Der historische deutsche Nationalsozialismus aus einer anderen Perspektive
Freitag, 29. August 2025 von Adelinde |
Thomas Engelhardt
hat sich in der einschlägigen Literatur einmal wieder gründlich und vorurteilslos umgesehen und berich-tet hier über den
historischen deutschen Nationalsozialismus aus einer anderen Perspektive.
Auch im nationalsozialistischen Deutschland verhielt es sich so, daß das insbesondere von den alten Kämpfern der Kampfzeit erstrebte politische Ideal nicht der Realität nach 1933 entsprach.
Andererseits begehen Freund und Feind den Fehler und setzen das Dritte Reich mit der nationalsozialistischen Weltanschauung gleich. Das aber erscheint aus mehreren Gründen n i c h t legitim! Ohne das an dieser Stelle ausführlich zu begründen.
Will man die von Adolf H. vorausschauenden Gedanken und die von ihm als geistigen Träger der nationalsozialistischen Weltan-schauung entwickelten Vorstellungen richtig verstehen, so darf man nicht den Fehler begehen und staatliche Maßnahmen des Staates und der Partei bzw. die nach 1933 praktizierte Politik zum Gegenstand von Ausführungen über den Nationalsozialismus machen, da diese den Beschränkungen unterlag, die die Zeitepoche dem politischen Wunschstreben auferlegte (Realpolitik).
Vielmehr muß auch untersucht werden, wie die konkreten Gestaltungs- und Entfaltungs-möglichkeiten des Nationalsozialismus gewesen wären, hätten die dafür notwendi-gen Freiheiten und Möglichkeiten (Machtmit-tel, Finanzmittel, Zeit) bestanden.
Nationalsozialismus bedeutet letztlich viel mehr, als es das staatsgewordene System des Dritten Reiches verkörperte!
Heute aber wird der historische deutsche Na-tionalsozialismus aus politischen Erwägun-gen auf die Zeit ebenjenes Dritten Reiches beschränkt, wohlgemerkt von Freund und Feind.
Viele der aus den konkreten und besonderen Zeitumständen geborenen Maßnahmen lagen als politische Absichten und Planungen vor-geblich der NS-Ideologie zugrunde (als sol-che wird die nationalsozialistische Weltan-schauung heute bewertet). Diese Sichtweise und Interpretation aber ist falsch, weil sie ideologisiert und nicht sachlich-objektiv bewertet.
Die von den politischen Trägern des Neuen Deutschland konzipierte Idee einer Neuen Ordnung griff weit in die Zukunft und proji-zierte konkrete Ordnungs- und Gestaltungs-vorstellungen in diese zukunftsorientierte Ordnung.
Rassismus und Ausländerfeindlichkeit bei-spielsweise stellen durchaus keine wesentli-chen Elemente des Nationalsozialismus dar (die gegen die europäischen Juden getroffe-nen Maßnahmen erfordern eine gesonderte Betrachtung).
Das angebliche Untermenschentum der sla-wischen Völker erweist sich als eine Form der Propaganda, um die Soldaten der Deutschen Wehrmacht auf den Schicksals- und Entschei-dungskampf mit dem Stalinfaschismus (Bol-schewismus) einzuschwören. Dies belegen Aussagen von Dr. Josef Goebbels.
Das Interesse an den kleinen Völkern und Minderheiten ging im Gegenteil soweit, daß Heinrich Himmler plante, völkische Schutz-gebiete und quasiautonome Gebietseinheiten für baltische Kuren, ostpreußische Philippo-nen, jüdische Karaimen in Ostpolen und Li-tauen, für Goralen in den Karpaten, Kaschu-ben und Slonzaken in Westpreußen und Ost-pommern, für Lemken, Boiken und Huzulen im Kapatenraum, für die Lettgallen in Lett-land (Reichskommissariat Ostland) und für mosaisch-gläubige Kiptschaken auf der Krim zu schaffen, um diese Volkssplitter zu erhalten.
Diese Tatsache steht in Widerspruch zu den fundamentalen Anschuldigungen, die übli-cherweise erhoben werden. Die Frage muß freilich erlaubt sein, was im Gegensatz dazu den historischen Nationalsozialismus aus-zeichnete (oder um es einmal bundes-deutsch-neudeutsch zu formulieren), was eigentlich war der Markenkern des National-sozialismus?
Einige heute weithin unbekannte Einzelas-pekte und Begriffe seien genannt:
– Gründung der DAF (Zusammenschluß von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Deutschen Arbeitsfront DAF),
– Nationalsozialistische Volkswohlfahrt NSV,
– Müttererholungsheime,
– Gründung der KdF („Kraft durch Freude“), die eigene Urlaubs- und Erholungsheime unterhielt und Passagier- und Kreuzfahrt-schiffe besaß (Etablierung eines Programms für bezahlbare Kultur- und Tourismusange-bote),
– Krankenpflegeorganisation der „Braunen Schwestern“,
– Deutsches Wohnungshilfswerk (DWH) (unter Leitung des Reichswohnungskommissars (RWK),
– Einführung einer Altersversicherung für (selbständige) Handwerker (1938),
– Einführung einer Krankenversicherung für Rentner (1941),
– weitergehende Pläne der Deutschen Arbeitsfront DAF zum Aufbau eines umfassenden „Versorgungswerks des deutschen Volkes“ wurden bis 1945 nicht mehr realisiert.
Die nationalsozialistische Sozialpolitik im Dritten Reich war jedoch weitaus umfas-sender. Während wir heute unterfinanzierte Sozialkassen sowie allgemeinen Niedergang in allen Bereichen beobachten, war die Zeit ab 1933 von Aufbruch und Neubeginn gekenn-zeichnet.
Nicht von ungefähr! Der nationalsozialisti-sche Staat beschritt auf den Gebieten der Arbeits- und Tarifpolitik, der Gesundheits- und Familienpolitik sowie in der Wohlfahrts-pflege und in Fürsorgefragen völlig neue Wege. Im Mittelpunkt der Sozialpolitik stan-den damals aber im Gegensatz zu heute Arbeit und Leistung.
Auch in der Wohlfahrtspflege ging das Dritte Reich völlig neue Wege. Neben der gesetzlich geregelten öffentlichen Wohlfahrtspflege der Gemeinden und der sog. freien, privaten Wohlfahrtspflege der christlichen Kirchen (Innere Mission und Deutscher Caritasver-band), die auf dem Gebiet der Heil- und Pflegeanstalten sowie der Kindergärten füh-rend waren, wurden zwei gänzlich neue Organisationen geschaffen:
– die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV), eine Parteiorganisation der NSDAP,
– und der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD), eine zentral-staatliche Gesundheits-organisation, die an die Stelle der bisherigen kommunalen Gesundheitsfürsorge trat.
Mit Hilfe dieser Organisationen wurde das neue Konzept der nationalsozialistischen „Volkspflege“ in die Praxis umgesetzt.
Die Arbeit der Nationalsozialistischen Volks-wohlfahrt NSV konzentrierte sich dabei ins-besondere auf den Bereich der Fürsorge für Mütter und Kinder durch die Unterstützung und Pflege sowie die Jugendfürsorge. Die NSV war in sog. Hilfswerken organisiert. Das be-deutendste davon waren das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (WHW) und das Hilfs-werk Mutter und Kind (MuK).
Das Familienunterstützungsgesetz von 1936 gewährte den Ehefrauen und Kindern einbe-rufener Soldaten eine finanzielle Unterstüt-zung zur Sicherung des notwendigen Lebens-bedarfs.
So wie nach § 1 des Wehrgesetzes der Wehr-dienst ein „Ehrendienst am Deutschen Volke“ war, entspreche die Fürsorge für die Angehö-rigen „einer vom Staat zu erfüllenden Ehren-pflicht der Volksgemeinschaft“.
Die Familienunterstützung sollte die Fort-führung des Haushalts auf dem Niveau des bisherigen Lebensstandards ermöglichen und war ausdrücklich „keine Leistung der öffent-lichen Fürsorge“, wenngleich die Kommunen den Unterstützungssatz an den örtlichen Richtsätzen der Fürsorge ausrichteten.
Qu.: Gesetz über die Unterstützung der Angehörigen der einberufenen Wehrpflichtigen und Arbeitsdienstpflichtigen (Familienunterstützungsgesetz) vom 30. März 1936, RGBl. S. 327.
Die Einführung des 1. Mai als Feiertag, die gesetzlichen Neuerungen über die Steuer-befreiung von Schichtzulagen, die Neufest-legungen des gesetzlichen Tarifurlaubs, die Erhöhung des Mindesturlaubs, die Förderung des sozialen Wohnungsbaus sind weitere konkrete Ergebnisse national-sozialistischer Sozialpolitik.
Noch eine abschließende Betrachtung zur Veränderung der Mitgliederstruktur der NSdAP: Das innere Gefüge der Partei vor 1933 und nach 1933 unterscheidet sich fundamen-tal! Das betrifft auch – jedoch nicht aus-schließlich – die Zahl der Mitglieder.
Die Geschichte der NSdAP ist komplexer, als viele heute vermuten. Die Parteigeschichte wird in der Regel grotesk vereinfacht und nur von ihrem Ende im Mai 1945 aus betrachtet.
Die NSdAP war ursprünglich hinsichtlich poli-tischer Konzeption und Aufgabenstellung eine reine Kaderpartei*. Bezüglich ihrer Entwicklung müssen drei, bei genauerer Betrachtung sogar fünf Phasen betrachtet werden.
* Der Ausdruck Kader … bezeichnete ursprünglich eine besondere Gruppe militärischer Vorgesetzter. Heute wird der Begriff auf besonders qualifizierte bzw. geschulte Führungs-kräfte in Politik und Wirtschaft angewendet, die oftmals innerhalb der jeweiligen Organisation rekrutiert werden.
Berücksichtigung finden muß darüber hinaus die sich verändernde Zahl der Mitglieder so-wie ihre soziale Zusammensetzung.
Ebenso muß ihre Wirkmächtigkeit analysiert werden. Und zwar sowohl die Wirkung auf das einzelne Mitglied als auch auf das Volks-ganze und das staatliche Gemeinwesen.
Die Mitgliederzahlen:
1929 100.000
1930 130.000
1933 850.000 (nach der Machtübernahme)
1935 2,49 Mill.
1938 2,79 Mill.
1939 5,34 Mill.
1942 7,1 Mill.
1943 7,6 Mill.
Jan. 1945 8,5 Mill.
Mai 1945 8,8 Mill.Diese Zahlen sprechen für sich.
Zu den Phasen:
Kampfzeit 1920-1933 (Gründung 24. Februar 1920 München/Hofbräuhaus)
1923 Verbot und Illegalität (Bereits 1922 ergingen in Baden, Thüringen, Braunschweig, Hamburg, Preußen, Mecklenburg und Pommern Landes-verbote)
Februar 1925 Neugründung
nationalsozialistische. Revolution (sog. „Machtübernahme“) –> Aufnahmesperre ab 1. Mai 1933
Kriegszeit
Im Verlauf der Machtübergabe an die Natio-nalsozialisten und hier besonders nach der Reichstagswahl im März 1933 kam es zu zahlreichen Eintritten in die NSdAP, nicht zuletzt von Beamten und staatlichen An-gestellten, denen die Mitgliedschaft bis dahin verboten war.
Viele der Antragsteller erhofften sich vom Beitritt berufliche Vorteile oder befürchteten berufliche Nachteile (z. B. Entlassung), wenn sie nicht NSdAP-Mitglied waren. Diese Neu-mitglieder, denen „alte Kämpfer“ Opportu-nismus unterstellten, wurden als „Märzge-fallene“ oder auch Märzveilchen verspottet.
Um ihren Einfluß klein zu halten, erließ die NSdAP am 19. April 1933 eine Aufnahme-sperre mit Wirkung zum 1. Mai 1933, von der bestimmte Gruppen, so z. B. Mitglieder von SA oder SS, ausgenommen waren. Diese Sperre wurde erstmals nach vier Jahren mit mehreren Änderungen gelockert.
Es wurde aber auch eine dreimonatige Par-teianwärterschaft eingeführt. Daraufhin kam es zu einer großen Eintrittswelle in die NSDAP. Von Juni 1937 bis Juni 1938 traten 2,1 Millionen Personen in die Partei ein.[1] Endgültig aufgehoben wurde die Sperre am 10. Mai 1939.
Zur Mitgliederentwicklung:
Die Partei war grundsätzlich nicht offen für normale Eintritte. Außer in ganz bestimmten Jahren. Nach 1933 erfolgte zunächst eine Aufnahmesperre. Die Zahl der Eintritte bzw. Aufnahmen in die Partei in den Jahren 1934, 1935 und 1936 war beschränkt und wurde reglementiert.
Der Arbeiteranteil lag vor 1933 (in der Kampfzeit) bei etwa 40 % (sic.!). Das wird heute meist verschwiegen. Und auch nach der sog. Machtübernahme lag der Arbeiteranteil unverändert bei 40% (!).
In der Zeit des Krieges (ab 1939) stieg der Frauenanteil bei den Neueintritten auf 30 % (sic.) (zwischen 1925-1933 waren es im Schnitt nur zwischen 5- 7 % gewesen!).
Darüber hinaus hatten bis 1930 70 % der Mitglieder, die nach 1925 eingetreten waren, die Partei verlassen.
Die Führung der NSdAP hatte ursprünglich den Plan, am Charakter einer reinen Kader-partei festzuhalten. Weshalb 1933 diesbe-züglich von dieser Verfahrensweise abge-wichen wurde, bleibt bis heute unbeant-wortet.
Fest steht, die Zusammensetzung der Partei war in hohem Maße inhomogen und die Mit-gliederentwicklung schwankte beträchtlich. Die Zahlen (siehe oben ab 1929) suggerieren ein einseitiges Bild wie jede Statistik.
Insgesamt waren 20 Millionen Deutsche als Mitglieder der Partei erfaßt, die Höchstzahl wurde bei Kriegsende erreicht (sic.!). –> Demgegenüber waren jedoch zwischen 1936 und 1945 auch 750.000 Mitglieder aus der Partei ausgetreten!!!
Etwa ab 1934 war eine zunehmende Verbon-zung der Partei feststellbar. Der „Markenkern“ war verloren gegangen. Die opportunisti-schen Mitläufer und Technokraten dominier-ten.
Typischer Fall ist Reinhard Heydrich. Nach eigenem Bekunden durchaus kein überzeug-ter Nationalsozialist, also alles anders als ideologisiert. Dessen ungeachtet fasziniert seine Persönlichkeit (Violinist, Fechter, Seg-ler, Turner, Jagdflieger, hochgebildet.).
Deutlich gemacht werden soll, daß die NSdAP im BRD-Staat in der Regel völlig falsch be-wertet wird.
Und noch ein Bonmot am Rande:
Etwa ein Drittel der KPD-Mitglieder (Nov. 1932 Mitgliederzahl 330.000) wechselten 1933 in die NSdAP (ein weiteres Drittel der KPD-Mitglieder ging ins Exil, darunter mindestens 40.000 in die Sowjetunion, wo wiederum zwei Drittel Stalins Terror zum Opfer fielen).
Tatsächlich wurde die KPD in der Regierungs-zeit Hitlers zu keinem Zeitpunkt verboten. Richtig ist, daß sie sich unter dem Druck der Ereignisse 1933 ff. faktisch selbst auflöste, da die Strukturen verloren gingen bzw. zerstört wurden oder nicht mehr existierten.
Einer der Urgroßväter des Autors war in der KPD; er tauchte 1933 einfach ab, und es ge-schah ihm nichts (!!!). Allerdings war er nur kleines Parteimitglied ohne Funktion. Ein Drittel der KPD-Mitglieder aber waren Polit-kader und Funktionäre, und der Arbeiter-anteil war geringer als in der NSdAP.
Quellen und Literatur:
https://www.deutschlandfunk.de/untersuchung-der-mitgliederstruktur-ueberraschende-100.html
https://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/mitglieder-der-nsdap-davon-ging-die-welt-fast-unter-14966450.html
Jürgen W. Falter (Herausgeber): Junge Kämpfer, alte Opportunisten. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2016. (499 S.)
Wieland Giebel (Hrsg.): „Warum ich Nazi wurde“: Biogramme früherer Nationalsozialisten: die einzigartige Sammlung des Theodor Abel Berlin: Berlin Story Verlag , 2018.
Ein Nachtrag:
Goebbels kam ursprünglich vom linken Flügel der NSdAP (das war der sog. Strasser-Flügel). Kaum bekannt ist, daß Goebbels in jungen Jahren mit der KPD sympathisierte.
Er selbst stammte aus kleinen Verhältnissen. Sein Vater war in frühen Jahren Bürobote, seine Mutter bäuerliche Magd. Später war Joseph Goebbels Sozialist, sozusagen gläu-biger Sozialist (aber kein Links-Sozialist).
Zu Goebbels.
Weitaus aufschlußreicher als das Buch von Wilfried von Oven ist folgende Veröffent-lichung:
Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg-Lippe: Dr. G. Ein Porträt des Propaganda-ministers, Wiesbaden: Limes-Verlag, 1963 (Nachdruck, Symanek, 1999).
Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg-Lippe war, obwohl aus dem dynastischen Adel stammend, überzeugter National-sozialist. Hitler verbot ihm aus propagandi-stischen Gründen, den Adelsnamen, wie er es vorhatte, abzulegen.[2]
Unbedingt empfehlenswert ist ebenfalls:
Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg-Lippe: Damals fing das Neue an. Erlebnisse und Gedanken eines Gefangenen 1945–1948. Pfeiffer, Hannover 1969.
Er muß in jedem Fall genannt werden. Er war Pressereferent im Ministerium für Volksauf-klärung und Propaganda und Adjutant von Dr. Joseph Goebbels.
Es trifft übrigens nicht zu, daß A. Hitler grundsätzlich gegen den Adel eingestellt gewesen sei. Wenn sich Adlige unvoreinge-nommen zum Nationalsozialismus bekannten und bereit waren, aktiv mitzuwirken, waren diese anerkannt. Ein Beispiel ist auch Wilhelm von Preußen (1882–1951).
Oder Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha (* 1884, † 1954), der unmittelbar nach der Wahl Hitlers in die NSdAP eintrat und dann repräsentative Posten im NS-Staat übernahm.
Max zu Hohenlohe (* 1897, †1968) nutzte in der Sudetenkrise von 1938 und danach sei-nen Titel und seine Verwandtschaftsbezie-hungen.
Stephanie zu Hohenlohe (* 1891, † 1972). Als „Spionin Hitlers“ bezeichnete sie die Histori-kerin und Bestsellerautorin Martha Schad in ihrem gleichnamigen Buch. Die Prinzessin nutzte auch das quer durch Europa gespann-te Netzwerk des Hochadels, um für die Natio-nalsozialisten zu werben und Informationen zu beschaffen.
Selbst in Preußen, bekannt für die Affinität des Junkertums zum Führerstaat, erstaunt die Zahl der Parteigenossen im alten Adel:
In 312 Familien zählte der Autor Stephan Malinowski (siehe unten) 3.592 NSDAP-Mitglieder. Ähnlich geeint unterschrieben einzelne Familien des Hochadels: das Für-stenhaus Sachsen-Coburg-Gotha stellte neun, Schaumburg-Lippe zehn, Hohenlohe zwanzig NS-Parteimitglieder.
Max Egon Fürst zu Fürstenberg, der Mitglied des preußischen und des österreichischen Herrenhauses gewesen war und immensen Besitz in Deutschland und Österreich hatte. Der 70-jährige Fürst über seine Begegnung mit Hitler:
„Ich meldete mich mit erhobener Hand als zur SA übergeführt, was der dankend in wirklich bezaubernder Weise entge-gennahm und mir gleich sagte, aber nehmen Sie doch Platz, Durchlaucht.“
Qu.: Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat, Akademie Verlag 2003.
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Anmerkungen
[1] Juliane Wetzel: Die NSDAP zwischen Öffnung und Mitgliedersperre. In Wolfgang Benz (Hrsg.): Wie wurde man Parteigenosse? Die NSDAP und ihre Mitglieder. Fischer, Frankfurt am Main 2009.
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Christian_zu_Schaumburg-Lippe