Totensonntag an der Nahe. Bretzenheim-Gedenken 21.11.21

Ernst Cran

sprach am Totensonntag Worte des Gedenkens der im Rheinwiesenlager geschundenen und zu Tode gebrachten deutschen Soldaten:

Ich stehe heute hier mit einem Stück Holz in der Hand. Dieses Stück Holz trägt in seiner Form, seinen Farben und in seiner Geschichte alles an und in sich, was ich den Toten und den Leidenden hier im „Feld des Jammers“ wie auch in jedem anderen Rheinwiesenlager widmen und mit euch allen teilen will:

Dieses Stück Holz ist kein Ast, es ist ein Stab. Ein gebrochener Stab – gebrochen über unser Volk und über unser Land. Gefunden und aufgelesen habe ich diesen Stab Anfang Sep-tember – hier in dem Gelände gleich hinter dem Mahnmal. Ich habe dieses Gelände an jenem Tag mit einigen Kameraden durch-streift und bin dabei dessen uferloser Leere wie auch seiner bedrückenden Fülle gewahr geworden. Dieses Stück Land ist ein einziger vielzehntausendfacher Schrei nach Heilung.

Dort lag dieser Stab – im Dreck, verdreckt, verstaubt. Vermutlich war er nur kurze Zeit dort gelegen, Monate vielleicht – und in der landwirtschaftlichen Nutzung dieses Feldes verwendet. Wäre er länger dort gelegen – Jahre, Jahrzehnte, oder gar bereits zur Zeit des Lagers – sein Schicksal wäre damals in wenigen Augenblicken besiegelt gewesen. Alle auf dem Lagergelände stehenden Bäume waren damals binnen Tagen bis aufs Skelett abgebrochen, abgerindet, abgekratzt, abge-nagt. Als Feuerholz wäre dieser Stab wohl verwendet worden, wenn Feuer denn möglich gewesen wäre. Vielleicht auch als Werkzeug, zum Graben oder Bohren. Oder zur Abwehr – ja, es gab Futterneid und sogar Kameraden-diebstahl, und manchmal ging es dabei um eine halbe Erbse!

Dieser gebrochene Stab aus dem „Feld des Jammers“! Ich habe ihn gereinigt und ge-glättet, dabei seine Form und auch den Bruch belassen. Ich habe ihm Farben gegeben. Far-ben, die etwas aussagen über die Wahrheiten und Inhalte dieses Ortes hier – damals wie heute:

Weiß – die Farbe der Reinheit, der Unschuld. Die Farbe der Aufrichtigkeit, des Zutrauens in Fairness und Ehrenhaftigkeit. Auch die Farbe von „Ich ergebe mich“, die Farbe der Kapitu-lation – im Sich-Einlassen auf gemachte Zu-sagen aufgrund unterzeichneter internatio-naler Vereinbarungen.

Schwarz – die Farbe des Todes und der Trauer. Die Farbe des Verlustes, des Endes. Auch schlicht die Farbe der Düsternis, der Dunkelheit, der Finsternis, in der sich auch alles Gemeine, alle Niedertracht, Hinterlist und Bosheit verstecken kann. Die Farbe der Flucht vor dem Licht, die Farbe des Licht-scheuen. Die Farbe eines alles vernichtenden Soges ins Nichts – 1945 gekennzeichnet durch den an die noch kämpfenden deut-schen Truppen gerichteten „Passierschein“ mit der Unterschrift von VS-General Eisen-hower: Ein Passierschein hinein in einen geplanten Tod!

 

Eisenhowers mörderisches Rheinwiesenlager für Hunderttausende deutscher Soldaten ohne Wasser, ohne Nahrung, ohne Hygiene, ohne Schutz vor Wetterunbill (Foto: Google)

Rot schließlich – die Farbe von Leid und Schmerz; auch Liebe ist Schmerz. Die Farbe des Herzens. Die Farbe von rohem, abge-häutetem Fleisch. Die Farbe des Blutes. Die Farbe einer offenen Wunde; sie blutet und schmerzt bis heute!

Schwarz, Weiß und Rot sind auch die Farben von Wurzeltiefe, von reinstem Licht, von herzlicher Hingabe. Es sind die urdeutschen Farben. Die atländischen Farben sind es, die odischen Farben. Die deutschen Farben seit vielen tausenden von Jahren.

 

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Fahne Deutsches Reich

Und dazu: Gold und Silber. Nicht der Edel-metalle wegen, sondern des Glanzes wegen. Gold und Silber als Glanz der Seele, als farbliches Signum ihrer Beständigkeit, ihres bleibenden Wertes. Das Glänzen der deut-schen Seele, der deutschen Volksseele. Um diese Seele geht es letztlich. Der Krieg ging und geht ja weiter. Die Seele soll vernichtet werden. Die Seele soll aus den Menschen hinausgespritzt werden. Seelenlose Wesen sind das Ziel, „Transhumanismus“ ist der Begriff dafür.

Dieser Plan wird scheitern. Wir alle hier sind der Beweis dafür – jeder einzelne. Die deut-sche Volksseele ist weder besiegbar noch zerstörbar. Dies – auch dies – ist die Bot-schaft dieses Stabes. Ich widme dieser Bot-schaft zum Schluß Zeilen aus einem Lied, das im vergangenen Mai hier bereits erklang. Eine Frage, die die Antwort beinhaltet:

„Wißt ihr nicht, sag‘, wißt ihr nicht, daß die deutsche Seele unzerstörbar ist,
daß sie reiner ist als jeder Quell, daß sie heilig ist und wie die Sonne hell?
Wißt ihr nicht, sag‘, wißt ihr nicht, daß die deutsche Seele unzerstörbar ist,
daß sie tiefer gründet als die Zeit, daß sie Gottes ist von Ewigkeit?“

Ich verneige mich vor den Seelen der Toten und der Leidenden hier im „Feld des Jam-mers“ wie auch in jedem anderen der Rheinwiesenlager. Heilung ihnen allen!

Nachtrag von Ernst Cran:

Drei Zitate – und zwar historische Quellen-texte aus dem Jahre 1945 – aus dem Buch „Rheinwiesenlager 1945 – 1948. Ein Trau-erspiel in Deutschland“, Horst W. Gömpel, 3. Auflage 2021

Diese Zitate belegen die Verlogenheit der Alliierten, die völlige Rechtlosigkeit der
Deutschen sowie die brutale Durchsetzung dieser Rechtlosigkeit:

Zitat 1: „Passierschein“ (gültig für einen oder mehrere Überbringer), unterzeichnet von
Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte:

„Der deutsche Soldat, der diesen Passier-schein vorzeigt, benutzt ihn als Zeichen seines ehrlichen Willens, sich zu ergeben. Er ist zu entwaffnen. Er muß gut behandelt werden. Er hat Anspruch auf Verpflegung und, wenn nötig, ärztliche Behandlung. Er wird so bald wie möglich aus der Gefan-genschaft entfernt.“

Zitat 2: 28. Juni 1945, Schreiben des briti-schen Kommandeurs an einen deutschen Offizier auf die Frage, welchen Status er und seine Soldaten nach der Kapitulation besit-zen:

„1. Sie haben keinen Rechtsstatus.

2. Die Bezeichnung „Bedingungslose Kapi-tulation“ meint genau, was sie sagt, nämlich, daß die Deutschen, sowohl Soldaten als auch Zivilisten, und alle anderen, die gekämpft haben oder mit den Deutschen im Krieg gegen die Alliierten verbündet waren, absolut keine Rechte oder irgendwelche Ansprüche haben.

3. Es liegt völlig im Ermessen der Alliierten, ob Sie als Kriegsgefangene oder entwaffnete Personen behandelt werden, und Ihr Status kann von Zeit zu Zeit entsprechend den Wünschen der Alliierten geändert werden.

4. Die Genfer oder andere Konventionen werden nicht angewandt, noch erhalten Sie Schutz oder Rechte wie normale Kriegsge-fangene.

5. Das alliierte Oberkommando ist von dieser Feststellung informiert worden.“

Zitat 3: 09. Mai 1945, Schreiben des Regie-rungspräsidenten in Koblenz an den Landrat in Bad Kreuznach:

„Betrifft: Lebensmittel für die Gefangenen.

Die Militärregierung hat mich ersucht, be-kanntzugeben, daß unter keinen Umständen unter der Bevölkerung Lebensmittel gesam-melt werden dürfen, um sie deutschen Kriegsgefangenen zuzustellen.

Wer dieses Gebot übertritt“ … (um) „gegebe-nenfalls unter Umgehung der Absperrung, den Gefangenen trotzdem etwas zukommen zu lassen, setzt sich der Gefahr aus, erschos-sen zu werden.

Ich ersuche, hiernach alles daran zu setzen, etwaige Sammlungen zu unterbinden und die Bevölkerung in geeigneter Weise über diesen Tatbestand aufzuklären.“