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Erfahrungen mit Suggestion und Hypnose

Nach dem 1. Weltkrieg machte sich einst ein glücklicherweise unversehrt gebliebener junger Freiwilliger und nun Student der Ingenieurs-wissenschaft Gedanken über die seelischen Kriegsfolgen. Er schreibt in seinen Lebenser-innerungen: 

Der Krieg und dessen Ausgang hatte viele Menschen veranlaßt, einmal über die religiöse Frage nachzudenken: Wie war es möglich, daß ein allweiser allgütiger Gott ein solches Morden zuließ? Es beteten doch alle Völker, die am Krieg beteiligt waren, zu demselben Gott und erflehten von ihm den Sieg.

Alle waren sie überzeugt, für eine gerechte Sache in den Krieg gezogen zu sein, und die Priester bestärkten die Gläubigen aller Völker in ihren Predigten in diesem Glauben, schie-nen sie doch alle jeweils auf der Seite des Staates bzw. Volkes zu stehen, dem sie selbst angehörten.

Sie, die stets vorgaben, von Gott in ihr Amt eingesetzt worden zu sein, und damit den Anschein erweckten, als stünden sie dem Göttlichen näher als ihre „Schäflein“, die sie als „Hirten“ zu „hüten“ hätten, versagten hier kläglich:

Im Augenblick, als unsere Niederlage dann offenkundig war, waren sie sofort bereit, das eigene Volk wegen seiner „Hoffahrt“ oder we-gen irgend etwas anderem zu verdammen und zur Buße aufzufordern.

Die Priester in den Siegerländern aber konn-ten sich nicht genug tun, ihre Völker ob ihres Gott wohlgefälligen Verhaltens zu loben, das Gott sichtbar veranlaßt habe, ihnen den Sieg über das mißratene (unterlegene) Volk zu schenken (vgl. die Rede des US-Präsidenten Truman an die Piloten der Flugzeuge, die am Ende des zweiten Weltkriegs die Atombom-ben nach Japan trugen. Er erfrechte sich zu sagen, dies geschähe

„in Übereinstimmung mit den Plänen Gottes“!)

Der von den Feindmächten als für das Deutsche Reich verloren erklärte Krieg verwirrte das Volk auf allen Gebieten. Es war in seinen bisherigen An-sichten verunsichert. Alles schien in Frage gestellt, zumal das Volk mit dem nun einsetzenden Wirt-schaftsniedergang auch dem Verhungern ausgesetzt wurde.

Ideologien aller Art schossen wie Pilze aus dem Boden. Und der junge Heimkehrer aus dem Krieg und jetzt Student schildert, wie es ihm und sei-nesgleichen erging:

Die weitgehende Unsicherheit in der religiösen Frage aber ließ alle religiösen Quacksalber Morgenluft wittern und nach Anhängern fischen. Alle möglichen Sekten traten auf, darunter auch alle Arten von Okkultismus bis hin zum Spiritismus.

Sie alle hatten Priester oder Meister oder Eingeweihte, die hoch über dem „dummen“ Volke standen, dem sie die „hohe Weisheit“, die ihnen irgendwie von einem höheren Wesen übermittelt worden war, beibringen wollten. Jeder dieser „Meister“ scharte seine „Schäflein“ um sich, die er vollkommen be-herrschte, die widerspruchslos ihm blind folgten. Wie war dies möglich?

Veranstaltungen dieser Gruppen brachten natürlich auch deren Gegner auf den Plan. Es war eine recht bewegte Zeit. Man erfuhr so allerhand über Suggestion und Hypnose, über Handlinienlesen und Graphologie. Mit einigen näher befreundeten Bundesbrüdern befaßte ich mich mit allen diesen Dingen.

Das Handlinienlesen gaben wir schnell wieder auf, es erschien uns zu blöde. Anders ging es uns schon mit der Graphologie … Als ich je-doch bemerkte, daß mich allmählich die Schriftzüge eines Schreibens mehr fesselten als dessen Inhalt, gab ich die Graphologie auf …

Ich befaßte mich nunmehr mit Suggestion und Hypnose. Darüber wurden öffentliche Vorträge gehalten, u.a. auch im Saal des CVJM … Die okkulten „Mahatmas“ sind scharfe Konkurrenten aller anderen Prie-sterkasten, auch der christlichen. Die ok-kulten Sekten sind vielfach Zubringer für die buddhistisch-lamaistische Priesterkaste Tibets.

Zu ihnen gehört die Theosophie, während die Anthroposophie zwar theosophisches Denken enthält, aber mehr dem Christentum zuneigt (Jesus ist eine Reinkarnation Buddhas und dieser wiederum Krischnas usw. bis zurück zum ersten „Gottessohn“ auf Erden).

Was aber erfuhr ich bei all meinem Suchen über die sonderbaren Möglichkeiten, auf andere Menschen Einfluß nehmen zu können? Als Wichtigstes erschien mir die Suggestion, die es ermöglicht, einen anderen Menschen völlig dem eigenen Willen zu unterwerfen, ohne daß sich dieser dessen bewußt wird.

Dagegen muß bei der Hypnose im allge-meinen der zu Hypnotisierende sich dazu bereit finden. Wir werden aber sehen, daß es hier auch Ausnahmen gibt.

Ich hatte nun gehört, man könne einen Menschen durch kurzen, scharfen, völlig unerwarteten, also erschreckenden Befehl dazu bringen, diesen sofort auszuführen. Ich versuchte es mit einem Kartenspiel mit 52 Karten, fächerte es in einer Hand auf … , trat bei einer Tanzveranstaltung in einem vollen Saal an ein tanzendes Paar rasch heran, herrschte die Dame an, indem ich ihr die Rückseite des gefächerten Kartenspiels entgegenhielt:

„Ziehen Sie das Herz-As!“

Dabei richtete ich meinen Blick scharf auf die Dame, aber auch auf das Herz-As, das ich, sie aber nicht sehen konnte. Erschrocken ließ die Dame ihren Partner los, griff mit der rechten Hand an die hingereichten Karten, zog eine heraus und ließ sie, noch immer im Schreck, fallen. Auf dem Boden lag, für alle sichtbar, das Herz-As!

Der ganze Saal hatte bei meinem lauten, scharfen Befehl zu tanzen aufgehört und sah nun den Erfolg.

Wir haben ähnliche Versuche noch einige Male gemacht. Sie waren jedesmal erfolg-reich. Die Hauptsache war, das Medium wurde erschreckt, der Befehl wurde scharf erteilt und, sowohl der Gegenstand, auf den es ankam, wie das Medium wurden scharf angeschaut …

Hier wie auch in weiteren aufschlußreichen „Versu-chen“ war den Kerlen das erwünschte Ergebnis ge-lungen. Nun wendeten sie sich weiteren Versuchen mit der Beeinflußbarkeit von Menschen zu, u.a. eines Bundesbruders, der ihnen für ihre Versuche ausrei-chend willensschwach erschien:

Zufällig kam dieser auch noch gerade, als wir den Plan ausheckten, ins Haus. Wir empfin-gen ihn mit den Worten, er könne nicht auf 20 zählen, wenn wir es nicht wollten. Na ja, so etwas Blödes! Selbstverständlich könne er auf 20 zählen … Es ging sofort los: 1, 2, 3, 4 … Er zählte bis 10 flott, dann wurde er immer langsamer. Die 17 kam nur noch gequält, dann noch mit letzter Kraft die 18, und dann war‘s aus. Er saß in seiner Sofaecke und starrte mit gläsernen Augen in die Weite.

Er war, was wir nicht gewollt hatten, ganz von selbst in den hypnotischen Schlaf gefallen. Jetzt waren wir es, die Angst bekamen. Was war zu machen? Einer von uns hatte schon öfters etwas über Hypnose gehört. Ihn be-stimmten wir, den Schlafenden aufzuwecken. Er sagte laut:

„Wenn du aufwachen wirst, wirst du kein Kopfweh haben. Wach auf!“

Er wachte auf, hatte kein Kopfweh, wußte aber nur noch, daß er zu zählen begonnen hatte, aber weiter nichts mehr.

Warum zitiere ich dies alles? Weil es hier im Kleinen zeigt, wie es im politisch Großen tagtäglich durch das Fernsehen geschieht, volkstümlich treffend als „Glotze“ bezeichnet, von der sich der „Glotzende“ untätig stundenlang davor mehr liegend als sitzend berieseln läßt. Unmerklich geht die Meinung der Macher auf ihn über. Doch jetzt kommt noch der Hammer:

Bald darauf kam ich zu einer Veranstaltung auf unserem Verbindungshaus. Der Saal war bereits voll besetzt, als ich ihn betrat. Ich blickte mich nach einem freien Stuhl um. Da stand der damals Hypnotisierte – er saß mit dem Rücken zur Tür, also auch zu mir abge-wandt – auf, ging grüßend an mir vorbei und sagte:

„Ich hol dir einen Stuhl.“

Ich setzte mich dann so, daß wir, beide im Innern der Hufeisentafel, uns den Rücken boten. Ich wollte mir eine Zigarette anzün-den. Ehe ich nach meinem Zigaretten-Etui greifen konnte, stand wiederum derselbe neben mir und bot mir eine Zigarette an. Es war das zweite, aber nicht das letzte Mal, daß ich nur einen Gedanken haben durfte, etwas zu wollen, daß er bereits neben mir stand, um mir bei der Ausführung zu helfen.

Er war völlig abhängig von mir geworden. Da hatte ich genug von all diesen Versuchen, lag mir doch die Beherrschung anderer völlig fern. Darum gab ich sofort alle diese Versu-che auf.

Wie anders aber werden Menschen handeln, die herrschen wollen? Werden sie nicht die sich hier bietenden Möglichkeiten nutzen, um Menschenmassen, ganze Völker, ja die ge-samte Menschheit zu suggerieren, um sie in ihren Bann zu ziehen und zu beherrschen?

Auch hierüber wurde ich mir mit der religiö-sen Frage klar. Arbeiten doch alle Priester-Religionen mit den Mitteln der Wachsugge-stion und zum Teil auch mit dem der Hyp-nose.

Heute steht die überwiegende Mehrheit der Menschheit unter religiösen oder ideologi-schen Suggestionen.

Suggestionen erzeugt man am erfolgreichsten bei Kindern. Sie sind meist noch nicht zu voller Willens-stärke herangewachsen, um den Suggestionen der Erwachsenenwelt zu widerstehen. Daher gilt bei Ideologen das Wort Jesu:

„Lasset die Kindlein zu mir kommen“.

So hatten die Christen ihre „Sonntagsschule“, ihren Konfirmanden- bzw. ihren katholischen „Firmun-terricht“, die Nationalsozialisten ihr „Jungvolk“, die Kommunisten ihre „Jungpioniere“. Was die heutige extreme Linke, die gleichmacherischen, völkerzer-störenden Bolschewisten durch das Händi den jun-gen Menschen an Suggestionen zukommen lassen, weiß nur, wer selbst mit dem Ding von morgens bis abends zugange ist und die jugendgefährdenden Sendungen ansieht.

Und unser junger Mann kommt ins Berufsleben, in der Nachkriegszeit mit 6 Millionen Arbeitslosen ist der Einstieg nicht ganz einfach. Doch er kommt ans Ziel, auch mit einer Zwischenlandung als Arbeiter in einer Maschinenfabrik. Er kann alleine gehen, braucht keinen

„Mittler“, um zu Gott zu finden, aber auch keinen Hirten (Priester), der ihn wie ein Schaf hüten muß, weil er „allein nicht gehen kann, nicht einen Schritt“, wie es in dem Kirchenlied heißt,

das aus einem alten schönen Liebeslied des Volkes für kirchliche Zwecke umgedichtet worden ist. Der junge Ingenieur wurde ein kritischer Selbstdenker:

Nur derjenige, der es wagt, jede Ideologie, jede religiöse Vorstellung, alles Altherge-brachte, anzuzweifen und mit Hilfe seiner eigenen Vernunft auf Wahrheit und Irrtum zu prüfen, der kann hoffen, ein freier Mensch zu werden …

Seine und meine Empfehlung – mit dem großen Philosophen aus Königsberg/Ostpreußen Immanuel Kant:

Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

 

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Waldgängerin
1 Stunde zuvor

Ja, darüber habe ich viel geschrieben. Führt doch dieses Thema sofort in Konfrontation mit der Gesellschaft:

Kant: Sapere aude! Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines Anderen zu bedienen.

Selbstverschuldet ist diese Unfähigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner [seines Verstandes] ohne Leitung eines Anderen zu bedienen.

Menschen mögen es nicht, wenn man sie als „unmündig“ (aka: als dumm) bezeichnet, auch wenn sie zu faul oder zu feige sind, einfach nur nachzudenken.

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