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Mit Greuelpropaganda
haben wir den Krieg gewonnen …
Sefton Delmer

Doch mit Greuelpropaganda haben wir den Krieg „begonnen“, hätte dieser englisch-jüdische Zei-tungsschreiber noch vorausschicken sollen zugun-sten der vollen Wahrheit.

Der Schotte Arthur Pillans Laurie hält ein 

„Plädoyer für Deutschland“

und liefert mit seinem gleichlautenden Buch* „Eine Studie des wiederauferstandenen Reiches unter Adolf Hitler“.

*) Herausgabe 1939

Unter dessen Führerschaft war das Deutsche Reich wiederauferstanden nach den Verbrechen an ihm durch das Versailler Diktat:

Das hatte unter anderem landwirtschaftlich und industriell zur Versorgung der Deutschen wichtige Gebiete vom Reichsgebiet abgetrennt, hatte völlig unberechtigte, dazuhin maßlose Reparationen ge-fordert, die Deutschland verelenden mußten.

Dieses Diktat zu unterschreiben wurden die Vertreter der Deutschen gezwungen. Sie waren von der Erstel-lung des Diktats ausgeschlossen gewesen. Diese unehrenhafte Behandlung eines im Felde unbesieg-ten Gegners wirft ein grelles Licht auf die Feinde der Deutschen.

Arthur Pillans Laurie kennzeichnet das begleitende Wirken der „Lügenpresse“ einleuchtend:

Wie man in der Medizin so schön sagt: Die Menge macht das Gift. Ein Tropfen verursacht noch nichts Schlimmes, verbleibt aber im Körper, auf die nächste Dosis wartend und die nächste und die danach; schließlich hat sich genug Gift angesammelt, daß Krankhei-ten entstehen und letztlich der Tod eintritt.

Genauso verhält es sich mit Vergiftungen des Gehirns bzw. des Denkens. In der Presse le-sen wir eine Lüge über Deutschland, am nächsten Tag hören wir Teile einer Rede, die Deutschland verteufelt, und am Sonntag wohnen wir einer Predigt bei, die Deutschland angreift.

Wir nehmen zufälllig in einem Club eine Zeit-schrift zur Hand, die einen vernichtenden Artikel über Deutschland enthält.

Und so mehren sich täglich, wöchentlich und monatlich die kleinen Dosen Gift, die unser Gehirn speichert, bis der Tag kommt, an dem ein irrationaler Wahn ausbricht, der uns sug-geriert, wir müßten pflichtgemäß hinausge-hen und töten.

Der Bericht über das Buch dieses Schotten folgt später. Hier soll zunächst

Thomas Engelhardt zu Wort kommen:

Die letzten Monate des Großen Krieges. Das große Inferno. Der Untergang Deutschlands. Letzte Kämpfe und Gefechte nach dem 8. Mai 1945.

Die Monate vor dem 8. Mai 1945 sind die schwärzeste Zeit in der deutschen Ge-schichte. Die Zeit nach dem großen „Befrei-ungstag“ aber war es nicht minder.

Zusammenbruch, Rechtlosigkeit, Anarchie: Mit der deutschen Kapitulation war das Töten nicht beendet. Zum ersten Mal machte der britische Autor Keith Lowe das Ausmaß der materiellen und moralischen Verwüstungen deutlich: die ergreifende Darstellung einer Welt, die vollkommen aus den Fugen geraten war.[1]

Keith Lowe entwirft das Drama einer europäi-schen Gewaltgeschichte der Jahre 1945 bis 1950, in denen ethnische Konflikte, ideolo-gische Neupositionierungen, regionale Partisanenkämpfe, lokale Racheakte und Bürgerkriege einander bedingten oder auch nur zufällig nebeneinander existierten.

Und Lowe stellt dar, was geschah, aber er beschreibt auch, wie es so weit kommen konnte. Er zeigt auf, wie brutal der Krieg nach dem Kriegsende 1945 noch weiterging. Und er beschreibt den Abstieg eines ganzen Kontinents in die Anarchie.

Dabei zeigt er die Gewalteruption des Zwei-ten Weltkrieges als ein komplexes Geschehen über die sogenannte Stunde Null hinaus. Lowes Darstellung drängt neue Ansichten auf:

Die unmittelbare Nachkriegszeit war politisch komplexer, als es uns die heutigen Einflüste-rer weismachen wollen. „Der wilde Kontinent“ deckt die Anarchie des Jahres 1945 und der ersten Nachkriegsjahre auf und zeigt, daß der Kontinent damals so aussah wie der Nahe Osten oder die Donezk-Ukraine heute.

So verheerend die Zeit bis zum 8. Mai für die Soldaten der Deutschen Wehrmacht, der in-ternationalen Waffen-SS und ihrer ausländi-schen Verbündeten aber auch waren – das Leid der Millionen Menschen, die aus ihrer angestammten Heimat in Ostpreußen, in Schlesien, Pommern, dem Sudetenland und Ostbandenburg flüchten mußten, entzieht sich jeder Vorstellung.

Von Oktober 1944 bis Mai 1945 starben etwa 800.000 deutsche Soldaten und etwa 5,5 Mill. deutsche Zivilisten:

– Aufgrund der Terror-Bomberangriffe (1 Million Tote),

– aufgrund des rücksichtslosen Vorgehens der Invasionsarmeen der Feindmächte, die keinerlei Rücksicht auf die deutsche Zivil-bevölkerung nahmen,

– aufgrund der Exzesse gegenüber den Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten (von den 9 Mill. Ostdeutschen kamen 2,5 Mill. ums Leben),

– aufgrund der massenhaften Selbsttötungen (Suizide) während der Besetzung des Landes (deutschlandweit ca. 300.000 Selbstmorde zwischen Januar bis Mai 1945),

– aufgrund der Massenverhaftungen in den Westzonen (600.000) und in der russisch besetzten Zone (800.000 Verhaftungen in der sowjetischen Besatzungszone).

Den heute lebenden Bundesdeutschen ist das unermeßliche und heute unvorstellbare Leid und das Martyrium ihrer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern in der Regel nicht bekannt. Sie wissen nicht, daß ihre Vorfahren eine grausame Zeit erlebten.

Die Dramatik der Ereignisse in den letzten Kriegsmonaten kennen sie nicht. Das Op-fergedenken in den drei deutschen Nachfol-gestaaten war selektiv und eindimensional und ist es bis heute. Mehr noch.

Die Österreicher „entdeckten“ nach 1945, daß sie 1938 annektiert worden seien. Deutsche wollten sie, die ebenso zu den Besiegten ge-hörten, nun nicht mehr sein, sondern auch bemitleidenswerte Opfer.

Die bis 1945 lebendige deutsche Identität und das Bewußtsein, Teil der deutschen Nati-on zu sein, ist dort in den Nachkriegsjahr-zehnten nahezu völlig verloren gegangen.

Im Weststaat BRD folgte man den durch die Umerziehung eingeleiteten Umdeutungen der jüngeren deutschen Geschichte mit den satt-sam bekannten Folgen.

Dementprechend wird der Millionen deut-scher Toten vor und nach dem großen Befreiungsakt nicht gedacht. Diese sind gleichsam aus dem kollektiven Gedächtnis der neudeutschen Bundesrepublikaner getilgt.

Im mitteldeutschen Protektoratsstaat DDR verlief eine vergleichbare und doch völlig andere Entwicklung. Unter sowjetischem Einfluß wurde mehr als vier Jahrzehnte lang die jüngere deutsche Geschichte aus sowjet-russischer Sicht vermittelt.

Deutsche Soldaten konnten dieser Lesart entsprechend nur Verbrecher oder, abge-schwächt, von einem verbrecherischen System zu Verbrechen verleitete Deutsche gewesen sein.

Und die von Stalin nach Mitteleuropa ent-sandten Armeen waren dieser Sichtweise gemäß nicht etwa angetreten, Ost- und Mitteleuropa zu verheeeren und die ost-europäischen Völker der sowjetischen Zwangsherrschaft zu unterwerfen.

Nein, die Mordtruppen der Roten Armee und die ihnen nachrückenden Zwangsschergen der sowjetischen Geheimdienste kamen, um die Völker von der Naziherrschaft zu befrei-en!

Wohl noch nie in der bisherigen Geschichte fand eine derart groteske Verdrehung der geschichtlichen Tatsachen und Ereignisse  statt!

Den Kampfverbänden der sowjetischen Heeresgruppen („Fronten“) folgten nach den Troßtruppen in der zweiten Welle die Ein-heiten der Inneren Truppen des sowjetischen NKWD[2], die Sondereinheiten der sowjeti-schen Staatssicherheit NKGB[3] und die Such- und Verhaftungskommandos des SMERSch[4] in der dritten Welle.

Die sog. Inneren Truppen marschierten in einer Stärke von 49 (!) Divisionen (insgesant etwa 500.000 Mann) in die besetzten Gebiete (aus sowjetischer Sicht in die rückwärtigen Gebiete) Deutschlands ein und setzten in rücksichtsloser Art und Weise das Besat-zungs-regime durch.

Ihre Hauptaufgabe war im Verbund mit den örtlichen Militärkommandanturen die Absi-cherung des militärischen Besatzungsregimes und die Auschaltung jedweden möglichen Widerstands.

Militärkommandaturen, die NKWD-Komman-dostäbe, die SMERSch und die Sonderstäbe der sowjetischen Staatssicherheit unter-hielten in den besetzten Gebieten jeweils eigene Haftlager, Sammel- und Transport-lager (zwecks Deportation der Insassen in die Sowjetunion), sog. Filtierungslager und Untersuchungshaftanstalten und Folter- und Verhörzentren.

Allein im besetzten Ostpreußen wurden nach der Eroberung der Provinz drei Konzentra-tionslager errichtet.

Den heute lebenden Deutschen in West-deutschland, im Gebiet der früheren DDR und in Österreich ist in der Regel nicht bewußt, daß ihre Urgroßeltern und Großeltern Helden und Opfer zugleich waren.

Der Kampf, den die Wehrmacht an der Ost-front führte, hat Westeuropa vor der Beset-zung durch die Rote Armee bewahrt und den westlichen Teil des Kontinents vor dem Bolschewismus gerettet.

Es war ein Blutopfer für das Abendland und ein Beitrag zur Erhaltung der europäischen Kultur. Wem aber ist das in dieser Klarheit heute noch bewußt?

Die Nachkriegsdeutschen, die jetzt bereits weggefallene Erlebnisgeneration, war gegenüber den ideologischen Verzerrungen der eigenen Ge-schichte noch immun. Überwiegend wurde diese abgewehrt.

Aber kollektiv traumatisiert war diese Generation zur Gegendarstellung und Gegenwehr nicht fähig. Zu groß waren die seelischen Verletzungen, zu dramatisch die blutig-barbarischen Erlebnisse, die mit dem berühmten 8. Mai 1945 ja keineswegs beendet waren.

Das 1945 durch Kriegsgewalt, Massaker und Massentod-Erlebnis, Heimatverlust, Lager-haft, Zwangsarbeit[5] und Deportation er-littene Trauma ist im kollektiven Bewußtsein der Deutschen tief verankert.

Insgesamt etwa 3 Millionen Deutsche und Auslandsdeutsche (z. B. Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Schwarzmeer-deutsche usw.), davon 800.000 bis 1 Million Frauen aus den sowjetisch besetzten Gebie-ten Deutschlands wurden zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert (Todesrate im GuLag etwa 60 % (sic.).[6]

Die totale Kriegsniederlage, die Besetzung des Vaterlandes durch die ausländischen Truppen, der Verlust der Heimat und die Jahre der alliierten Militärdiktatur[7], die geprägt waren vom Zusammenbruch jed-weder Ordnung, von Ohnmacht, Willkür-herrschaft, Rechtlosigkeit, Raub und Aus-plünderung haben unauslöschliche Spuren bei der Erlebnisgeneration hinterlassen, die zudem gemäß offizieller der Zivilgesellchaft oktroyierter Interpretation Befreiung zu sein hatte.

Im gegebenen Zusammenhang wenig beach-tet und ebenso weithin unbekannt ist die große Zahl der Selbstmorde im Zuge der Besetzung Deutschlands durch die Feind-mächte. Insgesamt etwa 300.000 Deutsche wählten in den Monaten zwischen Januar bis Mai 1945 den Freitod.

Die überlebenden Zeitzeugen wußten und erlebten hautnah, daß sie nicht befreit, sondern in einem grausam und rücksichtslos geführten Feldzug besiegt worden waren.

Dies ist auch keineswegs eine These, ent-spricht vielmehr den Selbstzeugnissen von Vertretern der Feindmächte.

Deutschland und seine Verbündeten mußten besiegt werden. Die „Befreiung“ war nichts weiter als ein Euphemismus, um die eigenen Kriegsverbrechen zu vertuschen und zu verschleiern.

Das Ausmaß der Kriegsniederlage vom Mai 1945 und seine Folgen waren für die kol-lektive Psyche offensichtlich dermaßen verheerend, daß in der Nachkriegszeit Schweigen herschte.

Deutschland war verheert, mehr als einhun-dert Städte lagen in Trümmern, große Teil der Industrie und Verkehrsanlagen zerstört. Die Auswirkungen des Krieges führten zu einer noch nie dagewesenen Wohnungnot.

In die zerbombten und oft schwer zerstörten Städte strömten in den Monaten nach Kriegs-ende aus der Gefangenschaft entlassene Soldaten und Vertriebene aus den deutschen Ostprovinzen.

Etwa zwanzig Millionen Deutsche hatten 1945 kein Obdach und mußten in beschädigten Häusern oder Not- und Behelfsunterkünften hausen. Mehr als die Hälfte des Wohnungsbe-standes war zerbombt.

Unter der sich ergebenden katastrophalen Wohnungsnot litten besonders die massen-haft Ausgebomten und die Flüchtlinge aus dem Osten.

Ebenso heute kaum mehr bekannt ist die Tatsache, daß sich von den etwa 64 Millionen den Krieg überlebenden Deutschen im Jahr 1945 die Hälfte (!) nicht in der eigenen Hei-matgemeinde oder Heimatstadt aufhielten.

11 Millionen deutsche Soldaten befanden sich bei Kriegsende in Gefangenschaft der Kriegs-sieger[8], 2 ½ Millionen Deutsche harrten noch in den sowjetisch besetzten Ostprovin-zen aus, etwa acht Millionen Ostdeutsche (Ostpreußen, Ostbrandenburger, Pommern, Schlesier) waren im Glauben, bei Kriegsende in die Heimat zurückkehren zu können, nach Mitteldeutschand geflüchtet.

Hinzu kommen die etwa 9 Millionen aus Westdeutschland in den letzten beiden Kriegsjahren in die sicherer erscheinenden Aufnahmeorte in Mitteldeutschland und Ostdeutschland Evakuierten, überwiegend Frauen und Kinder. Dazu kommen mehrere Millionen Binnenflüchtlinge im besetzten Deutschland.

Die Deutschen im Frühjahr und Frühsommer waren ein Volk der Entwurzelten, der Ent-rechteten, der Herumirrenden. Oberstes Ziel war, den nächsten Tag, die nächste Woche, den kommenden Monat irgendwie zu über-leben.

Diese massiven existentiellen Probleme ver-schärften sich  im Winter 1946/1947 noch einmal. In der „Winterkrise“ 1946, als unge-wöhnlich kaltes Wetter und ein Engpaß in der Kohleförderung zusammentrafen, griffen Hunger und Verzweiflung um sich.

Bis Oktober 1946 mußten fast 14 (vierzehn) Millionen Deutsche aus den abgetrennten Ostgebieten, aus dem Sudetenland und den deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa in den vier Besatzungszonen untergebracht und zusätzlich zu den Alt-einwohnern versorgt werden (wobei sich die französische Zone dem Flüchtlingsstrom lange verweigerte, sodaß dort nur 50.000 Vertriebene eine neue Heimat fanden).

Darüber hinaus gab es mehr als neun Mil-lionen während der Kriegszeit aus den bombengefährdeten Ballungsräumen in Westdeutschland nach Mittel- und Ost-deutschland in (vermeintliche) Sicherheit gebrachte Menschen (überwiegend Frauen und Kinder), bis 1945 offiziell als  Evakuierte bezeichnet, die in den letzten Wochen bei Kriegsende in den Mahlstrom der sowjeti-schen Vernichtungsorgie gerieten und sich nach Kriegsende zum Teil in ihre (sehr oft zerstörten) Heimatorte durchschlugen.

Millionen Menschen hatten darüber hinaus in der unmittelbaren Nachkriegszeit längere Zeit keinen Zugang zu Trinkwasser, keinen Brennstoff, kein Gas, keine Elektrizität zur Verfügung.

Der strenge Winter 1946/1947 wurde so zur Katastrophe: Ernährung, Energieversorgung und Verkehr – drei ohnehin voneinander ab-hängige, aber auch jeweils für sich allein genommen lebenswichtige Größen – brachen vollständig zusammen.[9]

Die Säuglings- und Kindersterblichkeit stieg massiv an und war in den Westzonen aber erheblich größer als in der SBZ.[10] 1947 lag die Säuglingssterblichkeit doppelt so hoch wie 1939; Krankheiten wie Rachitis und Tu-berkulose grassierten in allen vier Besat-zungszonen.

In einigen Regionen des besetzten Deutsch-land schnellte die Säuglingssterblichkeit auf  65 bis 90 %. Im ebenfalls besetzten Öster-reich[11] starben von 1000 Neugeborenen 1946 im ersten Lebensjahr 160 (heute sind es fünf). Für die unmittelbare Nachkriegszeit galt für die österreichischen Deutschen „Mitgehangen-mitgefangen“.

Im Kältewinter 1946/47 waren 70 % der Kinder deutschlandweit unterernährt. Bei 20 % aller Todesfälle waren Infektionskrank-heiten die Ursache, meist TBC oder Gehirn-hautentzündung.

„Die große Masse des deutschen Volkes ist, was Ernährung, Heizung und Woh-nung anbelangt, auf den niedrigsten Stand gekommen, den man seit hundert Jahren in der westlichen Zivilisation kennt“,

schrieb der einstige US-Präsident Herbert C. Hoover nach zwei Deutschlandbesuchen im Frühjahr 1946 und Februar 1947.

Und die deutsche Ärzteschaft stellte in einer Denkschrift vom Sommer 1947 fest, daß 80% der Deutschen unterernährt seien. Zeitzeugen äußerten sich:

„Wir bekamen einen Tunnelblick, waren permanent müde und apathisch. Die Jagd auf Essbares dominierte unser ganzes Leben“.

Das größte Problem, das die Menschen damals hatten, war zunächst einmal die Klärung der Frage: Wo schlafen wir morgen? Wo und wie bekommen wir ein Dach über den Kopf? Und was kriegen wir morgen auf den Tisch? Bekommen wir morgen überhaupt etwas was auf den Tisch?“

Trotz der (viel zu geringen!) Nahrungslie-ferungen durch die Besatzungsmächte[12], trotz organisierter Schulspeisung und Care-Paketen aus den Vereinigten Staaten sank die Kalorienmenge im Hungerwinter weiter ab.[13]

Anfang 1947 erhielten die Bewohner in Hamburg beispielsweise nur noch 770, in Hannover 740, in Essen 720 Kalorien pro Tag – ein doppelter Hamburger Royal von MacDonalds hat heute mehr Kalorien.[14]

Die Haager Landkriegsordnung von 1907 verpflichtet die Siegermächte zur Versorgung der deutschen Zivilbevölkerung in den von den Invasionstruppen besetzten Gebieten. Wieviel Kalorien pro Tag das konkret bedeu-tet, regelt die Konvention jedoch nicht.

Berlins damaliger Oberbürgermeister Otto Ostrowski sah Parallelen in der klassischen antiken Tragödie:

„Wir haben vor unseren Augen eine bis aufs Äußerste von Kälte und Hunger gemarterte Stadt. Wir können mit Sophokles sagen:

,Zu sehr leidet die Stadt schon, sie kann ihr Haupt nicht mehr erheben aus der Verzweiflung. Ein großes Sterben ist aus-gebrochen, und täglich steigt die Zahl der Todesopfer. Das ist wirklich das Schicksal Berlins in diesem langandau-ernden, grauenvollen Winter. Und wie im Oedipus des Sophokles seufzt die Bevöl-kerung unter der schweren Last und ruft um Hilfe. Wir können nicht mehr! Helft uns, rettet uns!‘“

Anfang 1946 veröffentlichte die „Süddeutsche Zeitung“ ein Foto. Zu sehen war ein Tisch. Darauf verteilt: ein halber Teelöffel Zucker, ein fingernagelgroßes Stück Fett, eine Käse-portion von der Größe eines Streichholzes, ein radiergummigroßes Stück Fleisch, ein Schluck Milch und zwei Kartoffeln. Das war in jener Zeit die durchschnittliche Tagesration eines Deutschen.

Vor 1945 hatte die deutsche Landwirtschaft zu 80 % die Ernährung der Bevölkerung si-chern können (autark war Deutschland auch damals nicht), ebenso verhielt es sich beim Weizen und Roggen. Von allem gab es zu wenig.

1946/47 wurde die Fähigkeit zur Selbst-versorgung nur noch auf 35 % geschätzt, da etwa ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzflächen im Osten verloren gegangen war und darüber hinaus infolge des Kriegs die Ernte 1946/47 nur 50 bis 60 % der normalen Ernteerträge betrug.

Wegen des Mangels an Düngemitteln und Treibstoff konnten 1947 nur noch sieben Tonnen Kartoffeln pro Hektar geerntet werden. Vor dem Krieg, 1937, betrug die durchschnittliche Kartoffelernte pro Hektar noch 17 Tonnen (sic.).

Ähnliche Kalorienverbrauchszahlen dieser Zeit allein sagen nur wenig über die wirkliche Ernährungslage aus; entscheidend aber war vor allem der Mangel an tierischem Eiweiß und Fett.[15]

Abfall essen, betteln, „fringsen“* war ange-sagt – im Extremwinter 1946/47 starben Hunderttausende Menschen im besetzten Deutschland an den Folgen von Hunger und Frost.

*) Mundraub aus Not von Kardinal Frings berechtigt geheißen

Ursache war die regelrecht arktische Kälte. Temperaturen bis zu Minus 25 °C, 40 Tage Dauerfost – der Winter 1946/47 war der härteste Winter des Jahrhunderts.

Die Opferzahl des Hungerwinters wurde niemals erforscht. Die Offenlegung der Zahlen konnte nicht im Interesse der Kriegssieger liegen.

Die in den Besatzungszonenen stationierten Soldaten wurden in dieser Zeit überdurch-schnittlich gut versorgt. Auch diese Tatsache wird im Gesamtzusammenhang tabuisiert.

Wie viele Menschen in der Kälteperiode vor knapp 80 Jahren an den Folgen von Mangel-ernährung und Frost starben, bleibt deshalb unklar. Laut Schätzungen waren es mehrere Hunderttausend Tote. Ein

„äußerst grober und vager Richtwert, der jedoch wahrscheinlich ist“,

stellte der Historiker Wolfgang Benz 2015 fest.

Zwischen November 1946 und März 1947 sanken die Temperaturen auf bis zu minus 25 Grad. Die Elbe war damals komplett vereist, der Rhein auf einer Länge von mehr als 60 Kilometern zugefroren. Damit war aber auch die Binnenschifffahrt lahmgelegt. Infolgedes-sen kollabierte die Versorgung mit Rohstof-fen und Nahrung vollständig.

Zur Ernährungskrise kam die Kohlenkrise. Kohle war nicht nur der wichtigste Rohstoff der deutschen Industrie, sondern auch un-erläßliche Voraussetzung eines funktionie-renden Verkehrs- und Transportsystems sowie wichtigster Energieträger der privaten Haushalte.

Überdies bildete die Kohle einen der we-sentlichen Posten im Export der ersten Nachkriegsjahre, obgleich ohne günstige Auswirkungen für die deutsche Wirtschafts-bilanz:

Die deutsche Kohle wurde von den Alliierten streng bewirtschaftet und weit unter dem Weltmarktpreis verkauft, wobei die Erlöse nicht in Devisen, sondern nur in Reichsmark gutgeschrieben wurden.

Die Zeitzeugen jener Zeit sind nicht mehr befragbar. Die Erlebnisgeneration ist auf die andere Seite gegangen. Damals fünf- bis zehnjährige Kinder sind heute überwiegend bereits verstorben.

Und so fällt ein düsteres und trauriges Ka-pitel der jüngeren deutschen Geschichte der vollständigen Vergessenheit anheim, während ahnungslose Nachgeborene, heute zwischen 30 bis 80 Jahre nur die Geschichten einer verbrecherischen Nazizeit und das Narrativ der vollständigen Judenvernichtung kennen.

Sie wissen nichts über das bittere Los ihrer Großeltern und Urgroßeltern und in der Regel sind sie so verblendet, daß sie es auch nicht wissen wollen!

Die Traumata ihrer Vorfahren aber sind un-bewußt auf die heute lebenden Generationen übergegangen. Die Deutschen sind ein in hohem Maße kollektiv traumatisiertes Volk. Folge zweier verlorener Kriege und des Heimatverlustes von Millionen.

Dieses kollektiv erlittene Trauma wirkt bis heute fort und wird in den Familien (meist unbewußt) transformiert und an die nächste Generation weitergegeben. Diese Gegeben-heiten wurden soziologisch untersucht und sind wissenschaftlich belegt, also weder ein Gedankenkonstrukt noch eine in den Raum gestellte These.

Strittig ist lediglich das Ausmaß der Lang-zeitwirkung. Heute wächst die dritte bzw. vierte Nachkriegsgeneration auf und man sollte annehmen, daß sich die Traumata abschwächen und vergehen.

Das Gegenteil scheint der Fall. Mit jeder neuen Generation nehmen die Übertreibun-gen der sogenannten Vergangenheits-bewältiger noch zu. Das Leid der deutschen Opfer dagegen ist so gut wie unbekannt.

____________

Anmerkungen

 

Fortsetzung folgt!

 

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Dresden-Enkel
Dresden-Enkel
25 Tage zuvor

Ich bin neu hier, da mir Ihr Blog empfohlen wurde. Sie sprechen ein sehr wichtiges Thema an: „Generationsübergreifende Traumata“. Als Kind einer Dresdnerin, die den Bombenangriff auf Dresden als 7jährige durchmachen mußte, habe ich mich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Die Mehrheit der (noch) Bio-Deutschen ist sich gar nicht bewußt, welche Last sie unbewußt heute noch trägt. Generationsübergreifende Traumata bezeichnen die unbewußte Weitergabe traumatischer Erfahrungen und deren Folgen von einer Generation zur nächsten, oft durch Verhaltensmuster und epigenetische Mechanismen.

Nachfahren können dadurch Symptome entwickeln, die nicht zu ihrer eigenen Lebensgeschichte passen, wie Angstzustände, Depressionen oder eine erhöhte Streßanfälligkeit, auch wenn sie das Trauma selbst nie direkt erlebt haben. Wer verstehen will, was heute in der Welt passiert, muß sich mit der Vorgeschichte zum Weltkrieg I beschäftigen. Dieser Krieg stellt die Ur-Katastrophe dar. Es gibt mittlerweile sehr gute Literatur (auch fremsprachliche), die ein anderes Bild der Vorgeschichte schildern als dasjenige, das uns Deutschen in den Schulen vermittelt wird. Aber wem auch immer ich diese Bücher empfehle, sie alle wollen diese nicht lesen. Mein Umfeld möchte sich einfach nicht mit diesem Thema beschäftigen. Es wäre doch so lange her, und das bringe doch alles heute nichts mehr, bekomme ich meist zu hören.

Doris Mahlberg
24 Tage zuvor

@Dresden-Enkel

Willkommen auf diesem schönen Blog im Kreis der Mitdenkenden und Informierten. Ich finde es immer interessant und bereichernd, Berichte von Zeitzeugen zu lesen. Wir, die Kinder der Kriegsgeneration, sind vermutlich die letzten, die die Wahrheit überliefert bekamen. Die bestialischen Händler des Todes warten nur darauf, daß auch wir eines Tages aus dieser Welt verschwunden sein werden und niemand mehr über die wahren Verbrechen am deutschen Volk Zeugnis ablegen kann. Denn wenn die niederträchtige Banken- und Geldmacht etwas noch besser kann als Völker zu morden und auszuplündern, dann ist es LÜGEN !!

Die letzten drei Sätze Ihres Kommentars sprechen mir aus der Seele. Das habe ich auch 1000 Mal gehört : „Ach, laß mich damit in Ruhe. Hör doch endlich damit auf ! Das ist alles so lange her und spielt keine Rolle mehr.“ Diese Leute begreifen nicht einmal ansatzweise, daß unser heutiges Dilemma bis ins Jahr 1889 zurückreicht. Der erste WK wurde ebenso von langer Hand heimlich vorbereitet wie der zweite. Bereits im Mai 1911 sprach man in Frankreich vom „kommenden Krieg“, in den Großbritannien, Italien und Rußland eingebunden werden sollten. Das internationale Kapital, die sog. Händler des Todes, wollten unbedingt einen Krieg gegen die regierenden Dynastien Europas und genau DAS vollzieht sich bis heute. Die Geldmacht wünscht NIEMANDEN über sich zu haben. Schon gar nicht Meinungsfreiheit und Demokratie ! Der Wille der Geldmacht soll das alleinige Evangelium der Regierenden aller Völker sein ! Als der erste WK 1916 zu Ende war und Deutschland ihn gewonnen hatte, konnten das die Herren des Geldes niemals dulden ! Was taten sie ? Sie schickten ihre Lakaien nach London und machten den Palästina-Deal. Und so ging der Krieg weiter und wurde zum Verhängnis für Europa und Palästina.

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