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Buchmesse Seitenwechsel – Dieter Stein

Thomas Engelhardt

zeigt hier seine Bewertungen des Seitenwechsels von Dieter Stein, den dieser der Leserwelt kürzlich auf der Buchmesse in Halle ungeschönt vor Augen führte:

Die Aktion von Dieter Stein auf der Buchmes-se Seitenwechsel in Halle (Saale) ist aus unse-rer Sicht sicherlich eine infame, eine verurtei-lenswerte, böse Tat.

Aber wir sollten uns hüten, wie die Gegen-seite in der politischen Auseinandersetzung moralische Kategorien wie „gut“ und „böse“ oder „schlecht“ zu verwenden. Das sind sub-jektive Bewertungen, die uns nicht weiter-helfen.

Politik im Großen wie im Kleinen ist immer interessengeleitet. Dieter Stein gehört einer mit den Verhältnissen in der BRD unzufrie-denen bürgerlichen Schicht an.

Grundsätzlich bejahen diese Leute die politi-schen Grundlagen dieses Suzeränstaates und die gesellschaftliche Ordnung. Sie stellen we-der den Staat BRD infrage noch sind sie be-reit, die politische Ordnung durch ein ande-res System zu ersetzen.

Vom herrschenden System wird diese Clientel dennoch als „rechts“ verortet, aber „rechts“ (oder gar rechtsradikal oder rechtsextrem) ist heute aus Sicht der Angehörigen der politi-schen Klasse und der Funktionärsschicht Bundesdeutschlands jeder, der sich nicht zur sog. freiheitlich-demokratischen Grundord-nung bekennt bzw. diese ablehnt.

Die bürgerlichen Schichten in der Bundesre-publik (zerfallend in die Oberschicht und die Mittelschicht, wobei hier weitere Differenzie-rungen angebracht sind) bekennen sich überwiegend zu diesem Staat und dem ihm zugrunde liegenden politischen System. Nur eine sehr kleine Minderheit der bundesdeut-schen Bürgerlichen lehnt den Staat BRD und das ihm zugrunde liegende politische Ordnungssystem ab.

Dieter Stein ist typischer Vertreter des bür-gerlichen Konservatismus. Deren Anhänger verorten sich selbst weder im sog. rechten Spektrum (lies: im national-patriotischen Lager) noch gehören sie dazu. 

Die weltanschaulichen Grundlagen dieser Vertreter sind diffus, schwammig, im Grunde genommen nur schwer zu umreißen: sicher-lich bürgerlich-elitär, liberal-konservativ bis national-konservativ, immer aber prokapi-talistisch, proisraelisch, proamerikanisch.

Das bedeutet, daß der politische Gegensatz zwischen ihnen und uns nicht überbrückbar, der Widerspruch nicht lösbar ist. Und das wiederum bedeutet im Klartext, wir oder sie. Gewinnen wird der, der Mehrheiten gewinnt, den Kampf um die Köpfe.

Typen wie Dieter Stein sind politische Gegner, nicht mehr und nicht weniger. Die politische Auseinandersetzung muß demzufolge auf mehreren Ebenen geführt werden.

Erstens mit dem von uns abgelehnten staatsgewordenen politischen System BRD und seinen Vertretern, in erster Linie den Apparatschiks in den Systemparteien, der bundesdeutschen Nomenklatura, mit dem politischen Gegner von Links ebenso.

Und der dritte Gegner ist der Teil des Bürgertums, der freiwillig ein Bündnis mit den anderen uns patriotischen Kräften entgegen stehenden politischen Aktivisten und Politfunktionären eingeht, um sich selbst aus der Schußlinie zu nehmen und längerfri-stig die politische Teilhabe zu gewährleisten.

Sprich, sie wollen an die Futterkrippen der Macht, die Deutschen weiterhin gängeln, bevormunden, ausbeuten, unterdrücken.

Wir wollen die Erneuerung Deutschlands. Ein unüberbrückbarer Gegensatz.

Mit der Aktion in Halle/Saale verfolgte Stein das Ziel, seine persönlichen Pfründe zu si-chern. Und sicherlich war ein weiteres Ziel auch die Profilierung als „Anti-Nazi“ (bun-desdeutsches Neusprech) und lupenreiner „Demokrat“.

Diese Leute erkennen dabei nicht, daß kei-nerlei Anbiederung dazu führen wird, als politisch gleichwertig, eben als „Demokrat“, angesehen zu werden. Stein will nicht länger außerhalb des Systems stehen, sondern anerkannt werden.

Sein Zeitungsprojekt scheint ihm rechtzu-geben. Die „Junge Freiheit“ ist die einzige Zeitung, die steigende bzw. stabile Abon-nentenzahlen verbuchen kann. Zuletzt lag die verkaufte Auflage bei 27.300 (1998 wurden jedoch noch 30.800 Exemplare erreicht). Stein ist offensichtlich bemüht, das Unter-nehmen nicht zu gefährden.

Seine Abgrenzungsversuche gegenüber patriotischen Kräften ist daher sowohl politisch bestimmt als auch existentiell begründet.

Im Gesamtzusammenhang bedeutsam ist sicherlich auch die Tatsache, daß der 1967 geborene Dieter Stein Sohn eines Bundes-wehr-Offiziers ist. Insofern ist seine poli-tische Prägung und Sozialisation erklärbar.

Dieter Stein ist erklärter Anhänger der Putsch-Offiziere des 20. Juli, und die „Junge Freiheit“ wird regelmäßig als Medium ge-nutzt, diese Verräterclique zu idealisieren und entgegen allen historischen Bewertungen auf ein Podest der Verehrung zu heben. (Stichwort: Der Feind liebt den Verrat, nicht den Verräter).

Es soll an dieser Stelle keine Wiederholung einer Kritik und Abrechnung mit den Putsch-Offizieren des Jahres 1944 erfolgen. Das geschah an anderer Stelle bereits umfassend.

Es muß jedoch große Verwunderung hervor-rufen, wenn eine Wochenzeitung wie die „Junge Freiheit“ unkritisch der bundesdeut-schen Journaille und den maßgeblichen Poli-tikern folgt und einen Verräter wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg idealisiert und glorifiziert.

Die Redaktion der „Jungen Freiheit“ demas-kiert sich damit selbst. Insofern paßt die Aktion von Halle/Saale am 8.11. ins Bild.

Zusammenarbeit in irgendeiner Form kann es mit diesen Kräften nicht geben – jetzt nicht und fürderhin ebenfalls nicht.

Gelänge den Konservativen künftig die Teil-habe an der Macht würden sie mindestens genauso unbarmherzig gegen Andersden-kende vorgehen wie die etablierte bundes-deutsche Politmafia, das sog. Establishment.

Als besonders gefährlich erscheinen die Angehörigen der politischen Intelligenzija Bundesdeutschlands. Wir finden diese Typen in allen Systemparteien.

Mehr noch. Dieser Typus paßt sich immer und überall an, ordnet sich unter, gehört in je-dem politischen System zur sog. Funktions-elite, übt sich in Anpassung und Unterwer-fung unter das herrschende Primat.[1] Eines der besten Beispiele ist die Familie von Weizsäcker. Ein anderes Beispiel ist Angela Merkel geb. Kasner.

Leute wie Stein dagegen erleben (aus ihrer Sicht ungerechtfertigte) Stigmatisierung, zum Teil auch Diffamierung und Diskreditierung, auf jeden Fall aber Ausgrenzung. Und des-halb tun sie alles, um künftig dazuzugehören und politisch mitmischen zu können.

Denn bei Lichte besehen erscheint das Un-ternehmen Junge Freiheit Verlag GmbH & Co. KG vordergründig zwar erfolgreich, letztlich handelt es sich dennoch lediglich um ein Nischenblatt.

Die bis 2009 in Coburg erschienene Monats-schrift Nation & Europa (Deutsche Monats-hefte) hatte Ende der 1990er-Jahre beispiels-weise auch eine Auflagenhöhe von 14.500.

Mögen wir davor bewahrt werden, daß Leute wie Stein je politischen Einfluß oder gar po-litische Macht gewinnen. Deutlich gemacht werden sollte, daß es letztlich unerheblich ist, welcher politischen Richtung diese Leute angehören. Einig sind sie in der Ablehnung eines erneuerten Deutschland.

Deshalb sei an dieser Stelle erneut an die Bewertung des BRD-Staates durch den Rechtswissenschaftler Helmut Quaritsch[2] erinnert: Quaritsch postulierte,

„daß ‚die Bundesrepublik […] sich seit ihrer Gründung im ideologischen Kriegs-zustand mit dem Dritten Reich [befände]. Darum würden alle damaligen Werte zu Unwerten erklärt und ihr Gegenteil zum Wert“.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

___________

Anmerkungen

[1]„Das Abendland geht nicht zugrunde an den totalitären Systemen, auch nicht an seiner geistigen Armut, sondern an dem hündischen Kriechen seiner Intelligenz vor den politischen Zweckmäßigkeiten.“ Gottfried Benn (1886-1956).

[2]Helmut Quaritsch, *20.04.1930 Hamburg, †19.08.2011 Speyer.

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