Weihnachten!
Sonntag, 21. Dezember 2025 von Adelinde
Heute am 21. Julmond
ist Wintersonnenwende,
das eigentliche Weihnachtsfest.
Ernst Hauck
hat einst das schöne Weihnachtslied umgedichtet, „eingedeutscht“. Christen wird es vielleicht nicht gefallen. Er wollte wohl die alte, vorchristliche Weltanschauung wieder hervorheben. Und es ist ja auch wahr:
Weihnachten ist ein altes, lange vor Einführung des Christentums, gefeiertes Fest – in des Wortes wahrer Bedeutung: Es wurde an einem Festpunkt des Jahres gefeiert, am Tag der Wintersonnenwende, die am 21. Julmond jeden Jahres zuverlässig eintritt.
Die Kirche hat diesen sinnvollen, wahren Festpunkt, der alle Jahre das gleiche Ereignis bringt, die Son-nenwende, verlegt auf den 24. „Dezember“. In ihrer Willkür dem Heidentum gegenüber mußte sie auch hier verderblich eingreifen. Auch die schönen, den Jahreszeiten entsprechenden Monatsnamen mußten sinnwidrigen weichen. Danach wurde dem Fest ein verchristeter Sinn unterlegt.
Das Bild des Neugeborenen „wohl zu der halben Nacht“, christlich: das Jesulein, ist einem heidni-schen Sinnbild entnommen für das neu und ganz klein neubeginnende Sonnenjahr mit seinen kurzen Tagen, die nun wieder zu längeren wachsen. Jetzt aber mußte das neugeborene Kind der Jesus sein.
Ernst Hauck schreibt:
In den christlichen Gotteshäusern durfte an-fänglich außer dem griechischen „Kyrie elei-son“ nichts weiter als die jüdischen Wörter „Halleluja“ und „Amen“ gesungen werden. Nur an den hohen Festtagen war es der Gemeinde gestattet, sich an deutschen Liedern zu er-bauen, deren Texte theologisch zurechtge-stutzt worden waren.
Dieses Recht auf Kirchensingen errang sich durch Luther eine immer breitere Grundlage. Es entstand der Choral. Wo die Melodie dazu aus der gregorianischen Musik geschöpft wurde, welche asiatischen Klosterschulen entstammt, wurde die einheimische Tonü-bung verdrängt. Wo die deutsche Weise bei-behalten wurde, heißt es im Choralbuch: „Nach einem Volkslied“.
Zu den von der Kirche beschlagnahmten Volksliedern gehört auch das vorstehende. Die katholische Fassung zählt 23 Verse, die protestantische 2. Das Mainzer Gesangbuch von 1605 nennt es „Das Catholisch Trierisch Christliedlein“, woraus hervorgeht, daß es schon damals eine Vergangenheit gehabt.
Der Wolfenbüttler Kapellmeister Michael Schulz (Praetorius) hat die Zeile „bleibend ein reine Magd“, worin das Dogma von der Jung-frauengeburt seinen Widerspruch herausfor-derte, umgeändert in „wohl zu der halben Nacht“.
Wir gehen ohne Herzklopfen noch einen Schritt weiter und nehmen auch Jesaia, den Anwalt jüdischer Machtpolitik, aus dem Lied heraus.
Schon der Anfang zeigt, daß es altes heimi-sches Volksgut ist. In Franken wird noch heut zum Aufgang der Julzeit ein Kirschenast in die Zimmerecke gestellt.
Weihnachten erleben wir dann das Wunder des Blütenschnees, zuweilen gemeinsam mit zart ent–sprossenem Birkengrün.
Der Volksmund bezeichnet die Blüten als „Rosen“, wie er das auch sonst noch tut: Alpenrose, Schneerose, Buschwindröschen, Waldweidenröschen, Heckenrose. Der schim-mernde Brauch will eine Frage an die Natur sein, ob triebhafte Knospen angelegt sind für den kommenden Frühling.
So bringt der Weihnachtsmann neben seinem Sack voll Äpfel-Nüß-und-Mandelkern auch immer eine „Rute“ mit. Den Kindern ist zumeist erzählt worden, mit der Rute wolle er die unartigen Kinder schlagen. Welch eine gräßliche Umdeutung der Wahrheit!
Nein, wie alles in unserer heidnischen, d.h. vor-christlichen Weltanschauung ist auch die Rute in der Hand des Weihnachtsmanns ein Sinnbild des Kreislaufs der Natur.
Der Weihnachtsmann bringt mit der Rute von knospenreichem Reisig die Hoffnung auf den kommenden Frühling mit, wenn die Knospen aufgesprungen sein und die Blüten frei werden und sich entfalten können.
Wie wunderschön ist auch dieses Werden und Vergehen von der Natur gestaltet. Im Herbst ist in „weiser Voraussicht“ auf den harten Winter dafür gesorgt, daß die Blätter der Bäume nicht noch weiter soviel Was-ser wie im Sommer ver-dunsten. Da die Wurzeln im hartgefrorenen Boden nicht genügend viel Wasser aufsaugen könnten, gilt es, die Blätter abzuwerden.
Das geschieht in aller Farbenpracht, denn zuerst wird das Chlorophyll den Blättern entzogen, das die Farben gelb und rot überdeckt hat und nun freigibt, so daß Mutter Natur in ihrem neuen Festkleid Ab-schied von der warmen Jahreszeit feiert.
Das Chlorophyll wird im Baum gelagert und im nächsten Frühjahr den neuen Blättern zurück-gegeben. Welch ein unfaßliches Wunder!
Der Weihnachtsmann weist auf das künftige Auf-blühen der Natur mit seiner „Rute“ hin, die man, wenn man will, ja auch in ein Gefäß mit Wasser in die warme Stube stellen kann, damit man schon vorzei-tig das schöne Natur-Geschehen beobachten und sich daran erfreuen kann.
Frau Holle ist trotz dieser märchenhaften, aber na-turnahen Darstellung in den Hintergrund geraten. Sie bringt zwar den Schnee, was auf der Nordhalb-kugel der Erde höchst notwendig ist, weil die Schneedecke die im Erdboden schlafenden Keime genügend warm hält.
Aber in Wirklichkeit war die Frau Holle unseren Ahnen in der Vorzeit die gestaltgewordene all-mütterliche Kraft des Alls, das sie hervorgebracht hat und in dem es noch nicht die Teilung in Himmel und Hölle gab. Das Wort Hölle kommt von Hel, dem Reich der irdischen Unterwelt, in der alles Leben ruht und dem neuen Frühling entgegenträumt.
Auch die Hel wurde christlich verteufelt zur grau-enhaften „Hölle“, in der „wird sein Heulen und Zähneklappern“ für die Ungläubigen in alle Ewigkeit (welchem Hirn kann ein derartiges Grauen einfal-len!).
Die Holle hatte mehrere Namen, sie entspricht der göttlichen Fricka und Freya, auch der Berta. Das alles sind Namen für die große Hervorbringerin der Welt, in der sie – nach Vorstellung der Alten – weiter wirkt. In anderen Ländern rund ums Mittelmeer trug sie Namen wie Isis, Hathor und andere.
Ansonsten sind diese Vorstellungen von der Gött-lichkeit, die die Welt hervorgebracht hat und weiter erhält, in der germanischen Welt gestaltlos. Unsere Ahnen haben ihr die Namen gegeben, aber nicht an sie als faßbare Gestalten in den Formen der Erschei-nungswelt Raum, Zeit und Ursächlichkeit geglaubt.
Nein, das Göttliche ist frei von diesen Formen der Erscheinung, deshalb mit der „reinen Vernunft“ (Kant), die den Erscheinungsformen angepaßt ist, nicht erfaßbar, wohl aber seelisch erlebbar.
So sah es auch Schiller, als er die trefflichen Worte des Wahns niederlegte – entsprechend dem später folgenden Werk der Philosophie Mathilde Luden-dorffs, das sie „Gotterkenntnis“ nannte:
… So lang er glaubt, daß dem irdschen Verstand
Die Wahrheit je wird erscheinen,
Ihren Schleier hebt keine sterbliche Hand,
Wir können nur raten und meinen.
Du kerkerst den Geist in ein tönend Wort,
Doch der freie wandelt im Sturme fort.
Drum edle Seele, entreiß dich dem Wahn,
Und den himmlischen Glauben bewahre.
Was kein Ohr vernahm, was die Augen nicht sahn,
Es ist dennoch, das Schöne, das Wahre!
Es ist nicht draußen, da sucht es der Tor,
Es ist in dir, du bringst es ewig hervor.




Der Sänger / Barde Falkenstein hat ein sehr schönes Lied darüber gedichtet „Die Große Göttin“.
Man findet es auf youtube.
Guten Tag, liebe Frau Beißwenger!
Herzlich Dank für diesen schönen Beitrag zur Wintersonnenwende. Es ist so notwendig, über das oberflächlich politische Geschehen die Tiefe, aus der wir leben, nicht zu vergessen! Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnacht, aufschlußreiche Rauhnächte und ein gutes neues Jahr!
Mit schönem Gruß
Friedrich B.