Engelhardt: Das sowjetische Konzentrationslagersystem im besetzten Deutschland 1945 – Teil 2
Samstag, 13. Dezember 2025 von Adelinde
Thomas Engelhardt
ergänzt seine Ausführungen über Häftlinge und Lagerinsassen in den alliierten Haft-, Zwangsar-beits-, Internierungs- und Konzentrationslagern („Speziallager“) mit dem Teil 2, „Das sowjetische Konzentrationslagersystem im besetzten Deutschland 1945 ff.“:
Sowjetische Besatzungszone (ohne Ost-deutschland) und besetztes Ostdeutschland (ab Mai 1945 polnisch „verwaltet“) sowie in Böhmen, Mähren und im Sudetenland
(Liste der Speziallager des NKWD[1] in der damaligen SBZ siehe nachstehend)
Einleitend ist festzustellen, daß der von den sowjetischen Verfolgungs- und Unterdrük-kungsorganen geprägte und in der wissen-schaftlichen Literatur eingeführte und übernommene Begriff „Speziallager“ einen Euphemismus ersten Ranges darstellt.
Die sowjetischen Haftlager der Militärver-waltungen, der Kommandanturen, der Sicherheits-, Nachrichten- und Geheim-dienste und namentlich die sog. Speziallager, die vom Moskauer Innenministerium[2] verwaltet wurden, waren den nationalsozia-listischen Konzentrationslagern in jeder Hinsicht vergleichbar.
Die Errichtung der sog. Speziallager erfolgte aufgrund eines NKWD-Befehls[3] mit dem Ziel der
„Säuberung des Hinterlandes der kämp-fenden Truppen der Roten Armee von feindlichen Elementen“.
In den Spezillagern Bautzen, Sachsenhausen und Torgau existierten parallel auch Haftla-ger für durch sowjetische Militärtribunale (SMT) verurteilte Häftlinge.[4] Die weitaus größere Zahl der Inhaftierten waren jedoch die sog. Speziallagerhäftlinge.
Die SMT- Verurteilten gehörten nicht zu der Kategorie der Speziallagerhäftlinge. Erstere waren i.d.R. räumlich völlig isoliert unterge-bracht und unterlagen darüber hinaus einem verschärften Haftreglement. Darüber hinaus existierten auf dem Territorium der SBZ[5] noch mehrere NKWD-Gefängnisse, darunter:
Nr. 5 (Neu-)Strelitz
Nr. 6 Berlin-Lichtenberg.
Nr. 7 Frankfurt/Oder (bis Mai 1946)
Nr. x Erfurt (Kasematten der Festung Petersberg, Gefängnis Andreasstraße)
Nr. x Weimar (Untersuchungsgefängnis im ehem. Gerichtsgebäude), bis 1947, später nach Erfurt verlegt
Nr. x Apolda (NKWD-Gefängnis im ehem. Amtsgerichtsgefängnis)
Nr. x Potsdam (Lindenstraße 54/55; ehem. Gerichts- und Gefängnisareal in der Lindenstraße)
Nr. x Dresden (Münchner Platz)„Es galt das Strafrecht der Sowjetunion, das auf deutsche Staatsbürger angewen-det wurde. Die Haftbedingungen ent-sprachen denen in der stalinistischen Sowjetunion: Die Zellen waren in der Regel überbelegt, die Zellenfenster mit Holz verblendet, es brannte ununter-brochen Licht. Es gab keine medizinische Versorgung und keinen Zugang zu sani-tären Anlagen, die Kleidung konnte nicht gewechselt werden. Die Lebensmittelversorgung war mangelhaft.
Die Verhöre fanden meistens nachts statt. Die Militärtribunale (SMT) verur-teilten zahlreiche Angeklagte zu 20 oder 25 Jahre Arbeitslager. Nach der Urteils-verkündigung wurden die Betroffenen in »Speziallager« auf deutschem Territo-rium (wie Sachsenhausen) oder in GULag-Straflager in der Sowjetunion (wie Workuta) verbracht.[8]
Gleichzeitig wurden zahlreiche Todes-urteile gefällt. In der Lindenstraße in Potsdam wurden zwischen 1950 und 1952 über einhundert Menschen zum Tode verurteilt. Sie wurden nach Moskau verschleppt und dort im Butyrka-Gefäng-nis hingerichtet. Ihre Asche wurde auf dem Donskoje Friedhof verscharrt. Die Familien erhielten keine Nachricht über den Verbleib ihrer Angehörigen, viele warteten vergeblich auf die Rückkehr der Verschwundenen.“[9]
Die Speziallager in Buchenwald, Sachsen-hausen und Jamlitz wurden 1945 in den ehemaligen KZ Buchenwald, Sachsenhausen und im KZ Lieberose eingerichtet.
Hunderte Speziallager-Häftlinge hatten vor 1945 NS-Haft erlebt und sahen sich aus unterschiedlichen Gründen 1945 erneut inhaftiert, nun aufgrund neuer (oder auch alter) Anschuldigungen seitens der sowje-tischen Besatzungsmacht.
Folgende zehn Speziallager in der Sowje-tischen Besatzungszone (SBZ) unterstanden dem sowjetischen Innenministerium (anfangs dem Geheimdienst, später dem MWD/ MGB[10]):
Speziallager Nr. 1: Mühlberg (September 1945 bis Oktober 1948)
Speziallager Nr. 2: Buchenwald (August 1945 bis Februar 1950)
Speziallager Nr. 3: Hohenschönhausen (Berlin) (Mai 1945 bis Oktober 1946)
Speziallager Nr. 4: Bautzen (Mai 1945 bis Februar 1950)
Speziallager Nr. 5: Ketschendorf (Fürstenwalde) (April 1945 bis Februar 1947)
Speziallager Nr. 6: Jamlitz (Lieberose) (September 1945 bis April 1947; zuvor in Frankfurt/Oder)
Speziallager Nr. 7: Weesow / Werneuchen (Mai 1945 bis August 1945, dann verlegt nach Sachsenhausen)
Speziallager Nr. 7: Sachsenhausen (Oranienburg) (August 1945 bis März 1950)
Speziallager Nr. 8: Torgau (Fort Zinna und Seydlitz-Kaserne) (August 1945 bis Jan. 1947)
Speziallager Nr. 9: Fünfeichen/ Neubrandenburg (April 1945 bis Oktober 1948)
Speziallager Nr. 10: Torgau (Fort Zinna) (Nr. 8: August 1945 bis Januar 1947 [Nr. 10: Mai 1946 bis Oktober 1948, (urspr. NKWD- Gefängnis Nr. 7 Frankfurt/ Oder)]Das urspr. Speziallager Nr. 6 (Mai 1945 bis August 1945) befand sich auf der Ostseite der Oder. Nach Schließung dieses Spezial-lagers wurden die Häftlinge nach Jamlitz (Speziallager Nr. 6) überführt.
Das Speziallager Nr. 10 Torgau ist aus dem NKWD-Gefängnis Nr. 7 in Frankfurt/Oder entstanden.Neben diesen auch in der veröffentlichten Literatur zum Thema Speziallager genannten zehn Lagerkomplexen existierten im besetz-ten Ostdeutschland 18 (achtzehn) weitere Speziallager, die jedoch in der Regel uner-wähnt bleiben und darüber hinaus auch größtenteils unbekannt sind.
Die hier aufgelisteten sowjetischen Konzen-trationslager („Speziallager“) bieten kein Ab-bild der tatsächlichen historischen Situation. Das gesamte Besatzungsgebiet war mit einem dichten Netz von sog. Kommando-, Zufüh-rungs-, Sammel- Zwischen- und sog. Anhal-telagern sowie Verhörzentren der Geheimdien-ste und der Militärkommandanturen überzogen, die sowohl von der sowjetischen Militärverwaltung als auch von den verschiedenen sowjetischen Sicherheits-, Geheim- und Nachrichtendiensten (NKWD bzw. ab 1946 MWD, NKGB bzw. ab 1946 MGB, SMERSch) errichtet, unterhalten und genutzt wurden.
Die sowjetischen sog. „Speziallager“ waren Konzentrationslager. Die Sterbequote in diesen Sowjet-KZ war nachweislich höher als in den nationalsozialistischen Lagerkom-plexen.[11]
Der Berliner SPD-Politiker Franz Neumann, selbst früherer KZ-Häftling, sagte über die Speziallager 1948 auf einer Kundgebung:
„Die KZs sind dieselben, aber heute, 1948, haben Hammer und Sichel die Swastika ersetzt.“
Die Häftlinge
Die Gesamtzahl der Häftlinge ergibt sich aus der Zahl der bis Mitte 1947 in der SBZ Ver-hafteten.
Gemäß sowjetischen Angaben: 60.774 Lagerinsassen plus 31.404 Verstorbene = insgesamt 92.178.
Über ein Drittel der Häftlinge waren bis zum Sommer 1947 verstorben; im ersten Halbjahr 1947 mehr als im ganzen Jahr 1946.
„1946 erreichten die Speziallager mit über 80.000 Insassen ihre größte Be-legungsstärke. Davon zählten zirka 40.000 zu den sogenannten NS-Aktivisten. 35.000 von ihnen galten selbst nach sowjetischem Verständnis als so minderbelastet.“
„Am 1. Juli 1947 befanden sich in den Speziallagern der SMA in Deutschland 60.774 inhaftierte Deutsche und Perso-nen anderer Nationalität, die gemäß Befehl Nr. 00315 in den Jahren 1945/1946/1947 festgenommen worden waren. Davon wurden von Militärtribu-nalen verurteilt:
Deutsche – 8.980, UdSSR-Bürger – 1,746, Personen anderer Nationalität – 120.“[12]
Offizielle Häftlingszahlen der in den sowj. Speziallagern Inhaftierten werden in den verschiedensten Quellen genannt. Jedoch werden auch in den wissenschaftlichen Veröffentlichungen je nach Ausrichtung des Autors bis heute unterschiedliche Zahlen genannt.
Im Durchschnitt variieren diese Zahlenan-gaben zwischen 120.000 bis 250.000. Diese Unschärfe der Angaben ist der als desolat zu charakterisierenden Quellenlage geschuldet.
Die Gesamtzahl der sowjetischen Häftlinge in den NKWD- bzw. MWD/ MGB- Lagern der SBZ
In der Dokumentation des Deutschen Bundestages (Wissenschaftliche Dienste, 2019)[13] werden ohne näheren Beleg „ca. 154.000“ Lagerhäftlinge in den SBZ- Speziallagern genannt.
Andere Autoren nennen 160.000 – 180.000 Speziallager-Häftlinge (und darüber hinaus 34.076 inhaftierte Bürger der Sowjetunion sowie 460 Bürger anderer Staaten).
Die Schwierigkeit genauer Zahlenangaben liegt in der unzureichenden bis desolaten Quellenlage begründet. Insofern muß dann aber auch eine Zahl wie vom Wissenschaft-lichen Dienst des Deutschen Bundestages angegeben (ca. 154.000 Häftlinge) als in hohem Maße unsicher, wenn nicht un-wahrscheinlich bzw. schlichtweg falsch erscheinen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Ein Beispiel. Allein in einer Stadt wie Dresden wurden im Laufe des Jahres 1945 (vom 8. Mai bis Ende 1945) 60.000 Personen (sic.) inhaf-tiert (ca. 10 % der damaligen Bevölkerung).[14]
Die Einweisung der in Dresden (und im Dresdner Umland) Inhaftierten erfolgte überwiegend in die Lager Mühlberg, Bautzen und Buchenwald. Die Sterbequote in diesen Lagern, die sehr oft nur als Zwischenlager bis zur Deportation der Häftlinge in die UdSSR dienten, lag bei etwa 40 %.
Insofern können die Lagerstatistiken und Häftlingslisten – wenn überhaupt erhalten und überliefert – allenfalls als Grundgerüst für eine Erfassung der Gesamtzahl der Häftlinge dienen.
Im Zusammenhang mit der zahlenmäßigen Erfassung der Gesamtzahl der sowjetischen Lagerhäftlinge in der überwiegenden Zahl der Veröffentlichungen bleibt diese Tatsache der in die Hunderttausenden gehenden Deporta-tionen (und zwar sowohl aus dem Gebiet der eigentlichen SBZ als auch aus den ab Kriegs-ende unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Gebieten bzw. des unter sowjeti-scher Militär- und Sonderverwaltung ste-henden Nord-Ostpreußen (Gebiet Königsberg) in der Regel unberücksichtigt.[15]
In den Speziallagern befanden sich überwie-gend deutsche Bürger, die das NKWD, geleitet von verschiedenen Beschlüssen und Befehlen (GKO Beschluß Nr. 7161ss vom 16.12.1944; Nr. 7252 vom 29.12.1944; Nr. 7467ss vom 3.2.1945, NKWD Befehl Nr. 0016 vom 11.1.1945; NKWD-Befehl Nr. 00315 vom 18.4.1945), teilweise auch nur auf Grund von Denunziation interniert bzw. verhaftet hatte.[16]
Der betroffene Personenkreis der Inhaftierten setzte sich zusammen aus:
Mandats- und Amtsträger bzw. Funktionäre der NSDAP: Zellenleiter, Blockleiter, Inhaber leitender Funk-tionen der NSDAP sowie Führer nationalsozialistischer Jugendorganisationen
alle Offiziere der Deutschen Wehrmacht, der Waffen- SS und der SiPo (Sicherheitspolizei)
SS-Angehörige (Allgemeine SS)
Leiter des Volkssturmes sowie anderer Wehrverbände (z.B. Organisation Todt)
offizielle und inoffizielle Mitarbeiter der Abwehrstellen in Wirtschaftsunter-nehmen, Firmen und Betrieben
Mitarbeiter der Gestapo, Bauern und Großgrundbesitzer (welche insbeson-dere sowjetische Zwangsarbeiter bzw. Kriegsgefangene beschäftigt hatten)
Zeitungsinhaber, Redakteure, Journali-sten und Autoren (insbesondere han-delte es sich um Kritiker des sowjeti-schen Systems und ausgewiesene Nationalsozialisten sowie Mitarbeiter des nationalsozialistischen Propaganda-Apparats)
Angehörige der Polizei (Schutz-, Ordnungs- und Sicherheitspolizei)
Richter, Staatsanwälte und andere Gerichtsbeamte
Personen, die das NKWD als politisch gefährlich ansah.
Auf der Grundlage des NKWD-Befehls 00461 vom 10. Mai 1945 wurden neben den Spezi-allagern in der Sowjetischen Besatzungszone auch Gefängnisse und Lager in Ostdeutsch-land (1945 von Polen annektiert) eingerichtet:
Tost/Oberschlesien (Juni 1945 bis November 1945)
Landsberg an der Warthe/Mark Brandenburg (Mai 1945 bis Januar/März 1946)
Oppeln/Oberschlesien (Juni 1945 bis November 1945)
Graudenz/Westpreußen (November 1945 bis Februar 1946)
Eines der bedeutenden NKWD- Speziallager in Polen war Auschwitz und muß, da es fast ausnahmslos für deutsche Häftlinge aus Oberschlesien bestimmt war, hier mit aufge-führt werden.[17]
In Auschwitz existierten drei sowjetische Haft- und Internierungslager:
Auschwitz I (ehem. Stammlager)
Auschwitz II (ehem. Konzentrationslager Birkenau)
Auschwitz III (ehem. Arbeitslager Monowitz)
(zu Auschwitz siehe auch die Ausführungen im nachstehenden Abschnitt)
Die Haft-, Zwangsarbeits- und Internierungslager in den einzelnen besetzten Territorien:
[I] Ostdeutschland (= deutsche Ostgebiete bzw. preußische Ostprovinzen Ostbrandenburg, Hinterpommern, Niederschlesien, Oberschlesien, Westpreußen, Ostpreußen):
Im besetzten Ostdeutschland existierten insgesant 18 (achtzehn) sowjetische Konzentrationslager („Speziallager“). Diese bleiben im Zusammenhang mit Darstellungen zum Thema Spezialager unerwähnt. So, als hätten diese niemals existiert:
Speziallager Schneidemühl: Das Lager bestand bis August 1945. Die Überle-benden dieses Lagers wurden in das Speziallager Nr. 8 Torgau transportiert.
Speziallager Nr. 4 Landsberg (Warthe): Mai 1945 bis Januar 1946 (die Benen-nung mit „Nr. 4“ beruht auf der Num-merierung, die für die in den unter polnischer Verwaltung befindlichen sowjetischen Speziallagern galt. Die Überlebenden des Lagers Landsberg wurden nach Schließung in das Lager Buchenwald (Speziallager Nr. 2 Buchenwald) überführt.
Speziallager Nr. 6 Frankfurt/Oder: Mai 1945 bis August 1945. Das Lager lag auf der Ostseite der Oder. Nach Schlie-ßung des Speziallagers verlegt nach Jamlitz. Das NKWD-Gefängnis Nr. 7 und ein Kriegsgefangenenlager bestanden jedoch zunächst noch weiter in Frankfurt/Oder.
Speziallager Graudenz: November 1945 bis Februar 1946. Dieses Lager nahm die Überlebenden der Lager Tost und Oppeln auf, um sie dann weiter in die Speziallager Landsberg und Fünfeichen zu überführen.
Speziallager Oppeln: Juni 1945 bis November 1945. Die überlebenden Häftlinge wurden in das Speziallager Graudenz (s.o.) überführt.
Speziallager Nr. 2 Posen: April 1945 bis Dezember 1945. Häftlinge kamen aus dem Umland und aus dem Speziallager Nr. 5 Ketschendorf. Die Überlebenden wurden nach Jamlitz überführt.
Speziallager Schwiebus: Dieses Lager wurde Ende September 1945 mit Mannschaft und einigen kranken Häftlingen nach Mühlberg (= Spezi-allager Nr. 1) verlegt.
Speziallager Tost: Mai 1945 bis November 1945. Dieses Lager nahm Häftlinge aus Schlesien und dem Sudetenland sowie mehrere große Transporte aus dem Speziallager Bautzen auf. Die Überlebenden kamen nach Graudenz und von dort nach Fünfeichen (Speziallager Nr. 9).
Speziallager Auschwitz: sowj. Konzentrationslager für Deutsche aus der Provinz Oberschlesien (drei Lagerkomplexe; siehe oben).
–> Die in der vorliegenden Literatur veröff. Angaben zur Zahl der Inhaftierten bzw. der Internierten in den Haftlagern der Alliierten und namentlich der sowjetischen Verfol-gungsorgane hat die Tendenz der offen-sichtlichen Verharmlosung und Marginali-sierung des Gesamtvorganges und steht insbesondere in scharfem Gegensatz zu den definierten Kategorien der zu Verhaftenden und der damit i.Z. stehenden Festlegungen und Bestimmungen (Arrestkategorien).
Für die westlichen Besatzungszonen ist von mindestens 600.000 Inhaftierten auszuge-hen, entsprechend waren es in der SBZ etwa 800.000 Menschen, die ab Mai 1945 und in den folgenden Monaten bzw. Jahren verhaftet wurden[18] (diese Zahl ohne das besetzte seit Mai 1945 unter polnischer Verwaltung stehende Ostdeutschland und das seit Januar/April 1945 unter sowjetischer Militärverwaltung stehende Königsberger Gebiet (Nord- Ostpreußen)!
Dazu vergl. die Angaben im folgenden Abschnitt II.
In den angegebenen Zahlen enthalten sind alle inhaftierten Zivilisten, SMT- Verurteilte, Militär-, Polizei- und SS- Angehörigen).
In den besetzten Gebieten Ostdeutschlands (preußische Ostprovinzen) und des Sudeten-landes bzw. Böhmens und Mährens (ab Mai 1945 unter tschechischer Verwaltung) muß von einer annähernden Zahl von etwa 500.000-750.000 inhaftierten Deutschen ausgegangen werden:
(1) Davon in den unter polnischer Verwaltung stehenden Gebieten Ostdeutschlands: 1.255 Haftlager, ca. 120.000 Häftlinge (dies ist die offiziell heute genannte Zahl)
(2) Tschechei (Sudetenland, Böhmen, Mähren, Prag): 846 Haftlager, 215 Gefängnisse: 350.000 Inhaftierte (allein in Prag lebten Anfang Mai 1945 80.000 Deutsche!)
(3) Nord- Ostpreußen (Königsberger Gebiet) : 250.000 – 300.000 Häftlinge und Zwangs-arbeiter (insgesamt waren etwa 700.000 Deutsche in Ostpreußen zurück geblieben und von den sowjetischen Armeegruppen überrollt).
Dieses Ausmaß des Terrors und der hundert-tausendfachen Verfolgung von Deutschen beginnend mit dem Einmarsch der Truppen der Roten Armee in Ostpreußen (Schlacht um Ostpreußen v. 13. Januar bis zum 25. April 1945) steht in krassem Gegensatz zum heutigen Postulat einer „Befreiung Deutschlands und des deutschen Volkes“.
Das Gegenteil war der Fall. Das Jahr 1945 und besonders der Mai 1945 stand im Zeichen der allgemeinen Ohnmacht der gesamten Bevölkerung, die sich einem jahrelangen Zustand des Terrors, der Übergriffe, der Rechtlosigkeit, der Willkür und der Gewalt-herrschaft gegenüber sah.
Die beiden ersten sowjetischen Konzentra-tionslager im besetzten Ostpreußen wurden bereits unmittelbar nach Besetzung der ersten Kreise im Januar und Februar errichtet (sic.).
Die angegebenen offiziellen Opferzahlen stehen in keinem Verhältnis zur Realität des Terrors und des Ausmaßes der Verfolgung.
Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes nennt Mitte der 1990er- Jahre noch 425.518 Zivilverschollene. In dieser Zahl enthalten sind jedoch auch gesuchte bzw. seit 1945 vermißte Personen, die im Verlauf der Flucht aus den deutschen Ostprovinzen verschollen waren oder nach mißglückter Flucht in die Heimatorte im Osten zurück-kehrten und dort einem ungewissen Schicksal entgegengingen.
[II] Die polnischen Haftlager in den bis 1945 deutschen Gebieten (ab Mai 1945 unter „polnischer Verwaltung“ stehende Gebiete Ostdeutschlands):
Bereits unmittelbar nach der Besetzung der deutschen Gebiete durch die Einheiten der sowjetischen Armee und der in ihrem Verbund kämpfenden polnischen Armee sowie der nachrückenden polnischen Milizen und paramilitärischen Verbände (die nur als Räuber- und Verbrecherbanden klassifiziert werden können) wurden Konzentrations- und Haftlager für Deutsche eingerichtet.
Dabei wurden i.d.R. die nationalsoziali-stischen Lagerkomplexe weiter genutzt oder umgewidmet, darunter z.B. alle drei Lager Auschwitz I, Auschwitz II und Auschwitz III.
Die bekannten heute als sog. Vernich-tungslager definierten NS- Lager Sobibor, Treblinka und Lublin (Majdanek) wurden vom sowj. NKWD als Internierungslager für Angehörige der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) umgewidmet und ent-sprechend weiter genutzt.
Insgesamt existierten 1.255 polnische Internierungs- und Haftlager für deutsche Gefangene (sic.) in den an Polen gefallenen deutschen Gebieten[19] [10][11][12] in denen von etwa 110.000 Menschen inhaftiert waren, von denen mindestens 15 bis 20 % ums Leben kamen.[20]
Die polnischen Haft- und Arbeitslager in Ostdeutschland unterstanden dem Ressorts für Öffentliche Sicherheit in Polen und existierten i.d.Z. von 1945 bis 1954.
Kennzeichnend waren Terror und Schwerst-arbeit hei mangelnder Verpflegung und unzureichender bzw. völlig fehlender medizinischer Betreuung.[21]
In den polnischen Nachkriegs-KZ kamen nach zurückhaltenden Schätzungen mindestens 60.000 bis 80.000 Deutsche um bzw. wurden gezielt ermordet. Nachweise und Belege sind heute mehr als 80 Jahre nach diesen Ereig-nissen kaum mehr zu erlangen.
Um so leichter fällt die Umdeutung der Besetzung Deutschlands im Frühjahr 1945 als Akt der „Befreiung“. Die millionenfach an Deutschen verübten Verbrechen und die Millionen Toten des Jahres 1945 bleiben heute unbekannt, werden nicht mehr erwähnt, werden tabuisiert und auch marginalisiert.
Im oberschlesischen Industrierevier bestand außerdem bei fast jeder Kohlenzeche oder Hütte ein Arbeitslager für deutsche Kriegs-gefangene, die von den Russen den Polen überlassen worden waren. Inhaftierte deutsche Zwangsarbeiter mußten hier für Jahre Sklavenarbeit für Polen verrichten.
Allen diesen Einrichtungen war gemeinsam, daß die Einweisung in sie nicht auf einem rechtskräftigen Urteil beruhte, sondern erfolgte, weil die Inhaftierten Deutsche oder Angehörige einer sonstigen diskriminierten Gruppe waren.
„In Oberschlesien entstehen im Sommer 1945 sieben Lager, von denen die Arbeitslager Lamsdorf und Schwintoch-lowitz die berüchtigtsten sind. Gewalt-exzesse der polnischen Wachmann-schaften gehören zum Alltag. Systematische Vernichtung, wie in den deutschen KZs, gibt es hier nicht – aber unkontrollierte Rache. Tausende internierte Deutsche kommen ums Leben.
Im Januar 1945 werden die Gefangenen-lager dem Ministerium für Öffentliche Sicherheit Polens zugeordnet, kontrolliert von Anfang an durch die Partei der polnischen Kommunisten PRP. Die Lager und Gefängnisse stammen aus der Vorkriegszeit oder werden von den Nationalsozialisten übernommen.
Sie haben verschiedene Funktionen zu erfüllen: Sie dienen als Internierungs-lager für Verurteilte, als Sammellager für zur Vertreibung bestimmter Deutscher, vor allem aber sind sie ein Ort für systematisch repressive Zwangsarbeit.
88 Gefängnisse und 14 Arbeitslager stehen im Frühjahr 1945 unter der Aufsicht des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit. In den Lagern setzt das nun polnische Personal oft die Terrorme-thoden der Nationalsozialisten fort. Folter und wahlloses Töten gehören zum Alltag in den Lagern. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Es kommt zu Epidemien und massenhaften Sterben.
Zwar verbieten offizielle Weisungen der Behörden den zügellosen Terror, doch dem Sadismus der Wärter und Lager-funktionären ist nicht beizukom-men.“[22]
Aufgrund ihrer deutschen Volkszugehörigkeit geraten zehntausende Menschen in polnische Lagerhaft.
Lager Schwintochlowitz = Lager Zgoda
Lager Zgoda: (poln.: Obóz Zgoda) war ein Arbeitslager vor allem für deutsche Zivilisten im Ortsteil Zgoda der Stadt Świętochłowice (von 26.05.1943 bis 23.01.1945 KZ Eintrachthütte, Neben-lager des KZ Auschwitz). Ab Februar 1945 der polnischen, kommunistischen Geheimpolizei des Ministerstwo Bezpieczeństwa Publicznego (Ministerium für Öffentliche Sicherheit) unterstellt und als Haftlager für Deutsche weiterbetrieben.[23]
Lit.: Gerhard Gruschka: Zgoda. Ein Ort des Schreckens, Neuried 1996
Lager Tost: Beim Einmarsch der sowjetischen Truppen begannen in Oberschlesien willkürliche Verhaftun-gen von Deutschen, die man in die Nervenklinik in Tost einsperrte. Innerhalb von vier Monaten kamen von etwa 5.000 Inhaftierten 3.000 infolge der unmenschlichen Behandlung und Hunger ums Leben. Die Toten wurden in einer Sandgrube verscharrt.
Später diente dieser Platz der Lagerung von Abfällen, und danach ebnete man alles ein und bebaute das Gelände teil-weise. Heute erinnert ein schlichtes Holzkreuz an diese Greueltaten von 1945 in Tost, aufgestellt vom Deutschen Freundschaftskreis in Oberschlesien.
Zentrales Arbeitslager Potulice, ab April 1945, inhaftiert waren 36.000 deutsche Zivilisten (nach anderen Angaben 35.000:
http://www.dpg-brandenburg.de/nr_18/lager.htm)
(1945- 1950 3.500 Deutsche †) „Inhaftiert waren 35.000, in allen polnischen Lagern zusammengenommen 120.000 Deutsche. Mindestens 20.000 von ihnen dürften umgekommen sein.“[24]
(Helga HIRSCH in Die Zeit, Nr. 37, 3.9.98.[25]
Konzentrations- und Vernichtungslager Lamsdorf (Kainsfeld), fr. Krs. Falkenberg):
Gesamtzahl der deutschen Häftlinge 8.064[26]
Haftlager Neustettin (ehem. RAD-Lager Vilmsee): Am 16. Febr. 1945 besetzten sowj. Einheiten und polnische Milizen das (weibliche) RAD-Lager Vilmsee und schlachteten innerhalb von drei Tagen 2.000 junge Frauen ab, nachdem diese massenweise Vergewaltigungen zu erdulden hatten.[27]
Haftlager Stutthof
[III] Das Königsberger Gebiet/ Nord-Ostpreußen (beginnend ab Januar/Febr. 1945 unter sowjetischer Militärverwaltung)
Königsberg fällt am 9.04.1945 in sowjetische Hand. Die förmliche Annexion (Nord-)Ost-preußens erfolgte am 17.10.1945, die Eingliederung in die RSFSR (Russische Föderative Sowjetrepublik) am 7.04.1946. Am 4.07.1946 wurde die Stadt Königsberg in Kaliningrad umbenannt.
Die Umbenennungen für die Ortschaften im Kaliningrader Gebiet erfolgten im Herbst 1947.
Etwa einem Drittel der Bevölkerung Ost-preußens (ca. 750.000 Deutsche) gelang die Flucht entweder nicht mehr oder die Flüchtlinge wurden von den sowjetischen Armeegruppen überrollt.
In diesem Fall wandten sich die Flüchtlings-trecks dann i.d.R. wieder den Heimatorten zu, wo sie den Übergriffen der Soldateska und dem Terror der Verfolgungsorgane (NKWD, MGB/MWD, SMERSch)[28] ausgeliefert waren.
Von den etwa 2,5 Mill. Einwohnern der Provinz Ostpreußen verblieben bei Kriegsende etwa 750.000 bis 800.000 im Besatzungsgebiet (davon 124.000 in Königsberg).
300.000 Ostpreußen (12 % der Bevölkerung) kamen infolge direkter Kriegseinwirkungen und indirekter Kriegsfolgen ums Leben, während der Flucht aus der Provinz sowie ab Jan./Febr. im besetzten Gebiet der Provinz.
Die Ostpreußen erlitten damit den höchsten Blutzoll aller deutschen Stämme.
Ende 1945 lebten im nördlichen Teil des früheren Ostpreußen, dem nunmehrigen Kaliningrader Gebiet, geschätzt noch immer 120.000 deutsche Bewohner. Im Juli 1946 lebten nur noch 25.000 Deutsche in Nord- Ostpreußen.
80 % der bei der Einnahme der Stadt Königsberg durch sowjetische Truppen verbliebenen Deutschen kamen innerhalb der nächsten zwölf Monate um, wurden erschos-sen, erschlagen, zu Tode vergewaltigt, starben an Hunger, Seuchen und Krankheiten.
Zehntausende Deutsche, die 1945 nicht geflüchtet oder deportiert waren, starben infolge Terror, Militärgewalt, Unterernährung und an Seuchen. Die restliche Bevölkerung wurde ab Oktober 1947 in die sowjetische Zone Deutschlands abgeschoben.
Unter strengster Geheimhaltung begann am 11. Oktober 1947, entgegen der ursprüngli-chen Pläne aus dem Frühjahr desselben Jahres, auf Beschluß des Ministerrates der UdSSR die erste Stufe der Vertreibung der im Gebiet verbliebenen Deutschen. Die letzte große Stufe der Aussiedlung fand im Oktober 1948 statt.
Liste der sowjetischen Haftlager in Ostpreußen (Nord- Ostpreußen/ Kaliningrader Gebiet):
Die nachstehende Auflistung der sowjetischen Konzentrationslager in Ostpreußen kennzeichnet keineswegs die tatsächliche Situation.
Die Verfolgungsorgane der einzelnen Armeedivisionen sowie der Geheim- und Sicherheitsdienste (NKWD, MGB/ MWD, SMERSch) errichteten ein dichtes Netz von Zuführungs-, Sammel- Zwischen- und sog. Anhaltelagern.
Königsberg (im Stadtgebiet Königsberg zwei Haftlager, weitere im Umland)
Bartenstein
Domnau, Krs. Friedland
Insterburg
Ponarth, Krs. Königsberg
Pr. Eylau
Rothenstein, Krs. Königsberg (Zivilinternierungslager)
Rothenstein, Krs. Königsberg (bis Ende 1945 Haftlager des NKWD)
Tapiau
Kurz nach der Eroberung Königsbergs durch die Rote Armee richtete der NKWD 1945 in den Gebäuden des Kasernenkomplexes Rothenstein ein Internierungslager für Tausende politisch verdächtige deutsche Zivilpersonen ein, für Männer und Frauen. Ein Insasse war der Violinist Michael Wieck, der in seinem Buch „Zeugnis vom Untergang Königsbergs“ stets vom KZ Rothenstein spricht.[29]
Die grauenvollen Bedingungen in dem Lager werden auch von dem Arzt Hans Graf von Lehndorff geschildert, der sie von April bis Juni 1945 miterleben mußte und in seinem „Ostpreußischen Tagebuch“ festhielt.
Die Internierten waren extrem zusammen-gepfercht, hatten keine Liegemöglichkeit, keine Sanitäreinrichtungen, starben massen-haft an den Folgen von Hunger, Kälte, Mißhandlungen, an Ruhr und anderen Erkrankungen. Die Keller unter sämtlichen Kasernenblocks waren angefüllt mit etwa 4.000 Männern und Frauen, die nächtlich unter psychischer und körperlicher Folter verhört wurden.
„Viele starben bei oder nach den Verhören“, wurden zum Teil tot-geschlagen. „Schreckliche Fratzen wurden aus den geplagten Menschen, graue Molche …“.[30]
Das gesamte sowjetische Konzentrations-lagersystem war in ein dreifaches Lager-system gegliedert und dieses war wiederum gestaffelt (Verhörzentren, sog. Filtrierungs-lager, Untersuchungslager).
Einige der Lager unterstanden der Militär-verwaltung und wurden den Kommandeuren der sog. Fronten unterstellt (Front = sowjetische Armeegruppe). Darüber hinaus wurden einige Lager vom Geheimdienst eingerichtet (NKWD bzw. ab 1943 NKGB, ab 1946 MGB).[31]
Hauptsächlich während der Invasion und des Vordringens der sowjetischen Divisionen auf deutschem Territorium aktiv werdend wurde die SMERSCH („Tod den Spionen“), ein von Stalin speziell für den geplanten Einmarsch auf deutsches Gebiet und den Besatzungs-terror in Deutschland geschaffener Geheim-dienst. Die SMERSCH unterhielt ein eigenes Lagersystem.
Typisch war die Staffelung: Verhörzentren, Filtrierungslager, Untersuchungslager. Erst dann erfolgte i.d.R. die Einweisung in eines der Konzentrationslager.
Ebenso typisch waren brutalste Übergriffe des Lagerpersonals in allen Lagerstaffelungen. Insbesondere in den Verhör- und Erstaufnah-melagern (Filtrierungslager) waren brutalste Verhöre und Morde an der Tagesordnung. Wer diese Torturen überlebte, hatte in den eigentlichen Lagern eine Überlebenschance von weniger als 50 % (Sterberate ca. 60%).
Wer das überlebte wurde in die UdSSR de-portiert und ging dann dort i.d.R. elend zugrunde bzw. starb an Erschöpfung, Mangelernährung, Kälte bzw. unzureichender Bekleidung, Krankheiten, Seuchen, Schlägen, Folter usw.
Insofern ist die Darstellung auch bei Andreas Weigelt: Todesurteile sowjetischer Militärtri-bunale (siehe Literaturliste im Anhang) tendenziell und hinsichtlich der angegebenen Opferzahlen offensichtlich falsch. Denn aufgelistet werden lediglich die von einem Militärtribunal Verurteilten.
Diese Vorgehensweise aber ist typisch. Deutsche Opfer werden klein gerechnet, jüdische Opferzahlen der NS- Zeit hoch-gerechnet und z.T. potenziert (wie beispielsweise im Falle des berüchtigten Lagers Auschwitz bzw. eigentlich der drei Lager Auschwitz).[32]
[IV] Tschecho- Slowakei (hauptsächlich Böhmen, Mähren, ehem. Sudetenland, Prag)
Nach Ermittlungen des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes existierten in der Tschechoslowakei insgesamt 1.215 Inter-nierungslager sowie 846 Arbeits- und Straflager sowie 215 Gefängnisse, in denen 350.000 Deutsche inhaftiert worden sind.[33]
__________________
Quellen und Literatur (Auswahl):
Andrew H. Beattie: Die alliierte Internierung im besetzten Deutschland. Vergleich der amerikanischen und der sowjetischen Zone, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 62. Jg. (2014), Heft 3, S.239- 256.
Deutscher Bundestag (Hrsg.): Materialien der Enquete-Kommission. „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“ (13. Wahlperiode des Deutschen Bundestages).
Nomos Verlagsgesellschaft, Frankfurt – Baden Baden 1999, Bd. VI., S. 373 – 440.
Gerhard Finn: Die Speziallager der sowjetischen Besatzungsmacht 1945 bis 1950 In: Deutscher Bundestag (Hrsg.): Materialien der Enquete-Kommission. „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ (12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages). Nomos Verlagsgesellschaft, Frankfurt – Baden Baden 1995, Bd. IV, S. 337-397.
Jan von Flocken, Michael Klonovsky: Stalins Lager in Deutschland 1945–1950. Dokumentation/Zeugenberichte. Ullstein: Berlin, 1991.
Bettina Greiner: Verdrängter Terror. Geschichte und Wahrnehmung sowjetischer Speziallager in Deutschland, Hamburg: Hamburger Edition HIS, 2010.
Achim Kilian: Die Häftlinge in den sowjetischen Speziallagern der Jahre 1945-1950.
In: Materialien der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages. „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“. (13. Wahlperiode des Deutschen Bundestages). Bnd. VI., S. 373 – 440. Frankfurt a. Main/ Baden- Baden: Nomos Verlagsgesellschaft, 1999.
Renate Knigge-Tesche, Peter Reif-Spirek, Bodo Ritscher (Hrsg.): Internierungspraxis in Ost- und Westdeutschland nach 1945. Eine Fachtagung. Erfurt 1993 Erfurt [Weimar] : Gedenkstätte Buchenwald [u.a.], (1993).
Maren Köster-Hetzendorf: Ich hab Dich so gesucht. Der Krieg und seine verlorenen Kinder Augsburg: Pattloch, 1995 [Diese Veröff. enthält auf 455 Seiten Personenangaben (Namen, Daten) zu 40.000 Zivilverschollenen und Zivilopfern in sowjetischen Konzentrationslagern der Nachkriegszeit (Haftlager der sowj. Geheimdienste und des Innenminist., die in der Lit. heute beschönigend „Speziallager“ genannt werden].
Lutz Niethammer: Alliierte Internierungslager in Deutschland nach 1945. Vergleich und offene Fragen In: Christian Jansen, Lutz Niethammer und Bernd Weisbrod (Hrsg.): Von den Aufgaben der Freiheit. Politische Verantwortung und bürgerliche Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Berlin 1995.
ders.: Alliierte Internierungslager in Deutschland nach 1945. Ein Vergleich und offene Fragen
In: Sowjetische Speziallager in Deutschland 1945 bis 1950, hrsg. von Sergej Mironenko, Lutz Niethammer und Alexander von Plato, Berlin 1998, Bd.1: Studien und Berichte.
Eva Ochs: „Heute kann ich das ja sagen“. Lagererfahrungen von Insassen sowjetischer Speziallager in der SBZ/DDR. Köln: Böhlau, 2006.
Bodo Ritscher: Die Sowjetischen Speziallager in Deutschland 1945-1950. Eine Bibliographie (mit einem Anhang, Literatur zum historisch-sozialen Umfeld der Speziallager), Göttingen: Wallstein, 1996.
Christa Schick: Die Internierungslager, in: Von Stalingrad zur Währungsreform. Zur Sozialgeschichte des Umbruchs in Deutschland, hrsg. von Martin Broszat, Klaus-Dietmar Henke und Hans Woller, München, Oldenbourg, 1988, 1. Auflage, S. 301-325 (Nachauflage De Gruyter: Berlin 1990) | (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 26).
Gert Sudholt (Hrsg.): Wanted. Die Fahndungsliste der US-Amerikaner 1945. Die Deutschen im Visier der Sieger. Stegen am Ammersee: Druffel & Vowinckel, 2002. (diese Veröff. enthält die komplette etwa 1 Million Namen umfassende Suchliste der US-Amerikaner, die mit der Suchliste der sowjetischen Geheimdienste abgeglichen war).
–> beachte besonders: KILIAN, Die Häftlinge in den sowjetischen Speziallagern der Jahre 1945-1950 –> besonders aussagekräftig auch : GREINER, Verdrängter Terror – ebenso weiterführend (und bei der Betrachtung des Themas nicht außer Acht zu lassen):
Andreas Hilger u.a. (Hrsg.): Sowjetische Militärtribunale, 2 Bnde., 2001 ff.
Band 1, Die Verurteilung deutscher Kriegsgefangener 1941- 1955, Böhlau: Köln, Weimar, Wien, 2001.
Band 2, Die Verurteilung deutscher Zivilisten 1945- 1955, Böhlau: Köln, Weimar, Wien, 2003.
Sergej Mironenko, Lutz Niethammer, Alexander von Plato mit Volkhard Knigge und Guenter Morsch (Hrsg.): Sowjetische Speziallager in Deutschland 1945–1950.
Band 1: Studien und Berichte. Akademie Verlag, Berlin 1998
Band 2: Sowjetische Dokumente zur Lagerpolitik. Eingeleitet und bearbeitet von Ralf Possekel,
Akademie Verlag: Berlin 1998.
[Sergej Mironenko (Hrsg.): : Sowjetische Speziallager in Deutschland 1945 bis 1950 Berlin : Akademie-Verlag, 1998].
Arsenij Roginskij u.a. (Hrsg.): Erschossen in Moskau. Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950 – 1953, Berlin: Metropol, 2005.
Andreas Weigelt u.a. (Hrsg.): Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944-1947). Eine historisch- biographische Studie. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen, 2015.
Anmerkung: Die gesamte hier genannte Literatur liegt überwiegend vor oder wurde zumindest im Fernleihsystem der bundesdeutschen Bibliothelen entliehen, gesichtet und ausgewertet. Die hier vorliegende Darstellung entstand innerhalb der vergangenen fünfzehn Jahre.
Kontakt: ThomasEngelhardt2@gmx.de
_________________
Anmerkungen
[1] NKWD = Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten, gegründet 1934. Im gleichen Jahr erfolgte die Eingliederung der politjsche Polizei OGPU. Der NKWD fungierte fortan als Geheimpolizei sowie als Geheimdienst. Unterstellt war ihm auch dieHauptverwaltung Lager (GuLag). Der NKWD unterhielt eine eigene Armee, die sog. Inneren Truppen. Diese rückten bein Vormarsch auf das Reichsgebiet in einer Stärke von 500.000 Mann bzw. 53 Divisionen den eigentl, Kampfverbänden und Troß-Truppen der Roten Armee in der 3. Welle nach und verantworteten den Terror gegen die deutsche Zivilbevölkerung in den eroberten und besetzten Gebieten.[2] Bis 1946 NKWD ( Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten, russisch: Narodnyj kommissariat wnutrennichdel), ab 1946 MWD (Minsterium für Innere Angelegenheiten, russisch Министерство внутренних дел).
[3] NKWD-Befehl 00315 von Lawrentij Berija v. 18.04.1945.
[4] Innerhalb der sog. „Speziallager“ existierten gesonderte, speziell bewachte Bereiche nur für IMT-Häftlinge. Diese Sonderbereiche waren ebenfalls durch allgemein schlechte Bedingungen, eine mangelhafte Versorgung, fehlende medizinische Versorgung und hohe Sterblichkeitsraten gekennzeichnet. Mehr als ein Drittel der Häftlinge Verlag diesen katastrophalen Bedingungen. Typisch für die Vorgehensweise der sowjetischen Unterdrückungsorgane war das Ausstellen falscher bzw. deklarierter Totenscheine. Todesfälle infolge ausgeübter Gewalt wurden prinzipiell nicht verzeichnet. In der Mehrheit der Fälle blieben die tatsächlichen Todesursachen ungenannt oder wurden verschleiert.
[5] SBZ = Sowjetische Besatzungszone
[6] „Potsdam war zentrales Untersuchungsgefängnis für das Land Brandenburg. Ein ganzes Netz von Haftorten entstand: Neben dem Untersuchungsgefängnis Lindenstraße, dem Gefängnis des sowj. Militärgeheimdienstes (Spionageabwehr SMERSch) in der Leistikowstraße und dem Potsdamer Polizeigefängnis wurden auch Keller von beschlagnahmten Häusern als Gefängnisse benutzt.“ Qu.: https://www.gedenkstaette-lindenstrasse.de/hausgeschichte/sowjetische-besatzungszone/
[7] Justizkomplex am Münchner Platz in Dresden (ehem. Königlich-Sächsische Landgericht). Lit.: Thomas Widera: Dresden 1945-1948. Politik und Gesellschaft unter sowjetischer Besatzungsherrschaft. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2005. – Uljana Sieber (Hrsg.): Vom Dresdner Kellergefängnis ins Lager. Schicksale politischer Häftlinge in Sachsen (Katalog zur Ausstellung 2013), Dresden : Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, 2013. – Birgit Sack, Gerald Hacke: Verurteilt, inhaftiert, hingerichtet. Lolitische Justiz in Dresden 1933-1945, 1945-1957. Dresden: Sandstein Verlag, [2016].
[8] Vgl. Fußn. 4.
[9] Qu.: https://www.gedenkstaette-lindenstrasse.de/hausgeschichte/sowjetische-besatzungszone/
[10] MWD (ab 1946) = Innenministerium der UdSSR (hervorgegangen aus dem NKWD); MGB (ab 1946) = Minist. für Staatssicherheit der UdSSR (hervorgegangen aus dem NKGB, dem Volkskommissariat für Staatssicherheit).
[11] Vgl. hierzu: Margarete Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler: Eine Welt im Dunkel. Stuttgart: Dt. Verlagsanstalt, 1958. – Gerhart Schirmer: Sachsenhausen – Workuta: zehn Jahre in den Fängen der Sowjets. Tübingen: Grabert, 1992 und
[12] Qu.: https://de.wikipedia.org/wiki/Speziallager
[13] Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste: Zu den Internierungs- und Speziallagern der Alliierten der Anti-Hitler-Koalition in Deutschland, (hrsg. vom Deutschen Bundestag), Berlin 2019. Aktenzeichen WD 1 -3000 – 011/19. Online-Ressource:
https://www.bundestag.de/resource/blob/650734/becd4aae0f21d39ab52bd292cac9eabc/WD-1-011-19-pdf-data.pdf
[14] Qu.: John H. Noble: I Was a Slave in Russia: An American Tells His Story (Ich war Sklave in Russland), New York: Verlag Devin-Adair Pub/ USA, 1957 u. Cicero Bible Press (USA), 1960 (Gesamtauflage 1,3 Mill.). Ders.: Verbannt und verleugnet, Dresden: Förster, 2004. https://de.wikipedia.org/wiki/John_H._Noble
[15]In diesem Zusammenhang muß ein weiterer Personenkreis erwähnt werden. Die Zahl der sog. Reparations- gefangenen bzw. Reparationsdeportierten aus Ostpreußen, Westpreußen, Siebenbürgen und anderen Gebieten (Donauschwaben) geht in die Hunderttausende. Die offizielle Zahl der deutschen Zivilverschleppten aus den Gebieten östlich der Oder-Neipe-Linie wird mit 218.000 angegeben.
[16]GKO = russ. Gosudarstvennyj komitet oborony, Staatliches Verteidigungskomitee der UdSSR.
[17]Auschwitz, zum polnischen Galizien gehörig, wurde 1939 mit dem neu gebildeten Landkreis Bielitz al sog. eimngegliedertes Gebiet Bestandteil des Regierungsbezirks Kattowitz in der Provinz Schlesien (ab 1941 Oberschesien). Der Landkreis lag jedoch außerhalb der deutschen Binnen-, Polizei-, Zoll- und Währungsgrenze (diese war die Grenze v. 31.12.1937 bzw. 1.09.1939). Für das Betreten/Befahren des Gebietes war ein Durchlaßschein erforderlich (Passierscheinzwang in beide Richtungen).
[18]Diese Zahlen erscheinen bei oberflächlicher Betrachtung zunächst einmal als überhöht. Berücksichtigt werden muß jedoch, daß sowohl die US-Amerikaner als auch die Sowjets bzw. die jeweils den Kampftruppen nachrückenden Verfolgungsorgane, Nachrichten- und Geheimdienste bzw. deren Sonderkommandos und Stoßtrupps mit jahrelang vorbereiteten Verhaftungs- bzw. Suchlisten ausgestatttet waren. Die Suchliste der US-Amerikaner umfasste etwa 1 (eine) Million Personen (Zivilisten, Militärs, Staatsbedienstete, Verwaltungsbeamte, SS-Angehörige usw.). Die Suchliste der Sowjets war mit den Amerikanern abgestimmt. Vgl. Gert Sudholt (Hrsg.): Wanted. Die Fahndungsliste der US-Amerikaner 1945. Die Deutschen im Visier der Sieger. Stegen am Ammersee: Druffel & Vowinckel, 2002 (die Veröff. enthält die komplette Suchliste!).
[19]Qu.: Zivilverschollenenliste des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes, Band III, 1962/1963. – Deutsches Bundesarchiv, Koblenz: Dokumentation der Vertreibungsverbrechen; Bundesministerium für Vertriebene: Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- Mitteleuropa, Bonn 1953–1962; Zentralstelle des Kirchlichen Suchdienstes: Gesamterhebung zur Klärung des Schicksals der deutschen Bevölkerung in den Vertreibungsgebieten, München 1965. – Eugen Georg Schwarz: Vertreibungsverbrechen. In: Franz W. Seidler, Alfred de Zayas (Hrsg.): Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert. Mittler, Hamburg 2002.
[20]Qu.: Helga Hirsch: Die Rache der Opfer. Deutsche in polnischen Lagern 1944–1950. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt rororo, 1998.
[21] Weiterführend: Bogusław Kopka: Deutsche und Polen in den Arbeitslagern des Ressorts für Öffentliche Sicherheit in Polen 1945 bis 1954. Terror und Arbeit. In: Die deutsche Minderheit in Polen und die kommunistischen Behörden 1945–1989. Ferdinand Schöningh: 2017 (online- Veröffentlichung). Online-Ressource: https://www.schoeningh.de/view/book/edcoll/9783657787173/BP000007.xml
[22]Qu.: https://www.deutscheundpolen.de/ereignisse/ereignis_jsp/key=lager_fuer_deutsche_1945.html
[23]Lit.: Gerhard Gruschka: Zgoda. Ein Ort des Schreckens, Neuried 1996.
[24]Helga HIRSCH in: Die Zeit, Jg. 1998, Nr. 37, 3.09.1998.
[25]Qu.: https://de.wikipedia.org/wiki/Lager_Lebrechtsdorf%E2%80%93Potulitz Przewodnik po Miejscu Pamięci Potulice (Memento des Originals vom 12. November 2013 Internet Archive).
[26]Qu.: Heinz Esser: Lamsdorf – Dokumentation über ein polnisches Vernichtungslager. Münster: Vienerius, 1969, Neuauflage Bonn, 1971. – Edmund Nowak: Der Schatten von Lambinowice, Oppeln 1994. – Gerhard Gnauck : Wie Lamsdorf zur „Hölle“ für Deutsche wurde, Die Welt, 16.01.2014.
[27]Qu.: Bericht von Leonora Geier v. 6.10.1956, die Ereignisse vom 16., 17. und 18. Februar 1945 in Vilmsee wiedergebend. Der Bericht der überlebenden Augenzeugin (die als Brasilianerin das Massaker überlebte) wurde abgedruckt in: Anzeiger der Notverwaltung des Deutschen Ostens (53403 Remagen) Nr. 5/6, 1994 sowie in: Der Scheinwerfer (96476 Rodach-Sülzfeld), Ausgabe v. 15.11.1994.
[28]Vgl. Fußn. 1 u. Fußn. 6.
[29]Qu.: Michael Wieck, Siegfried Lenz: Zeugnis vom Untergang Königsbergs. Ein „Geltungsjude“ berichtet. Heidelberg: Schneider, 1988 – Michael Wieck (geb. 1928 in Königsberg) ist Großneffe von Clara Schumann geb. Wieck. Michael Wieck: Zeugnis vom Untergang Königsbergs. Manuskript (1988), Bibliothek (Handbibliothek 3/14) , Eva-Lisa Richter-Sammlung.
[30]Qu.: Hans Graf von Lehndorff: Ostpreußisches Tagebuch. dtv München, 31. Auflage 2010, S. 104–137.
[31]Qu.: https://www.wissen.de/lexikon/staatssicherheitsbehoerden-der-udssr
[32]Vergl.: Andreas Weigelt, Klaus-Dieter Müller, Thomas Schaarschmidt, Mike Schmeitzner (Hrsg.): Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944–1947). Eine historisch-biographische Studie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015 (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Bd. 56).
[33]weiterführende Lit.: Wilfried Ahrens: Verbrechen an Deutschen. Dokumente der Vertreibung. Deutsche Verlags-gesellschaft: Rosenheim, 1983, S. 225.