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„Das Geld ist sehr katholisch.“

(spanisches Sprichwort)

Nach „Heil Duce!“ und „Heil Hitler!“ nun

„Heil Franco!“

Franco trifft 1940 Adolf Hitler im südwest-französischen Hendaye. (Quelle: picture-alliance/KPA/91050/KPA/TopFoto)

In Spanien – dem dritten faschistischen Staat in Europa neben Italien und Deutschland – hatte sich vor der Machtübernahme Francisco Francos auch dort in den 1920/30iger Jahren in Folge der Not der Arbeiterschaft eine sozialistische Bewegung heraus-gebildet.

Einen großen Anteil Schuld am sozialen Elend der Massen hatte der Klerus.

Seit der Antike besaß der Klerus in Spanien besondere Macht. Die Ketzerbekämpfung war dort schon im Altertum rigoros, die Juden-verfolgungen erstreckten sich über lange Zeiten, die Sklaverei dauerte bis ins 18. Jahrhundert, und die Inquisition blühte wie in keinem anderen Land.*

Vor allem an der Bildung des Volkes lag der Kirche wie auch staatlichen Machthabern nichts.

In Spanien waren noch 1870 mehr als 60 % der Bevölkerung Analphabeten, und noch 1930 erhielten selbst in Madrid 80.000 Kin-der keinen Unterricht. Denn, so sagte Bravo Murillo, als er eine Schule für sechshundert Arbeiter genehmigen sollte:

„Wir brauchen keine Men-schen, die denken, sondern Ochsen, die arbeiten können.“

So schloß sich das Volk allmählich von Staat und Kirche ab und

immer häufiger den liberalen, sozialistischen und radikal sozialisten Parteien an, und endlich brach die 1923 errichtete, von König Alfons XIII. gebilligte Militärdiktatur General Primo de Riveras zusammen.

Primo de Rivera (rechts) und König Alfons XIII. im März 1930 (Bild: Wikipedia)

Mit Zustimmung der überwältigenden Mehr-heit beseitigte man durch die Gemein-dewahlen vom 12. April 1931 die Monarchie und erklärte die Republik.

Bei den Parlamentswahlen im Juni 1931 … gewann die Koalition von bürgerlichen Re-publikaner und Sozialisten 377 Mandate, während die Rechtsparteien, repräsentiert durch den hohen Klerus, die Graden, den Offizierskorps und das Großbürgertum, nur 60 Sitze erhielten.

Spanien war auf dem Wege zu Freiheit und echter Demokratie. Die neue Regierung wurde sabotiert von linken wie auch rechten Extremisten. Das Land stand vor dem Bankrott. Und trotzdem

wurden allein im ersten Jahr der Republik unter dem Unterrichtsminister Marcelino Domingo 7000 Schulen gebaut, im zweiten 2500. Bereits Ende 1932 besuchten 70.000 Schüler die Oberschulen, vorher 20.000. Man schuf ein hochmodernes Scheidungsgesetz, ein neues Strafgesetz, Gesetze über die Zi-vilehe, über Zwangsarbei, Schlichtungsaus-schüsse, Mindestlöhne, Frauenrechte u.a.

„Reformen, die anderswo mehr als ein halbes Jahrhundert erfordert hatten, wa-ren in zwei Jahren durchgeführt worden.“

Die neue Verfassung, die Rede- und Presse-freiheit gestattete, alle Bürger für gleich erklärte und die Adelstitel abschaffte, sah die Trennung von Kirche und Staat vor.

Sie entzog dem Klerus Unterricht und Für-sorge, löste den Jesuitenorden auf, verbot Mönchen und Nonnen den Handel und säkularisierte die Eheschließung.

Die sprichwörtlich stolzen Spanier konnten wieder mit Recht stolz auf sich sein:

Nach Beseitigung der Monarchie rühmten sich die Spanier, kein Volk der Erde habe je einen derart elementaren Systemwechsel so „rit-terlich“ und so „human“ vollzogen. Die Einführung des bürgerlichen Regimes hatte kaum einen Tropfen Blut gekostet.

Aber die Kirche

Kardinal Segura (Bild: frwiki.wiki/wiki)

wollte sich mit ihrem Machtverlust – obwohl in Spa-nien völlig unbehelligt weiter tätig – nicht abfinden:

„Den ersten Schuß in dem Kampf, der bis zum Bürgerkrieg währen sollte, gab Kardinal Segura, Erzbischof von Toledo und Primas der Kirche von Spanien, mit seinem scharfen Hirtenbrief Anfang Mai ab.“**

Der König floh nach Paris, und schwere Unruhen ergriffen von Madrid aus bald das ganze Land.

Dabei richtete sich die Wut der Demon-stranten bezeichnenderweise gegen die mit Monarchie und Adel so eng liierte katholische Kirche, die in Spanien, als der Thron beseitigt war, in gewisser Hinsicht an dessen Stelle trat.

Am hellen Vormittag brannte man eine Jesuitenkirche im Stadtzentrum von Madrid nieder und schrieb mit Kreide auf die Mauern der Ruine:

„Volksgericht über Diebe“.

Allein in sechs Großstädten wurden mehr als hundert Kirchen und Klöster völlig zerstört.

Der spanische Episkopat versuchte sofort, seine ursprüngliche Position wieder zu ge-winnen. Er hetzte in den folgenden Jahren offen gegen die Regierung, die „roten Antichristen“, wie Kardinal Segura sagte, indem er aufforderte,

„Schluß zu machen mit den Feinden des Königreiches Jesu Christi“.

Und zwar – wie könnte es anders sein bei den Vertretern der „Religion der Liebe“ – forderten die spanischen Bischöfe 1933 in einem Hir-tenbrief und der Papst Pius XI. in einer Enzyklika einen

heiligen Kreuzzug für die vollständige Wiederherstellung der kirchlichen Rechte.

Zu ihrem Glauben überzeugen können sie nicht. Sie können ihn stets nur erzwingen mit Gewalt und Völkermord.

Mündlich und schriftlich rief der Episkopat zur Revolte gegen die Regierung auf.

 

Kardinal Eugenio Pacelli (Bild: Europeana)

Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., mischte sich ein und betrieb die Gründung der CEDA (Confederatión Españiola de Derechas Autónomas).

Die CEDA … bekämpfte besonders den Marxismus und den liberalen Einfluß der Freimaurer, die übrigens am 20. Oktober 1936 in der Madrider Zeitung „ABC“  erklärten,

„absolut auf der Seite der Volks-front, auf der Seite der legalen Regierung und gegen den Fa-schismus“

zu stehen, wobei sie die Logen ande-rer Länder unterstützten.

Führer der DEDA wurde der Bewunderer Hitlers und militante Katholik Gil Robles,

dem 1935 der „Völkische Beobachter“ nachrühmte,

„vor allen Dingen besitzt er ein Organ von einer Stärke, das ihn befähigt, auch den lästigsten und lautesten marxistischen Schreier niederzubrüllen“.

Seine CEDA-Jugendorganisation schloß sich der 1933 gegründeten „Falange Españiola“ an, der faschistischen Partei Spaniens. Deren Gründer und Leiter

José Antonio, der Sohn des Diktators Primo de Rivera, war eng mit den oberen Klassen und der Kirche ver-bunden und hatte schon am 24. September 1934 Franco brieflich mitgeteilt, daß er einen militärischen Staatsstreich zur Wiederherstellung

„der verlorenen geschichtlichen Bestimmung des Landes“

unterstützen werde. Der Übergang der katholischen Jugendorganisation zu den spanischen Faschisten vollzog sich um so leichter, als man ihr mit Recht bereits einen

„ausgesprochenen faschistischen Charakter“

bescheinigen konnte. Wie anderer-seits jedes Mitglied der Falange wenigstens während des Bürger-krieges zur Messe gehen, beichten und kommunizieren mußte.*

Wie wir im heutigen Deutschland den Kopf schütteln über das Wahlvolk – die „Kälber, die ihre Metzger selber“ wählen – so über die Mehrheit der Wahlberechtigten in Spanien: 1933 waren sie bereit, ihre Stimme denen zu geben, die die freiheitlichen Errungenschaf-ten und Maßnahmen der Regierung bekämpften:

– Man unterließ die Durchführung des Agrargesetzes und senkte die Löhne, bis sie noch geringer waren als zur Zeit der Monarchie.

– Man vertagte die Ersetzung konfes-sioneller Schulen durch staatliche und erlaubte sogar den Jesuiten, deren Orden formell verboten blieb, ihre Lehrtätigkeit wieder auzunehmen.

-Ungezählte Männer und Frauen verloren durch die Großgrundbesitzer Arbeit und Brot,

– viele wanderten ohne jeden Prozeß, nur wegen ihrer Zugehörigkeit zu den Linksparteien, ins Gefängnis.

– Allein im Oktober und November 1934 hat man 30.000 Menschen aus politischen Gründen eingekerkert und häufig noch gefoltert …

– Die Zahl der Arbeitslosen erreichte eine Million.

Unter den neuen Herren traten auch die mit dem hohen Klerus kollaborierenden Monar-chisten wieder in Erscheinung …

Da durften die Gleichgesinnten Italiens und Deutschlands ihre Unterstützung nicht versagen:

Der italienische Duce Mussolini – der von Rom als „von der Vorsehung gesandt“ erklärte Führer Italiens – erschien bereits am 31. März 1934 zu Besuch bei den spanischen Rebellen und versprach ihnen 200 Maschinengewehre, 20.000 Handgranaten und wei-teres Kriegsmaterial nebst 1,5 Millionen Peseten.

Das Volk der Spanier spaltete sich in zwei einander spinnefeindliche Fronten: die linke „Volksfront“ und die „Nationale Front“, die „Falange“, die Monar-chisten, Großagrarier, die CEDA u.a. in sich vereinigte.

Jetzt brannten die Arbeiter in vielen Orten wieder die Kirchen nieder, wobei einige aber auch die Falange einäscherte, um die Zer-störung den Anarchisten anzukreiden

oder sie als Festungen zu mißbauchen. Der Katholik Friedrich Prinz zu Loewenstein berichtet als Augenzeuge:

Auch daß beim Aufstand vom 18. Juli 1936 zahlreiche Kirchen als Operationsbasis gegen Volk und Staat benützt worden sind, läßt sich nicht mehr leugnen.*

Jetzt schlug die Stunde des dritten „Führers“: des Faschisten

Francisco Franco.

Aber Hitler mußte 1942 rückblickend klarstellen:

„Ohne die Hilfe der beiden Länder (Italien, Deutschland) gäbe es heute keinen Franco.“

Der zeitgenössische irische Journalist und Schrift-steller Charles Duff kennzeichnet Franco mit den schmeichelhaften Worten:

„Er würde selbst von den Kopfjägern Borneos Hilfe angenommen haben, um sein eigenes Volk niederzuzwingen.“

Freund Duce Mussolini bescheinigte Franco:

„… ich prophezeie Francos Niederlage … Die Roten sind Kämpfer, Franco ist es nicht“.

Die deutsche Botschaft meldete aus Madrid,

daß die Aufständischen viel geringere Stoßkraft entfalteten als die Regie-rungstruppen, daß der Widerstand der Bevölkerung in Stadt und Land sehr stark sei und auch das geistig-moralische und propa-gandistische Kräfteverhältnis sich zugunsten der Regierung entwickle.

Diese verfügt über ein die breiten Volksmassen fesselndes Programm. Ver-teidigung der Republik, Freiheit, Fort-schritt, Abwehr politischer und sozialer Reaktion …

Die roten Milizen sind von einem fa-natischen Kampfgeist erfüllt und schla-gen sich mit außerordentlicher Bravour, bei entsprechenden Verlusten. Diese sind jedoch aus den Volksmassen leicht zu ersetzen, während die Aufständischen, die nur über Kontingente ihrer Trup-penteile verfügen, solche Reserven im allgemeinen fehlen.

Falls nicht Unerwartetes geschieht, ist nach allem kaum mit Erfolg des Mili-täraufstandes, jedoch noch mit längerer Dauer der Kämpfe zu rechnen.“

Das Unerwartete geschah in derselben Nacht, in der dieser Bericht nach Berlin gedrahtet wurde  –

Hitler entschloß sich, die Rebellen zu unterstützen.

… Noch Ende Juli gingen 20 deutsche Transportflugzeuge nach Marokko ab und beförderten Francos „Erlöserarmee“, seine mohammedanischen Mauren und seine Le-gionäre, Losung: „Es lebe der Tod! Nieder mit der Intelligenz“ zur Rettung des katholischen Abendlandes übers Meer.

Die „Heldentaten“ der Moslems in Sevilla erinnern uns an ähnliche im heutigen Deutschland:

„Das ganze Arbeiterviertel – obwohl so gut wie ohne Waffen – leistete bis zum Schluß Widerstand. Besonders furchtbar war das Massaker in dem Bezirk San Julián. Die Legionäre trieben alle Männer, die sie hier antrafen, auf die Straße und stachen sie mit dem Messer ab.

Der untere Teil von Triana (Arbeiter-viertel von Sevilla) wurde sodann durch Artilleriebeschuß dem Erdboden gleich-gemacht.“***

Hitler meinte dazu:

 

Die liebevoll “Tante Ju” genannte Junkers Ju 52 (Bild: DocPlayer.org)

 

„Franco sollte der Ju 52 ein Denkmal setzen. Diesem Flugzeug verdankt die spanische Revolution ihren Sieg.“

Deschner listet weiter auf:

Bereits bis Oktober 1936 hatte Hitler an das katholische Franco-Spanien 87 Flugzeue, 41 Kampfwagen, 24 Panzerabwehrkanonen, 50 Minenwerfer, 212 Maschinengewehre, 10.000 Handgranaten, 22.000 Bomben, 30.000 Gewehre und 75 Millionen Patronen geliefert.

Anfang November kam ein geschlossenes Luftwaffenkorps, die Legion Condor, die zu-nächst 4500 Mann umfaßte.

Franco stellte jedoch bis zuletzt immer neue Forderungen und vermochte sie auch durch-zusetzen, obwohl man in Berlin den Spa-nienkrieg allmählich satt hatte.

Die „Märkische Volkszeitung“ stellte am 28.11.1936 fest:

Überall, wo die Truppen Francos stehen, wurde der Jesuitenorden wieder in seine Rechte eingesetzt, und die Ordensleute versehen wieder ihr Amt. Die Soldaten und das Volk, die im Streit gegen die Roten von Madrid stehen, haben versprochen, für die Kultur und für die Religion zu kämpfen.

Die Jesuiten, die wieder in ihre Häuser zu-rückgekehrt sind, haben ihre Schulen wieder geöffnet. Zu erwähnen bleibt noch, daß dreißig Jesuitenpatres als Feldgeistliche in den Reihen der Armee des General Franco stehen.

Dafür also sollten die deutschen Truppen des Un-ternehmens „Condor“ im Bürgerkrieg eines nicht-deutschen Landes wie Spanien kämpfen!

 

Erich Ludendorff (Bild: Encyclopedia Britannica)

Von deren „Kampfwillen“ war der Aufklärer über das Wesen und die Absichten Roms, der deutsche Feldherr des 1. Weltkrieges Erich Ludendorff, nicht überzeugt:

Solcher [Kampfwille] ist bei überzeugt rö-mischgläubigen Faschisten ebenso vorauszu-setzen wie bei überzeugten Kommunisten, weniger bei „Freiwilligen“, die nach Spanien „kommandiert“  sind.

Willig läßt jeder wahre Soldat für die Ver-teidigung seiner Heimat sein Leben. Zurück-haltend wird er kämpfen, wenn er ähnlich wie Söldnerscharen … für Belange zu kämpfen hat, die er nicht übersieht.

Die beteiligten Staaten hüllen ihre in Spanien getroffenen Maßnahmen in Dunkel und ent-ziehen sie der Einsicht ihrer Völker. Die „Weltpresse“ hat es infolge der Heimlich-keiten um so leichter, erhöhtes Mißtrauen der Völker gegeneinander zu erwecken.****

Einen Tag später wurde Ludendorffs Zeitschrift seitens des NS-Regimes verboten!

____________________

Anmerkungen

*) Karlheinz Deschner, Mit Gott und den Faschisten, Stuttgart 1965, alle Zitate, wenn nicht anders angegeben, aus seinem Werk

**) Zitat Deschners von Hugh Thomas, „dessen Buch über den spanischen Bürgerkrieg zu den objektivsten Darstellungen gehört“ (Deschner)

***) Deschner zitiert einen Zeitgenossen des damaligen Geschehens

****) Halbmonatsschrift der Ludendorff-Bewegung „Am heiligen Quell Deutscher Kraft“ (Folge vom 20.1.1937)

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R. Heuschneider
R. Heuschneider
1 Jahr zuvor

Der Artikel ist leider reine Schwarz-Weiß-Malerei, denn er unterschlägt vollkommen die politische Gesamtlage. In jener Zeit war das erste Ziel der Sowjetunion unter Stalin und den meist jüdischen Funktionären die Bolschewisierung ganz Europas, was nichts anderes bedeutete, als Globalisierung unter der roten Knute. Wenn die nationalistischen Gegner in Spanien sich dagegen mit Hilfe der mächtigen, entarteten Kirche wehrten, so mag dies bedauerlich sein, aber hätte Spanien etwa lieber kommunistisch werden sollen?
Der Autor vermittelt den Eindruck, damals ging es in Spanien darum: Entweder Freiheit in einem roten Spanien oder Sklaverei unter Kirche und Falangisten.

Ehrhard Hartmann
1 Jahr zuvor

Da einer meiner Brüder bei der Legion Condor war, und diese Franco eigentlich die Herrschaft ermöglicht hat so hat er sich von Hitler totzdem nicht “einspannen” lassen !

Andernseits waren dort solche tollen Helden wie ein Ernest Hemmingway, der hinterrücks deutsche Soldaten erschossen und sich dieser Verbrechen auch noch gerühmt hat.

Passiert ist ihm aber trotzdem nichts. Ähnlichkeiten ohne jede Folgen sind heutzutage immer noch möglich.

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