des Tages gab es u.a. beim Tee eingehende Gespräche über militärische Fragen, und man mach-te sich zu Pferd auf, die Stadt Memel zu besichtigen. Am Abend wurden die Gespräche fortgesetzt, auch unter 4 Augen von Zar und König, Luise hielt sich währenddessen

an einem offenen Fenster auf; der König kam mit dem Kaiser an der Hand zu mir und sagte mir:

„Siehe, was ich Dir versichern kann, ist, daß die Russen niemals einen Kaiser ge-habt haben, wie diesen da; er hat lange mit mir gesprochen, und er hat Grund-sätze bekannt, welche ihm sehr viel Ehre machen und welche mich für das Leben an ihn knüpfen.“

Am letzten Tag sah das Königspaar russischem Exerzieren zu. Und nochmals versichert der Zar dem Königspaar,

daß er sich sehr glücklich fühle, diese ganze Welt, unsere ganze Art zu sein, kennenge-lernt zu haben … Ich benutzte diesen Augen-blick, um auch sehr viele Dinge, die ich auf dem Herzen hatte, ihm zu sagen. Ich bat ihn, so zu bleiben, wie er wäre.

Übrigens waren der Zar und die Königin Verwandte, Vetter und Base. Der Zar war der Enkel der Zarin Katharina der Großen, die ja von Anhalt-Zerbst stammte, und wahrscheinlich Friedrich den Großen zum Vater hatte. Diesen Teil des deutschblütigen Adels hatte die Guillotine noch nicht erfaßt.

Der preußische Gesandte Lombard, der in Memel dabei war, erwähnt,

… daß die Zauberin nicht wenig beigetragen hat, die Bande zu festigen, die tatsächlich die beiden Fürsten verbinden.

Doch schon bald zeigten sich die verschiedenen Ziele von Zar und Preußenkönig:

Während Friedrich Wilhelm III. den Frieden in Europa beinahe um jeden Preis erhalten wollte, sah der Zar seine Mission als Befreier Europas vom Joch Frank-reichs und hoffte, zu gegebener Zeit den neuen Freund zu seinem Zug nach Westen gewinnen zu können, den er ohne die „Armee Friedrichs des Großen“ nicht wagen wolle.

Das paßte nicht zu Friedrich Wilhelms Friedens- und Neutralitätspolitik, und schon 1803 erfuhr die preußisch-russische Freundschaft die erste Bela-stungsprobe. Sehr bald nach dem Treffen in Memel war die Depesche des Zaren in Berlin eingetroffen, in der er um die Erlaubnis des Durchzugs seiner Armee durch Preußen bat.

Friedrich Wilhelm III. sah die dadurch entstehende Herausforderung Frankreichs und lehnte um des Friedens willen ab. 

Die Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland waren erkaltet, und zwischen Frankreich und Eng-land kam es zu heftigen Auseinandersetzungen.

Napoleon war es, der dabei war, den Frieden in Europa in Frage zu stellen. Am 20. März 1803 erschien der französische General Duroc in Berlin, um im Auftrage Napoleons anzukündigen, daß Frankreich bei Ausbruch eines Krieges mit England Hannover besetzen werde.

Hannover nur insofern mit England verbunden, als der deutschblütige König Georg von England zu-gleich Kurfürst von Hannover war und beides in Personalunion regierte.

Hannover war preußische Provinz. Das Ansinnen Napoleons, es einfach zu besetzen, war also ein höchst unverschämtes und gefährliches Vorgehen gegen Preußen.

Friedrich Wilhelm III. schickte nun ausgerechnet seinen französisch gesinnten Legationsrat Lombard nach Brüssel, um sich nach dessen Eindrücken für eigene Entschlüsse zu entscheiden.

Lombard berichtete nach seiner Rückkehr dem König von den feierlichsten Versicherungen, Napoleon sei ausschließlich mit seinem Krieg gegen England be-schäftigt und wolle auf dem Festland Frieden.

Das bewog Friedrich Wilhelm dazu, nicht aufzurü-sten und Napoleon zu schreiben:

Wenn ich in der Antwort, die mir Lombard zurückbringt, die Versicherung finde, daß jetzt nach der Besetzung des Kurfürstentums Hannover Ihre Gerechtigkeit alle anderen Folgen dieses unglücklichen Krieges von mir fernhalten wird, daß der Schwache nicht seine Schwachheit beklagen muß, der Starke sich seiner Sicherheit freuen darf, daß Sie jede Maßregel zurückweisen, welche die britische Seemacht herausfordern könnte, die Freiheit der Ströme zu bedrohen und die Sicherheit des Handels zu vernichten, dann werde ich glauben, meiner Pflicht weiter nichts schuldig zu sein, als wie Ihre Freundschaft. Ihr Wort wird dann für mich gelten, als ein feierlicher Vertrag!

Wir sehen: Hier vertraut ein typisch argloser Deut-scher einem arglistigen überstaatlich gebundenen Südländer. Der Preußenkönig kriegt seine Antwort von Napoleon über Lombard, dem er mitgegeben hat:

Was wollen Sie. General Mortier ist in Hanno-ver eingerückt mit seinen zwölftausend Mann wie ein dreister Straßenjunge! Die Hannove-raner hätten meine erste Armee ganz gut hinausjagen können, allerdings: Ich würde dann eine weitere, stärkere, geschickt haben, die ihren Zweck schon erreicht haben würde.

Rußland fing nun an zu argwöhnen, zwischen Preußen und Frankreich gäbe es ein heimliches Einvernehmen. Der friedliebende Friedrich Wilhelm III. hatte Hannover nicht abgesichert, indem er der Besetzung Napoleons durch preußische Besetzung zuvorgekommen wäre.

Er ließ nicht mobilmachen, er versuchte mit Frankreich und Rußland durch Verhandlungen zu einer Verständigung zu kommen, brach dann aber im April 1804 alle Verhandlungen ab mit der Er-klärung, er erwarte mit Bestimmtheit, daß Frankreich seine Truppen in Hannover nicht weiter verstärke und die Neutralität der norddeutschen Staaten nicht mehr verletze.

Dann werde Preußen sich nie an feindlichen Plänen gegen Frankreich beteiligen!

Rußland gegenüber gab er auf Alexanders Wunsch eine zweite Erklärung, die die Verbürgung gegen Rußland enthielt, bei allen friedlichen Maßnahmen Rußland miteinzubeziehen.

Die von Alexander gewünschte Allianz mit Rußland verwarf Friedrich Wilhelm, denn deren Spitze sei doch gegen Frankreich gerichtet. Er wollte der Freund der einen wie der anderen Seite sein.

Luise sah mit wachsender Sorge auf die Politik ihres Mannes.

Da sie aber im Februar 1803 ein weiteres Töchterlein geboren hatte – sie nannte es Alexandrine in Erinne-rung an den Freund und Zaren Alexander – war sie eingespannt in ihren Mutterpflichten mit nunmehr 5 Kindern.

Der Zar kommt im Laufe der Jahre 1803 bis 1805 mehr und mehr in Sorge über die Entwicklungen im westlichen Europa und teilt Friedrich Wilhelm mit, daß er beabsichtige, am 25. Oktober 1805 in Berlin einzutreffen. Unter preußischem Kanonendonner hielt er Einzug in Potsdam. Jubelnd empfingen ihn die Deutschen.

Wieder machte der Zar am Berliner Hofe den hin-reißenden Eindruck wie vor 3 Jahren in Memel. Selbst ein Mann wie der stolze Freiherr vom und zum Stein war so bezaubert, daß er beabsichtigte, in naher Zukunft in russische Dienste zu treten.

Der Zar war aber gekommen, um den König von Preußen für ein Kriegsbündnis zu gewinnen, das Österreich und Rußland bereits gegen Frankreich geschlossen hatten. Friedrich Wilhelm III. zögerte.

Luise aber, das fiel auch dem Zaren auf, ahnte die kommenden Konflikte, sah einem wahrscheinlich unausbleiblichen Krieg entgegen und gab allmählich ihre Zurückhaltung in Bezug auf die Regierungsge-schäfte auf.

Der „Potsdamer Vertrag“, Grundlage für das Bündnis Rußland-Österreich-Preußen, kam zustande.

Am letzten Abend vor seiner Abreise sprach der Zar seinen Wunsch aus, von Potsdam nicht scheiden zu müssen, ohne die Gruft Friedrichs des Großen ge-sehen zu haben.

Friedrich Wilhelm erfüllte ihm gern den Wunsch, ließ die Garnisonkirche erleuchten, und um halb 1 Uhr nach Mitternacht betraten die Drei die Gruft – der Zar und die Königin Hand in Hand. Der Zar küßte den Sarg des großen Königs.

Bald darauf verließ er Potsdam und ließ das Königs-paar in tiefer Bewegung zurück. Der „Vertrag von Potsdam“ hatte seine Weihe bekommen.

Nun wurde Graf Haugwitz, der Rosenkreuzer und Freimaurer, beauftragt, dem Freimaurer Napoleon die Forderung nach Unabhängigkeit bestimmter deutscher Gebiete in dessen Hauptquartier zu überbringen und ihm ein Ultimatum für die Durch-führung zu stellen.

Aber Haugwitz hatte es nicht eilig. Die feindlichen Heere Österreichs und Frankreichs standen sich bereits gegenüber, als Haugwitz endlich am 20. November, also 15 Tage nach seiner Abreise im französischen Hauptquartier in Prag eintraf.

Doch noch merkwürdiger: Der Herzog von Braun-schweig, ebenfalls Freimaurer, äußerte den Wunsch, die preußische Armee möge frühestens einen Monat später und nicht vor dem 22. Dezember ihre Feind-seligkeiten eröffnen.

Als Haugwitz am 28. November seine erste Unter-redung mit Napoleon hatte, trug er nicht etwa das preußische Ultimatum vor, sondern ließ sich von dem Franzosen überlisten, ihm nach Wien zu folgen. Bei Austerlitz errang der Kaiser dann am 2. Dezem-ber 1805 den Sieg über Österreich und Rußland in der „Drei-Kaiser-Schlacht“! Allerdings war der rus-sische Kaiser nicht persönlich anwesend.

Diesen Verrat Preußens an den Bündnispartnern Österreich und Rußland hatten also die Freimaurer Haugwitz, Braunschweig, Napoleon hingekriegt. Haugwitz war – wie Ludendorff schreibt –

lange Zeit Provinzial-Großmeister des Freimaurerordens in Preußen gewesen,

erkannte mit der Zeit aber das Wesen der Frei-maurerei und reichte dann – wie Ludendorff weiter berichtet –

auf dem Kongreß zu Verona 1822 den versammelten Monarchen eine Denkschrift ein, in der er sie anflehte, sämtliche Frei-maurerorden  aufzulösen.

Diese Denkschrift kann man bei Ludendorff in „Kriegshetze und Völkermorden“ nachgelesen.

Auch Friedrich Wilhelm III. war nach dem Vorbild seines Oheims Friedrich der Große Mitglied der Freimaurerei, geworden, ja hatte schon 1798 den drei preußischen Mutterlogen eine „staatsrechtlich dauerhafte Legitimität“ erteilt.

Zur Auflösung der Logen konnte er sich – mal wieder – nicht entschließen und so auch seinen Sohn Wilhelm I., den späteren deutschen Kaiser, und dessen Sohn Friedrich III. nicht daran hindern, ebenfalls in die Loge einzutreten. Der Urenkel, Wilhelm II., blieb der Loge fern.

Napoleon nun verwarf den von Preußen erwünschten Vertrag und legte Haugwitz einen neuen, von ihm entworfenen „Vertrag von Schönbrunn“ zur Unter-zeichnung vor. Und Haugwitz unterschrieb!

Nach diesem Vertrag sollte Preußen seine Gebiete Ansbach, Kleve und Neuenburg/Schweiz an Frank-reich abtreten und dafür Hannover erhalten! Wie nett: Preußen kriegt sein ihm gehörendes, wenn auch nicht von ihm regiertes von Napoleon besetztes Hannover geschenkt, wenn es andere preußische Gebiete abtritt!!!

General von Gneisenau erkannte klar, daß

das beispiellose Unglück der Österreicher (bei Austerlitz), anstatt den Mut unseres (preußi-schen) Heeres niederzuschlagen, solchen nur noch mehr angefeuert (hat).

In Berlin wurde nun der Vertrag, den Haugwitz unterzeichnet und überbracht hatte, hin und her erwogen.

Allein Fürst Hardenberg, Minister des Auswärtigen, lehnte den Vertrag rundweg ab. Daraufhin wies Na-poleon alle Mitglieder der französischen Botschaft in Berlin an, mit Hardenberg nicht mehr zu verkehren.

Der trug sich nun mit Rücktrittsgedanken. Jetzt schaltete sich Königin Luise ein. Wohl nicht ohne Einvernehmen mit dem König schreibt sie Harden-berg:

Unmöglich können Sie in diesem Augenblick den Dienst des Königs und Ihren Platz im Kabinett verlassen wollen.

Wenn Sie auch nicht all das Gute, das Sie gewiß wünschen, tun können, so können Sie doch vieles tun, und es ist mir sehr tröstlich, die Politik in Ihren Händen zu wissen, in den Händen des achtbarsten und reinsten Man-nes, den es gibt.

Luise war außer sich über diesen Schönbrunner Vertrag, den Haugwitz unterschrieben hatte, zumal das Preußen aufgedrungene, der Personalunion mit England entrissene Hannover den Konflikt mit Eng-land heraufbeschwören und Preußen auch mit seinen Bündnispartnern entzweien mußte.

So wurde Haugwitz mit dem abgeänderten Vertrag wieder zu Napoleon gesandt. Napoleon ließ ihm von Talleyrant ausrichten: Weil die von ihm festgesetzte Frist der Ratifizierung von Preußen nicht eingehalten worden sei, sei der Vertrag nun ungültig.

Sogleich entwarf er einen neuen, für Preußen viel ungünstigeren. Denn er verlangte von Preußen, die Häfen zu schließen und sich zur Teilnahme am Krieg auf Napoleons Seite zu verpflichten.

Preußens Streitkräfte waren noch immer abgerüstet. Das war geschehen, um Napoleon entgegenzukom-men und weiterhin den Frieden mit ihm zu wahren.

Nun blieb dem König nach seiner gutgemeinten, aber wirklichkeitsfremden Politik nichts anderes übrig, als dem Vertrag nun doch zuzustimmen, der ihn zum Vasallen Napoleons machte. Der forderte ihn nun auch sogleich auf, Hardenberg zu entlassen!

Der König mit seiner Politik des guten Willens stand nun isoliert da. Seine Bündnispartner, die Kaiser von Rußland und Österreich, sahen sich von ihm betro-gen.

Alexander gedachte nun, Preußens Beitritt zum Weltbund der Staaten gegen Frankreich mit Hilfe der russischen Armee zu erzwingen. Friedrich Wilhelm ist empört:

Das verletzt doch meine Unabhängigkeit. Wenn diese aber angetastet ist, kann ich dann noch auf meine Vorfahren schauen, kann ich denken, daß ein Friedrich II., ein Großer Kurfürst unter ihnen ist?

Nein, mag ich untergehen, aber mit Ruhm.

Er zog sich in die ländliche Stille von Paretz zurück. An seine Mahner richtete er die Worte:

Mehr als ein König ist untergegangen, weil er den Krieg liebte; ich werde untergehen, weil ich den Frieden liebe.

In der Mißstimmung in Berlin gab es wohl nur einen Menschen, der dem Anschluß Preußens an Frank-reich zu widersprechen wagte: Königin Luise.

Das Diadem ist schwer“, schreibt sie ihrem Bruder Georg, „wenn man gut und ehrlich bleiben will, wenn man nicht schlecht mit Schlechten werden will, wenn einem nicht alle Mittel gleich sind, um das Beste zu erlangen  …

Einen Monat später stirbt ihr 8. Kind, Prinz Ferdi-nand, mit anderthalb Jahren. Dennoch geht Luise tags drauf ihrem Mann voran: Sie setzt nun – klar-sichtig – ganz auf die Festigung des Bündnisses mit Rußland.

Eine Bindung an Frankreich sei deshalb abzulehnen, weil jeder Preuße eher seinen letzten Blutstropfen vergießen als sich zu der Schmach herbeilassen würde, Verbündeter oder – was gleichbedeutend sei – Sklave Napoleons zu werden.

In ihrem Brief an ihren Gatten einen Tag nach dem Tode ihres Kindes und nachdem der französische Gastwirtssohn, unter Napoleon zum König von Neapel aufgestiegen, Joachim Murat 3 Abteien auf preußischem Gebiet besetzen lassen hatte, mahnt Luise Friedrich Wilhelm, von Napoleon Rechenschaft darüber zu fordern:

Da nicht er (Napoleon), sondern dieser elende Murat es ist, muß er ihn ignorieren und Dir ihn ausliefern, wenn er noch ein Körnchen Ehre im Leibe hat.

Übrigens beweist das immer mehr, da seine Politik nichts achtet. Je mehr Nachgiebigkeit man ihm zeigt, um so mehr spottet er derer, die so dumm sind.

Gewalt gegen Gewalt, das ist meiner Meinung nach das einzige; wir haben einen guten Bun-desgenossen (Alexander), nutzen wir ihn.

Am 12. Juli 1806 wird bekannt, daß Napoleon durch Drohung mit seinen Truppen 16 süd- und westdeut-sche Fürstentümer zum Austritt aus dem Reich als Rheinbund an sich gebunden hat mit der Auflage, ihm in seinen Kriegen Truppen zur Verfügung zu stellen.

Das war der Anfang vom Zerfall des „Römischen Reiches Deutscher Nation“.

In Berlin nahm man das keinesfalls als Bedrohung auf, bis 3 Wochen später in der Nacht vom 5. auf den 6. August 1806 in Berlin die Nachricht eintraf: Napoleon habe England Hannover angeboten.

Jetzt endlich machte der König von Preußen mobil. Luise stimmte uneingeschränkt zu. Für Napoleon hat sie nichts als Verachtung übrig: diesen – wie sie sagt – „abscheulichen Egoisten“, „Teufel“ und „Aus-wurf der Hölle“.

Am 17. September wurde der Angriffskrieg gegen Napoleon beschlossen. Die Aufrüstung wurde beschleunigt, und auf allen Landstraßen Preußens marschierten die Truppenkolonnen.

Überall im preußischen Heer herrschte eine entschlossene Stimmung zum Krieg.

Wir können feststellen: Es gab einstmals Zeiten, in denen die Deutschen mitsamt ihren Fürsten alles für Preußen-Deutschland gaben und daher mit Rußland zusammengingen, während auf der anderen Seite die „Herren mit Aktentaschen, gut gekleidet, in dunklen Anzügen“ – wie heute – völkisches Sein zu vernichten trachteten.

Mit Dank an Herrn Geese bei AnderweltOnline.com Adelinde

 

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