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In der Reha

Sie sind schlimm dran, die da im Speiseraum zu den Mahlzeiten zusammenkommen – besonders die bedauernswerten Schlaganfalls-Patienten, aber auch die Unfallgeschädigten.

Der rechtsseitig gelähmte Diplom-Posaunist im Rollstuhl will Weihnachten unbedingt zu Hause feiern, auch wenn er noch nicht weiß, wie er ohne Fahrstuhl in den 3. Stock gelangen soll. Nach Weihnachten will er dann zur Reha zurückkommen.

Der ganz schwere „Fall“ eines linksseitig gelähmten, sprachgeschädigten großen blonden Mannes mit viel zu dickem Bierbauch: Er schwingt sich – gestützt nur auf einen einzigen Stock und schwer schnaufend wie eine Lokomotive Schritt für Schritt vorwärts, ein Willensakt sondergleichen. In seiner bellenden Kinder-Sprechweise bettelt er täglich am Handy:

Ich will Weihnachten zu Hause sein.

Ebenso lassen sich viele ältere Frauen nicht nehmen, Weihnachten zu Hause mit den Angehörigen zu feiern.

Auch die geistig so aufgeschlossenen Eheleute wollen Weihnachten zu Hause sein und dann wiederkommen. SIE steht ihrem Mann zur Seite. Der war im Garten mit dem Fuß an einer Schlingpflanze hängengeblieben, mit dem Kopf zwischen Rosenbüschen gelandet und auf einem Stein aufgeschlagen: Halswirbelsäule geschädigt, unkoordinierte Bewegungen der Arme und Beine.

Die beiden wirbelsäulengeschädigten noch jüngeren Männer haben keine Familienangehörigen. Sie bleiben – traurig – über Weihnachten in der Klinik.

Die verödet in der Woche vor Weihnachten. Was ist es, das die Menschen wünschen läßt, Weihnachten daheim zu sein?

Die türkisch-muslimische Putzfrau

„Sie gehen heute nach Hause?“ fragt sie mich. „Ja, Weihnachten will ich zu Hause feiern. Und vielen Dank, daß Sie immer so schön saubergemacht haben. Ich wünsche Ihnen ein schönes W… – ach, feiern Sie denn überhaupt Weihnachten?“ „Nein. – Nur Silvester ein bißchen.“

Eine also von all den vielen Fremden in Deutschland, die unserer Kultur verständnislos gegenüberstehen. Weihnachten bedeutet Ihnen nichts außer vielleicht ein Ärgernis, das man den Ungläubigen austreiben müßte.

Wie ist das zu verstehen?

Gerade eben und passend zu meinen Gedanken bekomme ich von Gerhard Hess die Erklärung zugesandt:

Weihnachten oder Jul ist das älteste heidnische Fest der Deutschen (seit 7000 Jahren nachweisbar am Kultplatz von Goseck bei Naumburg) …

Der Grieche Prokopios von Caesarea (500-562) bringt in seinem Geschichtswerk über den Gotenkrieg (II,15) die Schilderung eines Goten über das größte Fest der Thule-Bewohner (Skandinavier).

Wo liegt Thule?

Nach Wikipedia könnte es der norwegischen Insel Smøla entsprechen. Dort scheint – wie Prokopios schreibt –

in den Monaten um die Winterwende … die Sonne an die 40 Tage überhaupt nicht, vielmehr ist unendliche Nacht ausgegossen. Niedergeschlagenheit hält die dortigen Menschen diese ganze Zeit über in Banden …

Sobald aber von dieser langen Nacht eine Zeit der 35 Tage verflossen ist, werden Leute auf Berggipfeln aufgestellt – so ist es Sitte -, und sobald sie eine Spur der Sonne entdeckt haben, melden sie es den unten Harrenden, daß in 5 Tagen die Sonne scheinen wird. Dann feiern sie insgesamt ein großes Fest über die frohe Botschaft, und zwar im Dunkeln. Und das ist der Thuliten größtes Fest.

 

Bild: Norwegen Reiseführer

In Deutschland kennen wir eine solche Polarnacht nicht. Aber die Tage um Weihnachten sind kurz, die Nächte lang. Unsere Vorfahren erlebten um diese Zeit – wie wir Heutigen auch – ebenfalls die große Sehnsucht nach mehr Sonne. Denn es war kalt, die Natur schien erstorben, man mußte mit den im Herbst eingebrachten Vorräten auskommen.

Sie beobachteten daher sehr genau den Sonnenstand um die Sonnenwende im Sommer und vor allem im Winter, wie etliche ihrer Himmelsbeobachtungs-Anlagen beweisen.

Nach dem tiefsten Stand der Sonne werden die Tage nun allmählich wieder länger. Es wird wärmer, heller, die Natur erwacht. Welch eine Freude, welch ein Grund zum Feiern!

Das ist Weihnachten, das Julfest Nordeuropas.

Bis zum heutigen Tage ergreift es uns immer wieder aufs Neue, selbst im Häusermeer der Großstadt.

Dieses Erleben fehlt den Südländern. Wieso sollten sie in ihrer stets sonnenhellen Heimat eine Sonnenwende feiern?

Von ihren Gegenden aus aber kam die nicht zur nordischen Heimat passende Fremdlehre, das Christentum, zu uns nach Nordeuropa. Wir lesen a.a.O., daß der Edda-Fälscher Snorri Sturlasson (1179-1241) in der „Heimskringla“, der Geschichte der norwegischen Könige, festhielt, daß König Hakon (918-961) versuchte, dem Land den Christenglauben aufzuzwingen, und von den Bauern eine Absage erhielt:

Die Bauern stellten dem König die Frage: „Jetzt wissen wir nicht, ob wir unsere Freiheit zurückerhalten werden oder ob du uns weiterhin knechten willst mit dem wunderlichen Ansinnen, daß wir den Glauben ablegen sollen, den vorher unsere Väter gehabt haben und alle unsere Vorväter … Weit mächtiger waren jene denn wir, und dieser ihr Glaube hat uns doch bis heute geholfen.“

Es half nichts. Das Christentum, ein Ableger des Judentums für die Nichtjuden, wurde mit Feuer und Schwert unseren Vorfahren aufgezwungen.

Nun glauben die unwissenden, aus der angestammten Kultur herausgerissenen Christen, Weihnachten sei das Fest der Geburt Christi. Aber feiern wollen sie es dennoch nach heidnischem Brauch mit dem Weihnachtsbaum, dem Sinnbild beständigen Lebens. Ihn holen sie sich in die Stuben. So singen wir Deutschen Weihnachten das Lob des Tannenbaums:

O Tannenbaum, du grünst nicht nur zur Sommerzeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit.

Dein Kleid will mich was lehren: Die Hoffnung und Beständigkeit gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit.

Bild: pinterest.com

 

 

 

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