Sonntagsgruß mit Lessing
Sonntag, 24. August 2008 von Adelinde
Froschgequäke und Nachtigallen
In Ansehung des Verfalls des deutschen Geschmacks äußerte Lessing sich sehr tolerant. Nicht daß er das Froschgequäke nicht auch für Gequäke hielte,
berichtet Elise Reimarus in einem Brief an v. Hennings vom 28.8.1776, „aber er sagte“, und zwar gewiß allgemein gültig:
Wer es denn zugeben wollte, daß diese Leute und ihre Nachbeter Epoche machten? Vielmehr sollte man sie in ihren Sümpfen ruhig schreien lassen und dadurch nicht aus Ärger die Nachtigall überhören, die zwar einsamer, aber doch hie und da noch in den Gebüschen so gut als ehemals schlüge.
Und damit einen schönen Sonntag, liebe Leser und Leserinnen!
Wohl wahr, wenn es denn nur der Ärger wäre! Aber leider sind die „Quäkenden“ dabei, Ihre wirtschaftselitäre „Demokratie“, von der sie so quäkend falsche Kunde geben, zu etablieren und das, was das allgemeine Volk bisher unter Demokratie (= das Volk hat die Macht) verstehen durfte und verstand, durch die Hintertür abzuschaffen und die Nachtigallen (als Synonym für „Werte“ und „human rights“) gleich mit. Wenn bei Frau Merkel und Ihresgleichen die Rede von Europa ist, dann ist das ihr Europa als Kapitalmarkt, nicht jenes, das wir mit der frz. Revolution und jener von 1848 anstrebten.
Mithus
Und dennoch, lieber Mithus:
Leihen wir auch den „Nachtigallen“ unser Ohr! Es ist schön hier, trotz der Quäkenden, die wir natürlich auch gut im Auge behalten und denen wir unsere Antworten geben wollen.
Den „Verfall“, den „Untergang“ hat’s – besonders in den Augen der Schwarzseher – eben auch schon zu Lessings Zeiten gegeben, und siehe da, wir sind immer noch da! „Es wächst“ eben „das Rettende auch“ (Hölderlin).
Und zu dem Rettenden hat gerade Lessing ja ganz Erkleckliches beigetragen.