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Von der Bedeutung der deutschen Schrift

Du Land des hohen ernsteren Genius!
Du Land der Liebe! bin ich der deine schon,
Oft zürnt ich weinend, daß du immer
Blöde die eigene Seele leugnest.
Friedrich Hölderlin

Bild: startpage

Adolf Hitler schaffte 1941 mit einem Federstrich bei uns in Deutschland mal eben die deutsche Schrift ab, die er als „Judenlettern“ diffamierte.

Was war los mit ihm? Er dachte doch so deutsch und wirkte geradezu Wunder bezüglich der Auferstehung des Volkes aus tiefster Not, die ihm eine bösartige, ehrlose Versammlung in Versailles angetan hatte! In wenigen Jahren war das Deutsche Reich wieder er-blüht.

Aber seines hohen, das Deutsche hervorhebenden Kulturgutes seiner Schriftart mußte es beraubt wer-den! Hatte der „Führer“ keinen Sinn für die kul-turelle Besonderheit seines Deutschen Volkes, die schon in der Druck- und Schreibschrift zum Aus-druck kam, an der die Kulturwelt von vornherein die Herkunft von Schätzen erkennen konnte, die aus dem Reichtum deutschen Geistes hervorgegangen waren?

Bild: startpage

Hatten nicht Wilhelm Grimm, Schiller, Goethe und all die vielen anderen schöpferischen Dichter und Denker ihre Werke in deut-scher Schrift verfaßt? Heute kann kaum ein Deutscher deren Werke in der Urfassung lesen. Das „großartige“ Vernichtungswerk des „Führers“ hatte also die späteren Generationen des Deutschen Vol-kes von ihren Kulturschöpfern und ihrem Geistes-werk abgetrennt.

Doch der Verlust der deutschen Schrift bedeutete auch noch eine Erschwerung der Lesbarkeit für die Augen, die bei der eingeführten sehr einförmigen „Antiqua“ viel eher ermüdeten als bei der deutschen Schrift mit ihren ausdrucksstarken Großbuchstaben, mit ihren ausgeprägteren Ober- und Unterlängen.

Das alles wird mir kein Deutscher abnehmen, der in der deutschen Schrift nicht mehr unterrichtet wurde und sie nun nicht gewohnt ist. Zu meiner Schulzeit in den 40er Jahren enthielt unser Lesebuch abwech-selnd in deutscher und Antiquadruck geschriebene Texte, von denen wir Kinder somit von einer Schrift-art in die nächste wechselten, ohne es groß wahr-zunehmen. So geläufig waren sie uns.

Der von heutigen noch verbliebenen Lesern – die meisten lesen ja kaum noch – sicher als „antiquiert“ angesehene „Bund für deutsche Schrift“ bemüht sich durch die Nachkriegsjahrzehnte hindurch, den Deut-schen ihre deutsche Schrift zu erhalten bzw. zumin-dest ans Herz zu legen. Bei ihm lesen wir den heute wohl kaum noch jemandem verständlichen, 1974 geäußerten Satz :

Die Menschen unserer Zeit haben so unge-heure Mengen an Lesestoff zu bewältigen, daß sie auf eine Schreibweise angewiesen sind, die ein rasches Zurechtfinden im an-brandenden Meer der Buchstaben erleichtert, nicht aber erschwert.

Die deutsche Schrift könne bei dieser „Bewältigung“ helfen. Richtig und

Kein ,Reformer‘ hat das Recht, derart (wie Hitler) in das geistige Erbe eines Volkes ein-zubrechen,

meinte 1963 Richard Soyka aus Linz. Peter Rosegger sprach vielen aus dem Herzen, als er schrieb:

Warum will man im deutschen Volk den Lateindruck einführen? – Weil man den deutschen Druck nicht überall lesen kann, antworten sie. – Nun, dann werden wir uns wohl auch die deutsche Sprache abgewöhnen müssen, die kann man ja auch nicht überall verstehen.

Und endlich werden wir auch die deutsche Wesensheit wegwerfen, man kann sie ja nicht überall begreifen. Am wenigsten begreifen sie die, so uns die deutsche Schrift wegneh-men möchten.

Hellsichtig sah er, was in unserer heutigen Zeit von Bolschewisten, Linksextremisten angestrebt wird, die eine vereinheitlichte, glattgebügelte Welteinheits-Denkart und -Sprache anstreben und mit Zähnen und Klauen alles Besondere bekämpfen, also auch alle Völker einebnen, abschaffen wollen. Wir sind heute dabei, zugunsten von Anglizismen deutsche Wörter zu verlieren. Rosegger – somit als Rechtsex-tremist enttarnt – weiter:

Bild: startpage

„Nein, wir leben zuvörderst für uns selbst und lassen unserer Sprache, unserem Schrifttum nicht den deut-schen Rock ausziehen. Wem du heute den Rock gibst, der will morgen die Haut.“

Weitere Größen unserer deutschen Kultur lassen sich vernehmen, so Goethe:

„Die deutsche Schrift ist in ihrem Schmucke den gotischen Bauten vergleichbar, die den Blick zur Höhe ziehen und uns mit Staunen und Bewunderung erfüllen … Gotischer Stil der Baukunst und die Ge-stalt unserer Buchstaben sind als gleiche Offenba-rung deutschen Gemüts zu erachten.“

Dom zu Trier (wiki)

Goethe nach Logik der Bolschewisten also Rechtsextremist wie auch Hans Thoma:

Der deutsche Sinn für Formen-reichtum drückt sich in unserer Schrift aus; sie ist vielgestaltig und entwicklungsfähig, und man darf sie eine künstleriche Schrift nennen. Ihre Erhaltung darf uns nicht gleichgültig sein; wir wür-den mit ihrer Preisgabe eine unserer guten Eigenschaften verlieren, eine der Eigenheiten, die aus dem deutschen Wesen hervorge-wachsen sind.

Text in Fraktur mit einem Schreibfehler: Im Wort Mensch müßte das s als Lang-S erscheinen. (Bild: starpage)

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KWHugo
KWHugo
3 Stunden zuvor

Ganz großen Dank, liebe Heidrun. Auch ich habe Adolfs Anweisung nie verstanden. Ich konnte den Ahnenpaß meines Vaters nicht lesen und bestellte mir das Heft „Wir lesen deutsche Schrift“ 2017 vom Orion-Heimreiter Verlag. Und so erfuhr ich von der Handwerksfamilie väterlicherseits sehr viel, warum ein Ururgroßvater zwar in Friedrichsgrün geboren ist wie seine Frau, meine Ururgroßmutter, aber wie alle von den Sippen in Rützengrün gestorben ist. Nun kann ich mir auch erklären, warum er in der Böttcherfamilie der einzige Schmiedmeister (so steht es) war. Aus der Weberfamilie stammend, die Mitte des 19.Jh. keine Arbeit mehr hatte, konnte er nur durch Auswandern umlernen. Mein Urgroßvater war dem Ahnenpaß nach „Stickmaschinenbesitzer“, auch das Wort habe ich herausbekommen. Daß Adolf auch die alten Ortsnamen in Ostpreußen verändern ließ, erschwert ebenfalls die Ahnensuche. Heute sind es die Scheidungen und Doppelnamen. Trotzdem wird eine Zeit kommen, die uns wieder zusammenführt. Ich höre immer wieder von einem Ding im All…

Andreas
Andreas
3 Stunden zuvor

In der Graphologie, die sehr aussagekräftig ist, aber kaum noch angewandt wird, stehen die Oberlängen für den Intellekt und die Unterlängen für das Gefühl. Das sagt doch einiges.

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